Gewebe aus Textil repräsentiert menschliches Gewebe für Lebend-Gewebespenden.
  1. Wer kann Lebend-Gewebe spenden?
  2. Was passiert bei der Lebend-Gewebespende?
  3. Wird eine Lebend-Gewebespende vergütet?
  4. Wo kann man Lebend-Gewebe spenden?
  5. Häufige Fragen zu Gewebespende
Gewebe aus Textil repräsentiert menschliches Gewebe für Lebend-Gewebespenden.

Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) koordiniert seit 1997 Gewebespenden und -transplantationen in Deutschland. Von 2013 bis 2020 spendeten 17.805 Menschen Gewebe im DGFG-Netzwerk.

Bei Transplantationen von Gewebe wird meist das Gewebe verstorbener Personen verwendet. Jedoch können auch Gewebespenden von lebenden Menschen transplantiert werden und so vielen PatientInnen helfen.

“‘Das habe ich ja gar nicht gewusst.’ … ist häufig die erste Reaktion, wenn ich als Arzt mit Patienten über die Möglichkeit einer Lebend-Gewebespende spreche. Es ist eine Spenderform, bei der es wirklich keine medizinischen Nachteile für die Spender gibt, da es immer um Gewebe geht, das im Rahmen einer sowieso durchgeführten Operation bzw. eines medizinischen Eingriffs beim Spender entnommen werden muss. Wenn es nicht gespendet wird, wird es einfach verworfen. Ich erlebe sogar oft, dass eine Lebend-Gewebespende einen sehr positiven Effekt auf die Spender hat, denn sie haben das schöne Gefühl, dass sie ohne Nachteile für sich selbst anderen Menschen helfen können.”

Dr. med. Manfred Wagner
Dr. med. Manfred Wagner
- Mitglied des medizinischen Beirats von Fernarzt

Spendegewebe kann Menschen helfen, deren Körpergewebe durch eine Krankheit oder einen Unfall angegriffen oder zerstört wurde. Das hierfür benötigte Lebend-Gewebe wird den SpenderInnen dabei im Rahmen einer ohnehin anstehenden Operation entnommen.

Möglichkeiten von Lebend-Gewebespenden:

  1. Herzklappen: Sind bei einer Herztransplantation die Herzklappen des Empfängers noch intakt und funktionsfähig, so können diese, unabhängig vom Rest des Herzens, für weitere Transplantationen genutzt werden.

  2. Blutgefäße: Leiden PatientInnen unter stark verengten Gefäßen im Herzbereich, so können diese durch Blutgefäße von verstorbenen oder lebenden SpenderInnen ersetzt werden. Auch eine Eigenspende ist möglich. Dabei werden die Blutgefäße innerhalb eines Körpers verpflanzt.

  3. Inselzellen: Diese Zellen werden auch als Langerhans-Inseln bezeichnet. Sie befinden sich in der Bauchspeicheldrüse und produzieren Insulin. Bei Diabetes Typ 1 können die PatientInnen selbst kein Insulin produzieren, da die Inselzellen defekt sind. Eigengewebespenden sind möglich, wenn aus medizinischen Gründen die Bauspeicheldrüse entfernt wird, so können Inselzellen isoliert und dem Körper wieder zugeführt werden.

  4. Haut: Hauttransplantationen werden genutzt, um großflächige Wunden zu schließen. In der Regel stammt die Spenderhaut von Verstorbenen, jedoch ist oft auch eine Eigenhauttransplantation möglich.

  5. Amnion: Die Eihaut der Fruchtblase heißt fachsprachlich auch Amnion. Sie wird bei Kaiserschnitten entnommen und, falls die Gebärende zustimmt, anschließend weiterverwendet. Amniongewebe hat wundheilende Eigenschaften und kann sowohl bei chronischen Wunden als auch in der Augenchirurgie eingesetzt werden.

  6. Knochen und Knorpel: Ein Hüftknochen, welcher im Rahmen einer Hüftoperation entnommen wird, kann für eine andere Person aufbereitet und genutzt werden. In einigen Fällen ist sogar eine Transplantation ganzer ganze Gelenke möglich.

  7. Muskeln und Bindegewebe: In der Regel werden Muskeln, Bänder und Sehnen von verstorbenen SpenderInnen genutzt. Eine Eigengewebespende, bei der die Weichteilgewebe innerhalb des eigenen Körpers transplantiert werden, ist auch möglich.

bildliche Darstellung

Wer kann Lebend-Gewebe spenden?

Frauen, deren Kind per Kaiserschnitt auf die Welt kommt und die Amniongewebe spenden möchten, müssen lediglich einige Fragen zu ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte beantworten und einer Blutuntersuchung zustimmen. Sofern die Blutergebnisse sowie die Krankengeschichte der Spenderin unauffällig sind, kann sie die Eihaut spenden.

