“Prüfen – Rufen – Helfen" lautet ein Leitsatz der Ersthilfe an einem Notfallort. Dort ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und umsichtig zu handeln. Ergreifen Sie die Initiative und fordern Sie Anwesende direkt dazu auf, zu helfen. Dabei können Sie gleichzeitig die näheren Umstände des Geschehens in Erfahrung bringen. Zögern Sie nicht! In einer Notfallsituation können Sie praktisch nichts falsch machen - außer Sie machen nichts.
Wenn sich ein Überblick über die Situation verschafft wurde, ist es wichtig, direkt den Notdienst zu rufen. Die 112 ist innerhalb der Europäischen Union Notrufnummer und verbindet mit dem Rettungsdienst, der Feuerwehr und sogar der Polizei und ist kostenfrei. Selbst wenn Sie keinen Empfang haben, werden Sie entsprechend durchgestellt.
Es gilt: Bitte nicht auflegen! Warten Sie ab, wozu Ihnen die Notrufzentrale rät. Häufig bekommen Sie konkrete Anweisungen, wie Sie die Verletzten bis zum Eintreffen des Rettungswagens stabilisieren und versorgen können. Haben Sie den Notruf versehentlich gewählt, erklären Sie das unbedingt. Es kann sonst passieren, dass das Signal zurückverfolgt und ein Rettungsdienst geschickt wird.
8 Minuten handeln und Leben retten
7 - 8 Minuten vergehen durchschnittlich in Großstädten bis der Notdienst eintrifft. In ländlichen Regionen dauert das oftmals wesentlich länger.
"In diesen ersten Minuten kommt es oft alleine auf die Erste Hilfe durch Laien an, z. B. die starke Blutung zu stoppen, damit die betroffene Person nicht verblutet, die stabile Seitenlage herstellen, damit der Bewusstlose nicht erstickt und nicht zuletzt die Einleitung der Wiederbelebungsmaßnahmen - denn eine Laienreanimation versorgt das Gehirn weiter mit Sauerstoff, erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit des betroffenen um das 2-4-fache und entscheidet nicht zuletzt über die Zukunft des Patienten.", sagt Katharina Puche vom DRK.
Blutverlust stoppen
Bevor Sie beginnen, weitere Erste Hilfe Maßnahmen einzuleiten, muss geprüft werden, ob große Verletzungen mit starken Blutungen vorliegen. Sonst ist Ihre Reanimation wie das befüllen eines Ballons mit Loch. Üben Sie Druck auf die Wunde aus (z. B. mit der Hand darauf pressen) und vermeiden damit weiteren Blutaustritt.
Sind Extremitäten betroffen, sollten diese hochgehalten oder -gelegt werden.
An Stellen mit hohem Blutdruck sollten die Arterien abgedrückt werden, um großen mengen an Blutverlust zu vermeiden. Legen Sie einen Druckverband an. Es geht nicht darum, den Verband so fest wie möglich zu machen. Wichtiger ist es, das Druckpolster gezielt aufzulegen.
Hinweis: In Notsituationen können Sie für einen Druckverband auch einen Schal, ein Shirt oder Ähnliches verwenden.
Erste Hilfe Maßnahmen einleiten: ABCDE
In Notsituationen steht jeder unter enormen Stress und Druck. Sie werden gegebenenfalls am Telefon durch die Schritte für die Erste Hilfe geleitet. Wenn nicht,handeln Sie nach einem ganz einfachen Schema: ABCDE. Achten Sie bei jedem Schritt immer auf Ihre eigene Sicherheit.
A - Airway (Atemweg) - Überprüfen Sie zuerst, ob der Betroffene atmet und die Atemwege frei sind. Schauen Sie in den Mund! Auch dort kann etwas sein, was den Atemfluss behindert. Eine Beatmung bringt nämlich gar nichts, wenn die Luft nicht in die Lungen passieren kann.
B - Breathing (Belüftung) - Ist der Atemweg frei, die Person atmet aber nicht spontan, können Sie mit der Wiederbelebung und Beatmung beginnen.
C - Circulation (Kreislauf) - Messen Sie den Puls an Extremitäten und/oder Halsschlagader, halten Sie Ausschau nach Blutungen oder anderen Auffälligkeiten und achten Sie auf die Verfassung der Haut.
D - Disability (Neurologischer Status) - Wenn die ersten drei Buchstaben überprüft und ggf. Stabil sind, beurteilen Sie das Bewusstsein des Betroffenen und prüfen Sie nicht sichtbare Verletzungen wie ein Schädel-Hirn-Trauma. Entfernen Sie niemals einen Helm!
E - Expose (Erweiterte Maßnahmen) - Am Ende werden alle restlichen Beschwerden beurteilt und Maßnahmen ergriffen, wie Warmhaltung.
Sicher ist sicher: Stabile Seitenlage
In Erste-Hilfe-Kursen werden Skills geübt, um Verletzten schnell zu versorgen. Zu den bekanntesten Hilfemaßnahmen zählen die stabile Seitenlage und die Herzdruckmassage.
Wenn die Person von selber atmen kann, aber dabei bewusstlos bzw. Nicht ansprechbar ist, sollte sie sofort in die stabile Seitenlage gebracht werden, da Erstickungsgefahr durch Erbrochenes oder die eigene Zunge besteht.
