Thrombozyten (Thr)

Laborwerte richtig verstehen: Blutplättchen (Thrombozyten) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Thrombozyten: Aufgabe im menschlichen Körper
  2. Bei welchen Symptomen Thrombozyten-Wert bestimmen?
  3. Laboruntersuchung Thrombozyten-Wert
  4. Ursachen Thrombozyten-Wert zu niedrig
  5. Ursachen Thrombozyten-Wert zu hoch
  6. Vorbeugung und Behandlung auffälliger Thrombozyten-Werte
  7. Fakten zu den Blutplättchen Thrombozyten

Thrombozyten werden auch Blutplättchen genannt und sind ein Bestandteil des menschlichen Blutes. Sie sind zusammen mit den Gerinnungsfaktoren für die Blutgerinnung zuständig.

Thrombozyten: Aufgabe im menschlichen Körper

Thrombozyten werden im Knochenmark aus Megakaryozyten gebildet. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Hämostase (Blutgerinnung): Werden bei Verletzungen Blutgefäße beschädigt, so kommt es zur Adhäsion (Anheftung) und Aggregation (Verklumpung) von Thrombozyten. Zusätzlich setzen die Thrombozyten gerinnungsfördernde Stoffe frei. Die dadurch ausgelöste Fibrinbildung führt zur Blutstillung.

Thrombozyten enthalten verschiedene Enzyme:

  • Enzyme für Glykolyse

  • Enzyme für Atmungskette

  • Enzyme für Pentosephosphatzyklus

  • Enzyme für Citratzyklus

  • ATPasen

Zusätzlich enthalten Thrombozyten Calcium und Serotonin. Diese Stoffe regulieren die Weite von Blutgefäßen. Durch Kontraktion der glatten Gefäßmuskulatur verengen sich die Blutgefäße (Vasokonstriktion), wohingegen erschlaffende Muskelzellen zur Gefäßerweiterung (Vasodilatation) führen.

Thrombozyten haben eine Lebensdauer von 5 bis 12 Tagen. Anschließend werden sie in Milz, Leber und Lunge abgebaut.

Bei welchen Symptomen Thrombozyten-Wert bestimmen?

Bei erhöhter Blutungsneigung oder Verdacht auf eine Gerinnungsstörung kann im Rahmen eines kleinen oder großen Blutbildes die Thrombozyten-Zahl bestimmt werden. Ist die Anzahl der Thrombozyten zu niedrig, spricht man von einer Thrombozytopenie. Dem steht die Thrombozytose entgegen, ein Zustand, bei dem die Anzahl der Thrombozyten zu hoch ist.

Symptome Thrombozyten erniedrigt (Thrombozytopenie)

  • Spontane Blutungen (z. B. Nasenbluten)
  • Blutergüsse
  • Punktförmige Einblutungen der Schleimhäute (Petechien)
  • Magen-Darm-Blutungen
  • Zahnfleischbluten
  • Starke und verlängerte Menstruationsblutungen

Symptome Thrombozyten erhöht (Thrombozytose)

Laboruntersuchung Thrombozyten-Wert

Bei Verdacht auf eine Thrombozyten-Funktionsstörung kann eine umfassende Thrombozyten-Funktionsdiagnostik durchgeführt werden. Dazu gehören u. a. die Bestimmung der Thrombozyten-Konzentration im Blut und die Bestimmung der Blutungszeit. Spezielle Geräte messen das Verhalten von Thrombozyten unter fest definierten Umständen und können so weitere Ergebnisse liefern.

Thrombozyten-Konzentration messen

Die Thrombozyten-Konzentration beschreibt die Anzahl der Blutplättchen in einer bestimmen Menge Blut. Dazu werden 3 ml EDTA-Blut benötigt. Im Rahmen eines kleinen oder großen Blutbildes werden die Thrombozyten maschinell gezählt.

Thrombozyten Normwert

Die Auswertung der Thrombozyten-Werte sollte immer zusammen mit einem Arzt bzw. einer Ärztin erfolgen, damit die Ergebnisse korrekt eingeordnet werden können. Diese Referenzwerte dienen lediglich als Orientierung.

Das bedeuten Thrombozyten-Werte im Blut:

  • Unter 150.000 Thrombozyten pro µl Blut: Thrombozyten zu niedrig (Thrombozytopenie bzw. Thrombopenie)
  • 150.000 bis 350.000 Thrombozyten pro µl Blut: Thrombozyten-Wert normal
  • Über 350.000 Thrombozyten pro µl Blut: Thrombozyten zu hoch (Thrombozytose)
  • Über 1.000.000 Thrombozyten pro µl Blut: Thrombozyten sehr stark erhöht (Thrombozythämie)

Für Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche gelten andere Thrombozyten-Normwerte.

