Die Corona-Pandemie und der einhergehende Lockdown betreffen jeden Menschen ganz individuell, doch die gesundheitlichen Auswirkungen sind sehr ähnlich. Ein Teil der Bevölkerung kann oder darf nicht arbeiten – diese Menschen haben gerade viel Zeit, um sich mit negativen Gedanken und Zukunftsängsten zu beschäftigen. Aber auch das Gegenteil ist der Fall: Corona-Stress, Homeoffice und Homeschooling, keine Zeit für Entspannung – da ist ein Burnout nicht weit weg. Erfahren Sie hier, was die gesundheitlichen Auswirkungen des Corona-Lockdowns sein können und wie Sie diesen vorbeugen können.
Was ist ein Burnout-Syndrom?
Das Burnout-Syndrom (englisch “burn out” = ausbrennen) beschreibt den Zustand der totalen Erschöpfung aufgrund von Stress am Arbeitsplatz. Es wird auch als “Manager-Krankheit” bezeichnet, weil v. a. Personen mit hohem Leistungsdruck und viel Verantwortung betroffen sind. Da diese Ansprüche aber mittlerweile auf sehr viele Berufs- und Bevölkerungsgruppen zutreffen, ist der Begriff aus der Mode gekommen. Während der Corona-Krise ist – neben vielen weiteren Berufsgruppen – die Gesundheitsbranche inklusive der ambulanten Pflegekräfte von einem massiven und anhaltend hohen Arbeitsaufkommen betroffen. Viele Beschäftigte arbeiten bis zur Erschöpfung und darüber hinaus, was mittel- und langfristig ein hohes Risiko für das Burnout-Syndrom bedeutet.
Betroffene durchlaufen mehrere definierte Phasen als Reaktion auf Überforderung und Stress am Arbeitsplatz. Psychisch und körperlich äußert sich das Burnout-Syndrom u. a. durch:
Erschöpfung und Niedergeschlagenheit
Anspannungszustände und Wutausbrüche
Unfähigkeit zur Entspannung
Magen-Darm-Beschwerden
Anfälligkeit für Infekte bzw. schwaches Immunsystem
Was ist ein Boreout-Syndrom?
Das Boreout-Syndrom (englisch “bored” = gelangweilt) entsteht genau gegensätzlich zum Burnout-Syndrom: durch Langeweile und permanente Unterforderung am Arbeitsplatz. Betroffene sehen den tieferen Sinn ihrer Arbeit nicht, fühlen sich unglücklich und auch nach stressfreien Tagen erschöpft. Die Symptome können denen des Burnout-Syndroms sehr ähnlich sein. Bei vielen Menschen wird der Zustand des Unterforderung im Lockdown verstärkt. Der spontane Austausch mit KollegInnen und die neuen Reize durch wechselnde Arbeitsumgebungen fehlen. Vor allem unter Lockdown-Bedingungen, wenn zusätzlich noch gewohnte Freizeitaktivitäten wegfallen, stellt die permanente Unterforderung am Arbeitsplatz eine große Herausforderung dar.
Was sind gesundheitliche Folgen des Lockdowns und was kann ich dagegen tun?
Ob Pandemie oder Lockdown, jeder ist auf die eine oder andere Weise betroffen. Ängste und Unsicherheit sind oftmalige Begleiter. Wird man mit dem seelischen Ballast nicht alleine fertig, so hilft es, darüber zu sprechen. In einem ersten Schritt mit Freunden und Familie oder mittels professioneller Hilfe durch ÄrztInnen oder PsychotherapeutInnen.
Depressionen erkennen und behandeln
Laut Deutschland Barometer Depression empfanden im zweiten Lockdown 71 Prozent der befragten Personen die Situation als bedrückend, im Gegensatz zu 59 Prozent während des ersten Lockdowns. Jeder Mensch ist hin und wieder niedergeschlagen oder deprimiert, manchmal mehrere Tage hintereinander. Sollten die Antriebslosigkeit und negativen Gedanken jedoch dauerhafte Auswirkungen auf den Alltag und das Sozialleben haben, so können ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen professionelle Hilfe bieten. Sollte eine Depression festgestellt werden, sind weitere Schritte wie medikamentöse und/oder psychotherapeutische Behandlungen notwendig.
Bei Verdacht auf Depression kann in einem ersten Schritt auch das Info-Telefon der Stiftung Deutsche Depressionshilfe (0800 - 33 44 533) beratend zur Seite stehen.
Oftmals Rückenschmerzen durch Corona-Stress
Laut einer Online-Umfrage mit über 2.000 TeilnehmerInnen leiden etwa 8 von 10 Deutschen unter Rückenschmerzen. Elf Prozent gaben an, dass sich diese Beschwerden durch die Corona-Pandemie verstärkt haben. Auch wenn Rückenschmerzen als ein Begleitsymptom einer COVID-19-Erkrankung gelten, wird dieser Anstieg vorwiegend durch die Umstände der Pandemie wie Lockdown, Homeoffice und verminderte Sportangebote hervorgerufen. Als häufigste Ursachen für Rückenschmerzen gaben die TeilnehmerInnen der Umfrage an:
Mangelnde Bewegung (39 Prozent)
Schlechte Matratze oder Lattenrost (35 Prozent)
Fehlende Ergonomie von Bürostuhl oder Schreibtisch (34 Prozent)
Viele Betroffene bekämpfen die Rückenschmerzen mit Schmerzmitteln. Dies behandelt kurzfristig das Symptom, jedoch nicht die Ursache und birgt Nebenwirkungen wie Abhängigkeit. Dabei lassen sich die genannten Ursachen eigenständig in den Griff bekommen. Regelmäßige Bewegung und leichte Kraft- und Lockerungsübungen für den Rücken sind gesundheitsfördernd, absolut kostenlos und gut in den Alltag zu integrieren.
