Was macht ein Urologe?
Urologen sind Ansprechpartner bei geschlechtsspezifischen Anliegen des Mannes sowie bei Anliegen rund um die Harnorgane bei allen Geschlechtern. Ein wichtiges Aufgabenfeld ist die Krebsfrüherkennung bei Männern. Dazu zählt auch eine Vorsorgeuntersuchung der Prostata, welche ab dem 45. Lebensjahr von den Krankenkassen übernommen wird.
- Urologen betreuen Männer und Frauen hinsichtlich Erkrankungen der Harnorgane.
- Sie sind Ansprechpartner bei geschlechtsspezifischen Anliegen des Mannes wie z.B. Erektionsstörungen.
- Ab dem 45. Lebensjahr wird Männern eine jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Urologen empfohlen.
Aufgabenfelder von Urologen
Der Facharzt für Urologie ist zentraler Ansprechpartner bei Anliegen rund um das männliche Urogenitalsystem (Harn- und Geschlechtsorgane) sowie der weiblichen Harnorgane.
Ist ein Urologe ein Männerarzt?
Da Urologen auch Frauen mit bestimmten Anliegen oder Erkrankungen betreuen, trifft die Bezeichnung “Männerarzt” nicht zu. Die Zusatz-Weiterbildung Andrologie hingegen, die Fachärzte über 12 Monate absolvieren können, beschäftigt sich ausschließlich mit geschlechtsspezifischen Erkrankungen des Mannes.
Urologen haben unter anderem die folgenden Aufgaben und Kompetenzen:
Prävention: Früherkennung von Krebs im Genitalbereich bei Männern, insbesondere Prostatakrebs
Genetische Beratung: Erkennung und Beratung bei genetisch bedingten Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen des Urogenitaltraktes
Blasenfunktionsstörungen (z. B. Inkontinenz)
Therapie von Harnsteinen
Geschlechtsspezifische Krankheitsbilder des Mannes (z. B. Erektionsstörungen)
Kinderurologische Krankheitsbilder (z. B. Genitalfehlbildungen, Refluxerkrankungen)
Nierenfunktionsstörungen (z. B. Nierenversagen, Nierenersatztherapie)
Sexualmedizin: Anliegen um Sexualität, sexuelle Funktionsstörungen beim Mann
Tumorerkrankungen
Urologische Untersuchung
In Deutschland steht Männern ab 45 Jahren jährlich eine vorsorgliche Untersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs und Krebserkrankungen des äußeren Genitals zu. Bei entsprechenden Symptomen oder erhöhtem Risiko können die Untersuchungen früher und/oder häufiger stattfinden.
Viele Männer haben, besonders vor dem ersten Besuch, die Befürchtung, dass diese Untersuchung unangenehm sein könnte. Das Wissen um den Ablauf kann der Angst vor der Prostatakrebsvorsorge entgegenwirken. Folgend ist exemplarisch der Ablauf einer Vorsorgeuntersuchung beim Urologen dargestellt.
Zunächst geht der Urologe im ärztlichen Gespräch auf mögliche aktuelle Anliegen ein, holt relevante Informationen ein und eruiert Risikofaktoren. In diesem Zusammenhang kann zum Beispiel die Frage nach Veränderungen bei der Blasenentleerung und Erektion sowie nach Vorerkrankungen in der Familie relevant sein.
Die reine Begutachtung des äußeren Genitals kann bereits Informationen bieten. Der untersuchende Arzt achtet zum Beispiel auf Schwellungen, Asymmetrie, auffällige Hauterscheinungen oder Verfärbungen.
Auf die Inspektion folgt die Abtastung der äußeren Genitalien, also Hoden und Penis, sowie die Abtastung der Prostata.
Beim Abtasten der Hoden und des Penis achtet der Urologe auf mögliche Verhärtungen oder Größenunterschiede. Die Abtastung der Prostata geschieht durch den Enddarm, da die Prostata unterhalb der Harnblase sitzt und nach hinten direkt an den Enddarm grenzt. Von dort kann der Arzt sie abtasten. Die Untersuchung wird auch als digital-rektale Untersuchung bezeichnet und erfordert keine spezielle Vorbereitung.
Der Mann legt sich für die Untersuchung der Prostata auf eine Liege. Er liegt auf der Seite und zieht beide Knie an. Der Urologe zieht sich für die Untersuchung Handschuhe an und führt den mit Gleitgel oder Vaseline bestrichenen Finger in den Enddarm ein. Das Abtasten der Prostata dauert in der Regel um die 30 Sekunden. Dabei können zum Beispiel Verhärtungen oder eine Vergrößerung festgestellt werden. Der Arzt entfernt anschließend seinen Finger aus dem Enddarm; damit ist die Abtastung beendet.
