Psychologin sitzt auf Sofa und zeigt einen Rohrschachtest.
  1. 1. Holiday-Blues
  2. 2. Post-Holiday-Syndrom
  3. 3. Surface Acting
  4. 4. Confirmation Bias
  5. 5. Murphy’s Law
  6. 6. Parkinson'sche Gesetz
Psychologin sitzt auf Sofa und zeigt einen Rohrschachtest.

Von Murphys Law, dem Bestätigungsfehler und vielen weiteren sogenannten Psychologie-Phänomene des Alltags haben Sie bestimmt schon einmal gehört, aber wissen Sie auch genau, um was es sich dabei handelt? Denn diese klassischen Phänomene leiten sich aus der Psychologie und Soziologie ab und beschreiben grundsätzlich meist überraschende Regelmäßigkeiten im Alltag. Eins ist dabei sicher, erlebt haben Sie die Auswirkungen der Phänomene sicherlich schon.

Deswegen haben wir hier die bekanntesten Psychologie-Phänomene noch einmal erklärt und sie anschließend von unserer Fernarzt-Psychologin Christine Schmeck einordnen lassen.

1. Holiday-Blues

Die Gefühle der Traurigkeit, die während der gesamten Weihnachtszeit anhalten, werden oft als Holiday-Blues bezeichnet. Zwar werden die Feiertage normalerweise als eine Zeit des Glücks und der Freude angesehen, für manche Menschen können sie aber auch eine Zeit der Traurigkeit, der Einsamkeit und der Depression sein.

Trauriger Hund an Weihnachten mit Lichterkette um den Hals.

Menschen, die bereits an einer psychischen Erkrankung leiden, sind sogar noch anfälliger für einen Holiday-Blues. Ganze 64 Prozent der Menschen mit einer bestehenden psychischen Erkrankung gaben an, dass die Feiertage ihren Zustand verschlimmern.

"Der Holiday-Blues ist keine im internationalen Klassifikationssystem ICD anerkannte psychische Krankheit. Das heißt jedoch nicht, dass man diese nicht ernst nehmen sollte. Die traurigen Gefühle in der Winterzeit können jedoch auch ein Anzeichen für eine Winterdepression sein."

Christine Schmeck
Christine Schmeck
- Psychologin

Bei einer Winterdepression, auch Winterblues genannt, handelt es sich um eine saisonale affektive Störung (SAD).

Holiday-Blues oder Winterdepression?

An folgenden Punkten können Sie erkennen, ob Sie der Holiday Blues gepackt hat oder Sie an einer Winterdepression leiden:

Dauer der Depression
  • Eine Feiertagsdepression beginnt etwa im November oder Dezember und kann bis kurz nach dem Jahreswechsel anhalten.
  • Eine Winterdepression hingegen dauert in der Regel etwa 40 Prozent des Jahres an. Sie beginnt im Spätherbst und Frühwinter und verschwindet im Frühjahr und Sommer.
Schweregrad der Symptome
  • Die Symptome des Holiday-Blues sind relativ mild.
  • Die saisonale Winterdepression hingegen ist oft schwerwiegender und kann lähmend sein.

Wenn die Feiertage vorbei sind und Sie sich immer noch deprimiert oder ängstlich fühlen, sollten Sie mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin oder einer psychiatrischen/psychologischen Fachkraft sprechen, um festzustellen, ob es sich um eine schwerwiegendere Stimmungsstörung handelt.

2. Post-Holiday-Syndrom

Neben dem eben erklärten Holiday-Blues, gibt es auch das Post-Holiday-Syndrom, auch Post-Urlaubs-Syndrom genannt. Sie kennen es bestimmt auch, gestern lag man noch am Strand und hat einen Piña Colada geschlürft und auf einmal sitzt man wieder im verregneten Deutschland am Schreibtisch.

Frau mit Laptop im Urlaub auf der Terrasse oder Balkon.

Das Post-Holiday-Syndrom beschreibt den Zustand, wie Beschäftigte direkt nach dem Urlaub ein Stimmungs- und Leistungstiefs im Job erleben. Das Stimmungstief wird ausgelöst, weil der Körper sich nach der Entspannung im Urlaub zuerst wieder an die Belastung des Arbeitsalltags gewöhnen muss.

