Seit Wochen beobachten Sie, dass mehr und mehr Haare in der Bürste enden. Auch beim Haarewaschen verlieren Sie mehr Haare als gewöhnlich. Langsam können Sie die Entwicklung beobachten, dass die Haare auf Ihrem Kopf weniger werden. Haben Sie sich zufällig in den letzten Monaten mit COVID-19 infiziert? Dann ist es möglich, dass Ihr Haarausfall mit Corona zusammenhängt.
Wie häufig ist Haarausfall nach Corona?
Nach einer Infektion mit COVID-19 leiden viele PatientInnen an den Langzeitfolgen, auch bei milderen Verläufen. Diese werden unter “Long-COVID” zusammengefasst. Etwa 15 Prozent aller Erkrankten kämpfen mit Spätfolgen nach mehr als 4 Wochen nach der Infektion, etwa 2 Prozent haben nach über 12 Wochen weiterhin Beschwerden. Die Symptome sind sehr divers. Haarausfall ist eines der häufigsten Symptome bei Long-COVID. Außerdem zählen Fatigue, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und Atembeschwerden dazu.
Vermehrt treten auch der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns, Schlafstörungen, Depression und Angststörungen auf.
Es ist also keine Seltenheit, dass Haarausfall in Folge von Corona auftritt. Aufgrund des zeitverzögerten Eintretens des Symptoms ist die Verbindung zur Erkrankung schwieriger herzustellen.
Ursache für Haarausfall nach Corona
Meist tritt der Hausausfall erst Wochen oder Monate nach der Corona-Infektion auf. Die Verzögerung des Symptombeginns hängt mit dem Haarwachstum zusammen. Haare wachsen zyklisch.
Der Zyklus des Haarwachstums lässt sich in drei Phasen unterteilen. Die erste Phase wird als “Anagenphase” bezeichnet und dauert 2 bis 8 Jahre an. Die Anagenphase ist eine aktive Wachstumsphase. An diese schließt sich eine mehrwöchige Übergangsphase (“Katagenphase”) an. Die dritte Phase ist der Wachstumsstopp (“Telogenphase”). In dieser Phase löst sich das Haar aus dem Follikel und jener bildet sich zurück. Das Haarfollikel regeneriert sich über mehrere Monate und bereitet sich auf die nächste Wachstumsphase vor.
Die Haarfollikel eines gesunden Menschen befinden sich:
- zu 80 bis 90 Prozent in der Anagenphase,
- zu 0 bis 3 Prozent in der Katagenphase und
- zu 10 bis 20 Prozent in der Telogenphase.
Die Phasen werden zudem vom Jahresrhythmus beeinflusst. Im März sind die meisten Haarfollikel in der Anagenphase, im Juli und August hingegen wird ein Tiefstand des Haarwachstums erreicht.
Der Verlust von etwa 100 Haaren am Tag wird als normal eingestuft. Haare, die sich in der Telogenphase befinden, können durch Kämmen oder Haarewaschen ausfallen.
Verschiedene Auslöser können dafür sorgen, dass die aktive Wachstumsphase verfrüht beendet und die Telogenphase eingeleitet wird. Dazu zählen einschneidende Lebensereignisse, emotionaler Stress, plötzlicher Nahrungsmangel, extremer Gewichtsverlust, Erkrankungen der Leber oder Schilddrüse sowie Infektionskrankheiten mit hohem Fieber.
Dies ist ein bekanntes Phänomen und kann nicht nur in Zusammenhang mit Corona, sondern auch nach Grippe auftreten. Insofern eine intensive Immunreaktion stattgefunden hat, kann Haarausfall auch Folge der Corona-Impfung sein. Dies ist jedoch kein Spezialfall. Jede Impfung mit starker Immunantwort kann Haarausfall nach sich ziehen.
Therapie von Haarausfall nach Corona
Nach 3 bis 6 Monaten beginnt die Wachstumsphase ohne Fremdeinwirkung erneut. Es gibt keine Therapie, um den Haarausfall nach Corona zu behandeln. Die Telogenphase kann nicht beschleunigt werden.
Haarausfall ist für viele Menschen ein kosmetisches Problem, welches oft mit enormer Unsicherheit einhergeht. Lassen Sie sich nicht beunruhigen. Es handelt sich um einen temporären Zustand, der sich in absehbarer Zeit wieder normalisiert.
Um Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion abzuschwächen, sollten Sie sich nach der Erkrankung unbedingt ausreichend schonen, um zusätzliche Stressfaktoren zu vermeiden. Wer längerfristig an Haarausfall leidet, sollte ggf. Nährstoffmängel prüfen. Wichtig für das Haarwachstum sind Eisen, Zink, Kupfer und Biotin.
Falls Sie deutlich länger als 6 Monate nach der Corona-Infektion weiterhin an Haarausfall leiden, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen.
Häufige Fragen zu Haarausfall nach Corona
Zu den häufigsten Long-COVID-Symptomen zählen Fatigue, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Haarausfall, Atembeschwerden, Geruchs- und Geschmacksverlust.
COVID-19 geht meist mit einer Infektion der Atemwege einher, welche in schwereren Fällen eine Lungenentzündung nach sich ziehen kann. Es wird außerdem davon ausgegangen, dass das Corona-Virus entzündliche Erkrankungen des Nervensystems zur Folge haben kann. Weiterhin werden Magen-Darm-Beschwerden, Leberfunktionsstörungen, Entzündungsreaktionen sowie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Nieren und der Haut, genannt. Besonders häufig wird Long-COVID beobachtet. Dieses beschreibt eine Vielzahl an Beschwerden, welche in den Folgewochen der Infektion auftreten und keiner anderen Ursache zugeschrieben werden können.
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin haben bis zu 15 Prozent aller Erkrankten mit Spätfolgen nach mehr als 4 Wochen in Folge der Corona-Infektion zu kämpfen. Etwa 2 Prozent haben nach über 12 Wochen weiterhin Beschwerden.
Von Long-COVID spricht man, wenn gesundheitliche Beschwerden über 4 Wochen nach der Corona-Infektion vorliegen, die nicht anderweitig zu erklären sind.
Quellen
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP): S1-Leitlinie “Post-COVID/Long-COVID” AWMF-Register Nr. 020/027. 2021.
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Long-COVID und Post-COVID: Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung. Bundesministerium für Gesundheit. 2022. https://www.zusammengegencorona.de/covid-19/long-covid-langzeitfolgen-einer-covid-19-erkrankung (zugegriffen 04. August 2022)
Mühlendahl KE, Ständer H, Traupe H: Haarausfall und Umwelteinflüsse. Dtsch Arztebl 1999; 96: A-1571 / B-1339 / C-1238
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Verdacht auf Infektion und Krankheitsverlauf. Bundesministerium für Gesundheit. 2022. https://www.infektionsschutz.de/coronavirus/fragen-und-antworten/verdacht-auf-infektion-und-krankheitsverlauf (zugegriffen 04. August 2022)
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