- Tinnitus ist kein eigenes Krankheitsbild, sondern ein Symptom.
- Tinnitus äußert sich durch pfeifende, rauschende, klingelnde oder pulsierende Ohrgeräusche.
- Chronischer Tinnitus hat erhebliche Auswirkung auf die Lebensqualität der Betroffenen.
- Zur Vorbeugung dienen Stressreduktion und der kontinuierliche Schutz der Ohren vor äußeren Einflussfaktoren wie Lärm.
Was ist Tinnitus?
Tinnitus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie “Klingeln der Ohren”. Bis zu 25 Prozent der Deutschen erleben einmal im Leben einen Tinnitus, vier Prozent der Deutschen sogar einen chronischen. Damit wird deutlich, auf welche Art und Weise sich das sogenannte Ohrensausen bemerkbar macht: Und zwar durch klingelnde Ohrgeräusche, die meist nur für die Betroffenen zu hören sind.
Welche Arten von Tinnitus gibt es?
Man unterscheidet in der Medizin zwischen einem subjektiven und einem objektiven, und einem akuten und chronischen Tinnitus.
Akuter Tinnitus: Dauer unter 3 Monate
Chronischer Tinnitus: Dauer über 3 Monate, kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinflussen
Objektiver Tinnitus
Ein objektiver Tinnitus entsteht z. B. durch Tumore und ist auch für andere vernehmbar, meist durch körpereigene Schallquellen wie Muskeln oder Gefäße.
Subjektiver Tinnitus
Der subjektive Tinnitus entsteht durch Fehler in der Informationsverarbeitung innerhalb des auditorischen Systems und ist somit für andere nicht wahrnehmbar.
Wie gefährlich ist ein Tinnitus?
Ein Ohrgeräusch sollte stets ernst genommen werden. So sollte bei auftretenden, anhaltenden oder wiederkehrenden Ohrgeräuschen umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden. Die Zeit ist hier entscheidend, denn die Ohrgeräusche sollten sich keinesfalls chronifizieren, um eine Einschränkung Ihrer Lebensqualität zu verhindern.
Typische Tinnitus-Symptome
Da der Tinnitus selbst schon ein Symptom ist, unterscheidet man dabei noch die Art, wie die Geräusche wahrnehmbar sind. Möglich sind:
pfeifende Ohrgeräusche
rauschende Ohrgeräusche
klingelnde Ohrgeräusche
pulsierende Ohrgeräusche
allgemeine Hörverminderung
eine Überempfindlichkeit gegenüber “normalen” Tönen und Geräuschen
psychische Symptome durch die Einschränkung der Lebensqualität
Begleit- oder sogenannte Sekundär-Symptomatik des Tinnitus sind oft:
Suizidalität, vor allem bei chronischen Verlaufsformen
Tinnitus-Schweregrade
Es gibt Faktoren, die den Tinnitus an sich und die Belastung aufgrund dessen noch verstärken können. Dazu gehören Stress, traumatische Ereignisse, Depressionen, aber auch Funktionsstörungen der Kiefermuskulatur und der Halswirbelsäule. Der Tinnitus wird klinisch in 4 Grade eingeteilt:
Tinnitus Schweregrad 1: Ein gut kompensiertes Ohrgeräusch.
Tinnitus Schweregrad 2: Der Tinnitus wird in bestimmten Situationen oder bei Stress als belastend empfunden.
Tinnitus Schweregrad 3: Tinnitusbedingte dauerhafte Beeinträchtigungen der Lebensqualität sowohl im privaten und beruflichen Bereich sowie zusätzliche geistige und körperliche Störungen.
Tinnitus Schweregrad 4: Völlige Dekompensation (Versagen der körpereigenen Gegenregulations- und Reparaturvorgänge) des Patienten aufgrund des Tinnitus, die das Leben des Patienten bis hin zur Arbeitsunfähigkeit beeinträchtigt,
Wann mit Tinnitus zum Arzt?
