Schätzungsweise leiden 2,5 Millionen Menschen in Europa an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung.
- Es gibt viele verschiedene Arten von Darmentzündungen, die Ursachen sind vielfältig.
- Darmentzündungen äußern sich u. a. durch Bauchschmerzen bzw. Bauchkrämpfe, Übelkeit, Durchfall und Verstopfung.
- Am häufigsten sind die Blinddarmentzündung und die infektiöse Durchfallerkrankung.
Was ist eine Darmentzündung?
Eine Darmentzündung (Kolitis) bezeichnet allgemein – unabhängig von der Ursache und der Lokalisation – Entzündungen in der Darmschleimhaut.
Darmentzündung: Symptome
Eine Entzündung im Darm kann in jedem Alter auftreten und verursacht typische Beschwerden wie:
Bauchschmerzen bzw. Bauchkrämpfe
Typische Schmerzcharakter:
Die Bauchschmerzen können, je nach Lokalisation und Erkrankung, unterschiedlich sein. Typische Beschreibungen sind: krampfartig, stechend, brennend, drückend und schneidend.
Einteilung Darmentzündungen nach der Lokalisation:
Dünndarm
Zwölffingerdarm (Duodenum)
Leerdarm (Jejunum)
Krummdarm (Ileum)
Dickdarm
Blinddarm“ (Zäkum) mit Wurmfortsatz (Appendix vermiformis)
Kolon
Mastdarm (Rektum)
Darmentzündung: Ursachen
Eine Darmentzündung kann verschiedene Ursachen haben. Sie kann bedingt sein durch:
Erreger-bedingte Infektionen (Bakterien, Viren, Parasiten, Würmer)
Lebensmittelunverträglichkeiten (z. B. Laktoseintoleranz)
Lebensmittelallergien (z. B. Erdnussallergie)
Gefäß-bedingte Entzündungen (z. B. Arteriosklerose)
Anatomisch-bedingte Entzündungen (z. B. Blinddarmentzündung)
Idiopathisch (unbekannte Ursache z. B. Morbus Crohn)
Welche Arten von Darmentzündungen gibt es?
Durchfallerkrankung
Die Durchfallerkrankung kennen die meisten Menschen persönlich. Bauchschmerzen, Stuhldrang und wässrige Stuhlgänge (mindestens 3-mal am Tag) sind typisch. Meistens ist die Erkrankung selbstlimitierend (selbsteinschränkend). Die Ursache kann zum einen verderbliche Lebensmittel sein. Auch bakterielle oder virale Infektionen können verantwortlich sein.
Appendizitis (Blindarmentzündung)
Die Appendizitis ist eine der häufigsten Erkrankungen im Darmbereich. Sie kann in jedem Alter auftreten und verursacht zunächst Schmerzen im Bereich des Bauchnabels, die im Verlauf in den rechten Unterbauch “wandern”. Auch Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Appetitverlust sind typische Symptome. Meistens erfordert die akute Appendizitis eine zeitnahe operative Versorgung, welche die Entfernung des entzündeten Abschnitts beinhaltet.
Entzündung durch Lebensmittelallergie
Eine Lebensmittelallergie kann in jedem Alter und in jedem Darmbereich auftreten. Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen sind hier typische Symptome. Auch die Haut kann betroffen sein (z. B. Rötung, Nesselsucht). Eine Entzündung des Darms aufgrund einer Lebensmittelallergie ist nicht selten. Das Immunsystem entwickelt bei Kontakt mit dem Allergen Antikörper, welche eine Entzündungsreaktion in der Darmschleimhaut bewirken kann.
Divertikulitis
Von der Divertikulitis sind eher ältere Menschen (ab 50 Jahren) betroffen. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der kleinen Aussackungen der Darmschleimhaut (Divertikel). Meist befinden sich die Divertikel im Mastdarm und absteigendem Dickdarm (Colon deszendenz). Typisch sind linksseitige Unterbauchschmerzen, Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl. Die Divertikulitis kann einen chronischen Verlauf nehmen und Komplikationen wie Fisteln (Verbindungsgänge) verursachen. Die Divertikulitis kann sich auch zum akuten Krankheitsbild entwickeln, welches einer sofortigen Behandlung bedarf. Bewegungsmangel und Übergewicht sind Hauptrisikofaktoren für die Divertikulitis.
