Histaminintoleranz: Junge Frau kratzt sich am Arm, der Arm ist schon rot vom vielen Kratzen.
  1. Was ist Histaminintoleranz?
  2. Histaminintoleranz: Symptome
  3. Histaminintoleranz: Ursachen
  4. Diagnose einer Histamin-Intoleranz
  5. Behandlung bei Histaminunverträglichkeit
  6. Langfristige Therapie: Histamin-arme Ernährung
  7. Histaminintoleranz vorbeugen: Was hilft?
  8. Kann Histaminintoleranz wieder weg gehen?
  9. Häufige Fragen zu Histaminintoleranz
Histaminintoleranz: Junge Frau kratzt sich am Arm, der Arm ist schon rot vom vielen Kratzen.
Auf einen Blick
  • Bei einer Histaminintoleranz wird Histamin unzureichend im Körper abgebaut
  • Überschüssiges Histamin im Blut verursacht unerwünschte Symptome (z. B. an der Haut und im Magen-Darm-Trakt)
  • Sie ist wegen großer Symptomvielfalt schwierig zu diagnostizieren
  • Die Therapie beruht aktuell auf die Vermeidung von Lebensmittel mit hohem Histamingehalt
  • Die Einnahme von DAO (Diaminoxidase) zeigt in Studien Linderung der Symptome

Was ist Histaminintoleranz?

Als Histaminintoleranz wird eine Störung bezeichnet, bei der größere Mengen des mit der Nahrung aufgenommenen Histamins im Darm nicht richtig abgebaut werden. Dadurch entstehen unerwünschte körperliche Reaktionen wie z. B. Juckreiz, Quaddeln und Rötung an der Haut sowie Kopfschmerzen. Die Begriffe Histaminintoleranz und Histaminunverträglichkeit werden synonym verwendet.

Die Häufigkeit der Histaminintoleranz kann noch nicht konkret eingeschätzt werden, da sie bis vor einigen Jahren nicht als Erkrankung anerkannt war. Die Vielfalt der beobachteten Symptome und die Ähnlichkeit mit einer Lebensmittelallergie stellen große Herausforderungen an die Diagnostik der Histamin-Intoleranz.

Histaminintoleranz: Symptome

Die Histaminunverträglichkeit zeigt eine große Symptom-Variabilität zwischen Menschen. Wegen der großen Vielfalt der Symptome und der Ähnlichkeit mit einer allergischen Reaktion ist die Histaminintoleranz schwierig zu diagnostizieren. Die Symptome sind variabel und können mit einer Allergie gegen Lebensmittel verwechselt werden. Verschiedene Organsysteme können dabei betroffen sein.

Kardiovaskuläre Symptome (Herz-Kreislauf-System)
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Herzrasen
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck)
  • Bewusstlosigkeit
Dermatologische Symptome (Haut)
  • Rötung
  • Schwellung
  • Urtikaria (Nesselsucht)
  • Juckreiz
  • Ekzem
Gastrointestinale Symptome (Magen und Darm)
  • Blähung
  • Verstopfung
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • Diarrhö (Durchfall)
  • Völlegefühl nach dem Essen
Respiratorische Symptome (Atmungssystem)
  • Rhinorrhö (Nasenlaufen)
  • Nasenverstopfung
  • Kurzatmigkeit
  • Luftnot

Histaminintoleranz: Ursachen

Histamin kommt natürlicherweise in unserem Körper vor und erfüllt wichtige Funktionen. Trotzdem kann es bei einer übermäßigen Aufnahme an Histamin zu unerwünschten Reaktionen kommen. Der Grund hierfür ist, nach aktueller Studienlage, eine fehlende oder reduzierte Funktion des Enzyms DAO (Diaminoxidase). Dieses Enzym kommt in der Darmschleimhaut vor und ist für einen Abbauschritt des Histamins verantwortlich, welches mit der Nahrung aufgenommen wird. Dadurch kann die Menge an Histamin reduziert werden. Es wird folglich weniger Histamin ins Blut aufgenommen.