Eine neue Matratze oder ein besserer Bürostuhl im Homeoffice sind mit Investitionen verbunden, welche sich für die eigene Gesundheit lohnen.
Folgen von Corona: stressbedingte Beschwerden
Bei vielen Menschen verursachen die Corona-Pandemie und alle direkten und indirekten Folgen übermäßigen Stress. Dauerhafter Stress führt dazu, dass die Muskeln übermäßig angespannt sind und kann dadurch u. a. diese Beschwerden auslösen:
Kopfschmerzen
Nackenschmerzen
Kiefergelenkschmerzen
Weiterhin bringt Stress das Gleichgewicht der Stress- und Glückshormone wie Noradrenalin, Cortisol und Serotonin durcheinander, wodurch u. a. diese Beschwerden ausgelöst werden können:
Schwaches Immunsystem und erhöhte Infektanfälligkeit
Stimmungsschwankungen
Selbst im Schlaf keine Regeneration des Körpers
Dauerhafter Stress belastet den Körper und begünstigt somit langfristig Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie:
Herzinfarkte
Schlaganfälle
Auch Tinnitus wird u. a. durch Stress verursacht, der genaue Mechanismus ist bis heute jedoch unklar. In einer weltweiten Studie zum Thema Tinnitus und Corona wurde festgestellt, dass sich die Häufigkeit und Intensität der Ohrgeräusche bei Menschen mit vorbestehendem Tinnitus durch den andauernd empfundenen Stress erhöht haben; dies war v. a. bei Frauen unter 50 Jahren der Fall.
Tipps für Gesundheit im Homeoffice
Eine klare Trennung zwischen “Home” und “Office” ist essentiell. Verschwimmen die Grenzen zwischen der eigenen Wohlfühlzone und dem stressigen Büroalltag, fällt die Entspannung in den eigenen vier Wänden schwer. Eine zeitliche Trennung durch feste Arbeitszeiten sowie eine räumliche Trennung durch ein eigenes Büro (falls möglich) helfen dabei, Privates und Berufliches zu trennen. Das Mittagessen sollte als Pause angesehen werden und deshalb nicht nebenbei am Schreibtisch eingenommen werden. Ein anschließender Spaziergang sorgt für etwas Bewegung und frische Luft. Diese drei Büro-Rituale können sogar räumlich getrennt im Homeoffice ganz einfach zusammen umgesetzt werden:
Ein gemeinsames Frühstück mit den Kollegen lässt sich auch per Videokonferenz veranstalten.
Eine digitale Geburtstags- oder Mottoparty sorgt für Abwechslung und ein gutes Betriebsklima.
Auch die vielerorts stattfindenden Firmenläufe haben sich von Großveranstaltungen auf digitale Events umgestellt. Jeder läuft alleine und sammelt dabei Kilometer für das ganze Team.
Vorschläge für die Freizeitgestaltung im Lockdown
Grübeln macht krank. Um negative Gedanken zu vertreiben, braucht es sinnvolle Beschäftigungen. Am besten eignen sich Aktivitäten, bei denen Körper und Geist gefordert sind und schnelle Ergebnisse erzielt werden.
Hier einige Beispiele:
Sport: Fitness, Tanzen, Yoga – für nahezu jedes Workout gibt es kostenlose Anleitungen im Internet
Musik: gute Musik macht gute Laune, eine echte Herausforderung ist das Erlernen eines Instrumentes oder die Komposition eigener Musik
Kochen: leckeres Essen mit wertvollen Inhaltsstoffen ist gut für Körper und Geist
Sprachen: das Schulenglisch auffrischen oder eine ganz neue Kultur kennenlernen, mit kostenlosen Apps kein Problem
Kunst: ob eine Bleistiftzeichnung auf Druckerpapier oder ein Ölgemälde auf einer Leinwand – Kunst liegt im Auge des Betrachters und alles, was Spaß macht, ist erlaubt
Handwerk: sehr belohnend, da man die Ergebnisse schnell sehen kann, z. B. mit einem Bausatz für ein Vogelhäuschen
Renovieren: eine neue Farbe an der Wand sorgt für Abwechslung, leuchtende und helle Farben wie Gelb können sogar die Stimmung heben
Gärtnern: selbst in der kleinsten Wohnung ist Platz für selbstgezogene Kräuter oder schöne Blumen
Neben der abwechslungsreichen Freizeitgestaltung ist auch eine feste Schlafroutine essentiell für das körperliche Wohlbefinden. Selbst wenn die Arbeitszeiten nicht mehr geregelt sind oder vorerst keiner Beschäftigung mehr nachgegangen wird, sollte auf regelmäßigen und ausreichenden Schlaf geachtet werden.
Quellen
Beukes EW, Baguley DM, Jacquemin L, et al.: Changes in Tinnitus Experiences During the COVID-19 Pandemic. Front Public Health 2020; 8: 592878.
Prammer E: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile: Eine soziologische Analyse. VS Verlag für Sozialwissenschaften 2013.
Deutschland hat Rücken: Acht von zehn Menschen leiden unter Rückenschmerzen. Swiss Life Deutschland. 2020. https://www.swisslife.de/ueber-swiss-life/medienportal/news/2020/20-10-07-deutschland-hat-ruecken.html (zugegriffen 15. Juni 2022)
Burnout. psychenet - Netz psychische Gesundheit. https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/themen/burnout.html (zugegriffen 15. Juni 2022)
Deutschland Barometer Depression. Stiftung Deutsche Depressionshilfe. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/deutschland-barometer-depression (zugegriffen 15. Juni 2022)
Was ist eine Depression? Stiftung Deutsche Depressionshilfe. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression (zugegriffen 15. Juni 2022)