Ischämische Kolitis
Die ischämische Kolitis tritt typischerweise bei Patienten und Patientinnen mit Arteriosklerose auf. Bauchschmerzen nach dem Essen führen dazu, dass weniger gegessen wird. Infolgedessen verlieren Betroffene an Gewicht. In frühen Stadien kann die Erkrankung auch symptomlos verlaufen. Fortgeschrittene Stadien zeigen sich durch einen Dauerschmerz im Bauchbereich. Im akuten Stadium erfordert die ischämische Kolitis eine rasche notfallmedizinische Behandlung.
Mikroskopische Kolitis
Betroffene sind häufig in der 6. Lebensdekade. Bei Frauen kommt die Erkrankung bisher häufiger vor als bei Männern. Die mikroskopische Kolitis verursacht typischerweise wässrige Durchfälle (auch in der Nacht), Bauchschmerzen und Stuhlinkontinenz. Meistens sind die Ergebnisse einer Darmspiegelung unauffällig. Die Entzündung kann nur mit Hilfe einer Gewebeentnahme (Biopsie) und mikroskopischen Untersuchung festgestellt werden. Unterschieden werden bisher die Subtypen lymphozytäre Kolitis und kollagene Kolitis. Die genaue Ursache ist bisher unbekannt. Vermutet wird ein Zusammenspiel aus genetischen und umwelt-bedingten Faktoren.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen umfassen zwei Krankheitsbilder: die Colitis ulcerosa und den Morbus Crohn.
Morbus Crohn
Häufig sind Jugendliche und junge Erwachsene von dieser chronischen Darmentzündung betroffen. Typische Symptome sind Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und Durchfälle. Im Grunde genommen kann jeder Bereich der Darmschleimhaut betroffen sein. Das Entzündungsmuster ist im Vergleich zur Colitis ulcerosa diskontinuierlich. Dies bedeutet, dass zwischen betroffenen Arealen auch nicht entzündete Darmschleimhaut vorkommt. Die Ursache ist bisher nicht bekannt.
Colitis ulcerosa
Die Colitis ulcerosa kommt ebenfalls bei jungen Erwachsenen vor. Sie gehört mit dem Morbus Crohn zu den chronischen Darmentzündungen. Typische Symptome sind Durchfälle, Bauchschmerzen und Fieber. Tiefere Bereiche des Darms wie Mastdarm und absteigendes Kolon sind zuerst betroffen. Die Entzündung bereitet sich kontinuierlich von dort „nach oben“ Richtung Dünndarm aus. Auch hier ist die genaue Ursache nicht bekannt.
Beiden CED ist gemeinsam, dass sie einen schubförmigen Verlauf haben. Ein Schub ist eine Phase der Erkrankung, bei der die Symptome sich besonders verstärken und therapeutisch mit mehreren Medikamenten entgegengewirkt werden muss. Danach ist eine Erhaltungstherapie (niedrigere Dosis und andere Medikamente) indiziert, um den Zustand der Symptomfreiheit aufrechtzuerhalten. Die endgültige Therapie ist die operative Entfernung betroffener Darmabschnitte. Diese soll möglichst zeitlich hinausgezögert werden, da ein kürzerer Darm die Lebensqualität stark einschränken kann.
Diagnose von Darmentzündungen
Erfragung der Krankheitsgeschichte (Anamnese)
Körperliche Untersuchung mit:
Abhören und Abtasten der Bauchdecke
Blutdruckmessung
Fiebermessung
Messung von Blutwerten
Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
CT (Computertomographie)
ÖGD (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie = Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm)
Koloskopie (Darmspiegelung)
Entnahme und mikroskopische Untersuchung von Gewebeproben (Biopsie)
Entzündung im Darm: Wie wird behandelt?
Die Behandlung einer Darmentzündung hängt stark davon ab, welche Ursachen, Symptome und welche Arten der Darmentzündung vorliegen.
Eine Durchfallerkrankung ist häufig selbstlimitierend und kann, bei Vorliegen starker Bauchkrämpfe, mit Schmerzmitteln behandelt werden. Betroffene Patienten und Patientinnen werden bei Vorliegen bestimmter Erreger räumlich isoliert (eigenes Zimmer mit Bad), um die Ansteckungsgefahr für Kontaktpersonen zu minimieren. Bei Nachweis einer bakteriellen Entzündung kann mit einem geeigneten Antibiotikum behandelt werden.
Gegen Übelkeit und Erbrechen helfen Medikamente aus der Gruppe Antiemetika. Eine Medikamentenanwendung sollte in Absprache mit einer Ärztin bzw. einem Arzt erfolgen.
