Hämoglobin (Hb)

Laborwerte richtig verstehen: Den roten Blutfarbstoff Hämoglobin und andere Werte mit ÄrztInnen besprechen

  1. Wofür benötigt der Körper Hämoglobin?
  2. Bei welchen Symptomen Hämoglobin bestimmen?
  3. Laboruntersuchung Hämoglobin
  4. Ursachen für niedrige Hämoglobinwerte
  5. Ursachen für hohe Hämoglobinwerte
  6. Vorbeugung und Behandlung auffälliger Hämoglobinwerte
  7. Fakten zum roten Blutfarbstoff Hämoglobin

Hämoglobin ist ein eisenhaltiger Proteinkomplex, der in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) Sauerstoff bindet und diesen im Blutkreislauf transportiert. Ein Hämoglobin-Molekül ist aus vier Polypeptidketten zusammengesetzt und kann dementsprechend vier Sauerstoff-Moleküle (O2) transportieren.

Wofür benötigt der Körper Hämoglobin?

Die Hauptaufgabe von Hämoglobin ist die Bindung und der Transport von Sauerstoff im Blut. Eisen ist ein essentieller Bestandteil der Hämoglobin-Komplexe, deshalb führt Eisenmangel zu Blutarmut (Anämie). Für einen funktionierenden Blutkreislauf müssen Erwachsene täglich etwa 6 bis 7 g Hämoglobin produzieren; dazu werden 30 bis 40 mg Eisen benötigt.

Zusätzlich ist Hämoglobin an der pH-Regulation des Blutplasmas beteiligt. Es fungiert als Puffer und kann so Änderungen des pH-Wertes ausgleichen.

Bei welchen Symptomen Hämoglobin bestimmen?

Hämoglobinwerte (Hb-Werte) werden i. d. R im Zusammenhang mit einem kleinen oder großen Blutbild bestimmt. Dieses geschieht entweder im Rahmen einer Routinediagnostik oder bei bestehendem Verdacht auf Störungen des Blutstoffwechsels bzw. der Blutbildung.

Bei Blutspenden wird routinemäßig u. a. der Blut-Hb-Wert bestimmt. Somit kann eine Blutspende dazu beitragen, die eigene Gesundheit zu prüfen – außerdem retten Blutspenden Leben!

Laboruntersuchung Hämoglobin

Zur Diagnostik von Anämien und Polyglobulien werden üblicherweise Hb-Wert, Hämatokrit und die Erythrozytenzahl bestimmt.

Weitere Laborverfahren im Zusammenhang mit Hämoglobin sind die Hb-Elektrophorese und der Hb-Löslichkeitstest. Diese werden z. B. zur Feststellung einer Sichelzellanämie durchgeführt.

Hämoglobin messen

Für ein Blutbild inklusive Bestimmung der Hämoglobin-Werte werden etwa 3 ml EDTA-Blut benötigt. Die zuverlässigste Methode zur Bestimmung der Hämoglobin-Konzentration ist die photometrische Messung von Cyanhämiglobin.

Hb-Normalwerte

Die Referenzwerte für Hämoglobin variieren stark, abhängig vom Alter und vom Geschlecht. Außerdem sollten Ergebnisse von Laboruntersuchungen immer mit durch das Labor selbst gemessenen Referenzwerten verglichen werden. Die folgenden Hämoglobin-Werte dienen lediglich einer groben Orientierung.

  • Hb-Wert Frauen: 12–16 g/dl (bzw. 120–160 g/l oder 7,5–9,9 mmol/l)
  • Hb-Wert Männer: 14–18 g/dl (bzw. 140–180 g/l oder 8,7–11,2 mmol/l)

Eine Blutarmut (Anämie) besteht laut WHO (World Health Organization) bei Frauen, wenn die Hämoglobin-Konzentration unter 12 g/dl (bzw. unter 120 g/l oder unter 7,5 mmol/l) liegt. Bei Männern besteht bei einem Wert unter 13 g/dl (bzw. unter 130 g/l oder 8,06 mmol/l) eine Anämie.

Für Jugendliche, Kinder, Säuglinge und Neugeborene gelten stark abweichende Referenzwerte.

Ursachen für niedrige Hämoglobinwerte

  • Blutarmut (Anämie)
  • Blutverlust
  • Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel, Folsäuremangel
  • Erhöhter Erythrozyten-Abbau (Hämolyse)
  • Schwangerschaft
  • Starke Menstruation
  • Überschuss an Wasser im Körper (Hyperhydratation)
  • Morbus Crohn
  • Erkrankungen des rheumatologischen Formkreises
  • Nierenerkrankungen
  • Hämoglobinopathien (angeborene Erkrankungen wie α- und β-Thalassämie, Sichelzellanämie)

Ursachen für hohe Hämoglobinwerte

  • Wassermangel im Körper (Dehydratation)
  • Eine bestimmte Form von Blutkrebs (Polycythaemia vera, PV)
  • Hormonproduzierende Nierenzellkarzinome
  • Doping mit Erythropoetin (EPO)
  • Langer Aufenthalt in höheren Lagen
  • Polyglobulie

Vorbeugung und Behandlung auffälliger Hämoglobinwerte

Vor allem junge Frauen leiden häufig an einer Eisenmangelanämie. Durch starke Menstruationen und eine unzureichende Versorgung des Körpers mit Eisen gerät der Hämoglobinhaushalt durcheinander und es kommt zur Blutarmut. Bei Symptomen von Eisenmangel wie chronischer Müdigkeit, Schwindel oder blasser Haut kann eine Untersuchung der Eisenwerte sinnvoll sein.

Regelmäßige Blutspenden sind nicht nur gut für andere, sondern auch für den eigenen Körper. Dadurch wird die Produktion von neuem Blut angeregt und bei Blutspenden werden zusätzlich wichtige Blut-Parameter wie die Hb-Konzentration überprüft.

Tipps für einen ausgewogenen Hämoglobinhaushalt

Abgesehen von chronischen oder angeborenen Erkrankungen wird der Hämoglobinhaushalt v. a. durch die Eisenwerte im Körper beeinflusst. Deshalb ist es wichtig, in Lebenssituationen mit erhöhtem Eisenbedarf (z. B. Schwangerschaft, starke Menstruationsblutungen, nach einer Blutspende) die Eisenspeicher des Körpers wieder aufzufüllen.

Eisenhaltige Lebensmittel sind z. B. Haferflocken und andere Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Blattgemüse und rotes Fleisch. Auch die Einnahme von Eisenpräparaten als Nahrungsergänzungsmittel ist eine Möglichkeit, den Eisen- und Hämoglobinhaushalt im Gleichgewicht zu halten. Diese Supplementation sollte allerdings nach ärztlicher Absprache erfolgen, da es auch durch zu hohe Eisenwerte zu körperlichen Beeinträchtigungen kommen kann.

Fakten zum roten Blutfarbstoff Hämoglobin

  1. Hämoglobin führt dazu, dass das Blut von Menschen und Säugetieren rot ist.
  2. Bei einer Kohlenmonoxid-Vergiftung bindet CO an das Hämoglobin und blockiert die Bindestellen, die sonst für Sauerstoff (O2) genutzt werden.
  3. Genetisch bedingte Erkrankungen des Blut-bildenden Systems werden als Hämoglobinopathien bezeichnet.
  4. Gesunde Erwachsene produzieren etwa 1,2 Liter Blut im Monat.

Quellen

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