Empfehlungen zu Reiseimpfungen werden durch die Ständige Impfkommission (STIKO) und die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) erarbeitet und fortlaufend aktualisiert.
Der Impfschutz kann, besonders bei Fernreisen, ein wichtiges Thema bei der Urlaubsplanung sein. Je nach Reiseziel bestehen Risiken für Erkrankungen wie Gelbfieber, Hepatitis oder Tollwut. Einige Impfungen schützen erst nach einer gewissen Zeit vor den Erregern, weshalb eine frühzeitige Planung bei Reisen in exotische Gebiete wichtig ist.
- Die STIKO spricht Empfehlungen für Reiseimpfungen aus.
- Die Empfehlungen sind abhängig von Reiseroute und Zielland.
- Risiken für Erkrankungen im Ausland werden durch engen Kontakt mit Flora und Fauna erhöht.
- In einigen Ländern gelten Nachweispflichten für bestimmte Impfungen.
Laut dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) hat die STIKO den Auftrag, Schutzimpfungen zu empfehlen. Dazu gehören Standardimpfempfehlungen, solche für bestimmte Personengruppen und auch Reiseimpfungen.
Individuelle Fragen zu Reiseimpfungen beantworten ÄrztInnen im Rahmen von Reiseimpfberatungen sowie einige Tropeninstitute und Gesundheitsämter. Auf den Webseiten des Auswärtigen Amtes finden Sie aktuelle Reisewarnungen und Informationen zu regionalen Krankheitsgeschehen.
Allgemeiner Impfschutz
Die STIKO empfiehlt, je nach Alter, verschiedene Impfungen und ggf. Auffrischungen, dazu gehören:
Tetanus (Wundstarrkrampf)
Diphtherie
Pertussis (Keuchhusten)
Poliomyelitis (Kinderlähmung)
Hib (Haemophilus influenzae Typ b)
Hepatitis B
Pneumokokken
Rotaviren
Meningokokken Serotyp C
Masern, Mumps, Röteln (MMR)
Varizellen (Windpocken)
Influenza (Grippe)
HPV (Humane Papillomviren)
Herpes zoster (Gürtelrose)
Oft werden kombinierte Impfungen verabreicht, wie etwa bei Kindern die Sechsfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis, Hib und Hepatitis B.
Impfungen Ausland
Rund 75 Prozent der Reisekrankheiten sind akute Durchfall-, Haut- und fieberhafte Erkrankungen.
Das Risiko, auf einer Reise zu erkranken, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen u. a. die Art der Reise sowie das Verhalten der Reisenden. So haben PauschaltouristInnen, die ihren gesamten Urlaub in touristisch voll erschlossenen Gebieten verbringen, ein anderes persönliches Risiko als IndividualtouristInnen, die eine Abenteuerreise durch die Wildnis planen.
Auch sexuelle Kontakte, Kontakte zu Tieren, das Stechen von Piercings oder Tattoos können das individuelle Risiko für regional auftretende Infektionen stark beeinflussen. Weiterhin hat die Jahreszeit und das damit einhergehende Klima Einfluss auf einige impfrelevante Krankheiten wie z. B. FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), Influenza oder Typhus.
Bei Impfungen sollte immer eine sogenannte Risiko-Nutzen-Bewertung stattfinden. Bringt der Impfschutz einen Vorteil oder überwiegen die Nachteile durch mögliche Nebenwirkungen? Diese Frage sollte bei Fernreisen in exotische Länder immer zusammen mit ÄrztInnen, welche eine zusätzliche Weiterbildung für Reise- und Tropenmedizin absolviert haben, beurteilt werden.
Nachweispflicht für Impfungen bei Reisen
Nach den Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) können Länder in Absprache mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Nachweise für bestimmte Impfungen einfordern.
Gelbfieber: In vielen Ländern müssen alle Einreisenden und sogar Durchreisende ab einem Alter von 9 Monaten, die sich in Risikogebieten aufgehalten haben, den Nachweis einer Gelbfieberimpfung erbringen. Das internationale Zertifikat über eine Gelbfieberimpfung ist lebenslang gültig.
Meningokokken: In Saudi-Arabien wird ein Nachweis der Meningokokken-Impfung zur Teilnahme an Pilgerfahrten benötigt. Dies gilt ab einem Alter von 2 Jahren, je nach Impfstoff darf die letzte Impfung maximal 3 bis 5 Jahre zurückliegen. Auch einige andere Länder aus dem sogenannten “Meningitisgürtel” fordern den Nachweis einer entsprechenden Impfung.
