MCV (mean corpuscular volume)

Laborwerte richtig verstehen: Mittleres Erythrozyten-Einzelvolumen (MCV) und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Was ist MCV?
  2. Bei welchen Symptomen MCV bestimmen?
  3. Laboruntersuchung MCV-Wert
  4. MCV-Wert zu niedrig: Ursachen
  5. MCV-Wert zu hoch: Ursachen
  6. MCV-Wert und Alkohol
  7. Fakten zum MCV-Wert

Das mittlere Erythrozyten-Einzelvolumen (MCV, mean corpuscular volume) beschreibt die Größe von roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Es wird beim kleinen Blutbild und großen Blutbild bestimmt.

Was ist MCV?

MCV steht für “mean corpuscular volume” und beschreibt das Volumen eines Erythrozyten. Es gehört zusammen mit dem Hämoglobin-Gehalt (MCH) und der Hämoglobin-Konzentration (MCHC) zu den Erythrozytenindices. Diese Werte sind wichtige differentialdiagnostische Parameter und helfen bei der Diagnostik und Unterscheidung von Anämien.

Der MCV-Wert wird im Rahmen eines Blutbildes berechnet. Das mittlere Erythrozyten-Einzelvolumen ergibt sich aus Hämatokrit geteilt durch Erythrozyten-Anzahl.

Bei welchen Symptomen MCV bestimmen?

Der MCV-Wert ist Teil des Befundes bei einem kleinen Blutbild. Da das große Blutbild aus Differentialblutbild und kleinem Blutbild besteht, ist das MCV auch auf diesem Befund angegeben. Blutbilder sind oft Teil der Routinediagnostik bei verschiedensten Erkrankungen und Symptomen.

Die Erythrozytenindices MCV, MCH und MCHC sind essentiell um Typen von Blutarmut (Anämie) zu unterscheiden. Zu den Symptomen von Anämien gehören:

Laboruntersuchung MCV-Wert

Für ein Blutbild werden etwa 3 ml EDTA-Blut benötigt. Daraus lassen sich Anzahl der Blutzellen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten), Erythrozytenindices (MCV, MCH, MCHC) sowie Hämoglobin und Hämatokrit bestimmen.

Laborwert MCV messen

Die Blutproben werden mittels Durchflusszytometrie und Zählautomat in Speziallaboren analysiert. Der MCV-Wert wird nicht direkt gemessen, sondern aus anderen Messwerten berechnet:

  • MCV = Hämatokrit/Erythrozytenzahl

Was ist der normale MCV-Wert?

Das MCV wird in Femtoliter (fl) angegeben. Ein Femtoliter entspricht 10-15 Liter (0,000 000 000 000 001), also einem Billiardstel eines Liters.

  • MCV unter 85 fl: mikrozytäre Erythrozyten, das Volumen der roten Blutkörperchen ist zu gering
  • MCV 85–98 fl: normozytäre Erythrozyten, das Volumen der roten Blutkörperchen ist normal
  • MCV über 98 fl: makrozytäre Erythrozyten, das Volumen der roten Blutkörperchen ist zu hoch

MCV-Wert zu niedrig: Ursachen

Wird ein MCV-Wert unter 85 fl gemessen, so sind die Erythrozyten zu klein (mikrozytär).

Bei diesen Erkrankungen kann der MCV-Wert zu niedrig sein:

  • Eisenmangelanämie
  • Anämie bei chronischer Entzündung
  • Tumoranämie
  • Thalassämie
  • Sideroachrestische Anämie (Form der aplastischen Anämie)

MCV-Wert zu hoch: Ursachen

Bei einem MCV-Wert über 98 fl sind die Erythrozyten zu groß (makrozytär).

Ein hoher MCV-Wert kann folgende Ursachen haben:

MCV-Wert und Alkohol

Alkoholkonsum stellt ein großes gesundheitliches Risiko dar. Einerseits für die konsumierenden Personen, andererseits steigt das Risiko für Unfälle – v. a. im Straßenverkehr – und damit für Unbeteiligte. Eine effektive und korrekte Bestimmung der Alkoholkonzentration ist wichtig, um das richtige Strafmaß für Verkehrssünder festzulegen.

Bei einer Verkehrskontrolle wird zunächst mittels Schnelltest der Alkoholgehalt in der Atemluft geprüft. Übersteigt der Atemalkoholgehalt 0,5 Promille, so kann eine Blutentnahme mit anschließender Laboruntersuchung richterlich angeordnet werden.

Eine Kombination aus Blutwerten und Leberwerten gibt Aufschluss über akuten und chronischen Alkoholkonsum:

  • Ethanolgehalt im Blut

  • Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT bzw. GGT) im Serum

  • Carbohydrate Deficient Transferrin (CDT) im Serum

  • Mean Corpuscular Volume (MCV) der roten Blutkörperchen

Alkoholkonsum kann mit der Vergrößerung von Erythrozyten einhergehen, also mit einem hohen MCV-Wert. Je höher das MCV, desto höher die Wahrscheinlichkeit von Alkoholkonsum. Allerdings ist der MCV-Wert alleine kein Nachweis von Alkoholkonsum, da er auch krankheitsbedingt oder durch Mangelernährung erhöht sein kann (s. o.).

Weiterhin haben Erythrozyten eine lange Lebensdauer von bis zu 120 Tagen im menschlichen Körper, sodass der MCV-Wert bis zu 4 Monate nach Alkoholmissbrauch erhöht sein kann. Dieser Umstand wird sich bei der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) zunutze gemacht. Hier kann das MCV nachweisen, ob eine angeordnete Alkoholabstinenz eingehalten wird.

Leberzirrhose und MCV-Wert

Leberzirrhose wird umgangssprachlich auch als Schrumpfleber bezeichnet. Es handelt sich dabei um das irreversible Endstadium einer Leberschädigung. In Deutschland ist überhöhter Alkoholkonsum für über die Hälfte dieser Erkrankungen verantwortlich. Da das mittlere Erythrozyten-Einzelvolumen (MCV) u. a. durch chronischem Alkoholkonsum ansteigt, ist der MCV-Wert i. d. R. auch bei alkoholbedingter Leberzirrhose erhöht. Allerdings sind andere Blutwerte hinsichtlich der Diagnose einer Leberzirrhose aussagekräftiger.

Veränderte Blutwerte bei Leberschäden:

  • Albumin: niedrig

  • Bilirubin: hoch

  • Thrombozyten: niedrig

  • Leukozyten: niedrig

  • Ammoniak: hoch

  • Transaminasen: hoch

Fakten zum MCV-Wert

  1. MCV bedeutet “mean corpuscular volume” und wird im Deutschen als mittleres Erythrozyten-Einzelvolumen bezeichnet.
  2. Ein hoher MCV-Wert sagt aus, dass die roten Blutkörperchen vergrößert sind.
  3. Die Erythrozytenindices MCV, MCH und MCHC helfen bei Diagnose und Unterscheidung von Anämien.
  4. Der MCV-Wert wird bei Blutuntersuchung im Zusammenhang mit Alkohol am Steuer bestimmt.
  5. Das MCV wird nicht gemessen, sondern berechnet aus Hämatokrit und Erythrozytenzahl.

Quellen

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