Fast 30 Prozent aller Männer über 65 Jahre haben eine koronare Herzerkrankung.
Als koronare Herzkrankheit wird das Auftreten von Atherosklerose in den Herzkranzgefäßen (Koronararterien) bezeichnet. Atherosklerose beschreibt die Einlagerung von fetthaltigen Plaques in die Innenwand von Blutgefäßen. Dies führt zur Verengung der entsprechenden Blutgefäße und infolgedessen zur Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff. Im Falle der KHK wird der Herzmuskel aufgrund der verengten Koronararterien nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Man unterscheidet eine akute von einer chronischen Symptommanifestation, wobei sich die akute Form wie ein Herzinfarkt präsentieren kann. In frühen Stadien kann auch Symptomfreiheit bestehen. Eine weitere Einteilung wird anhand der Anzahl der betroffenen Gefäße vorgenommen. Dementsprechend gibt es die 1-, 2-, oder 3-Gefäß-Erkrankung.
- Männer sind häufiger von KHK betroffen als Frauen.
- Das Risiko für eine koronare Herzerkrankung steigt mit zunehmendem Alter.
- Eine schwere KHK kann die gleichen Symptome verursachen wie ein Herzinfarkt.
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, inklusive KHK, sind in Deutschland die häufigste Todesursache.
Ursachen für koronare Herzkrankheit
Die koronare Herzerkrankung entsteht auf Grundlage einer Atherosklerose der Herzkranzgefäße, also einer Gefäßschädigung mit Fetteinlagerung in die Wand der Blutgefäße. Diverse Risikofaktoren konnten für die Atherosklerose identifiziert werden, die meisten von ihnen sind durch den Lebensstil beeinflussbar. Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer Atherosklerose und damit das Risiko für KHK:
Rauchen
Bewegungsmangel
Familiäre Vorbelastung
Alter und (männliches) Geschlecht
Chronische Erkrankungen und chronische Entzündung
Psychische Erkrankungen (Stress, Depression, Angststörungen)
Umweltfaktoren (Luftverschmutzung, Lärmbelastung, Klimawandel)
Die Erkrankungen Hyperlipidämie, Diabetes mellitus, Adipositas und Bluthochdruck werden als metabolisches Syndrom zusammengefasst. Das metabolische Syndrom stellt einen Risikofaktor für diverse weitere Krankheiten dar.
Die meisten der genannten Risikofaktoren wirken über eine chronische Schädigung der Innenwand (Endothel) der Blutgefäße. Diese Schädigung begünstigt die Einlagerung von Plaques, welche überwiegend aus Cholesterin bestehen. Durch die Ablagerungen kommt es zu einer chronischen Entzündung der Gefäßwand. Dies fördert weitere Ablagerungen und die Versteifung (Sklerose) der Gefäße. Umgangssprachlich wird die Versteifung auch als Verkalkung bezeichnet, da die Plaques sehr hart sind und wie Kalk erscheinen. Dies ist jedoch nicht richtig, es handelt sich um Plaques aus Fett und entzündlichem Infiltrat.
Die Blutfettwerte müssen im Falle der Atherosklerose differenziert werden in HDL- und LDL-Cholesterin, die zusammen das Gesamtcholesterin ergeben. Genauer gesagt handelt es sich um Lipoproteine, also Transporteiweiße, die Cholesterin binden und im Körper transportieren. LDL verteilt das Cholesterin im Körper und Gewebe, HDL nimmt Cholesterin im Gewebe auf und bringt es zurück zur Leber, wo es über die Galle ausgeschieden wird. LDL wird auch als schlechtes Cholesterin bezeichnet, es sollte möglichst niedrig gehalten werden. Dahingegen wird beim HDL-Cholesterin ein möglichst hoher Wert angestrebt.
Symptome bei KHK
Durch die Ablagerung in der Gefäßwand kommt es zur Verengung des Lumens, sodass weniger Blut durch das Gefäß fließen kann. Außerdem ist ein höherer Druck notwendig, um ausreichend Blut durch die Engstelle zu pumpen. Die Plaques behindern den laminaren Blutstrom und führen zu Verwirbelungen des Blutes, sodass kleine Blutgerinnsel entstehen können. Die Blutgefäße passen sich in gewissem Maße an die Veränderungen an und werden größer, um die Lumeneinengung zu relativieren. Eine KHK ist daher lange symptomfrei. Nicht selten manifestiert sich eine KHK erstmalig mit einem Herzinfarkt. Insbesondere DiabetikerInnen und ältere Menschen verspüren aufgrund von Nervenschäden (Polyneuropathie) keine oder erst sehr spät auftretende Schmerzen.
In frühen Stadien der manifesten Erkrankung kommt es zunächst bei Belastung zu Symptomen. Während körperlicher Anstrengung ist der Herzmuskel auf mehr Blut und Sauerstoff angewiesen. Diese Steigerung der Durchblutung kann durch die verengten Herzkranzgefäße nicht mehr gewährleistet werden. Es kommt zu Brustschmerzen, Luftnot, Angst und Schwitzen. Diese Symptome werden als Angina pectoris zusammengefasst. In der Regel verschwinden diese Symptome bei Beenden der körperlichen Aktivität. Bleiben sie bestehen oder treten die Beschwerden in Ruhe auf, muss von einem akuten Koronarsyndrom ausgegangen werden. Dies kann durch einen Herzinfarkt ausgelöst werden und muss bis zum Beweis des Gegenteils wie ein solcher behandelt werden.
