Über Heuschnupfen gibt es viele Mythen. Stimmt es, dass Heuschnupfen nur im Sommer auftritt? Sollte man wirklich morgens lüften? Und ist Heuschnupfen vererbbar? Fernarzt klärt auf.
Heuschnupfen & Standort
FALSCH ✘ Ganz im Gegenteil, denn durch die Luftverschmutzung in der Stadt erhöht sich das allergene Potential der Pollen. Zwar sind mit größeren Entfernungen von der Quelle weniger Pollen in der Luft, trotzdem reichen leider die kleinsten Mengen als Auslöser und somit ist dieser Effekt kaum wahrzunehmen.
TEILWEISE | In ländlichen Regionen ist die Pollenkonzentration morgens am höchsten, also ist es besser, abends zu Lüften. In der Stad ist dies genau umgekehrt. Da hier abends am meisten Pollen in der Luft sind, sollten StadtbewohnerInnen lieber am frühen Morgen lüften.
RICHTIG ✔ In den Bergen ab einer Höhe von 1.600 Metern befinden sich keine Pollen in der Luft. Auch am Meer und an den Küsten ist die Luft nahezu frei von Pollen. Personen, die unter Pollenallergien leiden, wird also ein Urlaub in den Bergen oder am Meer empfohlen.
Heuschnupfen & Klima
FALSCH ✘ Obwohl die wichtigste Saison für Heuschnupfen die Monate im Frühjahr und Sommer sind, gibt es immer mehr Menschen, die auch im Winter unter den typischen Symptomen leiden. Der Klimawandel sorgt dafür, dass die Pollenflugzeit länger dauert und früher beginnt. Im November fliegen beispielsweise die letzten Gräser- und Brennnesselpollen, und im Dezember bereits die ersten Haselpollen.
TEILWEISE | Der Regen selber hat natürlich keine direkte Auswirkung auf Heuschnupfen-PatientInnen. Jedoch kann ein länger andauernder Regenschauer die Pollen quasi aus der Luft “waschen”. Betroffene haben dadurch deutlich weniger Symptome. Anders verhält es sich mit kurzem, starkem Platzregen: Die dicken Tropfen können Gräserpollen zum Bersten bringen. Die dabei freigesetzten Partikel können Asthma auslösen.
RICHTIG ✔ Durch den globalen Klimawandel kommt es zu längeren Wärmeperioden. Diese führen wiederum zu einer längeren Pollensaison. Zudem können sich durch veränderte Klimabedingungen neue Pflanzenarten in Deutschland ansiedeln. Für AllergikerInnen bedeutend sind beispielsweise Ambrosia oder der Götterbaum.
Heuschnupfen & Therapie
TEILWEISE | Antihistaminika sind spezielle Medikamente für AllergikerInnen. Sie sind in der Regel als Tabletten oder Nasensprays erhältlich und wirken abschwellend. Früher haben die enthaltenen Wirkstoffe die PatientInnen oft sehr müde gemacht. Doch die Heuschnupfen-Medikamente werden stetig weiterentwickeln. Die neueren Generationen der Antihistaminika wirken kaum noch ermüdend auf die PatientInnen.
FALSCH ✘ Auch bei Erwachsenen sowie PatientInnen, die schon sehr lange unter Heuschnupfen leiden, können Hyposensibilisierungen eine Besserung der Symptome bewirken. Dabei sollte allerdings bei der anfänglichen Voruntersuchung zur Bestimmung des Allergens sehr genau vorgegangen werden. Der gesamte Prozess der Hyposensibilisierung kann sich bis zu 5 Jahre hinziehen.
FALSCH ✘ Heuschnupfen ist eine Allergie und gegen Allergien gibt es bislang keine Impfungen. Die einzige Therapie bei Heuschnupfen, die nicht nur gegen die Symptome gerichtet ist, ist die Hyposensibilisierung. Dabei erhalten PatientInnen für 3 bis 5 Jahre regelmäßig Spritzen, die das Allergen enthalten, auf welches sie allergisch reagieren. Ziel ist es, dass das Immunsystem gegen das Allergen “abstumpft”.
Weitere Mythen rund um Heuschnupfen
RICHTIG ✔ Bislang sind 41 Gene bekannt, die im Zusammenhang mit Heuschnupfen stehen. Dabei gibt es nicht das eine "Heuschnupfen-Gen" oder die "Heuschnupfen-Mutation". Vielmehr geht es um eine Kombination mehrerer genetischer Faktoren, die das Risiko für die Entstehung von Heuschnupfen beeinflussen. Etwa 65 Prozent der Heuschnupfen-PatientInnen haben eine genetische Vorbelastung. Das zeigt aber auch, dass weitere Faktoren, wie z. B. Umwelteinflüsse, eine Rolle spielen.
FALSCH ✘ Auch im Erwachsenenalter kann eine Allergie wie Heuschnupfen neu auftreten. Weiterhin können bestehende Pollenallergien plötzlich und ohne ersichtlichen Grund verschwinden. In den allermeisten Fällen beginnen die Symptome jedoch bereits in jungen Jahren und dauern – ohne Hyposensibilisierung – ein Leben lang an.
FALSCH ✘ Heuschnupfen wird auch als allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis) bezeichnet. Allerdings unterscheidet dieser Schnupfen sich von dem Schnupfen, den wohl jeder von einer Erkältung kennt. Bei Heuschnupfen sind sowohl die Nase als auch die Augen betroffen. Die Nase juckt und kribbeln, kann zeitgleich verstopft und laufend sein. Außerdem kommt es zu starkem Niesreiz und entsprechenden Niesanfällen. Die Augen sind gerötet, sie tränen, brennen und jucken. Die Symptome werden von vielen Betroffenen als sehr belastend empfunden. Außerdem können sie, z. B. im Straßenverkehr, zu gefährlichen Situationen führen.
Quellen
Hafner K: Heuschnupfen-Mythen im Faktencheck. hautinfo.at. 2021. https://www.hautinfo.at/heuschnupfen-mythen-im-faktencheck (zugegriffen 27. März 2023)
Podbregar N: Gene für Heuschnupfen und Co identifiziert. wissenschaft.de. 2018. https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/gene-fuer-heuschnupfen-und-co-identifiziert/ (zugegriffen 27. März 2023)
Pollenflug: Was der Klimawandel für Allergiker bedeuten kann. Universitätsklinikum Leipzig. 2022. https://www.uniklinikum-leipzig.de/presse/Seiten/Pressemitteilung_7460.aspx (zugegriffen 27. März 2023)
Waage J, Standl M, Curtin JA, et al.: Genome-wide association and HLA fine-mapping studies identify risk loci and genetic pathways underlying allergic rhinitis. Nat Genet 2018; 50: 1072–80.