Melatonin

Laborwerte richtig verstehen: Melatonin und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Wofür benötigt der Körper Melatonin?
  2. Bei welchen Symptomen Melatoninwert bestimmen?
  3. Laboruntersuchung Melatoninwert
  4. Ursachen für niedrige Melatoninspiegel
  5. Ursachen für hohe Melatoninspiegel
  6. Vorbeugung und Behandlung auffälliger Melatoninwerte
  7. Fakten zum Schlafhormon Melatonin

Das Hormon Melatonin wird überwiegend in der Zirbeldrüse (Epiphyse) im Gehirn produziert. Dabei wird die Aminosäure Tryptophan zunächst in Serotonin und dann in Melatonin umgewandelt. Melatonin hat großen Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus von Menschen und Tieren.

Wofür benötigt der Körper Melatonin?

Das als Schlafhormon bekannte Melatonin wird hauptsächlich nachts vom Körper produziert. Die maximale Melatoninsynthese findet zwischen 01:00 und 04:00 Uhr statt. Tageslicht hemmt die Melatoninbildung, Dunkelheit regt die Melatoninausschüttung an. Durch den abends erhöhten Melatoninspiegel wird der Körper auf den Schlaf vorbereitet. Dazu gehören Müdigkeit, das Absenken der Körpertemperatur, Entspannung der Muskulatur, Drosselung des Energieverbrauches und Senkung des Blutdrucks.

Aufgaben von Melatonin im menschlichen Körper:

  • Steuerung des tages- und jahreszeitlichen Biorhythmus
  • Regulierung von Stoffwechselprozessen
  • Stimulierung des Immunsystems
  • Beeinflussung der Ausschüttung von Sexualhormonen
  • Unterstützung von Lernen und Gedächtnis

Bei welchen Symptomen Melatoninwert bestimmen?

Schlafstörungen sind der häufigste Grund dafür, den Melatoninspiegel zu messen. Dazu gehören Ein- und Durchschlafstörungen, chronische Tagesmüdigkeit und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus. Auch Stimmungsschwankungen, depressive Episoden oder Winterdepressionen sind Gründe, den Melatoninwert zu messen. Dabei sind die Symptome von Melatoninmangel und Melatoninüberschuss sehr ähnlich.

Symptome Melatoninmangel

  • Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen)
  • Müdigkeit
  • Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus
  • Konzentrationsschwäche
  • Stimmungsschwankungen
  • Reizbarkeit
  • Depressive Verstimmungen

Symptome Melatoninüberschuss

  • Winterdepression
  • Schlafstörungen
  • Chronische Müdigkeit

Laboruntersuchung Melatoninwert

Der Melatoninspiegel kann aus Blutserum, Blutplasma, Speichel oder Urin bestimmt werden. Da die Melatoninwerte im Körper im Tagesverlauf stark schwanken, sollte bei mehreren Probeentnahmen immer die gleiche Tageszeit gewählt werden und die Werte im Kontext der Tageszeit interpretiert werden.

Melatoninwert messen

Die Melatoninkonzentration im Blut kann mithilfe sogenannter Immunassays (RIA, Radioimmunassay oder ELISA, Enzyme-linked Immunosorbent Assay) bestimmt werden. Dazu eignet sich z. B. 1 ml Blutserum als Probematerial.

Alternativ kann in einer Urinprobe aus nächtlichem Sammelurin und Morgenurin das 6-Hydroxymelatoninsulfat gemessen werden. Dieses Melatoninabbauprodukt eignet sich, um auf die nächtliche Melatoninausschüttung Rückschlüsse zu ziehen.

Melatonin Normalwerte

Normwerte für Melatonin aus Blut bei Erwachsenen:

  • Tag: < 20 pg/ml
  • Nacht: 30–150 pg/ml

Normwerte für Melatonin aus Urin (nächtlicher Sammelurin mit Morgenurin):

  • Erwachsene: 260 pmol/l
  • Kleinkinder: 1.400 pmol/l

Melatoninwerte sind stark abhängig von Faktoren wie Tages- und Jahreszeit, dem Lebensalter und den aktuellen Lebensumständen der Person. Deshalb sollten Referenzwerte lediglich als grobe Orientierung betrachtet und die Ergebnisse von Melatoninanalysen unbedingt zusammen mit ÄrztInnen ausgewertet werden.

Ursachen für niedrige Melatoninspiegel

  • Hohes Lebensalter
  • Koffein, Alkohol, Nikotin
  • Schlafstörungen, Jetlag, Schichtarbeit
  • Medikamente (z. B. Cortison, Beta-Blocker, Acetylsalicylsäure)
  • Künstliches Licht mit hohem Blauanteil
  • Chronischer Stress (erhöhter Cortisol-Spiegel)
  • Serotoninmangel
  • Wechseljahre
  • Lange Tageslichtphasen im Sommer
  • Winterdepression, Depression, Schizophrenie
  • Brustkrebs

Ursachen für hohe Melatoninspiegel

  • Leberzirrhose bzw. Leberfunktionsstörungen
  • Tumor der Zirbeldrüse (Pinealom)
  • Antidepressiva
  • Lichtmangel (v. a. im Winter)
  • Schwangerschaft

Vorbeugung und Behandlung auffälliger Melatoninwerte

Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Schlaf kann in den meisten Fällen eine Imbalance des Melatoninspiegels verhindern.

Sind Ein- oder Durchschlafstörungen vorhanden, so sollte nicht direkt zu Melatonin-haltigen Medikamenten gegriffen werden. In Deutschland ist lediglich ein einziges solches Medikament zugelassen und auch nur für eine kurzzeitige Behandlung von Patienten über 55 Jahre. Erste Wahl zur Beseitigung von Schlafstörungen sollten Entspannungstechniken und eine Optimierung der Schlafhygiene sein.

Tipps für einen ausgewogenen Melatoninhaushalt

Eine gute Schlafhygiene besteht aus mehreren Faktoren:

  • Regelmäßige Bettzeiten

  • Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad im Schlafzimmer

  • Rituale zum Einschlafen (z. B. Baden, Lesen, Hörspiele)

  • Im Sommer das Schlafzimmer gut abdunkeln

  • Abends kein künstliches Licht (Monitor, Fernseher, Display)

  • Individuell passende Matratze, Kopfkissen und Bettdecke

  • Abends kein schweres Essen und kein Alkohol oder Nikotin

Lebensmittel mit viel Melatonin:

  • Tierische Lebensmittel: Eier, Fisch, Milch

  • Getreide: Reis, Weizen, Haferflocken

  • Obst: Erdbeere, Kirsche, Cranberry

  • Gemüse: Tomate, Paprika

  • Pilze: Steinpilz, Champignon

  • Nüsse: Walnuss, Pistazie

Fakten zum Schlafhormon Melatonin

  1. Nachts produziert der Körper bis zu 100-mal mehr Melatonin als am Tag.
  2. Der Melatoningehalt in Milch ist tageszeitabhängig (bezogen auf die Zeit der Entnahme).
  3. In den USA gilt Melatonin als Wundermittel und ist freiverkäuflich; in Europa hingegen ist der Einsatz von Melatonin als Medikament stark reglementiert.
  4. In Deutschland leiden 80 % der Erwerbstätigen unter Schlafstörungen.

Quellen

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