Bild von Hülsenfrüchten, Nüssen und Haferflocken auf einem beigen Tuch
  1. Welche Lebensmittel können eine Unverträglichkeit oder Allergie verursachen?
  2. Welche Symptome können bei einer Lebensmittelunverträglichkeit entstehen?
  3. Welche Arten von Unverträglichkeiten gibt es?
  4. Wann liegt eine Lebensmittelunverträglichkeit vor?
  5. Wie wird eine Lebensmittelunverträglichkeit therapiert?
  6. Wie kann die Entwicklung einer Lebensmittelallergie verhindert werden?
  7. Häufige Fragen zu Lebensmittelallergie und -unverträglichkeit
Bild von Hülsenfrüchten, Nüssen und Haferflocken auf einem beigen Tuch

Etwa 1 von 20 Deutschen leidet im Laufe seines Lebens an einer Lebensmittelallergie.

Lebensmittelunverträglichkeiten bzw. -allergien werden oft durch Erdnüsse, Milch, Weizen, Sojabohnen und Fisch hervorgerufen. Die Symptome einer Lebensmittelunverträglichkeit sind sehr variabel. Daher stellt sie für die Diagnostik und Therapie eine große Herausforderung dar. Sie ist nicht nur ein eigenständiges Krankheitsbild, sondern steht für ein breites Spektrum von vielen Krankheitsmechanismen. Die Begriffe Lebensmittelunverträglichkeit und Nahrungsmittelunverträglichkeit werden synonym verwendet.

Auf einen Blick
  • Häufig Symptome sind Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Rötung und Juckreiz an der Haut.
  • Milch, Eier, verschiedene Obstsorten, Weizen und Erdnüsse sind oft die Auslöser.
  • Eine Lebensmittelunverträglichkeit steht allgemein für den Zustand, bei dem die Aufnahme eines bestimmten Lebensmittels zu unerwünschten Symptomen führt.
  • Eine Lebensmittelallergie hingegen beinhaltet die Beteiligung des Immunsystems bei der Krankheitsentstehung.
  • Mittels des Prick-Tests kann auf typische Allergene getestet werden.

Welche Lebensmittel können eine Unverträglichkeit oder Allergie verursachen?

  • Milch

  • Eier

  • Erdnuss

  • Haselnuss

  • Getreide

  • Hühnereiweiß

  • Sojabohnen

  • Sesamkörner

  • Fisch

  • Meeresfrüchte

  • Konservierungsstoffe

  • verschiedene Obstsorten (Äpfel, Birnen, Erdbeeren)

  • Zusatzstoffe in prozessierten (industriell verarbeiteten) Lebensmitteln

  • an sich jedes Lebensmittel

Welche Symptome können bei einer Lebensmittelunverträglichkeit entstehen?

Gastrointestinale Symptome
betreffen Magen und Darm
Dermatologische Symptome
betreffen die Haut
Pulmonale Symptome
betreffen Atemwege und Lungen
Kardiovaskuläre Symptome
betreffen Herz und Kreislauf
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Niedriger Blutdruck (Hypotonie)
Anaphylaktischer Schock durch Lebensmittelallergie

Der Notfall: Der anaphylaktische Schock ist die maximale Ausprägung einer Lebensmittelunverträglichkeit. Symptome des Schocks sind:

  • Sinkender Blutdruck (Hypotonie)
  • Luftnot (Dyspnoe)
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Bewusstlosigkeit

Ein gutes Indiz für den Schock ist der Quotient aus Puls und systolischem Blutdruck. Wenn der Puls höher ist als der systolische Blutdruck (erster Wert von z.B. 120/80 mmHg), dann liegt sehr wahrscheinlich ein Schockzustand vor. Informieren Sie die Notärzte über 112!

Welche Arten von Unverträglichkeiten gibt es?

Nahrungsmittelunverträglichkeiten werden im Allgemeinen unter „Adverse food reactions“, zu Deutsch „ungünstige Reaktionen auf Nahrung“, zusammengefasst. Diese umfasst eine breite Palette an Erkrankungen, die zunächst eingeteilt werden in immunologische und nicht-immunologische Reaktionen. Immunologische Reaktionen finden unter Beteiligung des Immunsystems statt und werden auch „Food allergy“ oder Nahrungsmittelallergie genannt. Nicht-immunologische Reaktionen verursachen eher Symptome im Magen-Darm-Bereich und sind auf die Nicht-Metabolisierbarkeit (Nicht-Verdaubarkeit) von Nahrungsmitteln zurückzuführen.