Sämtliche Ohrbeschwerden sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werdem. Das heißt nicht, dass unmittelbar nach dem ersten Anzeichen ein Arztbesuch notwendig ist. Aber sollten die Symptome bleiben oder sogar intensiver werden, so ist ein Arztbesuch dringend anzuraten. Wie erwähnt ist die Zeit entscheidend, deshalb sollte die Diagnostik schnellstmöglich erfolgen, um die entsprechende Behandlung einzuleiten.
Tinnitus Ursachen
Beim Tinnitus handelt es sich immer um ein Symptom und nicht ein eigenes Krankheitsbild. Das heißt, dass eine eigentliche Grunderkrankung vorliegt, die sich durch das Ohrensausen bzw. Ohrrauschen bemerkbar macht. Meist handelt es sich dabei um Erkrankungen in der Ohrgegend.
Man unterscheidet auch hier zwischen subjektiven und objektiven Tinnitus-Ursachen. Das sind einige der möglichen Auslöser mit Lokalisation im Ohr:
Subjektive Tinnitus Ursachen: Fehler bei der Informationsbildung, Infektion des Ohrs, Altersschwerhörigkeit, Schäden durch Knall, Explosion oder Lärm, Fremdkörper im Gehörgang, Einnahme ototoxischer Medikamente, systemische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schilddrüsenüberfunktion oder Herzrhythmusstörungen
Objektive Tinnitus Ursachen: Tumore im Ohr, Blutschwämme, Gefäßmissbildungen, Gefäßstenosen, Veränderung der Muskeln innerhalb des Ohres
Idiopathischer Tinnitus
Es kann auch ein Tinnitus ohne konkrete Ohrenerkrankung auftreten. Man spricht vom sogenannten idiopathischen Tinnitus, wenn keine eindeutige Ursache feststellbar ist. Oft hängt der Tinnitus auch mit psychologischen Aspekten wie Stress zusammen.
Therapie von Tinnitus
Die Therapie des Tinnitus richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Um eine chronische Verlaufsform vorzubeugen, sollte die Behandlung so schnell wie möglich eingeleitet werden.
Therapie bei subjektivem Tinnitus
Bei einem subjektiven Tinnitus, dessen Ursache unbekannt ist, kann zunächst für 2 - 3 Tage abgewartet werden, ob das Symptom selbstständig verschwindet. Man spricht auch von einer sogenannten Spontanremission. Bleibt das Symptom allerdings bestehen, muss die Therapie mit entsprechenden Tinnitus-Medikamenten so schnell wie möglich eingeleitet werden.
Ist die Ursache des subjektiven Tinnitus bekannt, so beginnt eine Therapie, die darauf abzielt, den exakten Auslöser zu behandeln. Man spricht in der Fachsprache von einer sogenannten kausalen Therapie.
Therapie bei objektivem Tinnitus
Bei einem objektiven Tinnitus ist die Ursache meist organischer Natur (z. B. ein Tumor) und wurde nicht durch äußere Faktoren (z. B. Explosionstrauma) beeinflusst. Nach erfolgreicher Diagnose wird hier, abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung, die kausale Therapie angewendet. Da die Ursache organischer Natur ist, also aus dem Körper selbst kommt, ist der Auslöser des Geräusches ebenfalls im Körper. Man versucht bei der Therapie außerdem die körpereigene Geräuschquelle zu eliminieren.
Alternativ kann ein Tinnitus durch Nackenfehlstellungen entstehen, die sich auf die Gefäßversorgung und Muskeln im Ohrbereich auswirken. Diese kann man beispielsweise mit Physiotherapie beheben.
