Facharzt für Allgemeinmedizin

Wofür ist der Hausarzt (Allgemeinmediziner, Internist) zuständig?

  1. Was macht ein Hausarzt?
  2. Aufgabenfelder von Hausärzten
  3. Hausarztzentrierte Versorgung
  4. Wann zum Hausarzt?
  5. Hausarzt Ausbildung
  6. Hausärztliche Versorgung in Deutschland

Was macht ein Hausarzt?

Hausärzte spielen eine zentrale Rolle bei der gesundheitlichen Versorgung. Sie sind meist die erste Anlaufstelle bei gesundheitsbezogenen Anliegen.

Auf einen Blick
  • Hausärzte sind meist die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Anliegen.
  • Sie bieten eine fortlaufende und ganzheitliche Betreuung von Patienten.
  • Hausärzte koordinieren die Zusammenarbeit mit Fachärzten oder weiteren Personen aus medizinischen Fachgebieten.
  • Sie helfen dabei, das Gesundheitsbewusstsein der Patienten zu fördern.

Aufgabenfelder von Hausärzten

Hausärzte sind meist die ersten Ansprechpartner bei gesundheitlichen Anliegen. Sie betreuen ihre Patienten fortlaufend und oft auch über das ganze Leben. Dabei geschieht dies im Kontext der persönlichen Umstände, zum Teil auch im Rahmen von Hausbesuchen.

Die Säulen der hausärztlichen Tätigkeit sind:

  • Behandlung und Betreuung der Patienten im Kontext der Familie und des sozialen Umfeldes in der Notfall-, Akut- und Langzeitversorgung

  • Koordination und Integration in Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten und den verschiedenen Versorgungsebenen

  • Bereitstellung gesundheitsrelevanter Informationen, Förderung des Gesundheitsbewusstseins und Beratung bei Gesundheitsfragen

Hausärzte haben unter anderem die folgenden Aufgaben und Kompetenzen:

  • Anamnese und körperliche Untersuchung
  • Diagnostik (je nach Ausstattung): Blutdruckmessung, Blutuntersuchung, Elektrokardiogramm, Lungenfunktionstest, Ultraschalluntersuchung, Abstriche
  • Verschreiben von Medikamenten
  • Verschreiben von Heil- und Hilfsmitteln
  • Versorgungsmanagement vor und nach operativen Eingriffen
  • Hausbesuche
  • Krankschreibungen
  • Verlaufskontrollen
  • Langzeitbetreuung chronisch erkrankter Menschen
  • Begleitung von Patienten und Angehörigen bei nicht heilbaren Erkrankungen und beim Sterben
  • Bei Übersteigen der eigenen Kompetenzen Überweisung an andere Fachärzte
  • Kooperation mit anderen Ärzten und nichtärztlichen Berufen (u. a. Physio-, Ergotherapie, Logopädie, Psychologische Psychotherapie)
  • Zusammenschau aller Befunde
  • Impfungen
  • Vorsorgeuntersuchung
  • Raucherentwöhnung
  • Förderung des Gesundheitsbewusstseins (Bewegung, Ernährung, Entspannung, Suchtmittelkonsum)
  • Indikationsstellung und Beantragung von Reha-Maßnahmen

Hausarztzentrierte Versorgung

Die hausarztzentrierte Versorgung ist eine Versorgungsform, bei der sich die Teilnehmenden verpflichten, immer zuerst einen Hausarzt aufzusuchen. Dieser ist die erste Anlaufstelle und kann unter allen teilnehmenden Hausärzten ausgesucht werden.

Der Hausarzt hat eine Lotsenfunktion und kann Überweisungen zu anderen Ärzten ausstellen. Ohne diese Überweisung dürfen im Hausarztmodell keine anderen Ärzte aufgesucht werden. Ausnahmen von dieser Regelung sind Frauen-, Augen- und Kinderärzte. Weitere Ausnahmen können die Krankenkassen festlegen.

Im Gegenzug für die Teilnahme an der hausarztzentrierten Versorgung gibt es einen speziellen Hausarzttarif bei den gesetzlichen Krankenkassen. Dieser kann zum Beispiel Vergünstigungen wie Prämienzahlungen oder Zuzahlungsermäßigungen enthalten.

Wann zum Hausarzt?

Hausärzte haben vielfältige Aufgaben und sind oft mit der Krankheitsgeschichte und den persönlichen Umständen ihrer Patienten vertraut. Daher können sie bei jeglichen gesundheitlichen Fragen und Beschwerden aufgesucht werden.

Sollte ein Anliegen die Kompetenzen oder Ausstattung übersteigen oder man sich nicht sicher sein, wer der beste Ansprechpartner ist, so können Hausärzte weiter vermitteln. Eine Ausnahme stellen akute medizinische Notfälle dar, bei denen eine Rettungsstelle aufgesucht oder ein Notruf abgesetzt werden sollte.

Was macht ein Hausarzt? Übersicht der Funktionen von HausärztInnen im Zusammenspiel mit FachärztInnen und medizinischen Fachberufen.

