Eine ältere Frau in einer weißen Bluse kratzt sich am Unterarm.
  1. Was ist Nesselsucht?
  2. Nesselsucht Symptome
  3. Verschiedene Arten der Nesselsucht
  4. Ursachen einer Nesselsucht
  5. Diagnose einer Nesselsucht
  6. Nesselsucht Behandlung
  7. Häufige Fragen zu Nesselsucht
Eine ältere Frau in einer weißen Bluse kratzt sich am Unterarm.

Die Lebenszeitprävalenz für Urtikaria liegt bei fast 20 Prozent. Das bedeutet, dass etwa jeder 5. Mensch im Laufe seines Lebens an Nesselsucht erkrankt.

Nesselsucht wird fachsprachlich als Urtikaria bezeichnet. Sie äußert sich durch das Auftreten von Quaddeln und Angioödemen. Es gibt verschiedene Arten von Nesselsucht. Auch kann bei Nesselsucht die Ursache variieren. Ziel der Behandlung bei Nesselsucht ist die Symptomfreiheit.

Auf einen Blick
  • Nesselsucht ist eine Hautreaktion mit Rötungen, Quaddeln und Juckreiz.
  • Es gibt unterschiedliche Arten und Ursachen bei Nesselsucht
  • Urtikaria kann akut oder chronisch verlaufen.
  • Nesselsucht ist nicht ansteckend.

Was ist Nesselsucht?

Nesselsucht äußert sich in Form von juckenden Quaddeln auf der Haut, die hautfarben oder blass-rot sein können. Weiterhin kommt es häufig zu Angioödemen. Die Erkrankung kann akut oder chronisch verlaufen.

Der Begriff Nesselsucht (Urtikaria) ist von der Brennnessel (Urtica) angeleitet. Hauterscheinungen im Rahmen einer Urtikaria sehen aus wie solche, die durch Brennnesseln ausgelöst werden.

Nesselsucht Symptome

Nesselsucht äußert sich hauptsächlich durch Hautveränderungen, dazu zählen Rötungen, juckende Quaddeln und manchmal auch Schwellungen von Gesicht, Händen oder Füßen (Angioödeme). Selten kommt es zu Atemnot.

Definition Quaddeln:

  • Oberflächliche Schwellung
  • Scharf begrenzt
  • Jucken oder Brennen
  • Klingen i. d. R. nach 30 Minuten bis 24 Stunden ab

Definition Angioödem:

  • Schnelles Auftreten
  • Tiefe Schwellung der Haut oder Schleimhaut
  • Kribbeln, Brennen, Spannungsgefühl
  • Manchmal Schmerzen
  • Rückbildung langsam, kann bis zu 72 Stunden dauern

Manchmal beschränken sich die Quaddeln auf ein begrenztes Areal, in anderen Fällen bedecken sie praktisch den ganzen Körper. Sie gehen mit starkem Juckreiz einher. Der Juckreiz kann für Betroffene als so stark empfunden werden, dass sie sich nur noch schwer auf andere Dinge konzentrieren können und folglich auch schlecht schlafen. Besonders charakteristisch zeigt sich bei einer Urtikaria das Gefühl, den Reiz nicht durch ein Kratzen zu beseitigen, sondern dem Juckreiz durch Kneifen oder Druck mit den Fingernägeln entgegenwirken zu können.

Bei manchen PatientInnen mit Nesselsucht entstehen plötzliche, ausgeprägte Schwellungen der Haut/Schleimhaut, etwa im Gesicht. Diese sogenannten Angioödeme können von einem unangenehmen Spannungsgefühl und Juckreiz begleitet sein. Sie bilden sich langsamer zurück als Quaddeln.

Verschiedene Arten der Nesselsucht

Die Leitlinie zur "Klassifikation, Diagnostik und Therapie der Urtikaria" differenziert zwischen drei Formen der Nesselsucht, welche nochmals in verschiedene Unterformen aufgeteilt werden.