Schwierigkeit bei idiopathischem chronischem Tinnitus
Diese Verlaufsform hebt sich von den anderen ab. Da für diese Tinnitus-Form keine konkrete Ursache bekannt ist, sich das Symptom manifestiert und mittlerweile chronisch ist, weichen die therapeutischen Maßnahmen von denen bei akutem Tinnitus ab. Dazu gehören:
Steigerung des Hörvermögens, zum Beispiel durch das Tragen eines Hörgerätes
Tinnitus-Counseling (auch Tinnitusbewältigungsstrategie) umfasst Anleitung und ärztliche Anleitung zum Thema: „Leben mit Tinnitus“
Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen in Tinnitus-Selbsthilfegruppen
Kognitive Verhaltenstherapie: Man versucht den Leidensdruck der Betroffenen zu verringern, indem man durch gezielte Therapie den Fokus des Gehirns auf das Geräusch ablenkt
Psychotherapie
Wie sind die Aussichten bei Tinnitus?
Objektiver Tinnitus: Nach kausaler Therapie haben PatientInnen eine gute Prognose.
Akuter subjektiver Tinnitus: Hier ist die Zeit entscheidend. Je früher die Behandlung eingeleitet wird, desto besser sind die Aussichten für den Betroffenen.
Chronischer subjektiver Tinnitus: Heilung ist möglich, aber selten.
Idiopathischer chronischer Tinnitus: Solange die Ursache nicht gefunden wird, wird das Symptom Tinnitus immer wieder auftreten. D. h. die Prognose ist bei Betroffener dieser Form nicht gut. Für eine Aussicht auf Heilung muss die Ursache gefunden werden und behandelbar sein.
Was können Sie tun, um Tinnitus zu vermeiden?
Es gibt ein paar Tipps und Tricks, wie sie Hörschäden und somit auch dem Symptom Tinnitus entgegenwirken können. Dazu gehören:
Stressreduktion durch Entspannungsübungen
Tragen von Gehörschutz bei Lärm, lauten Geräusche/Musik vermeiden (Bsp.: Ohrstöpsel oder Kopfhörer)
Verspannungen im Nackenbereich vermeiden
Rechtzeitig einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen, damit sich akute Ohrgeräusche nicht chronifizieren
Häufige Fragen zu Tinnitus
Bei einem Tinnitus kann man sich entweder an HausärztInnen oder direkt an FachärztInnen für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO) wenden. Es gibt sogar ÄrztInnen bzw. Praxen, die auf Tinnitus spezialisiert sind.
Ein erster Schritt kann die Reduktion von Alltagsstress sein. Durch Entspannungsübungen oder Yoga ist es in einigen Fällen möglich, dem Tinnitus vorzubeugen. Bei hohen Lärmpegeln sollte das Gehört geschützt werden. Gerade in der Diskothek ist es empfehlenswert Ohrstöpsel zu verwenden, da die Lautstärke der Musik langfristige Schäden am Ohr verursachen kann.
Ja, aber nicht jede Form des Tinnitus ist heilbar. Das hängt von der Art des Tinnitus ab. Wichtig ist, dass das Ohrgeräusch so schnell wie möglich untersucht und entsprechend behandelt wird, um zu verhindern, dass sich akute in chronische Beschwerden umwandeln.
Man nimmt morgens Geräusche viel intensiver wahr. Der Morgen ist im Vergleich zum restlichen Tag der ruhigste Moment. In dieser Zeit konzentrieren sich viele Betroffene unbewusst stärker auf das Ohrgeräusch, sodass es ihnen lauter als gewöhnlich erscheint. Im Laufe des Tages kommen weitere äußere Geräuschreize und Müdigkeit hinzu, die vom Tinnitus ablenken, sodass die PatientInnen das Ohrenrauschen verminderter wahrnehmen.
Quellen
Amboss (15.07.2018), Tinnitus (Ohrgeräusche....), von https://www.amboss.com/de/library#xid=wn0hvg&anker=Ze242e3d2edf7fa5c2f6a0ffc908858f5 [abgerufen am 20.04.2020]
Tinnitracks (o.J.), Ursachen von Tinnitus, von http://www.tinnitracks.com/de/tinnitus/ursachen [abgerufen am 20.04.2020]
Praxis Vita (o.J.), Wie Sie Hörschäden und Tinnitus vorbeugen, von https://www.praxisvita.de/wie-sie-hoerschaeden-und-tinnitus-vorbeugen-137.html [abgerufen am 20.04.2020]