Bei einer Histaminintoleranz funktioniert das Enzym DAO nicht oder nicht ausreichend. Oder es gibt generell weniger DAO-Enzyme. Mehr Histamin aus der Nahrung kann im Darm ins Blut aufgenommen werden. Über das Blut gelangt Histamin in verschiedene Organe und verursacht dort unerwünschte Symptome.

Eine Histaminunverträglichkeit kann genetisch veranlagt oder im Laufe des Lebens erworben sein. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ein Mangel an DAO mit bestimmten Einzelnukleotid-Polymorphismen (vererbbare, genetische Variationen im Bereich eines Basenpaares) assoziiert ist.

Zudem kann die Aktivität des DAO-Enzyms durch verschiedene Medikamente wie z. B. Chemotherapeutika und Alkohol beeinflusst werden. Ebenso können Darmerkrankungen wie das Kurzdarmsyndrom und das Reizdarmsyndrom die Funktionalität und Menge des DAO-Enzyms beeinträchtigen.

Histamin gehört zur Gruppe der biogenen Amine. Das DAO-Enzym baut nicht nur Histamin ab, sondern auch andere biogene Amine. Dadurch kann die Einnahme von hohen Konzentrationen an anderen biogenen Aminen gleichfalls eine vorübergehende Histamin-Intoleranz begünstigen, weil die DAO-Enzyme mit dem Abbau der anderen Aminen “beschäftigt” sind.

Diagnose einer Histamin-Intoleranz

Die Symptome einer Histaminintoleranz ähneln denen einer allergischen Reaktion. Daher muss eine Allergie z. B. auf andere Lebensmittel ausgeschlossen werden, bevor eine Histaminintoleranz diagnostiziert wird.

Das Führen eines Ernährungstagebuchs kann die Beziehung zwischen den aufgetretenen Symptomen mit den verursachenden Lebensmitteln herstellen. Dies erleichtert auch die Aufstellung einer individuellen Histamin-armen Diät.

Gewissheit: Histaminintoleranz testen

Die Messung des DAO-Spiegels (Diaminoxidase) im Blut kann eine mögliche diagnostische Hilfe sein. Die Konzentration des DAO ist bei Betroffenen oft erniedrigt. Allerdings kann nicht allein von der Konzentration des DAOs auf den Schweregrad der Erkrankung Rückschluss gezogen werden. Im Rahmen eines ärztlichen Gesprächs können die Ergebnisse sinnvoll interpretiert werden.

Behandlung bei Histaminunverträglichkeit

Die Behandlung einer akuten Histaminintoleranz hängt vom Schweregrad der Symptomen ab. Lokale Reaktionen an der Haut wie Rötung, Urtikaria und Juckreiz können mit einer Juckreiz-lindernden Creme behandelt werden. Auch Antihistaminika, Wirkstoffe gegen Histamin, können Linderung verschaffen. Sprechen Sie vor einer Medikamentenanwendung mit einem Arzt bzw. einer Ärztin. Eine Selbstmedikation ist im Hinblick auf Nebenwirkungen und Interaktion mit anderen Medikamenten nicht ratsam.

Bei Herzrasen und Luftnot sollten schwerwiegendere Ursachen sicher ausgeschlossen werden. Hierzu ist eine ärztliche Konsultation notwendig.

Symptome im Magen-Darm-Trakt sind in der Regel selbstlimitierend (selbsteinschränkend). Meistens kann bis zum Abklingen der Symptome abgewartet werden. Bei starken Beschwerden kontaktieren Sie ihren Hausarzt oder Hausärztin.

Langfristige Therapie: Histamin-arme Ernährung

Vor einer Therapie der Histaminintoleranz sollte die Diagnose sichergestellt worden sein. Zudem sollte eine Allergie auf andere Lebensmittel ausgeschlossen worden sein. Eine ärztliche Konsultation (im Fachbereich Allergologie oder Ernährungsmedizin) ist sinnvoll und auch notwendig.