"Genau wie bei dem Holiday-Blues handelt es sich bei dem Post-Holiday-Syndrom nicht um eine anerkannte psychische Krankheit, es kann aber die berufliche Leistungsfähigkeit einschränken und sich auch negativ auf das Privatleben auswirken. Daher ist es ratsam einige Vorkehrungen zu treffen, damit man wieder besser in den Alltag kommt. Zum einen kann hilfreich sein, wenn man nach dem Urlaub 2 bis 3 Tage Übergangsfrist zu Hause hat, bevor es wieder in den Berufsalltag zurück geht. Der erste Tag im Job sollte dann relativ freigehalten werden, damit nicht direkt der ganze Stress auf einen herunterprasselt. Dabei kann auch helfen, wenn man bereits vor dem Urlaub mit der Planung für die Rückkehr anfängt."

Christine Schmeck
Christine Schmeck
- Psychologin

Zudem sollten soziale Aktivitäten beibehalten werden. Hilfreich für Körper und Psyche ist außerdem körperliche Bewegung außerhalb der Arbeit sowie Entspannungstechniken oder Meditation. Außerdem können Betroffene aufatmen: Das Syndrom hält meist höchstens 3 Tage an.

3. Surface Acting

Das Surface Acting, auch Lächelmasken-Syndrom genannt, beschreibt das Verhalten, wenn jemand eine positive Stimmung vorgibt, um eine Fassade zu erhalten. Das Phänomen, wenn jemand schlechte Laune hat und sich trotzdem um ein freundliches Gesicht bemühen muss, kennt man besonders aus dem Servicebereich und dem Dienstleistungssektor.

Kellnerin lacht mit Kunden und sieht fröhlich aus.

"Gerade im Arbeitskontext kann dieses Syndrom für betroffene Personen schwerwiegende Auswirkungen haben, denn hier ist eine spezifische Form von Arbeit gefragt: Emotionsarbeit. Emotionsarbeit bezieht sich auf die Regulierung bzw. Unterdrückung eigener Gefühle gegenüber anderen als Teil der eigenen beruflichen Rolle. Ganz nach dem Motto – the show must go on! In Studien konnte eine eindeutige Verbindung zwischen dem Surface Acting und der emotionalen Erschöpfung nachgewiesen werden. Diese emotionale Erschöpfung kann sich nicht nur negativ auf die Arbeitszufriedenheit auswirken, sondern auf Dauer zu Depressionen oder einem Burnout führen."

Christine Schmeck
Christine Schmeck
- Psychologin

Gerade Arbeitgeber sollten deswegen Maßnahmen ergreifen, um diese Auswirkungen zu verhindern. Dabei bieten sich Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden zum Umgang mit emotional anspruchsvollen Situationen oder das Schaffen von angenehmen Arbeitsbedingungen und einer wertschätzenden Atmosphäre an. Dies stärkt zudem das soziale Miteinander und die Kompetenzen bei alltäglichen Arbeitsanforderungen. Um Erschöpfung und einem generell negativen mentalen und körperlichen Wohlbefinden durch Surface Acting vorzubeugen gilt: soziale Unterstützung durch KollegInnen und Vorgesetzte.

4. Confirmation Bias

Der Confirmation Bias (dt. Bestätigungsfehler) beschreibt eine Art der kognitiven Voreingenommenheit bei den Informationen bevorzugt werden, die bereits bestehende Überzeugungen oder Vorurteile bestätigen. Dabei werden Informationen ausgeblendet, die die eigene Überzeugung widerlegen könnten.

Frau hält sich die Augen zu.

Eine moderne Erscheinung, die sich besonders nach diesem Bias richtet, sind soziale Medien wie Facebook oder Instagram. Denn durch Algorithmen bekommen NutzerInnen meist solche Nachrichten angezeigt, die ihre Meinung und Interessen spiegeln.

"Beim Confirmation Bias handelt es sich tatsächlich um eine sozialpsychologische Theorie und er ist einer der weitverbreitetsten menschlichen Denkfehler. Die Ursache für den Confirmation Bias lässt sich psychologisch wie folgt begründen: Menschen ist es unangenehm einer Information zu begegnen, die nicht zum eigenen Überzeugungssystem passt. In der Psychologie wird dies als kognitive Dissonanz beschrieben. Denn das menschliche Gehirn mag keine Widersprüche in unseren Einstellungen, Überzeugungen oder Verhaltensweisen. Oder einfach formuliert: Wir möchten immer Recht behalten. Es bedeutet mentalen Stress, wenn wir auf die Tatsache gestoßen werden, dass etwas nicht zusammenpasst."

