Im Mund befinden sich zwischen 2.000 und 5.000 Geschmacksknospen, verteilt auf Zunge, Gaumen und Rachen.
Geschmack und Geruch sind für den Menschen essenzielle Sinne. Sie dienen nicht nur dem Genuss, sondern sollen uns vor potenziell ungenießbaren Lebensmitteln schützen. Ein bitterer Geschmack signalisiert Gefahr, während süße oder herzhafte Geschmäcker einen hohen Nährwert der Speisen versprechen. Man unterscheidet die fünf Geschmacksrichtungen salzig, süß, sauer, bitter und umami, wobei umami für fleischig und herzhaft steht. Die Aktivierung von Geschmackssinneszellen im Mund führt über Nervenbahnen zur Speichelproduktion und zur Produktion von Magensäure als Vorbereitung auf eine Mahlzeit. Häufig fällt erst bei Verlust des Geschmackssinnes auf, welche wichtigen Funktionen er erfüllt.
- Die Anzahl an Geschmacksknospen sinkt mit zunehmendem Alter.
- Eine Geschmacksknospe beinhaltet etwa 10 bis 50 Sinneszellen, die für die Geschmackswahrnehmung zuständig sind.
- Man unterscheidet die Geschmacksqualitäten süß, salzig, sauer, bitter und umami.
- In verschiedenen Bereichen des Mundes können verschiedene Geschmacksqualitäten besonders gut wahrgenommen werden.
Arten von Geschmacksverlust
Man unterscheidet die vergleichsweise seltenen Geschmackstörungen (Dysgeusien) von Geruchsstörungen (Dysosmien). Letztere äußern sich häufig durch eine begleitende Geschmacksstörung. Geschmacksstörungen können anhand ihrer Qualität und Quantität unterschieden werden:
Normogeusie: subjektiv als normal erlebtes Geschmacksempfinden
Hypogeusie: subjektiv vermindertes Geschmacksempfinden
Hypergeusie: subjektiv erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Geschmäckern
Ageusie: vollständiger Verlust des Geschmackes
Partielle Ageusie: vollständiger Verlust einer einzelnen Geschmacksqualität (süß, salzig, bitter, sauer, umami)
Parageusie: subjektiv veränderte Geschmackswahrnehmung
Phantogeusie: Geschmackswahrnehmung ohne tatsächlichen Geschmacksreiz
Ursachen für Geschmacksverlust
Ein Verlust des Geschmackssinnes ist sehr häufig durch einen Geruchsverlust bedingt. Geruchs- und Geschmackssinn wirken sehr eng zusammen. Der Geruch macht etwa einen Anteil von 80 Prozent am Geschmack aus. Geschmackssinneszellen im Mund können nur die bereits genannten 5 Geschmacksrichtungen unterscheiden. Die Geruchszellen hingegen können weitaus feinere Unterschiede erkennen und ergänzen den Geschmackssinn dadurch. Das erklärt das eingeschränkte Schmecken bei Erkältungen oder Allergien, die mit verstopfter Nase einhergehen. Geruchsstoffe gelangen nicht mehr ungehindert in den oberen Teil der Nase, wo die Nervenzellen liegen, die Geruch wahrnehmen. Nur ein kleiner Bruchteil der Geruchsstoffe kommt dort an. Das führt zu verminderter Geruchs- und Geschmackswahrnehmung. Betroffene können Geschmäcke nicht mehr gut differenzieren und schmecken möglicherweise nur noch die 5 Kategorien süß, salzig, bitter, sauer und umami.
Im Alter nimmt die Anzahl der Geschmacksinneszellen in den Geschmacksknospen ab. Dies führt zu einem natürlichen Rückgang des Geschmacksempfindens mit zunehmendem Alter und begünstigt neben anderen Faktoren eine Unterernährung. Außerdem führt der Rückgang der Geschmacksknospen im Alter dazu, dass zunehmend intensiv schmeckende Lebensmittel wie Käse oder Rotwein bevorzugt werden.
Geschmacksverlust bei Corona
Erkältungsviren wie auch das Coronavirus können zur direkten Beeinträchtigung von Nervenzellen der Sinnesorgane führen und darüber den Geschmacks- und Geruchsverlust auslösen. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass das Virus nicht die Funktion der Sinneszellen selbst, sondern die der sie umgebenden Zellen stört. Die Viren binden an bestimmte Rezeptoren der Zellen und stören die Kommunikation zwischen Nervenzellen, ihren Helferzellen und Blutgefäßen. Über diesen Mechanismus wird die Weiterleitung von Geruchssignalen an das Gehirn unterbunden. Geschmack und Geruch entstehen, wie andere Sinneseindrücke auch, durch Verarbeitung der Sinneseindrücke im Gehirn.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Virusvariante Omikron weniger mit Geschmacksverlust einhergeht als vorangegangene Varianten. Dennoch ist ein Geschmacksverlust auch bei Omikron-Infektion möglich.
Nervenschäden durch Medikamente und Gifte
Diverse Medikamente wie Antibiotika oder Blutdrucksenker können Einfluss auf den Geschmacks- und/oder Geruchssinn nehmen. Eine neu aufgetretene Störung dieser Sinne kann auf eine Nebenwirkung von Medikamenten hindeuten und sollte ärztlich abgeklärt werden.