Koronare Herzerkrankung – Diagnostik
Bei Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung, zum Beispiel bei Vorliegen diverser Risikofaktoren, sollte eine entsprechende Diagnostik erfolgen, um zeitnah die richtige Therapieeinleiten zu können. Nach einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung können ein Elektrokardiogramm (EKG) und ein Herzultraschall (Echokardiografie) indirekte Hinweise auf eine KHK liefern. In einer Untersuchung der Laborwerte können darüber hinaus Risikofaktoren quantifiziert werden, zum Beispiel über die Bestimmung des Blutzuckers, der Blutfettwerte und der Entzündungsparameter. Bei Bedarf können weitere Untersuchungen wie Belastungstests, bildgebende Verfahren oder eine Herzkatheteruntersuchung angeschlossen werden.
Behandlung der koronaren Herzerkrankung
Die KHK ist eine behandlungsbedürftige Erkrankung, da sie schwere Folgen wie einen Herzinfarkt oder den plötzlichen Herztod nach sich ziehen kann. An erster Stelle der Therapie steht die bestmögliche Modifikation des Lebensstils. Essenziell sind die Rauchentwöhnung sowie die Einschränkung des Alkoholkonsums. Eine mediterrane Ernährung mit vielfach ungesättigten Fettsäuren aus pflanzlichen Fetten wirkt sich positiv auf das Verhältnis zwischen HDL- und LDL-Cholesterin aus. Ausreichend Bewegung sollte in den Alltag integriert werden, um das Herz-Kreislauf-System zu trainieren. Auch die Gewichtsreduktion im Falle einer Adipositas-Erkrankung wirkt sich positiv auf das Risiko für KHK aus.
Bei diagnostizierter KHK ist die medikamentöse Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern (TAH) sinnvoll, um der Bildung von Blutgerinnseln in den Koronararterien vorzubeugen. In der Regel wird eine Dauertherapie mit Acetylsalicylsäure (ASS) angestrebt. Zu hohes LDL-Cholesterin kann mit Lipidsenkern behandelt werden. Im Falle eines Diabetes mellitus sollte dieser mit dem Ziel eines normalen Langzeitblutzuckers (HbA1c) behandelt werden. Auch ein zu hoher Blutdruck sollte medikamentös gesenkt werden.
Im Falle einer akuten Angina pectoris kommen, sofern keine Gegenanzeigen bestehen, Nitrate zum Einsatz. Diese erweitern kurzfristig die Blutgefäße und lindern die Beschwerden. Besteht ein akutes Koronarsyndrom mit Verdacht auf Herzinfarkt oder eine schwere chronische KHK, kommen invasive Maßnahmen zur gleichzeitigen Diagnostik und Therapie zum Einsatz. Bei einer Herzkatheteruntersuchung können die Herzkranzgefäße mit Kontrastmittel dargestellt werden. Verschlossene oder verengte Gefäße können zum Beispiel mit einem Ballon aufgedehnt oder mit einem Stent eröffnet werden. Die letzte Option bei schwerer KHK ist die Operation am offenen Herzen mit Anlage eines Umgehungskreislaufes (Bypass).
Menschen mit KHK haben eine Sterberate von etwa 5 Prozent pro Jahr. Außerdem beträgt das Risiko, innerhalb von 5 Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden, etwa 25 Prozent. Die Lebenserwartung ist bei fortgeschrittener KHK dementsprechend deutlich eingeschränkt.
Häufige Fragen zur koronaren Herzkrankheit
Die koronare Herzkrankheit (KHK) bleibt lange symptomfrei. Nicht selten ist die erste Manifestation der KHK ein Herzinfarkt. Weitere Symptome sind Brustschmerz, Atemnot, Kaltschweißigkeit und Angst, insbesondere bei Belastung.
Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist nicht heilbar. Der Erkrankung bzw. dem Fortschreiten der Erkrankung kann durch einen gesunden Lebensstil vorgebeugt werden.
Die Sterberate von PatientInnen mit koronarer Herzkrankheit (KHK) beträgt etwa 5 Prozent pro Jahr. Außerdem steigt das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich.
Eine koronare Herzkrankheit (KHK) kann schwere Folgen wie einen Herzinfarkt oder den plötzlichen Herztod mit sich bringen. Das Risiko, innerhalb von 5 Jahren einen Herzinfarkt zu bekommen, beträgt für Betroffene 25 Prozent.
Dem Fortschreiten der Erkrankung kann mit einem gesunden Lebensstil entgegengewirkt werden. Bestehende Vorerkrankungen sollten optimal behandelt werden, um mögliche Risikofaktoren gering zu halten. Bei manifester Erkrankung ist die Therapie mit Acetylsalicylsäure (ASS) indiziert. Im Akutfall kommen Nitrate zur Anwendung.
Quellen
Falk E: Pathogenesis of atherosclerosis. J Am Coll Cardiol 2006; 47: C7–12.
Koronare Herzkrankheit. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/koronare-herzkrankheit (zugegriffen 13. Januar 2023)
Libby P: The changing landscape of atherosclerosis. Nature 2021; 592: 524–33.
Malakar AK, Choudhury D, Halder, et al.: A review on coronary artery disease, its risk factors, and therapeutics. J Cell Physiol 2019; 234: 16812–23.