1. Spontane Urtikaria

Bei einer spontanen Nesselsucht bilden sich Quaddeln und/oder Angioödeme, jedoch können Betroffene und auch behandelnde ÄrztInnen den Ursprung dieser Reaktion nicht eindeutig zuordnen.

Diese Art der Urtikaria scheint demnach ohne Auslöser aufzutreten. Manche PatientInnen berichten, dass die Symptome "wie aus dem Nichts kommen". Je nachdem, wie lange die Symptome anhalten, unterscheidet man eine akut-spontane und eine chronisch-spontane Urtikaria (CSU). Die spontane Urtikaria ist am meisten verbreitet, etwa 80 Prozent aller PatientInnen leiden darunter, davon zwei Drittel an der akuten Variante.

Die akute Nesselsucht klingt in der Regel spätestens nach 2 Wochen ab, oft sind aber auch bereits nach einigen Stunden keine Quaddeln mehr sichtbar. Von einer chronischen Nesselsucht spricht man dagegen, wenn die Symptome länger als 6 Wochen anhalten.

2. Induzierbare Urtikaria

Eine induzierbare Urtikaria wird auch als physikalische Nesselsucht bezeichnet, weil die Nesselsucht-Symptome wie Quaddeln und Juckreiz durch physikalische Reize ausgelöst (induziert) werden. Diese Reize können Kälte, Licht oder mechanische Einwirkungen sein. Die Symptome der physikalischen Nesselsucht klingen ab, wenn der Reiz nicht mehr vorhanden ist. Sie machen nur etwa 10 Prozent aller Fälle von Nesselsucht aus.

  • Kälteurtikaria wird auch Kälteallergie oder Kälte-Nesselsucht genannt. Bei Kontakt mit kalten Gegenständen, kalter Luft, kaltem Wind oder kalten Flüssigkeiten kann die Kälte-Nesselsucht auftreten. So können sich zum Beispiel im Winter auf unbedeckten Körperstellen die juckenden Hautausschläge und Rötungen bilden. Die Symptome treten entweder wenige Minuten nach dem Kältereiz auf oder erst dann, wenn sich die Stelle wieder erwärmt.

  • Bei der verzögerten Druckurtikaria, auch Druck-Nesselsucht genannt, werden die Symptome durch einen anhaltenden Druck ausgelöst. Auslöser sind oft enge Kleidungsstücke, aber auch alltägliche Handlungen wie längeres Gehen können zu Druckurtikaria an den Fußsohlen führen. Die Reaktion findet zeitlich versetzt statt, die Quaddeln bilden sich erst 3 bis 12 Stunden später. Betroffene erkennen deshalb oft nicht den Zusammenhang zwischen Reiz und Symptomen.

  • Wärmeurtikaria ist durch lokalisierten Kontakt mit Wärme, beispielsweise beim Föhnen, bedingt. Bei dieser Nesselsucht treten die typischen Symptome nur an den Stellen auf, die mit der Wärmequelle direkt in Kontakt gekommen sind.

  • Lichturtikaria wird durch UV-Licht ausgelöst. Dabei kann es sich um künstliches UV-Licht, wie etwa im Solarium, oder einfach um natürliche Lichteinstrahlung handeln. Diese Form der Nesselsucht wird auch als solare Urtikaria bezeichnet.

  • Symptomatischer Dermographismus ist auch als Reibungs-Nesselsucht oder Urticaria factitia bekannt. Die Erkrankung wird durch Kratzen, Reiben und Scheuern der Haut ausgelöst, etwa bei einem schlechtsitzenden Rucksack. Circa 2 bis 4 Prozent der Deutschen leiden an dieser Art der Nesselsucht, damit ist sie die häufigste Form der induzierbaren Urtikaria.

3. Weitere Urtikariatypen

  • Das vibratorische Angioödem ist eine seltene Unterform der Nesselsucht. Dabei lösen Vibrationen, etwa durch den Gebrauch von Presslufthammern, Quaddeln oder Angioödeme aus.

