Die überwiegende Mehrheit der Frauen in Deutschland verhütet mit der rezeptpflichtigen Antibabypille. Bei den meisten Präparaten aus der Gruppe der Mikropillen wird die Einnahme nach 21 Tagen von einer siebentägigen Pillenpause unterbrochen.
Während dieser Pause kommt es zur sogenannten Entzugsblutung, die leichter und kürzer als eine reguläre Menstruationsblutung ausfallen kann. Doch warum wird die Einnahme überhaupt pausiert und was ist dabei zu beachten?
Was genau ist die Pillenpause?
Die in der Pille enthaltenen Stoffe ähneln den weiblichen Geschlechtshormonen und verhindern den Eisprung und den Abbau der Gebärmutterschleimhaut. Da die Hormonkonzentration während der siebentägigen Einnahmepause abrupt abfällt, kommt es in dieser Zeit zur sogenannten Hormonentzugsblutung.
Auch der Wiederaufbau der Gebärmutterschleimhaut wird von der Pille beeinflusst, weshalb Frauen, die die Pille nehmen, häufig nur eine sehr leichte, teilweise sogar gar keine Blutung haben. Aber Achtung: Das Ausbleiben der Entzugsblutung kann auch Zeichen einer Schwangerschaft sein.
Die Pille schützt auch während der Einnahmepause vor ungewollten Schwangerschaften, da der Zeitraum des Hormonentzugs zu kurz für die vollständige Reifung eines Eis ist. Dies gilt jedoch nur, wenn die Pille in den drei Wochen zuvor korrekt eingenommen und die Einnahmepause nicht verlängert wurde. Einige Medikamente und Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können ebenfalls die Wirkung der Pille herabsetzen.
Das Risiko, trotz korrekter Anwendung der Pille schwanger zu werden, ist sehr gering und liegt bei 0,1 bis 0,9 Frauen von 100 Frauen, die ein Jahr lang die Pille einnehmen. Dieser Wert wird auch als Pearl-Index bezeichnet.
Wichtig zu wissen ist, dass 15 bis 25 Prozent aller Schwangeren im ersten Drittel ihrer Schwangerschaft Blutungen erleben. Diese unterscheiden sich in Stärke und Dauer zwar meist von der gewohnten Entzugsblutung, können in seltenen Fällen jedoch mit dieser verwechselt werden.
Die Minipille wird im Gegensatz zur Mikropille ohne Pause eingenommen.
Warum dauert die Pillenpause 7 Tage?
Die Einnahmedauer von 21 Tagen, gefolgt von einer siebentägigen Pause, imitiert den natürlichen Zyklus von 28 Tagen. Aufgrund der Regelmäßigkeit des Zyklus unter Einnahme der Pille sind private und berufliche Aktivitäten für die Anwenderinnen besser planbar.
Diese Anpassung an den natürlichen Zyklus wurde in den 1960ern, als die Pille auf den Markt kam, bewusst gewählt, um die Akzeptanz bei Frauen zu steigern. Die monatliche Blutung empfinden viele Frauen zudem als beruhigendes Zeichen, nicht schwanger zu sein.
Studien haben gezeigt, dass die monatliche Pillenpause weder gesundheitlichen Vorteile bringt noch Nebenwirkungen reduziert. Daher ist es nach heutigem Kenntnisstand nicht notwendig, eine Pillenpause einzulegen.
Kann die Pillenpause verkürzt werden?
Aus medizinischer Sicht ist die Verkürzung der Pillenpause um einen oder mehrere Tage unproblematisch. Bei Bedarf kann die Pillenpause soweit verkürzt werden, dass direkt im Anschluss mit der nächsten Blisterpackung begonnen wird. In diesem Fall machen Sie keine Pause, die Entzugsblutung entfällt.
Sinnvoll ist das Fortsetzen der Einnahme ohne Pause besonders dann, wenn eine Pille in der dritten Einnahmewoche vergessen wurde.
Kann die Pillenpause verlängert werden?
Die Pillenpause sollte nie länger als sieben Tage dauern, da eine Verlängerung den Schutz vor ungewollten Schwangerschaften reduziert. Wenn Sie Ihre Pillenpause unabsichtlich verlängert haben, müssen Sie ab dem achten Tag ein zusätzliches Verhütungsmittel, z. B. ein Kondom, verwenden.
Mehr Informationen hierzu finden Sie unter “Pille vergessen - was ist zu beachten?”.
Die Wiederaufnahme der Pille nach einer verlängerten Pillenpause erhöht zudem das Thromboserisiko und ist daher auch aus diesem Grund nicht zu empfehlen.
Die Pillenpause und Pillenwechsel
Der Wechsel von einer Mikropille zu einem Präparat anderen sollte entweder direkt im Anschluss an die letzte Pillenpackung ohne Einhalten einer Pillenpause oder aber nach der üblichen siebentägigen Pillenpause erfolgen.
Bei ausgeprägten Nebenwirkungen oder Beschwerden kann der Wechsel auch mitten im Zyklus stattfinden - solange kein Einnahmetag ausgelassen wird. Das Gleiche gilt, wenn innerhalb der Gruppe der Minipillen gewechselt wird. Grundsätzlich wird das Auslassen der Pillenpause als die sicherste Methode betrachtet.
Wer von einer Mikro- zur Minipille oder in umgekehrter Reihenfolge wechseln, sollten mit der Einnahme des neuen Präparats beginnen, ohne eine Pause einzulegen und zusätzlich in der ersten Woche nach Wechsel ein weiteres Verhütungsmittel, z.B. ein Kondom, benutzen. Da sich die Neben- und Wechselwirkungen verschiedener Präparate unterscheiden können, sollte ein Pillenwechsel stets individuell mit dem Frauenarzt besprochen werden.
Quellen
von Wolff et al.: Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin: Das Praxisbuch. 1. Auflage. Schattauer Verlag, 2013.
American College of Obstetricians and Gynecologists: https://www.acog.org/~/media/For%20Patients/faq038.pdf. Abgerufen am 08.08.2019.
Faculty of Sexual and Reproductive Healthcare: https://www.fsrh.org/news/fsrh-release-updated-guidance-combined-hormonal-contraception/. Abgerufen am 08.08.2019.
Profamilia: https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Reihe_Verhuetungsmethoden/die_pille.pdf. Abgerufen ab 08.08.2019.
Bundesverband der Frauenärzte e.V.: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/pille-anti-baby-pille/pille-kombi-pille-mikropille/. Abgerufen am 06.08.2019.