Studien kommen zu stark variierenden Ergebnissen bezüglich der Häufigkeit von Regelschmerzen. So leiden zwischen 16 und 91 Prozent aller Menstruierenden unter Dysmenorrhoe, 2 bis 29 Prozent von ihnen unter starker Dysmenorrhoe.
Als Regelschmerzen (Dysmenorrhoe, Dysmenorrhö) werden Schmerzen im Rahmen des Menstruationszyklus vor, während oder nach der Blutung bezeichnet. Die Intensität der Beschwerden ist sehr individuell und abhängig von der Ursache. Menstruationsschmerzen können eine harmlose Begleiterscheinung der Periode sein, aber auch auf körperliche Veränderungen oder Erkrankungen hindeuten. Bestehen die Beschwerden seit der ersten Menstruation (Menarche), spricht man von primärer Dysmenorrhoe. Bei neu auftretenden Schmerzen nach initial beschwerdefreier Menstruation werden Regelschmerzen als sekundäre Dysmenorrhoe bezeichnet.
- Regelschmerzen ab der ersten Periode werden primäre Dysmenorrhoe genannt.
- Sekundäre Dysmenorrhoe beschreibt neu auftretende Menstruationsschmerzen nach anfänglich beschwerdefreier Periode.
- Die Schmerzen werden unter anderem durch das krampfartige Zusammenziehen der Gebärmutter verursacht.
- Die Schmerzen können vor, während oder nach der Menstruation auftreten.
Ursachen für Regelschmerzen
Die Schmerzen vor, während oder nach der Periode entstehen unter anderem durch krampfartiges Zusammenziehen der Gebärmutter (Uteruskontraktionen). Diese dienen der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) bei nicht eingetretener Schwangerschaft. Der Uterus liegt im kleinen Becken und ist mit Bändern im Unterleib fixiert. Diese halten ihn in seiner Position. Die Bänder führen unter anderem zur Leiste, zum Beckenknochen und zum unteren Teil der Wirbelsäule (Kreuzbein). Sie verbinden die Gebärmutter außerdem mit der Blase und dem Enddarm und sorgen damit für seine stabile und dennoch anpassungsfähige Lage im Becken. Bei Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur entsteht ein Zug an den Haltebändern. Dieser verursacht Rückenschmerzen, Bauchschmerzen und Leistenschmerzen.
Die Abstoßung der Schleimhaut wird initiiert durch lokale Gewebshormone (Prostaglandine). Diese werden gegen Ende des Zyklus ausgeschüttet und verursachen den Verschluss der schleimhautversorgenden Blutgefäße. Es kommt zur Minderdurchblutung (Ischämie) des Endometriums. Diese Ischämie verursacht Regelschmerzen ohne Blutung, da die die Schleimhaut erst nach einer gewissen Zeit der Minderdurchblutung abgestoßen wird. Die Regelblutung tritt meist 1 bis 2 Tage nach den ersten Schmerzen ein. Zudem sensibilisieren die Prostaglandine die Schmerzrezeptoren und sorgen für eine verstärkte Schmerzwahrnehmung im Gehirn.
Die Intensität der Dysmenorrhoe wird von jedem Menschen unterschiedlich wahrgenommen. Extreme Regelschmerzen können ein Hinweis auf eine körperliche oder psychische Erkrankung sein. Bei Neuauftreten der Symptome oder starker schmerzbedingter Einschränkung sollte eine Vorstellung in der gynäkologischen Sprechstunde erfolgen.
Risikofaktoren für Regelschmerzen
Jede Frau kann unter Periodenschmerzen leiden. Es gibt Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für ihr Auftreten oder die Intensität der Beschwerden erhöhen. Folgende Risikofaktoren für Dysmenorrhoe sind bekannt:
Rauchen
Alkoholkonsum während der Menstruation
Familiäre Dysmenorrhoe
Übergewicht oder Untergewicht
Menarche vor dem 11. Lebensjahr
Lange, starke Regelblutungen
Nicht selten berichten Frauen von Besserungen ihrer Regelbeschwerden nach einer Schwangerschaft. Durch die Schwangerschaft wird der Bandapparat im Becken gedehnt und gelockert. Außerdem verändert sich die Kontraktionskraft des Uterus durch seine Größenveränderung. Beides trägt zu weniger Zug an den Haltebändern und weniger Schmerzen bei.
Ursachen für primäre Dysmenorrhoe
Bei primärer Dysmenorrhoe bestehen die Periodenschmerzen seit der ersten Regelblutung. Die Schmerzen müssen keine krankhafte Ursache haben, sie können mit einer starken Menstruation einhergehen. Trotzdem sollte bei Schmerzen immer eine gynäkologische Untersuchung erfolgen, um Fehlbildungen der Gebärmutter auszuschließen.
Eine häufige Ursache für primäre Dysmenorrhoe ist die gesteigerte Produktion von Prostaglandinen. Prostaglandine verursachen die Ischämie der Gebärmutterschleimhaut und deren Abstoßung. Damit sind sie verantwortlich für Regelschmerzen vor der Periode sowie Regelschmerzen am ersten Tag der Periode.
Studien konnten nachweisen, dass Frauen mit starker Dysmenorrhoe oft höhere Prostaglandinspiegel haben, als Frauen mit weniger Periodenschmerzen. Der Grund für die vermehrte Prostaglandinsynthese ist bisher unklar.
