Etwa 1 von 20 Erwachsenen hat täglich oder fast jeden Tag Kopfschmerzen.
Kopfschmerzen werden fachsprachlich auch als Cephalgie bezeichnet. Sie sind nach Rückenschmerzen die zweithäufigste Schmerzform. Kopfschmerzen werden anhand ihrer Dauer, Intensität, Lokalisation und Begleitsymptomen sowie Ursachen unterschieden.
- Kopfschmerzen können isoliert oder im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten.
- Die häufigste Form ist der Spannungskopfschmerz.
- Reguläre Kopfschmerzen können mit Hausmitteln oder leichten Schmerzmitteln behandelt werden.
Was sind Kopfschmerzen?
Kopfschmerzen können sich, je nach Ursache und je nach Betroffenem, sehr unterschiedlich äußern. Bei der Häufigkeit der Kopfschmerzen wird unterschieden in:
Gelegentliche Kopfschmerzen
Anfallsartige Kopfschmerzen
Chronische Kopfschmerzen
Vor allem chronische Kopfschmerzen bedeuten einen hohen Leidensdruck für PatientInnen. Aber auch anfallsartige Kopfschmerzen, z. B. im Rahmen einer Migräne-Erkrankung, können das Leben der Betroffenen enorm beeinträchtigen.
Über 90 Prozent der Bevölkerung, also fast jeder Mensch, leidet im Laufe seines Lebens einmal oder mehrmals an Kopfschmerzen. Die häufigste Form ist der Spannungskopfschmerz, welcher bei 60 bis 80 Prozent der Betroffenen auftritt. Die zweithäufigste Form ist Migräne, diese betrifft 12 bis 14 Prozent der KopfschmerzpatientInnen.
Kopfschmerzen können ein Hinweis auf potentiell gefährliche Erkrankungen sein wie z. B. eine Hirnblutung (z. B. Subarachnoidalblutung) oder Hirnhautentzündung (Meningitis) sein. Diese sollten bei Verdacht im Rahmen einer ausführlichen Diagnostik ausgeschlossen werden. In den allermeisten Fällen sind Kopfschmerzen jedoch harmlos und gehen von alleine oder mithilfe rezeptfreier Schmerzmittel zurück.
Übrigens hat das Gehirn keine Schmerzrezeptoren, kann also selbst keinen Schmerz wahrnehmen.
Arten von Kopfschmerzen
Die International Headache Society (IHS, Internationale Kopfschmerzgesellschaft) unterscheidet drei Formen von Kopfschmerzen:
Primäre Kopfschmerzen
Sekundäre Kopfschmerzen
Kraniale Neuralgien (z. B. Trigeminusneuralgie), zentraler und primärer Gesichtsschmerz und andere Kopfschmerzen
Primäre Kopfschmerzen
Hierbei ist Kopfschmerz das Hauptsymptom. Es gibt keine zugrundeliegende Erkrankung, die den Kopfschmerz bedingt. Zu den primären Kopfschmerzen zählen:
Spannungskopfschmerz (episodischer oder chronischer beidseitiger Kopfschmerz an Stirn und auf dem Kopf)
Migräne (meist einseitiger Kopfschmerz, oft mit Übelkeit oder anderen Begleitsymptomen)
Cluster-Kopfschmerz (starke Kopfschmerzen, treten immer einseitig auf)
Andere primäre Kopfschmerzen, z. B. ausgelöst durch
Körperliche Anstrengung
Sexuelle Aktivität
Sekundäre Kopfschmerzen
Die Schmerzen werden durch andere Krankheiten ausgelöst, welche ursächlich behandelt werden sollten. Sekundären Kopfschmerzen werden z. B. ausgelöst durch:
Schädel-Hirn-Traumata
Medikamente und andere Substanzen sowie deren Entzug
Erkrankungen oder Gefäßstörungen im Kopf-Hals-Bereich
Gestörte Homöostase (Gleichgewicht der regulatorischen Prozesse im Körper), z. B. Bluthochdruck, Schilddrüsenunterfunktion
Intrakranielle Erkrankungen, z. B. Hirntumor
Infektionen, z. B. Hirnhautentzündung (Meningitis)
Psychiatrische Störungen
Nicht immer lassen sich Kopfschmerzen klar einer Form zuordnen. Besteht ein primärer Kopfschmerz, der sich im engen zeitlichen Zusammenhang mit anderen Erkrankungen deutlich verschlimmert, so kann zusätzlich die Diagnose sekundärer Kopfschmerz gestellt werden.
Diagnostik bei Kopfschmerzen
Bei Kopfschmerzen besteht die Diagnose aus mehreren Schritten. Dazu gehören eine ausführliche Anamnese sowie eine allgemeine körperliche Untersuchung. Bei Bedarf können zusätzliche diagnostische Werkzeuge angewendet werden.
Bei der Anamnese wird in einem Gespräch erfragt, wie genau sich die Kopfschmerzen äußern und ob es Vorerkrankungen oder familiäre Vorbelastungen gibt. Mögliche Fragen im Rahmen einer Kopfschmerz-Anamnese sind:
- Wie ist der zeitliche Ablauf der Kopfschmerzen?