Eine von der Krankenkasse nicht getragener Leistung ist der PSA-Test im Rahmen der Vorsorge. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist et ein Eiweiß im Blut, das auf Prostatakrebs hinweisen kann, aber nicht muss. Ein erhöhter Wert kann auch ohne Prostatakrebs vorliegen. Da die digital-rektale Untersuchung nur günstig gelegen Tumore erkennen kann, bietet der PSA-Test eine Möglichkeit, Prostatakrebs besonders früh zu erkennen. Der Urologe kann hierzu eine ausführliche Beratung bieten.
Neben diesen Routineuntersuchungen gibt es noch weitere urologische Untersuchungsmethoden, die bei bestimmten Symptomen oder Erkrankungen zum Tragen kommen. Ein Beispiel hierfür ist der Ultraschall oder die Untersuchung des Urins.
Wann zum Hausarzt, wann direkt zum Urologen?
Urologen sind Experten für Anliegen, die die Harnorgane und die männlichen Geschlechtsorgane betreffen. Deshalb sind sie in diesen Fällen oft die ersten Ansprechpartner. Auch Ärzte anderer Fachrichtungen können bei einigen Beschwerden helfen, sodass es keine strikte Trennung gibt.
So haben Hausärzte und Urologen überschneidende Kompetenzen, z. B. bei der Behandlung von Blasenentzündungen oder auch bei der Durchführung der Prostatakrebsvorsorge. Übersteigen Anliegen von Patienten die Kompetenz oder auch die Ausstattung von Hausärzten, so überweisen diese an entsprechende Fachärzte oder medizinische Einrichtungen.
Wichtige medizinische Anliegen, mit denen Männer einen Urologen aufsuchen sollten:
Prostatakrebsvorsorge
Schmerzen oder Veränderungen im Genitalbereich
Blasenentleerungsstörungen
Erektionsstörungen
UrologInnen Ausbildung
Urologen haben zunächst ein Medizinstudium abgeschlossen und dann eine Facharztausbildung für Urologie erfolgreich durchlaufen. Diese dauert 60 Monate. In dieser Zeit werden im gesamten Spektrum der Urologie Erfahrungen gesammelt und Wissen vermittelt.
Urologische Versorgung in Deutschland
Laut der statistischen Informationen aus dem Bundesarztregister der KBV (Kassenärztlichen Bundesvereinigung) gab es im Jahr 2021 die meisten vertragsärztlichen Urologen je Einwohner in Bremen. Dort werden durchschnittlich 17.544 potentielle Patienten von einem Urologen versorgt. Am schlechtesten ist dieser Versorgungsschlüssel in Schleswig-Holstein. Dort kommen rund 27.027 Einwohner auf einen Urologen.
Vertieft man diese Auswertung bis auf die Ebene von Städten und Kreisen, so gibt es in Weiden in der Oberpfalz, Amberg und Speyer die meisten Urologen pro 100.000 Einwohner. Keine Urologen in der vertragsärztlichen Versorgung gibt es in den Landkreisen Bamberg und Schweinfurt, die Region Alzey-Worms hat weniger als einen Urologen je 100.000 Einwohner.
In Neumarkt in der Oberpfalz praktizieren die durchschnittlich ältesten Urologen. Die Hälfte der dort ansässigen vertragsärztlichen Urologen ist über 65 Jahre alt und wird dementsprechend zeitnah aus dem Beruf ausscheiden. In den Landkreisen Hof und Coburg praktizieren hingegen die durchschnittlich jüngsten Urologen.
Quellen
(Muster-)Weiterbildungsordnung 2018 in der Fassung vom 25.06.2022. Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern).
Bundesarztregister - Regionale Verteilung der Ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung, 2021. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV).
Die 100 häufigsten Diagnosen in Praxen der Urologen im 3. Quartal 2022. Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA).
Geschlechtsentwicklung. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/Geschlechtsentwicklung/ (zugegriffen 17. März 2023)
Krebsfrüherkennung. Bundesministerium für Gesundheit (BMG). 2022. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/krebsfrueherkennung.html (zugegriffen 17. März 2023)
Prostatakrebs: Früherkennung und PSA-Test. Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. 2021. https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/psa-test-frueherkennung.php (zugegriffen 17. März 2023)
Urologische Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung. Onko-Internetportal. Deutsche Krebsgesellschaft (DKG). 2022. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/vorsorge-und-frueherkennung/screeninguntersuchung-beim-urologen.html (zugegriffen 17. März 2023)