  • Aquagene Urtikaria wird durch Wasserkontakt hervorgerufen. Nach 2 bis 30 Minuten treten Quaddeln im Bereich der Körperareale auf, die Kontakt mit Wasser hatten. Es handelt sich hierbei um eine sehr seltene Form der Nesselsucht.

  • Cholinergische Urtikaria oder cholinergische Nesselsucht wird durch einen Anstieg der Körpertemperatur ausgelöst und tritt insbesondere bei jungen Erwachsenen auf. Der Temperaturanstieg kann beispielsweise durch Sport, scharfes Essen, Alkohol, Fieber, heißes Wasser oder emotionalen Stress hervorgerufen werden. Die ersten Quaddeln können bereits während des Temperaturanstieges auftreten. Meist bilden sie sich schnell wieder zurück, nur in seltenen Fällen bleiben sie länger als 3 Stunden bestehen.

  • Kontakturtikaria wird, wie der Name bereits andeutet, durch den Kontakt der Haut mit verschiedenen Substanzen ausgelöst. Es kann anhand der Auslöser unterschieden werden in immunologische und nicht-immunologische Kontakturtikaria.

Ursachen einer Nesselsucht

Es gibt viele verschiedene Auslöser der Nesselsucht. Dem Mechanismus der Symptomentstehung liegt jedoch in den allermeisten Fällen die Freisetzung von Histamin durch die Mastzellen des Immunsystems zugrunde.

Der Botenstoff Histamin wird bei einer Nesselsucht vermehrt ausgestoßen und sorgt dafür, dass die kleinen Blutgefäße in der Haut sich weiten, sodass diese sich rötet. Gleichzeitig werden die Gefäße durchlässiger. Dadurch tritt verstärkt Flüssigkeit ins Gewebe über und es bilden sich Quaddeln.

Diagnose einer Nesselsucht

Die Diagnose einer Urtikaria ist oft langwierig, da mögliche Auslöser nicht leicht zu identifizieren sind. Eine gründliche Anamnese kann dabei helfen, den Auslöser zu finden. Die Formen und Ursachen der Urtikaria können höchst unterschiedlich sein. Deshalb sind die Beobachtungen des Betroffenen für die Urtikaria-Diagnose und eine erfolgreiche Therapie unerlässlich.

Eine Möglichkeit ist es, dass PatientInnen ein Beschwerde-Tagebuch führen. Dieses kann bei der Urtikaria-Diagnose entscheidende Hinweise auf mögliche Unverträglichkeiten und Risikosubstanzen liefern, etwa Arzneimittel oder Lebensmittelzusatzstoffe.

Folgende Informationen sollten in dem Urtikaria-Tagebuch dokumentiert werden:

  • Symptome samt Schweregrad und Verlauf

  • Aufgenommene Nahrung und Getränke

  • Produkte, die auf der Haut angewandt wurden

  • Medikamente mit Dosierung

  • Erlebnisse mit erhöhter psychischer Belastung (Stress)

  • Körperliche Anstrengung, z. B. Sport

Nesselsucht Behandlung

Ziel der Therapie ist es, vollständige Beschwerdefreiheit zu erlangen. Dies gelingt bei der Mehrheit der PatientInnen. Die chronische induzierbare Urtikaria hat oft einen schweren und langwierigen Verlauf und spricht schlechter auf die Therapie an.

Der wichtigste Baustein der Nesselsucht-Therapie ist, den Auslöser möglichst zu meiden. Das geht natürlich nur, wenn dieser eindeutig identifiziert werden kann. Bestimmte Formen der physikalischen Urtikaria können mit einer Gewöhnungstherapie behandelt werden. Hierbei wird der Körper durch gezielte Konfrontation mit dem Auslöser an diesen gewöhnt.

Medikamente bei Nesselsucht

Generell richtet sich die Therapie bei der Nesselsucht gegen die Symptomatik. Cremes und Lotionen können lokal auf die Haut aufgetragen werden und führen zur Linderung der Symptome. Sollte dies nicht reichen, können auch Medikamente in Tablettenform verwendet werden.

