Eine Frau ist krank mit Halsschmerzen und Unwohlsein.
  1. Wie funktioniert Stimmbildung?
  2. Heiserkeit – Ursachen
  3. Diagnostik bei Heiserkeit
  4. Heiserkeit – Behandlung
  5. Häufige Fragen zu Heiserkeit
Eine Frau ist krank mit Halsschmerzen und Unwohlsein.

Der Kehlkopf ist verantwortlich für die Bildung der Stimme (Phonation). Die Stimmformung (Artikulation) findet hingegen im Mund-/Rachenbereich statt, welcher als Resonanzraum fungiert.

Heiserkeit beschreibt eine gestörte Stimmbildung. Ursächlich ist ein veränderter Luftstrom durch die Stimmlippen bzw. die Beeinträchtigung der Stimmlippenbeweglichkeit. Für die Erzeugung eines Tons sind das synchrone Öffnen und Schließen beider Stimmlippen sowie wechselnde Stimmlippenspannung von Relevanz. Die tatsächliche Sprachformung geschieht erst im Mund-Rachenraum, welcher als Resonanzraum dient. Durch eine Störung der Stimmlippenbeweglichkeit oder des vollständigen Stimmlippenschlusses kommt es zu Heiserkeit (Dysphonie) oder zum vollständigen Verlust der Stimme (Aphonie).

Auf einen Blick
  • Die Stimmbildung entsteht im Kehlkopf durch einen Luftstrom über die Stimmlippen.
  • Je angespannter die Stimmlippen sind, desto höher ist der entstehende Ton.
  • Die Lautstärke des erzeugten Tons ist abhängig vom erzeugten Druck des Luftstroms bei der Ausatmung.

Wie funktioniert Stimmbildung?

Beim Sprechen wird durch die gezielte Ausatmung ein Luftstrom aus der Lunge heraus erzeugt. Dieser muss den stimmbildenden Bereich des Kehlkopfes, die Glottis, passieren. Die Glottis beinhaltet verschiedene Muskeln sowie die Stimmbänder, welche die Stimmritze bilden. Mit Hilfe der Muskeln können die Stimmbänder in verschiedene Positionen gebracht werden, die Stimmritze öffnet oder schließt sich. Für die Einatmung muss die Stimmritze vollständig geöffnet sein. Die Phonation erfordert einen Verschluss der Stimmlippen, Flüstersprache entsteht bei halb geöffneter Stimmritze. Der Luftstrom bei der Ausatmung und die damit verbundene Druckerhöhung an der Stimmritze versetzt die Stimmbänder in Schwingung. Diese Schwingungen erzeugen einen Schall, der als Stimme wahrgenommen werden kann. Die Anspannung der Stimmbänder durch die beteiligten Muskeln bestimmt die Tonhöhe. Die Lautstärke der Stimme wird über den Ausatemdruck reguliert.

Heiserkeit – Ursachen

Die Ursachen für Heiserkeit oder den Verlust der Stimme reichen von Infekten der Atemwege über zu starke Belastung bis hin zu Erkrankungen mit Beeinträchtigung der Stimmlippenfunktion. Auch psychische Erkrankungen, starkes Rauchen oder häufiges saures Aufstoßen können Auslöser für Heiserkeit sein. Bei allen Ursachen steht der gestörte Stimmlippenschluss bzw. die reduzierte Schwingungsfähigkeit der Stimmlippen im Vordergrund.

Der Stimmbruch ist definiert als eine Stimmveränderung während der Pubertät, ausgelöst durch hormonelle Veränderungen. Die Hormone sorgen für ein starkes Wachstum von Kehlkopf und Stimmlippen. Durch die Größenzunahme wird unter Einfluss männlicher Sexualhormone (z. B. Testosteron) die Stimme in der Regel etwa eine Oktave tiefer. Unter Einfluss der Östrogene findet auch ein Stimmbruch statt, jedoch wird die Stimme durch weniger starkes Kehlkopfwachstum nur etwa eine Terz bis Quarte tiefer. Im Rahmen des Stimmbruches kann Heiserkeit auftreten.

Im Rahmen von Atemwegsinfekten kann neben den Schleimhäuten der oberen Atemwege oder der Bronchien auch der Kehlkopf betroffen sein. Die begleitende Schleimhautschwellung und Reizung der Glottis führt zur verminderten Beweglichkeit der Stimmlippen und verhindert möglicherweise das Schließen der Stimmritze. Die Folge ist Heiserkeit mit Schmerzen beim Sprechen. Häufig treten Heiserkeit und Husten sowie Halsschmerzen gemeinsam auf, der Husten reizt die Stimmbänder zusätzlich und verstärkt die Heiserkeit. Corona kann neben grippalen Infekten und der Influenza-Grippe ein Auslöser für Heiserkeit sein.