- Wie lange dauern die Schmerzen an?
- Wie häufig sind die Kopfschmerzen pro Monat?
- Verlaufen die Kopfschmerzen chronisch oder attackenartig?
- Wie ist der Schmerz zu beschreiben?
- Sind die Schmerzen einseitig, beidseitig oder liegen sie hinter den Augen?
- Sind die Schmerzen pochend, pulsierend, stechend?
- Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
- Treten außer den Kopfschmerzen noch Begleitsymptome auf?
- Übelkeit?
- Pupillenverengung (Miosis), herabhängendes Oberlid (Ptosis) oder eingesunkene Augäpfel (Enophthalmus)?
- Aura (gestörte Sinneswahrnehmungen, v. a. das Sehen betreffend)?
- Lichtblitze (Photopsien)?
- Gibt es Auslöser oder Verstärker für die Kopfschmerzen?
- Ist der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört?
- Führt Bewegung oder körperliche Anstrengung zu Kopfschmerzen?
- Lösen bestimmte Nahrungsmittel die Schmerzen aus?
- Treten die Kopfschmerzen durch Hormonschwankungen, z. B. zu bestimmten Phasen des Menstruationszyklus auf?
- Gibt es andere Einflüsse oder Vorerkrankungen?
- Sind Familienangehörige von Kopfschmerzen betroffen?
- Werden bestimmte Medikamente eingenommen?
- Werden neue Medikamente eingenommen oder wurden Medikamente abgesetzt?
- Wie hoch ist der Alkohol- oder Nikotinkonsum?
- Sind Allergien bekannt?
In der allgemeinen körperlichen Untersuchung begutachtet der Arzt bzw. die Ärztin durch Angucken oder Abtasten bestimmte Merkmale. Unter anderem wird der Blutdruck gemessen und die sichtbaren Schleimhäute begutachtet. Weiterhin werden bestimmte Areale am Kopf, am Kiefer und an den Augen abgetastet sowie die Beweglichkeit der Halswirbelsäule untersucht.
Ergeben die Anamnese und körperliche Untersuchung keine eindeutige Diagnose, so können weitere diagnostische Mittel eingesetzt werden. Blutuntersuchungen können z. B. Entzündungs- oder Schilddrüsenparameter offenbaren. Bildgebende Verfahren im Rahmen der Kopfschmerz Diagnostik sind z.B. Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes sowie Ultraschall oder Röntgen.
Bei unklarer Ursache und uneindeutigem diagnostischen Befund kann ein Kopfschmerz-Tagebuch helfen. Dabei tragen PatientInnen die Art und Intensität der Kopfschmerzen ein, sowie falls möglich auch Auslöser oder Begleitumstände. Diese Übersicht kann den behandelnden ÄrztInnen bei einer Diagnose helfen.
Warnsignale bei Kopfschmerzen
Bei bestimmten Warnsymptomen (“Red Flags”) sollte eine unmittelbare und ausführliche Diagnostik erfolgen.
- Unerträgliche Schmerzen mit noch nie dagewesener Heftigkeit
- Fieber, wenn keine Ursache bekannt ist
- Fokale Ausfälle wie Sprach- und Sehstörungen oder Paresen
- Bewusstseinsstörungen und -trübungen
- Übelkeit, wenn keine Ursache bekannt ist
- Schmerzhafte Nackensteifigkeit
- Augenschmerzen
Kopfschmerzen Ursachen
Häufig treten Kopfschmerzen losgelöst von Erkrankungen auf (primäre Kopfschmerzen). Es gibt allerdings auch eine Reihe von schwerwiegenden Erkrankungen, die mit Kopfschmerzen einhergehen können. Die folgende Übersicht nennt einige Beispiele für schwerwiegende sekundäre Kopfschmerzerkrankungen.
Infektionen:
Hirnhautentzündung (Meningitis)
Gehirnentzündung (Enzephalitis)
Herz-Kreislauf-System:
Hirnblutung, z. B. Subarachnoidalblutung
Sinusvenenthrombose
Riesenzellarteriitis (Arteriitis temporalis)
Hyperintensive Krise (starken Anstieg des Blutdrucks)
Schlaganfall
Tumore: intrakranielle Raumforderungen, z. B. Hirntumor
Verletzungen: Schädel-Hirn-Trauma
Weitere: Glaukomanfall (primäres Engwinkelglaukom)
In vielen Fällen sind Kopfschmerzen ein Anzeichen für Dehydration. Deshalb sollten Erwachsene täglich 2 bis 3 Liter trinken – sofern keine Vorerkrankungen von Herz oder Nieren dagegensprechen.
Stress ist ein weiterer Auslöser für Kopfschmerzen. Für die körperliche und geistige Gesundheit ist es essentiell, Stresssituationen bestmöglich zu vermeiden.