Eine schädigende Wirkung auf Geschmackspapillen und Geruchszellen haben Tabak, Alkohol, die Inhalation von Kohlenmonoxid und Drogen wie Kokain. Durch die toxische Wirkung dieser Substanzen wird die Signalweiterleitung von Geschmacks- und Geruchsreizen an das Gehirn unterbunden. In der Regel ist dieser Effekt nicht dauerhaft. Bei intensivem Konsum und chronischer Exposition gegenüber schädigenden Substanzen kann es jedoch auch zur anhaltenden Schädigung von Nervenzellen mit bleibendem Geschmacks- und Geruchsverlust kommen.
Geruchsverlust nach Unfall
Insbesondere die Riechzellen können auch durch Unfälle oder Stürze mit Schlag auf den Kopf abreißen und zu Geruchsverlust mit Geschmacksverlust führen. Die Geruchsnerven ziehen im Bereich der Nasenwurzel aus dem Gehirn in den oberen Teil der Nase und bilden das sogenannte Riechepithel. Bei Gewalteinwirkung auf die Nasenwurzel oder abrupte Kopfbewegungen wie bei Autounfällen können die Nervenfasern reißen.
Neurologische Erkrankungen mit Geschmacksverlust
Neurologische Erkrankungen, die die Nervenbahnen im Gehirn oder außerhalb des Gehirns schädigen, können mit Geschmacksveränderungen und -verlust einhergehen. Zu diesen Erkrankungen zählen Alzheimer-Demenz, Parkinson, Multiple Sklerose und Schizophrenie. Auch psychische Erkrankungen wie Depression können Veränderungen im Geschmacksempfinden verursachen.
Behandlung von Geschmacksverlust
In den meisten Fällen ist Geschmacksverlust ein reversibles, also sich rückbildendes Symptom und ist auf den Zeitraum der zugrundeliegenden Erkrankung begrenzt. Bei einer Erkältung bessert sich das Geschmacks- und Geruchsempfinden bei Abschwellen der Atemwege. Unterstützend können Inhalationen und abschwellende Nasensprays eingesetzt werden.
Auch im Rahmen der Corona-Infektion bildet sich die Symptomatik in der Regel von selbst wieder zurück. In seltenen Ausnahmefällen wurde von anhaltendem Geruchs- und Geschmacksverlust nach der Infektion berichtet, z. B. als Symptom von Long-COVID. In diesen Fällen kann Riechtraining zum schnelleren Ausheilen der Symptome beitragen.
Darüber hinaus sollten bei jeder Art von Geschmacks- oder Geruchsverlust schädigende Substanzen wie Zigarettenrauch, Alkohol oder Drogen gemieden werden. Auch scharfes Essen kann den Geschmackssinn zusätzlich beeinträchtigen.
Bei einer Corona-Infektion mit Geschmacksverlust ist Geduld gefragt. Die Symptome bilden sich in den meisten Fällen von allein zurück. Als Hausmittel gegen Geschmacksverlust können geschmacks- und geruchsintensive Lebensmittel wie Ingwer eingesetzt werden, um die Nervenzellen zu stimulieren. Auf zu viel Schärfe oder sehr heiße Lebensmittel sollte wiederum verzichtet werden. Bei Erkältungssymptomen sollten zusätzlich abschwellende Mittel wie Nasentropfen oder Inhalation eingesetzt werden.
Ein verlorener Geruchssinn nach Unfällen mit Abriss der Nervenfasern kann in einigen Fällen operativ wiederhergestellt werden. Im Rahmen von neurologischen Erkrankungen steht die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund. Bei erfolgreicher Therapie und Symptomkontrolle kann unter Umständen die teilweise oder vollständige Regeneration des Geruches oder Geschmackes gelingen.
Häufige Fragen zu Geschmacksverlust
Bei Geschmacksverlust ist Geduld gefragt. In den allermeisten Fällen bildet sich das Symptom von alleine zurück. Geschmacks- und geruchsintensive Lebensmittel können helfen, die Sinneszellen zu stimulieren und schneller den Geschmack zurückzuerlangen.
Häufig bildet sich der Geschmacksverlust bei Corona nach einigen Tagen zurück. Nur in wenigen Fällen wird über anhaltenden Verlust von Geschmack und Geruch im Rahmen eines Long- oder Post-COVID-Syndroms berichtet.
Grundsätzlich gibt es keine spezielle Vorgabe für Ernährung bei Geschmacksverlust. Hilfreich ist das Vermeiden von zu scharfen und zu heißen Lebensmitteln. Sehr geschmacksintensive Produkte wie Ingwer können Geschmackszellen stimulieren. Viele Betroffene legen aufgrund des eingeschränkten Geschmackes mehr Wert auf eine angenehme Konsistenz des Essens, dies ist jedoch sehr individuell.
Die Viren binden an bestimmte Rezeptoren im Umfeld von Geruchs- und Geschmackszellen. Dadurch stören sie die Kommunikation zwischen den Zellen, die Durchblutung der Nervenzellen und letztendlich die Signalweiterleitung an das Gehirn. Außerdem kann im Rahmen von Erkältungssymptomen die Nasenatmung und damit das Geruchsempfinden eingeschränkt sein.
Quellen
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Riechtraining nach COVID-19 beschleunigt die Erholung des ausgefallenen Geruchssinnes. Ärzteblatt. 2021. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/123785/Riechtraining-nach-COVID-19-beschleunigt-die-Erholung-des-ausgefallenen-Geruchssinns
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