Impotenz ist der Oberbegriff für alle Störungen, die mit einer eingeschränkten Zeugungsfähigkeit einhergehen.
Impotenz beim Mann ist ein noch immer ein sehr schambehaftetes und wenig aufgeklärtes Thema. Das Wort “Impotenz” wird häufig als Synonym für erektile Dysfunktion verwendet, umfasst jedoch noch weitere sexuelle Funktionsstörungen wie Sterilität, Unfähigkeit zur Ejakulation, Orgasmus- und Kohabitationsstörungen.
- Impotenz ist nicht gleich erektile Dysfunktion, auch Anejakulation und Unfruchtbarkeit werden darunter zusammengefasst.
- Impotenz ist ein komplexes Symptom, das verschiedenste Ursachen haben kann.
- Impotenz im jungen Alter hat meist psychische Ursachen.
Die Dunkelziffer der an Impotenz leidenden Patienten wird sehr hoch eingeschätzt. Denn neben den Statistiken zu Betroffenen stehen die hohen Verkaufszahlen von Potenzmitteln und immer mehr Händlern, die diese online anbieten. Die Ursachen für Impotenz sind jedoch enorm divers. Nicht immer ist eine medikamentöse Behandlung die empfehlenswerte Lösung. Ohne ärztliche Beratung kann die Einnahme von Medikamenten gegen Impotenz sogar gesundheitliche Risiken mit sich bringen.
Was ist Impotenz?
Impotenz beim Mann ist der Oberbegriff für alle Störungen, die mit einer eingeschränkten Zeugungsfähigkeit einhergehen. Häufig wird Impotenz mit der erektile Dysfunktion gleichgesetzt – das ist aber nicht ganz korrekt.
Impotenz umfasst folgende Störungen:
Erektile Dysfunktion (Impotentia coeundi, Erektionsstörung): Bezeichnet die unzureichende oder vollständige Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten.
Anejakulation (Impotentia ejaculandi): Bezeichnet das Ausbleiben der Ejakulation (Samenerguss) trotz Orgasmus aufgrund der fehlenden unwillkürlichen Kontraktion der Geschlechtsorgane.
Sterilität (Impotentia generandi): Bezeichnet die Unfähigkeit, (innerhalb eines Jahres) ein Kind zu zeugen trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs und vorhandener Erektions- und Ejakulationsfähigkeit.
Die Impotenz-Symptome unterscheiden sich je nach vorliegender Störung.
Impotenz – Erektile Dysfunktion
Die erektile Dysfunktion beschreibt eine Sexualstörung, bei der zeitweilig oder dauerhaft keine Erektion zustande kommt oder aufrechterhalten werden kann. Geschlechtsverkehr ist in Folge meist nicht möglich (Kohabitationsstörung). Ihre Prävalenz, also wie häufig die Erkrankung in der Bevölkerung auftritt, steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an. Während im dritten Lebensjahrzehnt rund 2 Prozent der Männer betroffen sind, sind es im siebten Lebensjahrzehnt schon etwa 53 Prozent.
Laut wissenschaftlicher Studien entsteht die erektile Dysfunktion in jungen Jahren und im mittleren Alter vorrangig aufgrund psychischer Ursachen. Dazu zählen Depression, Konflikte in der Partnerschaft, Stress, Leistungsdruck oder sexuelle Ängste.
Im höheren Alter liegen Erektionsstörungen dagegen in der Regel organische Störungen und systemische Erkrankungen zugrunde.
Erektile Dysfunktion lässt sich in der Regel gut mit Medikamenten, sogenannten PDE-5-Hemmern, behandeln. Die Einnahme von Potenzmitteln sollte in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden. Bei jungen Männern mit psychisch-bedingten Erektionsproblemen wird meist eine psychotherapeutische Behandlung in Form einer Verhaltenstherapie empfohlen.
Anejakulation – Ejakulationsstörung mit Folgen
Anejakulation bezeichnet das Ausbleiben der Ejakulation während des Orgasmus aufgrund fehlender Kontraktionen der Geschlechtsorgane. Hierfür gibt es unterschiedliche Ursachen. Wirbelsäulenverletzungen im Rahmen eines Querschnittssyndroms sind häufig der Grund einer Anejakulation. Doch auch andere neurologische Erkrankungen wie Diabetes und Multiple Sklerose können Ursachen sein. Nur in seltenen Fällen liegen der Erkrankung psychische Faktoren zugrunde.