Nicht-immunologische Reaktionen

Toxisch

  • Lebensmittelvergiftung: Hierbei werden Lebensmittel verzehrt, welche natürlicherweise toxische Inhaltsstoffe enthalten (z. B. giftige Pilze). Auch bei der Zubereitung oder Aufbewahrung können toxische Stoffe entstehen. Durch Kontamination wie beispielsweise mit Schwermetallen können Lebensmittel auch gesundheitsschädlich sein.

Resorptiv

  • Fruktosemalabsorption entsteht, wenn die Transportproteine für Fruktose (auch bekannt als Fruchtzucker) nicht adäquat funktionieren. Fruktose sammelt sich im Darm an und kann Blähungen und Durchfall verursachen.

Enzymatisch

  • Intoleranzen von verschiedenen Kohlenhydraten wie z.B. Laktose, Fruktose, Galaktose, Saccharose oder Sorbit sind keine Seltenheit. Die Laktoseintoleranz ist ein gutes Beispiel für eine erworbene (im Laufe des Lebens entstandene) Unverträglichkeit. Sie geht mit der eingeschränkten Funktion des Enzyms Laktase einher. Bei allen oben genannten Kohlenhydraten fehlen entsprechende Enzyme oder die Enzyme sind in ihrer Funktion eingeschränkt. Die Kohlenhydrate sammeln sich im Darm an und können Obstipation (Verstopfung) aber auch dünnflüssigen Stuhlgang und Durchfall verursachen. Auch Bauchschmerzen Übelkeit und Erbrechen sind mögliche Symptome.

  • Histaminintoleranz entsteht, wenn Histamin im Körper nicht (richtig) abgebaut werden kann. Typischerweise enthalten Rotwein und Hartkäse Histamin, aber auch einige Obstsorten. Der Mechanismus beruht auf der eingeschränkten Funktion des Enzyms Diaminoxidase. Die Symptome sind variabel. Im Prinzip kann jedes der oben beschriebenen Symptome auftreten. Auch andere Amine wie Tryptamin (z.B. in Tomaten), Serotonin (z.B. in Nüssen und Bananen) und Tyramin können Unverträglichkeitssymptome verursachen.

  • Alkoholintoleranz kommt insbesondere bei Menschen ost- und südostasiatischen Ursprungs vor. Die Aldehyd-Dehydrogenase ist in ihrer Funktion eingeschränkt oder fehlt gänzlich. Dieses Enzym ist für den Abbau von Alkohol zuständig. Typische Symptome sind Flush (Rötung an der Haut, insbesondere im Gesicht), Herzrasen, Übelkeit und Erbrechen.

Pseudoallergisch (scheinbar-allergisch)

Die Symptome sind typisch für eine allergische Reaktion, jedoch sind andere krankheitsverursachende Mechanismen verantwortlich. Es können keine spezifischen Antikörper im Blut nachgewiesen werden. Auch Hauttestungen fallen negativ aus. Typische Verursacher sind die sogenannten Lebensmittelzusatzstoffe wie Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Emulgatoren (beeinflussen die Konsistenz der Lebensmittel). Auch Sulfite, welche natürlicherweise in Weinen vorkommen, können eine pseudoallergische Reaktion hervorrufen.

Immunologische Reaktionen (Lebensmittelallergie)

Immunologische Reaktionen lassen sich durch ihre krankheitsverursachenden Mechanismen in IgE-vermittelte und IgE-unabhängigen Reaktionen. Die Abkürzung IgE steht dabei für Immunglobulin E.

IgE-vermittelte Reaktionen treten in der Regel sofort auf (0,5 bis 2 Stunden nach Nahrungsaufnahme). IgE-unabhängige Reaktionen hingegen sind verzögert (nach 4 bis 6 Stunden). In Prinzip kann jedes Lebensmittel eine allergische Reaktion hervorrufen. Immunologische Reaktionen sind sehr individuell und sind aktuell Gegenstand der Forschung.

Die Glutenunverträglichkeit stellt eine besondere Erkrankung dar, welche Aspekte einer Lebensmittelallergie aufweisen. Allerdings gehören auch autoimmune Aspekte mit zum Krankheitsbild, weswegen sie in einem separaten Artikel behandelt wird.

Wann liegt eine Lebensmittelunverträglichkeit vor?

