Long-COVID bezeichnet eine symptomatische Corona-Infektion, die länger als 4 Wochen besteht. Vom Post-COVID-Syndrom (PCS) wird bei anhaltenden Beschwerden 12 Wochen und länger nach der Erkrankung gesprochen, wenn diese nicht anderweitig zu erklären sind.
Immer mehr PatientInnen berichten nach einer Infektion mit dem Coronavirus über anhaltende Symptome im Sinne eines Long-COVID-Syndroms. Auch bei Geimpften und bei Kindern konnte Long-COVID beobachtet werden. Aufgrund der unspezifischen Symptome ist die Behandlung eine Herausforderung, sodass sich immer mehr Ambulanzen auf die Behandlung von Long- und Post-COVID spezialisieren.
- Das Long-COVID-Syndrom bezeichnet anhaltende Symptome über 4 Wochen nach der eigentlichen Infektion mit SARS-CoV-2.
- Zu den typischen Symptomen zählen Leistungsminderung, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie anhaltende Luftnot.
- Auch junge, zuvor gesunde Menschen können nach einer Corona-Infektion unter Long- und Post-COVID leiden.
- Post-COVID tritt auch nach asymptomatischer oder symptomarmer Infektion auf.
Symptome bei Long-COVID und Post-COVID
Die Symptome bei Long-COVID entsprechen meist denen der akuten Infektion, die sich nur langsam zurückbilden. Post-COVID-Symptome sind eher unspezifisch. Die am häufigsten beschriebenen Beschwerden sind:
Leistungsminderung
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
Atemwegsbeschwerden wie anhaltende Luftnot
Muskelschmerzen
Anhaltender Geschmacks- und Geruchsverlust
Neuauftreten von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
Ursachen von Long- und Post-COVID
Die konkreten Ursachen eines Long-COVID-Syndroms sind nicht abschließend geklärt. Auch ist es nicht voraussehbar, welche PatientInnen an Long-COVID oder Post-COVID leiden werden. PatientInnen mit asymptomatischen oder symptomarmen Verläufen sowie PatientInnen mit Infektion trotz Impfung können ebenfalls im Nachhinein unter Langzeitfolgen leiden. Eine Impfung kann das Risiko eines Post-COVID-Syndroms deutlich senken.
Es ist bekannt, dass auch andere Virusinfekte noch Monate und Jahre nach der Erkrankung Auswirkungen auf den Körper haben können. Zum Beispiel gelten einige Virusinfekte als Trigger für Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und unter Umständen sogar für bestimmte Krebserkrankungen. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind Herpesviren (Epstein-Barr-Virus, Varizella-Zoster-Virus, Cytomegalievirus), welche als Auslöser für verschiedene Erkrankungen identifiziert wurden (Lymphomerkrankungen, Herpes zoster, Augen- oder Lungenentzündung). Es ist also davon auszugehen, dass auch das Coronavirus das Immunsystem des menschlichen Körpers nachhaltig schädigen kann, sodass noch Monate bis Jahre die Auswirkungen der Infektion spürbar sind.
Long- und Post-COVID Therapie
Die Therapie von Long-COVID ist sehr individuell, je nach Schwere und Konstellation der Symptome. Außerdem gibt es keine ursächliche Therapie, welche die Symptome heilen kann. Es ist lediglich möglich, mit interdisziplinären Therapieansätzen eine Besserung der Symptome zu fördern. Dazu gehören moderate körperliche Aktivität, möglicherweise auch mit Hilfe von Physiotherapie, um die körperliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen.
Schmerzen können vorübergehend mit Schmerzmitteln behandelt werden, dies sollte jedoch keine dauerhafte Lösung sein. Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen können mit gezielten Übungen trainiert werden. Geschmacks- und Geruchsverlust können mit Stimulation und Geruchs- und Geschmacksübungen unter Umständen verbessert werden. Dafür können bekannte, einprägsame Gerüche und Geschmäcker genutzt werden.
Für Betroffene stehen in mehreren Kliniken spezielle Post-COVID-Ambulanzen zur Verfügung, die sich auf die Behandlung von Post-COVID spezialisiert haben. All diese Therapieansätze können bei schwerer Beeinträchtigung im Rahmen einer Rehabilitation vereint werden.
Long- und Post-COVID bei Kindern und Jugendlichen
Auch Kinder und Jugendliche können nach einer COVID-19-Erkrankung unter Long- und Post-COVID leiden. Beschwerden sind in der Regel die gleichen wie bei Erwachsenen. Die genauen Zahlen der Erkrankten sind vermutlich abhängig von der Schwere der Erkrankung, unterschiedliche Studien aus verschiedenen Ländern kommen jedoch noch zu variierenden Ergebnissen. Insbesondere bei Kindern ist es schwer zu differenzieren, ob einige der bestehenden Symptome als Post-COVID-Syndrom oder als Folgen der lang andauernden Pandemie zu werten sind.
Long-COVID und Post-COVID vorbeugen
Um dem Long-COVID-Syndrom vorzubeugen, ist es wichtig, der Corona-Infektion vorzubeugen. Es gelten die allgemeinen Hygieneregeln wie Hände waschen, das korrekte Tragen einer medizinischen (FFP2-)Maske, Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen Personen und Reduzieren von Kontakten. Die vollständige Impfung kann schweren Krankheitsverläufen vorbeugen und das Risiko für bleibende Symptome verringern. Kommt es dennoch zur Infektion, ist körperliche Schonung während der symptomatischen Phase essenziell. Nach Abklingen der Symptome sollte körperliche Aktivität langsam wieder gesteigert werden, immer unter Berücksichtigung der eigenen körperlichen Grenzen. Trotz Einhalten aller Vorsichtsmaßnahmen kann es zum Post-COVID-Syndrom kommen.
Quellen
Blankenburg J, Wekenborg MK, Reichert J, et al.: Comparison of mental health outcomes in seropositive and seronegative adolescents during the COVID19 pandemic. Sci Rep 2022; 12: 2246.
Gesundheitliche Langzeitfolgen: FAQ. Robert Koch-Institut (RKI). 2021. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html (zugegriffen 29. Dezember 2021)
Long COVID: Langzeitfolgen von COVID-19. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). 2021. https://www.infektionsschutz.de/coronavirus/basisinformationen/long-covid-langzeitfolgen-von-covid-19/ (zugegriffen 29. Dezember 2021)
Long-COVID: Leistungen zur Rehabilitation. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). 2021. https://www.bmas.de/DE/Service/Presse/Meldungen/2021/long-covid-rehabilitation-arbeitsleben.html (zugegriffen 29. Dezember 2021)