Christine Schmeck
Christine Schmeck
- Psychologin

Das führt zu der Tendenz, Informationen, die solche Konflikte auslösen würden, zu ignorieren oder zu unterdrücken. Diese selektive Wahrnehmung führt dann dazu, dass wir nicht unbedingt das sehen, was sich vor unseren Augen befindet, sondern das, was wir auf Grundlage unserer eigenen Erwartungen, Wünsche und Ängste sehen wollen. Dadurch kann die Möglichkeit unsere irrtümlichen Ansichten zu korrigieren, eingeschränkt sein und unsere Überzeugung fälschlicherweise gestärkt werden.

Tipp: In vielen Fällen ist die entstandene Verzerrung unerheblich und zieht keine schlimmen Folgen nach sich, bei schwerwiegenden Fällen hilft allerdings bereits das Wissen über diesen Denkfehler und das bewusste Hinterfragen der eigenen Wahrnehmung nach der Objektivität.

5. Murphy’s Law

  • Wenn man etwas sucht ist es immer da, wo man als letztes schaut.

  • Das Brot fällt immer auf die Butterseite.

Murphy's Law oder auch Murphys Gesetz ist wohl eins der bekanntesten Psychologie-Phänomene bei dem es heißt: Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Diese Regel wurde nach dem amerikanischen Ingenieur Captain Edward A. Murphy benannt, der dieses Gesetz erstmals aufgestellt hat.

Tasse Kaffee über Computertastatur auf hölzernem Büroschreibtisch verschüttet,

Weitere Punkte besagen:

  1. Wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es auch unweigerlich schief.

  2. Gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie etwas schiefgehen kann, dann passiert es immer auf die Art und Weise, die am schlimmsten ist.

  3. Hat man alle Möglichkeiten ausgeschlossen, bei denen etwas schiefgehen kann, eröffnet sich sofort eine neue.

"Bei Murphy's Law handelt es sich nicht um ein wissenschaftliches Psycho-Phänomen. Dagegen lässt es sich eher anhand von drei Punkten erklären. Einerseits spielt die selektive Wahrnehmung eine Rolle, denn positive Ereignisse sind für die meisten Menschen selbstverständlich und fallen weniger auf. Positive Dinge nehmen wir (unterbewusst) überhaupt nicht mehr oder nur noch begrenzt wahr. Dagegen werden aber seltene und negative Ereignisse überschätzt, da diese auffälliger erscheinen. Diese Missgeschicke bleiben dann wiederum viel besser hängen in den Gedächtnissen als die Ereignisse, bei denen alles positiv verlief."

Christine Schmeck
Christine Schmeck
- Psychologin

6. Parkinson'sche Gesetz

Sie kennen das bestimmt auch: Wenn Sie üblicherweise für eine Aufgabe 30 Minuten benötigen und hierfür plötzlich 45 Minuten Zeit zur Verfügung haben, dann werden Sie in der Regel auch die 45 Minuten brauchen, um die Aufgabe zu erledigen. Wenn Sie hingegen nur 20 Minuten für die gleiche Erledigung haben, so schaffen Sie es voraussichtlich auch in dieser Zeitspanne.

Frau bedeckt Kopf mit Uhr auf grauem Hintergrund.

Dieses Phänomen hat Cyril Northcote Parkinson, auf den das Gesetz zurückgeht, einst so formuliert: “Arbeit lässt sich wie Gummi dehnen, um die Zeit auszufüllen, die für sie zur Verfügung steht“.

"Dazu passt, dass es für viele Menschen üblich ist, eine Aufgabe erst kurz vor einer festgelegten Frist zu erledigen. Das Parkinson'sche Gesetz kann man auch zum eigenen Vorteil nutzen und sein eigenes Zeitmanagement optimieren. Planen Sie beispielsweise weniger Zeit für bestimmte Aufgaben ein, das motiviert, diese schneller zu erledigen.

Fazit: Hat man viel Zeit, so braucht man länger für eine Aufgabe. Hat man wenig Zeit, so wird sie schneller erledigt."

Christine Schmeck
Christine Schmeck
- Psychologin

Quellen

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