Ursachen Thrombozyten-Wert zu niedrig

Bei weniger als 150.000 Blutplättchen pro µl Blut spricht man von einer Thrombozytopenie.

Zu den Ursachen für erniedrigte Thrombozyten-Konzentrationen gehören:

  • Störungen der Thrombozyten-Produktion
    • Verminderte Thrombozyten-Produktion (z. B. bei Schädigung des Knochenmarks durch Medikamente oder verschiedene Krebsarten)
    • Schlechte Qualität der Thrombozyten (z. B. durch Vitamin-B12-Mangel, Folsäuremangel)
  • Erhöhter Bedarf an Thrombozyten
    • Thrombozyten werden frühzeitig zerstört/abgebaut (z. B. mechanische Zerstörung durch künstliche Herzklappen, Autoimmunerkrankungen, bösartige Tumore oder Medikamente)
    • Mehr Thrombozyten werden benötigt (z. B. bei Dialysen, akuten Gerinnungsstörungen, Splenomegalie)

Ursachen Thrombozyten-Wert zu hoch

Von einer Thrombozytose spricht man, wenn sich mehr als 350.000 Blutplättchen in 1 µl Blut befinden.

Mögliche Ursachen für erhöhte Thrombozyten-Konzentrationen:

  • Ausnahmesituationen die Stress verursachen (z. B. Geburt, Operation)
  • Chronisch entzündliche Erkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Zöliakie, Sarkoidose)
  • Chronische Infektionen (z. B. Tuberkulose, Osteomyelitis)
  • Bösartige Tumore (z. B. Lymphome)
  • Myeloproliferative Neoplasien (z. B. chronische myeloische Leukämie CML, Osteomyelosklerose OMS, Polycythaemia vera PV)
  • Nach Verletzungen oder Operationen
  • Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC, Disseminated Intravascular Coagulation)
  • Eisenmangelanämie

Vorbeugung und Behandlung auffälliger Thrombozyten-Werte

Bei einer Thrombozytose (krankhaft erhöhte Thrombozyten-Zahl) gelten Thromboembolien als größtes Risiko. Diesen kann man vorbeugen durch:

  • Regelmäßige und ausreichende Bewegung

  • Gewichtsnormalisierung

  • Vermeiden von langem Sitzen

  • Tragen von Kompressionsstrümpfen

Thrombozytopenien (krankhaft erniedrigte Thrombozyten-Zahl) bergen ein hohes Risiko für starke und/oder innere Blutungen. Mögliche Maßnahmen sind Thrombozyten- oder Erythrozyten-Transfusionen. Diese sollten v. a. bei geplanten Operationen angewendet werden, wenn PatientInnen einen Wert von unter 50.000 Thrombozyten pro µl Blut aufweisen.

Medikamente welche die Blutgerinnung beeinflussen

Einige Medikamente gelten als Thrombozyten-Aggregationshemmer. Sie beeinträchtigen die Thrombozyten-Funktion und erhöhen die Blutungsneigung.

Diese Wirkstoffe hemmen die Thrombozyten-Aggregation:

  • COX-1-Inhibitoren (Acetylsalicylsäure ASS)

  • P2Y12-Rezeptor-Antagonisten (Clopidogrel, Prasugrel, Ticlopidin, Ticagrelor, Cangrelor)

  • Phosphodiesterase-Inhibitoren (Cilostazol, Dipyridamol)

  • Glykoprotein-(GP)-IIb/IIIa-Antagonisten (Abciximab, Eptifibatid, Tirofiban)

  • Prostacyclin-Rezeptor-Agonisten (Iloprost, Epoprostenol, Treprostinil)

  • Von-Willebrand-Faktor-Inhibitoren (Caplacizumab)

Fakten zu den Blutplättchen Thrombozyten

  1. Thrombozyten sind mit einem Durchmesser von 2–3,5 μm die kleinsten Blutzellen.
  2. Sie enthalten keinen Zellkern und damit auch keine Erbinformation (DNA).
  3. Die Produktion von Blutplättchen wird als Thrombopoese bezeichnet.
  4. Bei Aktivierung von Thrombozyten bilden diese kleine Füßchen (Pseudopodien) aus.
  5. Viele Gerinnungsstörungen sind genetisch bedingt (z. B. Hämophilie A, Hämophilie B, APC-Resistenz (Faktor-V-Leiden-Mutation), von-Willebrand-Jürgens-Syndrom).

Quellen

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