Kleine Knoten auf den Stimmlippen zählen zu den gutartigen Tumoren des Kehlkopfes und entstehen durch starke Belastung der Stimmbänder. Diese entsteht bei lautem Sprechen, Räuspern oder Singen. Häufig sind Betroffene beruflich sehr stimmaktiv, zum Beispiel SängerInnen, RednerInnen oder SchauspielerInnen. Auch hier sind die synchrone Bewegung und der Stimmritzenschluss beeinträchtigt, es kommt zu Heiserkeit.

Neben Stimmlippenknötchen können auch andere gutartige Veränderungen an den Stimmbändern auftreten, die mit Heiserkeit einhergehen. Eine Überbeanspruchung der Stimme kann zu Polypen der Stimmlippen, also Schleimhautausbuchtungen, führen. Begünstigt wird die Entstehung durch Rauchen. Kleinere Verletzungen der Stimmbänder, die zum Beispiel durch eine Intubation zur künstlichen Beatmung entstehen können, erhöhen das Risiko für Granulombildung. Granulome sind knotige Neubildungen von Gewebe, die durch Druckläsionen auftreten. Hohe Stimmbelastung, Rauchen und saures Aufstoßen sind außerdem Risikofaktoren für die Entstehung eines Reincke-Ödems. Es handelt sich um entzündlich geschwollene Läsionen im hinteren Bereich der Stimmbänder, was zu einer tiefen, rauen Stimme führt. Auch Zysten der Stimmlippen können bei einem Reincke-Ödem auftreten.

Die Kehlkopfpapillomatose entsteht durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) im Rachen. Diese verursacht Feigwarzen im Bereich des Kehlkopfes, auch auf den Stimmbändern. Diese Läsionen führen zu Heiserkeit.

Der Kehlkopf wird von verschiedenen Muskeln gesteuert, die unter anderem für die Beweglichkeit der Stimmbänder zuständig sind. Die Muskeln werden von Nerven versorgt. Zu einer Lähmung der Muskeln mit entsprechender Heiserkeit bis hin zum vollständigen Verlust der Stimme kann es durch Verletzungen der Muskeln und Nerven im Rahmen von Traumata am Hals oder durch Operationen kommen. Ein hohes Risiko für Nervenverletzungen besteht bei Schilddrüsenoperationen, daher wird die Nervenfunktion häufig für den Zeitraum der Operation überwacht.

Krebserkrankungen im Halsbereich wie Kehlkopfkrebs oder Tumore der Schilddrüse können durch Infiltration der Muskeln, Nerven oder des Kehlkopfes selbst zu Heiserkeit führen. Wird eine Operation als therapeutische Maßnahme notwendig, kann zu Gunsten einer möglichen Heilung häufig keine Rücksicht auf die stimmbildenden Teile des Kehlkopfes genommen werden. Betroffene verlieren oft die Fähigkeit zur Stimmbildung, können jedoch Techniken zur Kompensation erlernen.

Im Rahmen von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen kann Heiserkeit auftreten. Diese steht oft nicht im direkten Zusammenhang mit der eigentlichen Erkrankung, sondern wird durch Krankheitssymptome wie vermehrtes lautes Reden, Schreien, Abhängigkeit von Alkohol, Zigaretten oder Drogen sowie durch verminderten Gebrauch der Sprache im Rahmen von Mutismus (psychogenes Schweigen) ausgelöst.

Diagnostik bei Heiserkeit

Das Auftreten von Heiserkeit im Rahmen von Infekten der Atemwege bedarf zunächst keiner besonderen Diagnostik. Die Heiserkeit tritt meist nur für kurze Zeit auf, nicht selten ist Heiserkeit über Nacht wieder weg. Bleibt jedoch eine Besserung aus oder tritt die Heiserkeit ohne begleitenden Infekt auf, sollte ein Facharzt oder eine Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) aufgesucht werden. Dieser kann nach einer ausführlichen Anamnese eine gezielte Untersuchung des Rachens und des Kehlkopfes inklusive der Stimmbänder durchführen. Zum Einsatz kommt gegebenenfalls ein Endoskop, um die Stimmbandebene einsehen zu können.

Die Schwingungsfähigkeit der Stimmlippen kann durch eine Stroboskopie beurteilt werden. Für das bloße Auge sind die schnellen Bewegungen der Stimmlippen nicht ausreichend sichtbar. Mithilfe von Lichtblitzen, die über ein spezielles Endoskop abgegeben werden, entsteht eine Art Zeitlupenaufnahme der Stimmlippenvibrationen.