Ursachen für sekundäre Dysmenorrhoe
Sekundäre Dysmenorrhoe bezeichnet das Neuauftreten von Regelschmerzen. Es liegen immer körperliche Veränderungen, psychische Beeinträchtigungen oder Erkrankungen wie Endometriose zugrunde. Auch Verhütungsmittel wie die Hormonspirale oder Kupferspirale bzw. Kupferkette können sekundäre Dysmenorrhoe verursachen.
Die Einlage einer Verhütungsspirale oder Kupferkette in die Gebärmutter kann Schmerzen verursachen. Sowohl das Einsetzen selbst als auch die Auswahl einer falschen Größe können zu Schmerzen führen. In seltenen Fällen können Spirale oder Kette verrutschen und auf diesem Wege Regelschmerzen verursachen. Eine Nebenwirkung der Kupferkette ist eine starke und lange Menstruation. Diese geht oft mit Dysmenorrhoe einher.
Endometriose ist eine Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut. Schleimhautzellen siedeln sich außerhalb der Gebärmutterschleimhaut an und verursachen abnormale Blutungen sowie Schmerzen.
Gutartige Tumore der Gebärmuttermuskulatur werden Myome genannt. Viele Frauen haben asymptomatische Myome. Nicht selten treten mehrere Myome gleichzeitig auf (Uterus myomatosus). Dies kann Schmerzen bei der Regelblutung verursachen, da sich die Muskulatur nicht mehr gleichmäßig zusammenziehen kann. Myome können je nach Größe und Lage zu Unfruchtbarkeit führen.
Auch Zysten in der Gebärmutter können Regelschmerzen verursachen. Zysten sind gutartige abgekapselte Flüssigkeitsansammlungen. Mit zunehmender Größe können sie auf umliegende Strukturen drücken und Schmerzen verursachen. Auch das Aufreißen einer Zyste kann schmerzhaft sein.
Psychische Belastung in Form von Stress kann sowohl das Schmerzempfinden als auch den Menstruationszyklus beeinträchtigen. Bei fehlender körperlicher Ursache für Dysmenorrhoe sollten psychische Ursachen immer als Auslöser für die Beschwerden in Betracht gezogen werden.
Behandlung von Regelschmerzen
Die Therapie von Dysmenorrhoe richtet sich nach ihrer Ursache. Prinzipiell sind Regelschmerzen bis zu einem gewissen Punkt normal, da sie durch die monatliche Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut im Rahmen des Zyklus verursacht werden. Zur Prävention und Linderung der Beschwerden können ein gesunder Lebensstil und die Vermeidung von Risikofaktoren beitragen.
Einfache Mittel gegen Regelschmerzen sind das Vermeiden von Risikofaktoren wie Rauchen und Alkohol während der Menstruation sowie ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung und Schlaf. Akute Hilfe bei Krämpfen bieten Wärme sowie moderate Bewegung wie Spaziergänge, leichte Dehn- und Entspannungsübungen oder Yoga.
Primäre Dysmenorrhoe kann, wenn sie nicht auf Fehlbildungen beruht, sehr gut mit Schmerzmitteln behandelt werden. Eine gesteigerte Prostaglandinsynthese ist oft die Ursache oder mitbegründend für die Regelschmerzen. Tabletten mit Hemmstoffen der Prostaglandinsynthese wie Ibuprofen können Abhilfe schaffen. Auch die Einnahme oraler Kontrazeptiva wie der Antibabypille kann die Beschwerden lindern.
Erkrankungen wie Endometriose werden symptomatisch mit Schmerzmitteln behandelt. Bei starken Beschwerden und Zyklusstörungen im Rahmen der Endometriose können orale hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille den Zyklus unterdrücken und damit Beschwerden lindern. In Ausnahmefällen können einzelne Endometrioseherde operativ entfernt werden.
Bei ausgeprägten Myomen oder Zysten kommt eine Hormontherapie mit Hemmstoffen des Hormons Progesteron in Frage. Auch die Antibabypille oder die Hormonspirale werden therapeutisch genutzt. Ihre Anwendung ist jedoch zur Myomtherapie nicht zugelassen und bedarf daher der expliziten Aufklärung und Zustimmung der PatientInnen. Bei starken Beschwerden ist die Therapie der Wahl eine Operation mit Entfernung der Myome oder des gesamten Uterus.
Häufige Fragen zu Regelschmerzen
Gegen starke Regelschmerzen helfen Wärme, ausreichend Schlaf sowie moderate Bewegung. In der Regel können Schmerzmittel die Beschwerden lindern. Bei neu aufgetretenen oder extrem starken Regelschmerzen sollte eine Vorstellung in der gynäkologischen Sprechstunde erfolgen.
Es gibt keine speziellen Vorgaben für Ernährung bei Regelschmerzen. Generell trägt eine ausgewogene, vitamin- und nährstoffreiche sowie zuckerarme Ernährung zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Ballaststoffe regulieren die Verdauung.
Ursachen für Regelschmerzen sind vielfältig. Häufige Gründe sind die Kontraktion der Gebärmutter und die vermehrte Ausschüttung von Gewebshormonen aus der Gruppe der Prostaglandine.
Regelschmerzen sind sehr individuell. Bei Schmerzen mit starker körperlicher Einschränkung oder Veränderung der Schmerzen sollte vorsichtshalber eine gynäkologische Abklärung erfolgen.
Ein Vitaminverlust ist während der Periode nicht zu erwarten. Bei starker Blutung kann es zu Eisenmangel kommen.
Häufige Gründe für außergewöhnlich starke Regelschmerzen sind eine gesteigerte Prostaglandinsynthese oder Endometriose.
Quellen
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