Der Divertikulitis wird vorgebeugt durch eine ballaststoffreiche Ernährung, viel Bewegung im Alltag, eine Reduktion des Rauchens und des Gewichts und eine ausreichend Trinkmenge. Im akuten Stadium muss die Divertikulitis eventuell durch eine Notfalloperation und mit Antibiotika behandelt werden.
Auch die Blinddarmentzündung wird im Notfall operativ behandelt. In der Regel wird der Blinddarm mit dem Wurmfortsatz (Appendix) in einer Bauchspiegelung-Operation entfernt. Durch die relativ schnelle “Schlüsselloch-OP” erholen sich die Patienten und Patientinnen schnell.
Bei Vorliegen einer Lebensmittelallergie kann eine Ernährungsberatung sinnvoll sein. Die strikte Vermeidung des Allergens kann die Entwicklung der Symptome verhindern.
Die mikroskopischen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind anspruchsvolle Krankheitsbilder. Die Patienten und Patientinnen werden meist durch eine Expertin bzw. einen Experten im jeweiligen Gebiet begleitet. Die Therapie ist multimodal (sie besteht aus vielen Fachdisziplinen) und umfasst eine medikamentöse Therapie sowie ausführliche Ernährungsberatung. Auch Psychotherapie kann bei einem langwierigen Krankheitsverlauf hilfreich sein.
Darmentzündung: So können Betroffene vorbeugen
Eine infektiöse Durchfallerkrankungen kann durch gute Hygiene oft verhindert werden. Händewaschen, insbesondere vor der Nahrungszubereitung, kann das Risiko einer Durchfallerkrankung senken. Wenn im selben Haushalt eine Durchfallerkrankung aufkommt, lohnt es sich, Kontakt zu dem bzw. der Betroffenen zu reduzieren. Dadurch kann das Ansteckungsrisiko minimiert werden.
Hausmittel bei Darmentzündung
Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen, Gemüse und Obst bilden die Grundlage für eine ballastreiche Ernährung. Dies kann der Entwicklung einer Divertikulitis effektiv vorbeugen.
Häufige Fragen zu Darmentzündungen
Eine Wärmflasche hilft gut bei Bauchschmerzen. Auch freiverkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen können Linderung der Schmerzen verschaffen. Informieren Sie ihren Hausarzt oder Hausärztin, bevor Sie Medikamente einnehmen. Für die langfristige Therapie der Darmentzündung ist es notwendig, die genaue Ursachen herauszufinden. Konsultieren Sie einen Arzt oder eine Ärztin, damit die Darmentzündung entsprechend der Ursache behandelt werden kann.
Es gibt keine Verbote bezüglich der Nahrungsauswahl. Im Grunde genommen kann die täglich gewohnte Kost gegessen werden, insbesondere wenn sie fettarm und nicht stark gewürzt ist. Alkohol, Koffein und Softdrinks sind bei der Durchfallerkrankung nicht empfehlenswert.
Stress kann eine Reihe an Beschwerden (u. a. Bauchschmerzen und Kopfschmerzen) verursachen. Diese sind, bei häufigem Auftreten, ernst zu nehmen. Es ist ratsam, häufig aufgetretene Bauchbeschwerden ärztlich abklären zu lassen. Eventuell kann eine körperliche Ursache gefunden und behandelt werden.
Fettarme und nicht stark gewürzte Speisen sind schonend. Suppe, Brei, Joghurt und Fruchtmus eignen sich gut bei Darmbeschwerden. Bei einer infektiösen Durchfallerkrankung eignen sich Zwieback, Brot und Kartoffeln gut.
Solange die Entzündung aktiv ist, lohnt es sich, Schonkost beizubehalten. Hierbei sind alle Zubereitungsarten und Lebensmittel erlaubt, welche individuell gut vertragen werden. Scharfe, geräucherte und frittierte Speisen werden nicht empfohlen.
Quellen
Colitis ulcerosa. AMBOSS. 2021. https://www.amboss.com/de/wissen/colitis-ulcerosa (zugegriffen 22. September 2021)
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Kaplan GG: The global burden of IBD: from 2015 to 2025. Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2015; 12: 720–7.
Snyder MJ, Guthrie M, Cagle SD: Acute Appendicitis: Efficient Diagnosis and Management. AFP 2018; 98: 25–33.
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