Die Therapie besteht in erster Linie aus einer Histamin-armen Diät. Aktuell gibt es keine einheitliche Empfehlung, welche Lebensmittel vermieden werden sollten. Einige Studien haben Histamin-arme Diäten untersucht, bei denen eine Remission (Rückbildung) der Symptome verzeichnet werden konnte. Dabei wurde durchschnittlich 3 Wochen u. a. auf folgende Lebensmittel verzichtet:

  • Hartkäse

  • Fischkonserven

  • Luftgetrocknete Fleischprodukte

  • Spinat

  • Sauerkraut

  • Zitrone

  • Erdbeere

  • Wein und Bier

Eine Supplementation (Ergänzung) des DAO-Enzyms kann, laut aktueller Studienlage, zur Symptomlinderung führen. Es gibt Präparate, welche DAO-Enzyme tierischen Ursprungs enthalten. Pflanzliche DAO-Enzyme gibt es derzeit nicht. Vor einer Supplementation ist es wichtig, die Histaminintoleranz richtig zu diagnostizieren. Ein Besuch bei der Ärztin bzw. einem Arzt ist ratsam.

Histaminintoleranz vorbeugen: Was hilft?

  • Rohmilchkäse meiden: Rohmilchkäse enthält von allen genannten Lebensmitteln durchschnittlich die höchste Konzentration an Histamin. Käsesorten aus pasteurisierter Milch enthalten weniger Histamin und sind für eine Histamin-arme Diät besser geeignet.

  • Keine Fischkonserven: Fischkonserven enthalten hohe Konzentrationen an Histamin. Daher ist es ratsam, bei einer Histamin-Intoleranz auf frische Fische zurückzugreifen, da diese durchschnittlich weniger als 1 Milligramm Histamin pro Kilogramm Fisch enthalten.

  • Luftgetrocknete Würste enthalten durchschnittlich hohe Konzentrationen an Histamin und sind daher nicht empfehlenswert.

  • Alkohol: Unter den alkoholischen Getränken enthält Rotwein durchschnittlich die höchste Konzentration an Histamin. Auch Bier und Weißwein enthalten Histamin.

Kann Histaminintoleranz wieder weg gehen?

Eine Histaminintoleranz kann auch reversibel sein. Dies ist z.B. bei einer Medikamenten-beeinflussten Histaminintoleranz möglich. Bei Einnahme bestimmter Medikamente funktionieren die DAO-Enzyme nicht gut. Diese können sich allerdings nach Absetzen der betreffenden Medikamente erholen. Eine ärztliche Beratung ist ratsam, bevor Änderungen im Medikamentenplan vorgenommen werden.

Eine Histaminintoleranz, welche auf Grundlage eines Reizdarmsyndroms oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung besteht, bedarf eine Therapie der Grunderkrankung.

Die sicherste Therapie besteht aktuell in der Vermeidung entsprechender Lebensmittel im Rahmen einer Histamin-armen Diät.

Häufige Fragen zu Histaminintoleranz

Eine Intoleranzreaktion auf Histamin kann mehrere Minuten bis Stunden dauern. Auch tagelange Symptome (insbesondere Magen- und Darmsymptome) sind möglich. Dies ist abhängig von der Menge des aufgenommenen Histamins. Außerdem wird die Dauer beeinflusst durch den individuellen Schweregrad der Histaminunverträglichkeit, die Begleitmedikation, den Alkoholkonsum und mögliche Grunderkrankungen des Magen-Darm-Trakts oder der Haut.

  • Rohmilchkäse
  • Fischkonserven
  • Luftgetrocknete Würste wie Salami
  • Rotwein und Bier

Histamin wird im Darm hauptsächlich durch das Enzym Diaminoxidase (DAO) abgebaut. Dadurch kann weniger Histamin ins Blut aufgenommen werden.

Quellen

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