Poliomyelitis (Kinderlähmung): Länder der Kategorie 1 können ohne gültigen Impfnachweis die Ausreise verweigern oder sogar Pflichtimpfungen am Flughafen durchführen. Dazu zählen aktuell Afghanistan, Malawi, Pakistan, Jemen, Madagaskar und Israel. Die Impfung sollte mindestens 14 Tage und maximal 12 Monate zurückliegen.
Masern: Für einige Pazifikinseln wird ein Impf- oder Immunitätsnachweis benötigt.
Empfohlene Impfungen Ausland
Die meisten Reiseimpfungen sind lediglich Empfehlungen der STIKO. Man kann sich also nach einer persönlichen Risiko-Nutzen-Bewertung für Reisen ohne Impfung entscheiden. Dabei sollte immer bedacht werden, dass dank Impfschutz einige Krankheiten in Deutschland und Europa ausgerottet wurden und ein Wiedereinschleppen dieser Erreger für die Allgemeinheit schlimme Folgen haben kann.
Generell gilt: je exotischer das Reiseziel und je riskanter das Reiseverhalten, desto eher und ausführlicher sollte die Reise geplant werden. Idealerweise setzen Sie sich bereits Monate im Voraus mit dem Reiseziel und den benötigten Impfungen auseinander.
Innerhalb von 6 Wochen können die meisten Impfungen bereits ihren vollen Schutz entfalten. Einige Impfungen, wie etwa gegen Hepatitis A, Diphtherie oder Tetanus, können sogar noch am Abreisetag verabreicht werden – allerdings können dann die gewöhnlichen Nebenwirkungen der Impfungen während der Reise auftreten. Weiterhin gibt es für viele Impfstoffe sogenannte Schnellimpfschemata, welche eine kürzere Zeitspanne bis zum Abschluss der Grundimmunisierung bezwecken.
Die Angaben zu Reiseimpfungen stammen aus dem Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Institutes vom April 2022. Wir haben bei unseren Recherchen Diskrepanzen mit den Angaben des Auswärtigen Amtes festgestellt und können daher keine Garantie für Richtigkeit und/oder Vollständigkeit geben.
Häufige Fragen zu Impfungen und Reisen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) zählt folgende Impfungen zu den Reiseimpfungen: Cholera, FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), Gelbfieber, Hepatitis A und B, Influenza (Grippe), Japanische Enzephalitis, Meningokokken Serotypen ACWY, Poliomyelitis (Kinderlähmung), Tollwut und Typhus. Aktuell wird auch COVID-19 dazugezählt.
Viele Länder fordern bei Ein- oder Durchreise den Nachweis einer erfolgten Gelbfieberimpfung – meistens jedoch nur dann, wenn man vorher in einem Gelbfieberrisikogebiet war. Zu den Risikogebieten zählen Länder in Afrika und in Mittel- und Südamerika. Eine Gelbfieberimpfung kann bis zu 10 Tage vor Einreise durchgeführt werden und ist anschließend ein Leben lang gültig.
Durch die STIKO empfohlene Standardimpfungen werden von den Krankenkassen gezahlt. Bei Reiseimpfungen kann das anders sein. Erkundigen Sie sich rechtzeitig bei Ihrer Krankenkasse, welche Reiseimpfungen und weitere Prophylaxen (z. B. Malaria) übernommen werden.
Quellen
FSME-IMMUN Erwachsene. Pfizer. https://www.pfizer.de/medikamente-patientenhilfe/medikamente/fsme-immun-erwachsene (zugegriffen 28. April 2022)
Gelbfieber-Impfstoffe. Paul-Ehrlich-Institut. 2022. https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/gelbfieber/gelbfieber-node.html (zugegriffen 28. April 2022)
Harris A: Hepatitis B - 2020 Yellow Book. CDC. 2019. https://wwwnc.cdc.gov/travel/yellowbook/2020/travel-related-infectious-diseases/hepatitis-b (zugegriffen 28. April 2022) | 14.08.2023: Seite nicht mehr verfügbar, aktuellere Alternative: https://wwwnc.cdc.gov/travel/yellowbook/2024/infections-diseases/hepatitis-b
Impfkalender – Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO). Robert Koch-Institut. 2022. https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Aktuelles/Impfkalender.pdf?__blob=publicationFile
Leder K, Torresi J, Libman MD, et al.: GeoSentinel surveillance of illness in returned travelers, 2007–2011. Annals of internal medicine 2013; 158: 456–68.
Poliomyelitis-Impfung. Auswärtiges Amt. 2022. https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/reise-gesundheit/-/2517492 (zugegriffen 28. April 2022)
Ständige Impfkommission und Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V.: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) zu Reiseimpfungen. Epid Bull 2022/14: 1–184.