Eine Lebensmittelunverträglichkeit liegt dann vor, wenn Symptome mit der Aufnahme eines bestimmten Lebensmittels in Zusammenhang gebracht werden können. Um diese zu diagnostizieren, wird zunächst eine ausführliche Befragung (Anamnese) der bisherigen Krankheitsgeschichte erfolgen. Kann der Patient oder die Patientin ihre Symptome mit keinem bestimmten Nahrungsmittel in Verbindung bringen, so wird ein Nahrungstagebuch geführt. Wichtige Leitfragen zur Führung eines Nahrungsmitteltagebuchs sind:

  • Welche Symptome werden beobachtet?

  • Welche Lebensmittel können mit diesen Symptomen in Zusammenhang gebracht werden?

  • Wie war die Zubereitung der Lebensmittel? (gekocht, nicht gekocht, gebacken, usw.)

  • Welche Menge des Lebensmittels hat zur Entwicklung der Symptome beigetragen?

  • Wie lang war die Zeit zwischen der Aufnahme und der Entwicklung der ersten Symptome?

In Zusammenschau kann nach ein paar Wochen möglicherweise ein Verursacher der Symptome identifiziert werden.

Lebensmittelunverträglichkeit testen

In der Regel erfolgen Hauttests für Lebensmittelallergie beim Hautarzt bzw. bei der Hautärztin (Facharzt/Fachärztin für Dermatologie). Der gängigste Test ist der Prick-Test. Bei diesem Test werden Testlösungen mit Allergenen (Allergie-verursachende Stoffe) über einen kleinen Ritz in die oberflächliche Hautschicht gebracht. Die Reaktion der Haut kann über mehrere Stunden bis Tage beobachtet werden. Reagiert die Haut allergisch auf ein Allergen, so können Quaddeln, Rötung, Schwellung und Juckreiz auftreten. Selten werden auch stärkere Reaktionen beobachtet.

Alternativ kann der Intrakutan-Test durchgeführt werden. Hierbei werden Testlösungen mit Allergenen in die Haut am Rücken oder Unterarm gespritzt und die Reaktion beobachtet. Bei allen Hauttests ist es wichtig zu bedenken, dass die Provokation in der Haut allein eine anaphylaktische Reaktion (schwere Allergiereaktion) verursachen kann. Provokationstestungen an der Haut sollen grundsätzlich in ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.

In Erwartung einer starken Allergiereaktion kann auch ein Reibetest durchgeführt werden. Hierzu wird das Allergen lediglich an die Haut gerieben, ohne die Haut einzuritzen.

Diäten

Des Weiteren stellt die Eliminationsdiät eine geeignete Untersuchungsmethode dar, um das Allergie-verursachende Lebensmittel ausfindig zu machen. Hierzu werden einige wenige Lebensmittel aus dem Ernährungsplan ausgeschlossen und beobachtet. Werden die Symptome mit der Zeit rückgängig, so wird anschließend ein Hauttest mit den eliminierten Lebensmitteln durchgeführt. Dadurch kann abschließend bestätigt werden, welche Lebensmittel die Unverträglichkeit oder die Allergie verursacht.

Die Additionsdiät funktioniert umgekehrt wie die Eliminationsdiät. Hierzu wird eine grundlegende Ernährung mit einigen wenigen Lebensmittel empfohlen. Auf dieser Basis wird die Diät weiterhin um ein bis zwei Lebensmittel ergänzt. Der Beobachtungszeitraum beträgt mehrere Wochen bis Monate. Macht sich ein in die Diät neu aufgenommenes Lebensmittel durch allergische oder Unverträglichkeitsreaktionen bemerkbar, so wird dieses als Allergen anerkannt.

Labortests

Im Blut kann das IgE (Immunglobulin E) häufig erhöht gemessen werden. IgE ist ein Antikörper, welcher mit allergischen Reaktionen in Verbindung steht. Es wird durch Immunzellen produziert, nachdem der Körper mit dem Allergen in Kontakt gekommen ist und das Allergen als Fremdstoff erkannt wurde. Ein erhöhtes spezifisches IgE ist nicht beweisend für eine Lebensmittelallergie, jedoch wegweisend für die Diagnostik.

Wie wird eine Lebensmittelunverträglichkeit therapiert?

In der Regel wird eine Lebensmittelunverträglichkeit durch Vermeidung des entsprechenden Nahrungsmittels therapiert.

Bei einem Enzymmangel als Ursache der Lebensmittelunverträglichkeit kann mit einer oralen Substitution (Ersatz durch Aufnahme von z. B. Tabletten) mit dem entsprechenden Enzym eine Diät umgangen werden. Als Beispiel ist hier die Laktoseintoleranz zu nennen. Es gibt Laktase in Form von Tabletten, welche vor den Mahlzeiten eingenommen werden können.