Vielen ist auch der “Kater” am Tag nach dem Alkoholkonsum bekannt, dieser geht meist mit Kopfschmerzen und Übelkeit einher. Ursache ist dabei neben der Dehydration eine Art Vergiftung des Körpers, hervorgerufen durch den im Alkohol enthaltenen Ethanol und ggf. auch Fuselstoffe.
Weitere Gründe für Kopfschmerzen sind Anspannung, Wetterwechsel, Schlafmangel, stickige Raumluft sowie zyklusbedingte Hormonschwankungen bei Frauen.
Behandlung von Kopfschmerzen
Bei sekundären Kopfschmerzen muss die zugrundeliegende Erkrankung therapiert werden. Cluster-Kopfschmerzen und Migräne sollten in Absprache mit behandelnden ÄrztInnen adäquat behandelt werden.
Bei gelegentlich auftretenden Kopfschmerzen, meist vom Spannungstyp, kann zur kurzzeitigen Behandlung eine Selbstmedikation erfolgen. Die meisten der entsprechenden Schmerzmittel sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Acetylsalicylsäure (ASS): wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend, aber auch blutverdünnend; Mittel der ersten Wahl zur Selbstmedikation bei Kopfschmerzen; z. B. Aspirin, ASS-ratiopharm, ASS DEXCEL
Ibuprofen: wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend, aber auch blutverdünnend; gute Verträglichkeit; z. B. Ibuflam, Ibuprofen ratiopharm, Ibuprofen AbZ
Paracetamol: wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend; Mittel der zweiten Wahl zur Selbstmedikation bei Kopfschmerzen; z. B. Paracetamol-ratiopharm, Paracetamol STADA, ben-u-ron
Diclofenac: wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend, aber auch blutverdünnend; Mittel der ersten Wahl zur Selbstmedikation bei Kopfschmerzen; z. B. Diclofenac-ratiopharm, Diclofenac AL, Voltaren, Diclac
Kombinationspräparate: enthalten oben genannte Wirkstoffe in Kombination mit Coffein, für einen schnelleren und effektiveren Wirkungseintritt; z. B. Thomapyrin
Die meisten Mittel gegen Kopfschmerzen werden zur Selbstmedikation in Form von Tabletten, Brausetabletten oder Pulvern oral eingenommen.
Eine Selbstmedikation gegen Kopfschmerzen sollte maximal 3 Tage lang durchgeführt werden. Auch sollten die Medikamente eigenständig nicht häufiger als an 10 Tagen im Monat und immer entsprechend der Packungsbeilage eingenommen werden.
Reichen diese Dosierungen nicht aus, um die Kopfschmerzen zu bekämpfen, so sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden. Denn durch einen überhöhten Konsum von Kopfschmerzmitteln kann es, zusätzlich zu weiteren Nebenwirkungen, ebenfalls zu Kopfschmerzen kommen. Diese nennen sich medikamenten-induzierte Kopfschmerzen.
Hausmittel gegen Kopfschmerzen
Die Wirksamkeit von Pfefferminzöl gegen Spannungskopfschmerzen ist wissenschaftlich bewiesen. Eine entsprechende Studie gibt sogar an, dass die Anwendung von Pfefferminzöl die gleiche Wirksamkeit gegen Kopfschmerzen zeigt wie die Einnahme von 1 g Paracetamol. Zudem ist Pfefferminzöl günstig und nahezu frei von Nebenwirkungen. Die Wirkung des Pfefferminzöls beruht darauf, dass die enthaltenen Stoffe Kälterezeptoren auf der Haut stimulieren. Dieser kühlende Effekt kann in vielen Fällen den Kopfschmerz lindern.
Zur Anwendung gegen Kopfschmerzen wird 10-prozentiges Pfefferminzöl auf Stirn und Schläfen aufgetragen. Bei Bedarf kann diese Prozedur im Abstand von 15 Minuten mehrmals wiederholt werden. Ein Kontakt mit Schleimhäuten sowie den Augen und offenen Wunden sollte vermieden werden. Weiterhin ist Pfefferminzöl als Hausmittel gegen Kopfschmerzen nicht für Babys und Kleinkinder geeignet.
Quellen
Classification. ICHD-3. https://ichd-3.org/classification-outline/ (zugegriffen 8. August 2023)
Evers S, Frese A, Marziniak M: Differenzialdiagnose von Kopfschmerzen. Dtsch Arztebl 2006; 103: A-3040 / B-2641 / C-2537.
Göbel H, Fresenius J, Heinze A, et al.: Effektivität von Oleum menthae piperitae und von Paracetamol in der Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp. Nervenarzt 1996; 67: 672–81.
Göbel H, Heinze A: DSG-PraxisLeitlinie “Primäre Kopfschmerzerkrankungen”. Version 2.0. 2015.
Headache disorders: How common are headaches? WHO. 2014. https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/headache-disorders-how-common-are-headaches (zugegriffen 8. August 2023)
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Raith J: Selbstmedikation Kopfschmerzen. Gelbe Liste Online. 2022. https://www.gelbe-liste.de/selbstmedikation/kopfschmerzen (zugegriffen 8. August 2023)