Auch PatientInnen, bei denen eine Hüftgelenksoperation bevorsteht, können sich dazu entscheiden, das entnommene Hüftgelenk bzw. den Hüftknochen zu spenden. Über einen medizinischen Fragebogen und mithilfe einer Blutuntersuchung wird auch hier festgestellt, ob etwas gegen eine Spende spricht. Alter und Geschlecht der PatientInnen sind dabei irrelevant.

Mögliche Ausschlussgründe Lebend-Gewebespenden:

  • Virale und systemische Infektionen

  • Nachweis multiresistenter bakterieller Erreger

  • Tumore des blutbildenden Systems

  • Personen, die selbst Organ- oder Gewebespenden erhalten haben

  • Bestimmte Erkrankungen des zentralen Nervensystems

  • Langzeittherapie mit Immunsuppressiva

Bei einigen Diagnosen kommen auch Eigengewebespenden infrage. Der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin wird in diesen Fällen darauf hinweisen.

Was passiert bei der Lebend-Gewebespende?

Wird eine Gewebespende lebend entnommen, so ist der Ablauf von dem jeweiligen Gewebe abhängig.

Die Amnionspende ist anonym. Sofern die gebärende Frau einwilligt, gesund ist und keine auffällige medizinische Vorgeschichte hat, kann das Amnion bei einem Kaiserschnitt entnommen werden. Die Amnionmembran wird anschließend für zukünftige Transplantationen aufbereitet und kryokonserviert (bei sehr hohen Minusgraden gelagert).

Bei einer Hüftgelenkspende wird der abgenutzte Hüftkopf während der Operation sachgemäß entnommen. Der Hüftkopf wird anschließend – sofern die Einwilligung des Patienten bzw. der Patientin vorliegt und der Knochen medizinisch untersucht wurde – aufbereitet und kann so anderen PatientInnen zugutekommen.

Wird eine Lebend-Gewebespende vergütet?

Lebend-Gewebespenden sind in der Regel unentgeltlich. Interessierte SpenderInnen können sich auf den Seiten der einzelnen Transplantationszentren über die Konditionen informieren.

Wo kann man Lebend-Gewebe spenden?

Eine Lebend-Gewebespende wird in den Kliniken durchgeführt, in denen die ohnehin angesetzte Operation (Kaiserschnitt, Hüftgelenksoperation) stattfindet. Für SpenderInnen entsteht also kein Mehraufwand. Die entnommenen Gewebe werden aufbereitet und in sogenannten Gewebebanken aufbewahrt, bis Bedarf an diesem Gewebe angemeldet wird.

Über die Webseiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) können Organspendeausweise in mehreren Sprachen heruntergeladen oder bestellt werden. Auf der Rückseite des Ausweises kann angegeben werden, welche Gewebe bzw. Organe man spenden möchte und welche nicht.

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Jede Organ- oder Gewebespende kann Leben retten. Organspendeausweise helfen Hinterbliebenen, im Sinne der Verstorbenen zu entscheiden.

Häufige Fragen zu Gewebespende

Bei einer Gewebespende wird menschliches Gewebe transplantiert. GewebespenderInnen können dabei verstorbene oder lebende Personen sein. Auch eine Eigengewebespende ist möglich.

Lebend-Gewebespenden sind in der Medizin nicht unüblich. Am besten eignet sich dabei Gewebe, welches bei Operationen entfernt wird und normalerweise entsorgt wird. Ein Beispiel ist Amniongewebe, das im Rahmen eines Kaiserschnittes problemlos entnommen wird und anschließend PatientInnen mit chronischen Wunden oder Augenleiden hilft.

Gängige Lebend-Gewebespenden sind Amnion und Hüftknochen. Weiterhin sind Eigenspenden von Blutgefäßen, Inselzellen, Haut, Muskeln und Bindegewebe möglich. Bei Herztransplantationen können die Herzklappen des zu entfernenden Herzens weiterverwendet werden, sofern diese noch intakt sind.

Organe bestehen aus verschiedenem Gewebe. Bei Organspenden wird das gesamte Organ transplantiert, z. B. ein Herz oder eine Bauchspeicheldrüse. Vielen PatientInnen, wie DiabetikerInnen, ist schon mit einer bestimmten Zellart der Bauchspeicheldrüse geholfen. Sie benötigen keine Organtransplantation, sondern lediglich intakte Inselzellen, um Insulin produzieren zu können. Gewebetransplantationen sind weitaus weniger aufwendig als Organtransplantationen und die Ansprüche an die Kompatibilität zwischen SpenderInnen und Empfängerinnen sind nicht so hoch.

Quellen

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