Die schwerwiegendste Form ist die anaphylaktische Reaktion. Bei akuter anaphylaktischer Reaktion: Unbedingt Notfallmedikation (bestehend aus einer Adrenalin-Injektion und einem Salbutamol-Spray) anwenden und den Notarzt informieren! Diese genannten Medikamente werden nach einer ausführlichen Diagnostik der Lebensmittelallergie durch Ärzte und Ärztinnen für den Notfall verordnet. Eine korrekte Einweisung der Anwendung ist ebenfalls unabdingbar. Daher werden Patientinnen und Patienten eine Notfall-Schulung erhalten. Auch die Ausstellung eines Allergie-Ausweises ist wichtig.

Die Prävention einer Allergie- und Unverträglichkeitsreaktion ist unbestreitbar die wichtigste Säule in der Therapie. Dies besteht einerseits aus der Vermeidung von allergie-verursachenden Lebensmitteln (Expositionskarenz). Wenn Säuglinge in der Stillzeit allergisch auf die durch die Mutter aufgenommene Nahrungsmittel reagieren, sollten diese durch die Stillende gemieden werden. Weiterhin kann eine ernährungswissenschaftliche Beratung bei der Anpassung des Ernährungsverhaltens helfen.

Wie kann die Entwicklung einer Lebensmittelallergie verhindert werden?

In der LEAP-Studie (“Learning early about peanut”) wurde der Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der erstmaligen Präsentation von Kindern mit Erdnuss und der Häufigkeit der Erdnussallergie untersucht. Hierbei konnte festgestellt werden, dass bei Kindern, die bis zum 5. Lebensjahr nicht mit Erdnuss in Berührung kamen, signifikant mehr Erdnussallergie auftraten. Die Häufigkeit von Erdnussallergie war bei den Kindern, die früher Erdnuss zum Essen bekamen, signifikant niedriger.

Einen kausalen Zusammenhang kann jedoch nicht aus der Studie gezogen werden. Es bedarf weiteren Untersuchungen, ob und inwiefern diese Erkenntnis auf andere Lebensmittel-Allergene übertragen werden können.

Häufige Fragen zu Lebensmittelallergie und -unverträglichkeit

Eine Lebensmittelunverträglichkeit ist ein Zustand, bei dem es nach der Aufnahme von bestimmten Lebensmitteln zu ungewünschten Reaktionen kommt. Als Beispiel sind hier Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blähung und Durchfall zu nennen.

Es gibt den sogenannten Prick-Test. Bei diesem Test werden Testlösungen mit Allergenen (Allergie-verursachende Stoffe) über einen kleinen Ritz in die oberflächliche Hautschicht gebracht. Die Reaktion der Haut kann über mehrere Stunden bis Tage beobachtet werden. Reagiert die Haut allergisch auf ein Allergen, so können Quaddeln, Rötung, Schwellung und Juckreiz auftreten.

Durch Vermeidung des entsprechenden Allergens kann eine Lebensmittelunverträglichkeit verhindert werden. Bei milden allergischen Reaktionen kann das Abklingen abgewartet werden. Bei Auftreten eines anaphylaktischen Schocks muss unverzüglich eine notärztliche Behandlung erfolgen.

Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit tritt innerhalb weniger Minuten bis Stunden nach der Nahrungsaufnahme auf. Typische Symptome sind Bauchschmerzen, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Rötung und Schwellung an der Haut sowie Juckreiz.

  • Milch
  • Eier
  • Erdnuss
  • Haselnuss
  • Getreide
  • Hühnereiweiß
  • Sojabohnen
  • Sesamkörner
  • Fisch
  • Meeresfrüchte
  • An sich jedes Lebensmittel

Ärzte und Ärztinnen für Allergologie und Dermatologie testen auf Allergien gegen Lebensmittel.

Die Laktoseintoleranz kommt unter erwachsenen Menschen häufig vor. Bei Kindern sind Allergien gegen Milch, Eier und Nüsse weit verbreitet.

Lebensmittelunverträglichkeiten entstehen einerseits durch die Anhäufung von Nahrungsbestandteilen, wenn diese nicht adäquat abgebaut werden können. Andererseits können Bestandteile aus der Nahrung direkt mit dem Immunsystem interagieren und eine allergische Reaktion hervorrufen.

Quellen

Zum Anfang