Bei einer Nesselsucht werden auch Antihistaminika zur Behandlung eingesetzt. Diese können die allergischen und allergieähnlichen Symptome bei vielen PatientInnen wirksam lindern. Der Wirkmechanismus von Antihistaminika basiert auf der Hemmung von Histamin.

Bei einer chronischen Nesselsucht werden neben Antihistaminika häufig auch noch andere Stoffe eingesetzt, um die Krankheit zu bekämpfen. In schweren Fällen muss eine Urtikaria oft mit Cortison behandelt werden. Das kann etwa der Fall sein, wenn Antihistaminika nicht ausreichend gegen die Nesselsucht-Symptome helfen.

Auch Leukotrien-Antagonisten können bei einer schwer behandelbaren Nesselsucht eingesetzt werden, da diese Arzneistoffe entzündungshemmend und antiallergisch wirken.

Urtikaria kann mit Schwellungen im Rachenraum einhergehen, daher kann es zu lebensbedrohlichen Atemproblemen kommen. Betroffene sollten immer ein Allergie-Notfallset mit sich führen, dieses enthält

  • ein flüssiges Antihistaminikum,

  • ein flüssiges Cortisonpräparat sowie

  • eine Spritze mit Adrenalin.

Hausmittel bei Nesselsucht

Einige Hausmittel können helfen, die akuten Symptome einer Nesselsucht zu lindern. Bei Verdacht auf Urtikaria sollte dies jedoch immer ärztlich abgeklärt werden.

Sind die Auslöser der Nesselsucht bekannt, so gilt es, diese zu meiden. Dazu zählen bestimmte Lebensmittel, aber auch scharfes Essen im Allgemeinen. Stress und körperliche Anstrengung können weitere vermeidbare Auslöser sein.

Den quälenden Juckreiz kann man teilweise mit Kälte lindern. Dazu eignen sich z. B. kühlende Kompressen. Dies sollte natürlich nicht bei einer Kälteurtikaria angewendet werden.

Häufige Fragen zu Nesselsucht

Eine Nesselsucht zeigt sich in Form von mehr oder weniger plötzlich auftretende Quaddeln am Körper, meist an den Beinen oder Armen. Diese brennen und jucken und können, je nach Art, bereits nach kurzer Zeit wieder verschwinden oder auch länger andauern.

Wie lange die Quaddeln anhalten, ist abhängig von der Art und Verlaufsform der Urtikaria. Bei einer akuten Nesselsucht sind bereits nach wenigen Stunden oder höchstens 2 Wochen keine Quaddeln mehr sichtbar, bei einer chronischen Nesselsucht halten die Symptome länger als 6 Wochen an.

Die Nesselsucht ist nicht ansteckend, da sie nicht durch Krankheitserreger verursacht wird. Allerdings können Infektionen mit Bakterien, Viren und anderen Erregern bei einigen Menschen bewirken, dass Quaddeln und Juckreiz als Begleiterscheinung des Infekts auftreten.

Generell richtet sich die Therapie der Nesselsucht gegen die Symptomatik. Cremes und Lotionen führen zur Linderung der Symptome. Sollte dies nicht reichen, können auch Medikamente in Tablettenform verwendet werden.

Quellen

  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG): S3-Leitlinie „Klassifikation, Diagnostik und Therapie der Urtikaria“. Langfassung. AWMF-Register Nr. 013-028. 2022.

  • Henz BM, Zuberbier T: [Urticaria. New developments and perspectives]. Hautarzt 2000; 51: 302–8.

  • Immel-Sehr A: Urtikaria: Wandernde Quaddeln. Pharmazeutische Zeitung online. 2018. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wandernde-quaddeln/ (zugegriffen 1. Februar 2023)

  • Weller K, Altrichter S, Ardelean E, et al.: Chronische Urtikaria. Der Hautarzt 2010; 61: 750–7.

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