Restart A Heart: Herzdruckmassage
Bei fehlender Atmung muss eine Herzdruckmassage mit Beatmung angewendet werden. Denn das Gehirn reagiert auf einen Mangel an Sauerstoff sehr empfindlich. Schon nach wenigen Sekunden führt Sauerstoffmangel zur Bewusstlosigkeit. Nach wenigen Minuten ist das Gehirn irreversibel geschädigt, es entsteht ein hypoxischer Hirnschaden. Nach etwa zehn Minuten ohne Sauerstoff stirbt das Gehirn endgültig ab und mit ihm die Fähigkeit, selbst zu atmen.
Ist die Person nicht ansprechbar und atmet nicht von selber, sollten wiederbelebende Maßnahmen eingeleitet werden. Ist ein Defibrillationsgerät (AED-Gerät) in der Nähe, setzen Sie es ein. Es beschreibt Ihnen genau, wie Sie vorgehen sollen.
Wenn nicht, sollte auf folgende Dinge geachtet werden:
Bei der Herzdruckmassage: - Auf Höhe des Brustkorbs neben dem Betroffenen knien. - Den Handballen einer Hand auf das Brustbein mittig des Oberkörpers legen, andere Hand darüber platzieren. Die Finger einrollen, nicht auf den Brustkorb ablegen. Das versichert maximale Druckübertragung! - Die Arme sollten durchgestreckt sein, und der Brustkorb des Helfers sollte über dem zu Reanimierenden sein. - Der Druck sollte von dem Körpergewicht kommen, und nicht von der Kraft aus den Armen. - Druck- und Entlastungsdauer sollten gleich lang sein. Denken Sie an ihre eigene Atemfrequenz - nicht zu schnell oder oft drücken! - 30 Mal wiederholen.
Bei der Beatmung: - Atemwege freimachen durch überstreckung der Luftröhre, am besten durch das anheben des Kinns. - Die Nase vorsichtig zuhalten. - Mit den Lippen so dicht wie möglich den Mund des Betroffenen umgeben. - Darauf achten, ob sich der Brustkorb hebt - dann wurde genug Luft rein geblasen. Danach sollte sich der Brustkorb wieder senken. - 2 Mal Wiederholen.
Herzdruckmassage (30 Mal) und Beatmung (2 Mal) sollte wiederholt werden, bis der Notdienst eintrifft. Wenn mehrere Menschen vor ort sind, sollten die Helfer alle 2 Minuten ausgewechselt werden, damit die Maßnahmen so effektiv bleiben wie möglich. Sollte die Spontanatmung wieder einsetzten, also die Person wieder von selber atmen, aber nicht ansprechbar sein, sollte die Person in die stabile Seitenlage gebracht werden. Danach sollte man immer wieder überprüfen, ob die Atmung noch da ist.
Am 16. Oktober 2020 findet zum dritten Mal der World Restart a Heart Day statt. In den vergangenen Jahren wurden durch die Initiative des International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) mit Unterstützung des German Resuscitation Council (GRC) weltweit über 675.000 Menschen in Reanimation trainiert. Solche Initiativen können Leben retten. Etwa 10.000 Menschen mehr, so errechnete es die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), würden pro Jahr allein im Falle eine Herzattacke überleben, wenn die Laien-Reanimationsquote weiter gesteigert würde.
Hilfe für die Kleinsten: Kinder und Säuglinge retten
In der Erstversorgung von Unfällen gibt es wichtige Unterschiede zwischen Erwachsenen gegenüber Kleinkindern und Säuglingen. Doch sind diese meist noch zu jung, um Beteiligten zu erklären, was vorgefallen ist. Diese sind noch zu jung, um bei Bewusstsein z. B. erkennbar zu machen, was passiert ist.
Die stabile Bauchlage
Der größte Unterschied: Säuglinge müssen bei Bewusstlosigkeit mit bestehender Atmung in die stabile Bauchlage gebracht werden. In der Bauchlage kann das Baby weiter ungehindert atmen und Erbrochenes kann abfließen. Das Kind sollte dabei möglichst auf eine warme Unterlage gelegt und der Kopf zu einer Seite gedreht werden. Den Kopf leicht nach hinten neigen, um den Mund des Kindes zu öffnen.
Leidet das Baby unter Atemnot, anhaltendem Hustenreiz, Pfeifgeräuschen beim Atmen oder zeigen sich andere Symptome einer ausgesetzten Atmung, erfolgt Erste Hilfe in Form des Sandwich-Griffes und Reanimation. Es muss sofort der Notdienst gerufen werden, denn selbst wenn das Baby hustet und wieder Luft bekommt, kann z. B. ein Fremdkörper nach Verschlucken in einen Lungenflügel gefallen sein, das Kind muss ärztlich untersucht werden.
Die Herzdruckmassage bei Säuglingen und Kleinkindern
Setzt die Atmung vollständig aus, muss auch bei einem Kind oder Säugling eine Herzdruckmassage mit Beatmung erfolgen. Im Unterschied zu einer Massage bei Erwachsenen, werden beim Säugling nur 2 Finger auf die Mitte des Brustkorbs gesetzt (und nicht zwei Händen aufeinander), und dieser ein Drittel bis zur Hälfte eingedrückt.
Bei Kleinkindern ab 1 Jahr werden wieder der Handballen auf das untere Drittel des Brustbeins platziert, und bis zur Hälfte des Brustkorb Durchmessers runter gedrückt. Die Arme sollten ausgestreckt sein, und die Finger nicht auf dem Brustkorb liegen. So erreicht man maximale Kraftübertragung. In allen Fällen bleibt das Verhältnis zwischen Drücken und Beatmen bei 30:2. Achten Sie bei der Beatmung darauf, ob der Brustkorb sich hebt.