Die Pille ist das am häufigsten verschriebene Verhütungsmittel in Deutschland und in den meisten anderen Industrieländern der Welt. Die Wirkstoffe der Pille ähneln den körpereigenen weiblichen Geschlechtshormonen Östrogene und Gestagene.
- Es gibt keine wissenschaftlichen oder medizinischen Argumente für das klassische Einnahmeschema mit sieben Tagen Pillenpause.
- Beim Langzeitzyklus wird die Pille mehrere Monate am Stück durchgenommen.
- Ein Vorteil können verminderte Menstruationsbeschwerden sein.
Durch die Einnahme der Antibabypille oder auch „Pille“ wird der Eisprung hormonell unterdrückt und der Aufstieg der männlichen Samenzellen in die Gebärmutter verhindert. Eine Schwangerschaft wird dadurch sehr unwahrscheinlich. Die Pille zählt mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 bei richtiger Einnahme zu den sichersten Verhütungsmitteln.
Die verschiedenen Einnahmeschemata der Pille orientieren sich am natürlichen Menstruationszyklus. Das gängigste Einnahmeschema besteht aus einem Einnahmezeitraum von 21 Tagen pro Zyklus, gefolgt von einer Pillenpause von sieben Tagen. In dieser einnahmefreien Zeit führt der Hormonentzug nach zwei bis vier Tagen zur sogenannten Abbruchsblutung, einer Art künstlichen Monatsblutung.
Bei der Einführung der Pille in den 1960er Jahren wurde dieses Einnahmeschema bewusst gewählt, um die Pille problemlos in den natürlichen weiblichen Zyklus zu integrieren. Dadurch sollte die Pille besser und schneller akzeptiert werden. Ein Konzept, das aufging.
Die Bedürfnisse vieler Frauen haben sich mittlerweile jedoch verändert. Viele wünschen sich, ihren Zyklus flexibel an ihren Alltag anpassen zu können und fragen sich, ob es möglich ist, die Pille gelegentlich eine Woche länger oder sogar durchgehend einzunehmen.
Ist die durchgängige Einnahme medizinisch sinnvoll?
Bisher gibt es keine wissenschaftlichen bzw. medizinischen Argumente für das klassische Einnahmeschema von 21 Tagen plus 7 Tage Pillenpause. Ein anderer Einnahmemodus, der sogenannte Langzeitzyklus oder Langzyklus, wird schon seit Längerem von Frauen angewandt, die an Erkrankungen wie Endometriose, ausgeprägten Menstruationsbeschwerden oder Eierstockzysten leiden.
Inzwischen wird der Langzeitzyklus als Einnahmemodus auch bei gesunden Frauen immer beliebter. Grund hierfür ist der Wunsch vieler Frauen, ihre Menstruationsblutungen verschieben können, um z. B. ihren Urlaub zu genießen oder in anstrengenden Situationen nicht zusätzlich mit einer Blutung belastet zu sein.
Ob die Durchnahme der Pille für Sie sinnvoll und vor allem hilfreich ist, sollten Sie vorab ärztlich abklären.
Wie funktioniert der Langzyklus?
Bei Anwendung des Langzeitzyklus wird die Pille mehrere Monate ohne Unterbrechung genommen. Auf diese Weise entfallen Abbruchblutungen und nach einer Weile auch die zu Beginn zunehmenden Zwischenblutungen.
Der Langzeitzyklus kann beliebig durch eine Pillenpause von sieben Tagen unterbrochen werden. Eine Frau, die einen Langzeitzyklus von drei Monaten praktiziert, hat folglich etwa fünf Blutungen pro Jahr.
Welche Vorteile hat die Langzeiteinnahme?
Als Vorteil des Langzyklus gelten die insgesamt abnehmende Blutungsstärke und verminderten Menstruationsbeschwerden wie Blähungen, Bauchkrämpfe, Migräne und unreine Haut. Auch das Risiko für bestimmte Krebsarten sinkt möglicherweise.
Studien konnten bisher weder Nachteile noch Nebenwirkungen des Langzyklus und der ausbleibenden Menstruation feststellen. Ultraschalluntersuchungen und Analysen von Gewebeproben der Uterusschleimhaut konnten keinen Unterschied zwischen dem klassischen Einnahmeschema und dem Langzyklus entdecken.
Langzeitdaten zur Nutzung des Langzyklus liegen jedoch noch nicht vor, weshalb die Sicherheit des Langzyklus nicht abschließend beurteilbar ist. Hinzu kommen die allgemeinen Nebenwirkungen der Pille, die bei dauerhafter Pilleneinnahme durch die gesteigerte Hormonzufuhr zunehmen können.
Die meisten GynäkologInnen raten dazu, nicht mehr als drei Blisterpackungen am Stück zu nehmen. Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin ist es jedoch auch möglich, das einnahmefreie Intervall auszudehnen.
Welche Pillen können für den Langzeitzyklus eingesetzt werden?
Zur durchgehenden Einnahme der Pille eignet sich vor allem sogenannte Mikropillen. Dabei handelt es sich um Einphasenpräparate, die Östrogen- und Gestagen-ähnliche Stoffe enthält. Im Gegensatz zu den Mehrphasenpräparaten enthält jede Tablette eine identische Hormondosis.
Typische Pillenpräparate für den Langzeitzyklus sind Belara, Microgynon, Valette oder Yasminelle. Ob auch andere Präparate ein flexibles Einnahmeschema oder einen Langzyklus erlauben, kann im Gespräch mit einem Frauenarzt bzw. einer Frauenärztin geklärt werden.
Quellen
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsmethoden/. Abgerufen am 31.07.2019.
Bundesverband der Frauenärzte e.V.: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/pille-anti-baby-pille/. Abgerufen am 31.07.2019.
Edelman et al.: Continuous or extended cycle vs. cyclic use of combined hormonal contraceptives for contraception. Cochrane Library, 2014.
Hee et al.: Continuous use of oral contraceptives: an overview of effects and side-effects. Acta Obstet Gynecol Scand, 2013.
Leinmüller et al.: Antibabypille und Zyklus-Schemata: Wenn Frauen die Einnahme variieren. Deutsches Ärzteblatt 2000; 97(24). Abgerufen am 31.07.2019.
Von Wolff et al.: Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin: Das Praxisbuch. 1. Auflage. Schattauer Verlag, 2013.