- Aspermie: ausbleibendes Ejakulat trotz Kontraktionen der Geschlechtsorgane während des Orgasmus
- Retrograde Ejakulation: Entleerung des Ejakulats in die Harnblase
- Injakulation: Samenerguss wird bewusst verhindert
- Anorgasmie: Unfähigkeit, einen Orgasmus zu haben
Sterilität – Zeugungsunfähigkeit
Der Begriff Impotentia generandi oder auch Sterilität beschreibt die allgemeine Zeugungsunfähigkeit. Sie liegt nach Definition vor, wenn im Laufe eines Jahres trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs und der Fähigkeit zur Erektion und Ejakulation kein Kind gezeugt werden konnte. Die Unfruchtbarkeit beim Mann kann zahlreiche Ursachen haben. Der Grund ist meist die Qualität, Quantität oder Mobilität der Spermien. Häufig liegen kombinierte Störungen vor. Zu den Risikofaktoren, die eine Sterilität begünstigen, zählen steigendes Alter, Alkohol- und Nikotinkonsum, Verletzungen oder Erkrankungen im Genitalbereich, Mangelernährung und eine ungesunde Lebensweise.
- Psychische Belastungen und Erkrankungen
- Hormonelle Störungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Alkohol-, Nikotin- oder Drogenkonsum
- Fehlernährung
- Ungesunder Lebensstil
- Neurologische Erkrankungen
- Nervenschädigungen durch Unfälle
- Verletzungen oder Erkrankungen des Genitalbereichs
- Erkrankungen des Hodens
- Spermiendysfunktion
- Angeborene Erkrankungen wie Mukoviszidose
- Entzündungen der Samenwege
- Erscheinungen des Alters
Wie kann Impotenz behandelt werden?
Es gibt mehrere Möglichkeiten Impotenz zu therapieren. In jedem Fall ist es sinnvoll, einen Arzt oder eine Ärztin zu konsultieren. Impotenz kann viele Ursachen haben, die nicht ganz eindeutig erscheinen. Ein Abklären zuvor hilft, die Situation besser einzuschätzen. Das weitere Vorgehen in der Therapie ist von der Ursache der Impotenz abhängig.
Impotenz kann verschiedenste Ursachen haben. Die hier aufgeführte Liste an Verfahren ist nicht vollständig. Je nach Ursachenverdacht können diverse Testverfahren und Untersuchungen zur Diagnose von Impotenz hinzugezogen werden.
- Anamnese (inklusive Sexualanamnese)
- Symptomerfassung mit etablierten Fragebögen
- Messungen von Blutdruck- und Puls
- Laboruntersuchungen von Blut und Urin
- Hormonbestimmungen
- Prüfung von Störungen des Nervensystems
- Psychiatrische/Psychologische Gutachten
- Gefäßdiagnostik u. a. am Penis (Arteriographie, Kavernosometrie)
- Klinisch-andrologische Untersuchungen
- Provokationstests mit PDE-5-Hemmern
- Doppler- bzw. Duplex-Sonographie
Häufige Fragen zu Impotenz
Es empfiehlt sich bei Impotenz ärztlichen Rat einzuholen. In jedem Fall lohnt es sich auch, einen Blick auf den eigenen Lebensstil zu werfen. Fehlernährung, der Konsum von Alkohol, Nikotin oder Drogen, Stress, zwischenmenschliche Konflikte und sonstige psychische Belastung sowie Erkrankungen können sich negativ auf die Potenz auswirken.
Impotenz kann zahlreiche Ursachen haben. Chronische Erkrankungen, irreversible Verletzungen oder Nervenschädigungen können eine Impotenz verursachen. In diesem Fall ist die Impotenz nicht heilbar, kann jedoch behandelt werden. In vielen Fällen ist Impotenz ein vorübergehendes Symptom, das gut therapiert werden kann.
Nikotinkonsum kann Impotenz, vor allem Unfruchtbarkeit und Erektionsprobleme, begünstigen. Das Rauchen ist schlecht für die Blutgefäße und kann daher den Blutfluss in den Penis stören. Die Giftstoffe haben außerdem Auswirkung auf die Spermienqualität, -anzahl und -beweglichkeit.
In Folge einer COVID-19-Infektion können eine Vielzahl an Langzeitschädigungen auftreten, die unter Long-COVID zusammengefasst werden. Der Infekt kann Schädigungen der Blutgefäße zur Folge haben, die zu Erektionsproblemen führen können.
Je nach Ursache gibt es verschiedenste Therapiemöglichkeiten, die gegen Impotenz eingesetzt werden. Liegt eine Erkrankung zugrunde, muss diese entsprechend behandelt werden. Bei psychischen Ursachen kann eine Psychotherapie Abhilfe schaffen. In ärztlicher Absprache können Potenzmittel bei der Symptombehandlung unterstützen.
Unter dem Begriff Impotenz fasst man alle Störungen zusammen, die mit einer Zeugungsunfähigkeit einhergehen. Ein Mann gilt als unfruchtbar, also impotent, wenn er innerhalb eines Jahres trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr kein Kind zeugen kann. Eine Impotenz im Sinne einer erektilen Dysfunktion besteht, wenn eine (anhaltende) Erektion in 70 Prozent der Fälle ausbleibt und die Beschwerden über ein halbes Jahr bestehen bleiben.
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