Heiserkeit – Behandlung

Bei jeder Form von Heiserkeit hat die Schonung der Stimmbänder höchste Priorität. Eine weitere Belastung durch Sprechen, Flüstern oder Räuspern führt zu einer Verschlimmerung der Beschwerden und kann Schmerzen verursachen. Die Schleimhäute des Kehlkopfes sollten stets feucht gehalten werden. Das gelingt durch ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Inhalation mit Kochsalz oder Salbei. Im Rahmen einer Atemwegsinfektion ist diese Behandlung in der Regel ausreichend, mit dem Infekt wird auch die Heiserkeit zurückgehen.

Heiserkeit – was tun?

Was hilft gegen Heiserkeit? Halsschmerzen und Schmerzen beim Sprechen sind lästige Symptome bei Heiserkeit. Hausmittel können häufig Linderung verschaffen, insbesondere bei Heiserkeit durch Infekte oder Überlastung der Stimme.

Gängige Hausmittel bei Heiserkeit sind:

  • Viel Trinken (Tee, Wasser)
  • Schonung der Stimme
  • Inhalation mit Kochsalz, Salbei
  • Wärme z. B. durch Schal, Wärmekissen

Andere Auslöser für Heiserkeit müssen je nach Ursache spezifisch behandelt werden. Bei Stimmlippenknötchen ist das gezielte Stimmtraining durch Logopädie angezeigt. Führt dies nicht zur Besserung, können die Knoten ebenso wie andere gutartige Neubildungen der Stimmlippen chirurgisch entfernt werden.

Auch im Falle einer Kehlkopfpapillomatose durch HPV-Infektion ist eine chirurgische Abtragung der Läsionen Mittel der Wahl. Jedoch kommt es aufgrund der chronischen Infektion häufig zum Wiederauftreten der Feigwarzen.

Logopädisches Stimmtraining wird zur Verbesserung der Symptomatik bei Kehlkopflähmung eingesetzt. Eine Heilung ist aufgrund nicht umkehrbarer Verletzungen von Nerven oder Muskeln nicht möglich. Eine beidseitige, also vollständige Lähmung verhindert zudem die Öffnung der Stimmritzen und damit die Atmung. Dies stellt einen lebensbedrohlichen Zustand dar und erfordert einen Luftröhrenschnitt.

Krebserkrankungen im Bereich des Kehlkopfes müssen in der Regel radikal operiert werden. Als Kehlkopfersatz kann ein sogenanntes Tracheostoma eingesetzt werden. Die Öffnung im Hals stellt eine Verbindung zur Luftröhre dar und ermöglicht auch das Neuerlernen des Sprechens über ein Sprechventil.

Häufige Fragen zu Heiserkeit

Eine heisere Stimme muss unbedingt geschont werden. Sprechen, Flüstern und Räuspern verschlimmern die Beschwerden. Viel Trinken und Inhalationen mit Kochsalz oder Salbei können Linderung verschaffen.

Die Häufigste Ursache für Heiserkeit sind Infekte der Atemwege mit Beteiligung des Kehlkopfes. Auch Überlastung der Stimme durch lautes Sprechen oder Singen kann zu Heiserkeit führen. Seltener sind Krebserkrankungen die Ursache für Heiserkeit.

Das Corona-Virus verursacht eine Infektion der Atemwege und kann auch den Kehlkopf betreffen. Ein Symptom der Infektion kann Heiserkeit sein.

Je nach Ursache der Heiserkeit kann diese nach einigen Tagen von alleine abklingen, wie beispielsweise im Falle eines Infektes. Bleibt Heiserkeit länger bestehen, sollte eine ärztliche Konsultation erfolgen.

Risikofaktoren für das Auftreten und die Verschlimmerung von Heiserkeit sind starke Beanspruchung der Stimme, Rauchen sowie saures Aufstoßen.

Bei Heiserkeit und beanspruchten Stimmbändern sollte die Stimme geschont werden. Wärme, viel Trinken und Inhalation mit Kochsalz und Salbei können Abhilfe schaffen.

Quellen

  • Gauer RL: Otolaryngeal and Oropharyngeal Conditions: Dysphonia. FP Essent 2021; 501: 11–6.

  • Gutartige Tumoren und Präkanzerosen des Larynx. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/Gutartige_Tumoren_und_Pr%C3%A4kanzerosen_des_Larynx (zugegriffen 26. Oktober2022)

  • Saniasiaya J, Kulasegarah J: Dysphonia and reflux in children: A systematic review. Int J Pediatr Otorhinolaryngol 2020; 139: 110473.

  • Stachler RJ, Francis DO, Schwartz SR, et al.: Clinical Practice Guideline: Hoarseness (Dysphonia) (Update) Executive Summary. Otolaryngol Head Neck Surg 2018; 158: 409–26.

  • Van Houtte E, Van Lierde K, Claeys S: Pathophysiology and treatment of muscle tension dysphonia: a review of the current knowledge. J Voice 2011; 25: 202–7.

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