Hausarzt Ausbildung

Es gibt verschiedene Wege, Hausarzt zu werden. Alle setzen den Abschluss eines Medizinstudiums voraus, auf das meist eine Facharztausbildung folgt. An der hausärztlichen Versorgung nehmen teil:

  • Allgemeinärzte

  • Internisten ohne Schwerpunktbezeichnung

  • Praktische Ärzte

  • Kinderärzte

Allgemeinärzte

Allgemeinärzte haben eine Facharztausbildung in Bereich Allgemeinmedizin, die sich an ein Medizinstudiums anschließt. Sie dauert 60 Monate. Als Facharzt für Allgemeinmedizin begleitet man Menschen jeden Alters bei jeder Art der Gesundheitsstörung im persönlichen Kontext der Person. Dieser Facharzt ist darauf ausgelegt, Hausarzt zu werden.

Internisten

Internisten sind Fachärzte für Innere Medizin. Die Innere Medizin beschäftigt sich mit folgenden Gebieten:

Dabei kann im Rahmen der fachärztlichen Weiterbildung ein Schwerpunkt gewählt werden, sodass es verschiedene Fachärzte für Innere Medizin gibt, z. B.:

  • Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmedizin

  • Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie

  • Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie

  • Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie

Internisten, die sich dafür entscheiden, als Hausärzte tätig zu sein, führen keine Schwerpunktbezeichnung wie Kardiologie oder Nephrologie. Obgleich sie diese Facharztausbildung absolviert haben, sind sie Teil der allgemeinen hausärztlichen Versorgung. Die Weiterbildungszeit beträgt zwischen 60 und 72 Monate nach abgeschlossenem Medizinstudium.

Praktische Ärzte

Praktische Ärzte haben sich nach abgeschlossenem Medizinstudium ohne eine obligate Weiterbildung niedergelassen. Seit 2003 wird diese Bezeichnung nicht mehr vergeben. Ärzte, die die Bezeichnung vor dem 1. Januar 2003 geführt haben, dürfen diese weiterführen. Aktuell ist zur Niederlassung in Deutschland eine Facharztweiterbildung notwendig.

bildliche Darstellung

Hausärztliche Versorgung in Deutschland

Hausärzte sind die erste Anlaufstelle der Patienten für medizinische Vorsorge und bei gesundheitlichen Problemen. Laut der statistischen Informationen aus dem Bundesarztregister der KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung) gab es im Jahr 2021 die meisten vertragsärztlichen Hausärzte je Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern. Dort werden durchschnittlich 1.362 Patienten von einem Hausarzt versorgt. Am schlechtesten ist dieser Versorgungsschlüssel in der Region Westfahlen-Lippe. In diesem Gebiet kommen rund 1.686 Patienten auf einen Hausarzt.

Schaut man genauer auf die Städte und Kreise, so weisen Amberg, Garmisch-Patenkirchen und Würzburg die höchste Hausarztdichte auf. Schlusslichter mit der niedrigsten Hausarztdichte sind der Altmarkkreis Salzwedel, Tuttlingen und Gütersloh. In Amberg werden von einem Hausarzt nur 982 Patienten behandelt, im Altmarkkreis Salzwedel sind es hingegen mit 2.062 Patienten pro Hausarzt mehr als doppelt so viele.

Höchste Hausarztdichte
  • Hausärzte in Amberg: 101,8 für 100.000 Einwohner
  • Hausärzte in Garmisch-Partenkirchen: 95,3 für 100.000 Einwohner
  • Hausärzte in Würzburg: 91,6 für 100.000 Einwohner
Niedrigste Hausarztdichte
  • Hausärzte im Altmarkkreis Salzwedel: 48,5 für 100.000 Einwohner
  • Hausärzte in Tuttlingen: 49,5 für 100.000 Einwohner
  • Hausärzte in Gütersloh: 51 für 100.000 Einwohner

Problematisch könnte in den nächsten Jahren auch werden, dass viele der Ärzte aufgrund ihres Alters aus dem Beruf ausscheiden werden. In Kusel sind fast 43 Prozent der Hausärzte älter als 65 Jahre und werden in absehbarer Zeit keine Patienten mehr versorgen. Auch in Holzminden und Rhön-Grabfeld ist die Situation ähnlich, dort ist jeweils ein Drittel der Hausärzte bereits älter als 65 Jahre.

Höchstes Durchschnittsalter Hausärzte
  • Kusel: 61,5 Jahre
  • Pirmasens: 60 Jahre
  • Bernkastel-Wittlich: 59,7 Jahre
Niedrigstes Durchschnittsalter Hausärzte
  • Weimar: 49,9 Jahre
  • Jena: 50,8 Jahre
  • Erfurt: 50,9 Jahre
  • Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: 50,9 Jahre

Quellen

  • (Muster-)Weiterbildungsordnung 2018 in der Fassung vom 25.06.2022. Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern).

  • Bundesarztregister - Regionale Verteilung der Ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung, 2021. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV).

  • Die 100 häufigsten Diagnosen in Praxen der Allgemeinmediziner, praktischen Ärzte, Ärzte ohne Gebietsbezeichnung, hausärztlichen Internisten im 3. Quartal 2022. Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA).

  • Die Rolle des Hausarztes in der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung. Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer; Beschlussprotokoll 115. Deutscher Ärztetag. 2012; S. 172–177.

  • Hausarztsystem. Bundesministerium für Gesundheit (BMG). 2023. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/hausarztsystem.html (zugegriffen 17. März 2023)

  • Perspektive Hausarzt - Informationsbroschüre zum Berufsbild Hausarzt. Deutscher Hausärzteverband. 2014. https://www.hausaerzteverband.de/fileadmin/user_upload/Perspektive_Hausarzt_-_Broschuere.pdf

  • Rüter G: Was tut der Hausarzt? Der Allgemeinarzt 2015; 37: 3.

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