Eine lachende Frau mit rotblonden, wehenden Haaren und geschlossenen Augen.
  1. Was ist Salutogenese?
  2. Was besagt das Modell der Salutogenese?
  3. Wie kann ich mein Kohärenzgefühl stärken?
Eine lachende Frau mit rotblonden, wehenden Haaren und geschlossenen Augen.

Was ist Salutogenese?

Der Begriff Salutogenese setzt sich aus dem lateinischen Wort “salus” (Gesundheit) und dem griechischen Wort “genesis” (Entstehung) zusammen. Der Ansatz der Salutogenese fixiert sich, anders als die Pathogenese, nicht auf Krankheiten, sondern den Erhalt der Gesundheit.

Das Konzept prägte der Medizinsoziologe und Stressforscher Aaron Antonovsky. Ziel der Salutogenese nach Antonovsky ist es, die Entstehung von Gesundheit zu verstehen und sie trotz verschiedener Belastungsfaktoren zu bewahren.

Im Mittelpunkt der Salutogenese steht das Kohärenzgefühl. Dieses beschreibt den Blick auf die Welt und das eigene Leben. Ein starkes Kohärenzgefühl hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit.

Die drei Säulen der Salutogenese sind:
  • Verstehbarkeit: Die Fähigkeit, Stressoren (innere und äußere Reize und Einflüsse) sinnhaft einzuordnen, zu erklären oder gar vorherzusehen
  • Handhabbarkeit: Die Fähigkeit, die eigenen Ressourcen zu erkennen, um die Stressoren zu bewältigen
  • Bedeutsamkeit: Das Bewusstsein für eine Sinnhaftigkeit im eigenen Leben

Menschen mit starken Kohärenzgefühl ziehen eine Grenze zwischen dem eigenen Wirkungsbereich und dem Rest der Welt. Faktoren, die sich außerhalb des Wirkungsbereichs bewegen, werden somit vorerst nicht als Stressoren wahrgenommen.

Wenn die Stressoren in das eigene Leben vordringen, werden die Ressourcen dahingehend geprüft und die auftretenden Probleme bewältigt. Kurz gesagt, sind wir nach dem Modell der Salutogenese gesünder, wenn wir unser Leben als verstehbar und sinnhaft empfinden und uns dessen Herausforderungen gewachsen fühlen.

Die Salutogenese nach Antonovsky hat starke Bezüge zur Resilienz-Forschung und beschäftigt sich mit psychischer Widerstandskraft. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nutzt den Begriff vor allem im Zusammenhang mit Gesundheitsförderung. Gesundheit wird dabei nicht als Zustand, sondern als Prozess betrachtet. Elementar dafür sind das physische, psychische und soziale Wohlbefinden. Zudem liegt ein Fokus auf Selbstbestimmung in Gesundheitsfragen.

Was besagt das Modell der Salutogenese?

Antonovsky entwickelte im Jahr 1997 das Modell der Salutogenese. Grundannahme des Modells ist, Krankheit nicht als Gegenteil der Gesundheit zu betrachten, sondern als ein Gesundheits-Krankheits-Kontinuum. Der Mensch bewegt sich in seiner Lebenszeit in einem Spektrum zwischen Krankheit und Gesundheit.

Im Laufe seines Lebens wirken verschiedene Stimuli wie beispielsweise Lebensereignisse, Arbeit, Viren oder Schadstoffe auf jeden Menschen ein. Die Art der Bewältigung setzt den Maßstab dafür, wie stark diese Stressoren auf uns Einfluss nehmen. Widerstandsressourcen spielen darin eine elementare Rolle.

Mit Widerstandsressourcen sind genetische sowie psychosoziale Faktoren gemeint, wie beispielsweise die eigene finanzielle Situation, das soziale Umfeld, der Selbstwert, der gesellschaftliche Stand, Verpflichtungen oder das Bewusstsein für die eigene Gesundheit.

Unsere Fähigkeiten, Charaktereigenschaften, zwischenmenschlichen Beziehungen und Überzeugungssätze prägen unseren Umgang mit Hürden. Wo und wann wir geboren werden, hat Einfluss darauf, welche Ressourcen wir erschließen können.

Wer unter guten Bedingungen aufwächst, kann ein Gefühl von Teilhabe und Konsistenz entwickeln. Das stärkt unser Bewusstsein dafür, persönlich auf den Lauf der Dinge Einfluss nehmen zu können bzw. inwieweit wir diese auf uns selbst einwirken lassen.

Positive Erfahrungen sowie der Stand im Leben stärken das Kohärenzgefühl. Dieses festigt nicht nur die psychische Gesundheit, sondern hilft auch im Umgang mit physischen Erkrankungen.

Wie kann ich mein Kohärenzgefühl stärken?

In belastenden Situationen sollten Sie sich immer drei Fragen stellen:

  • Wie kam es dazu, warum passiert das gerade?

  • Was kann ich mit meinen Mitteln tun, um die Situation zu bewältigen?

  • Welchen Einfluss hat die Situation auf mein Leben und die Dinge, die mir wichtig sind?

Bei der Bewältigung von Stressoren kann es helfen, sich Wissen anzueignen, die Situation von Grund auf zu hinterfragen oder andere Menschen um Rat zu bitten. Der erste Schritt für den guten Umgang mit einer Lebenssituation ist es, sie zu verstehen. Sie sollten sich dafür sensibilisieren, welche Ressourcen Ihnen zu Verfügung stehen und diese entsprechend nutzen. Außerdem hilft es, sich immer wieder vor Augen zu führen, was Sie im Leben möchten. So fällt es leichter sich zu konzentrieren und dahingehend einen Fokus und Prioritäten zu setzen.

Ein weiterer Schluss, denn Sie aus dem Modell der Salutogenese ziehen können, ist es, Ihre Widerstandsressourcen im Leben stärken. Dabei gilt es, nicht nur auf körperliche Gesundheit zu achten, beispielsweise durch abwechslungsreiche Ernährung, Bewegung oder ausreichend Schlaf, sondern generell achtsam zu sein. Entwickeln Sie ein Bewusstsein für die Gesundheit und das eigene Leben. Schwierige Lebenssituationen und dauerhafte Problematiken wirken sich langfristig negativ auf die Gesundheit aus.

Eine bedeutsame Tätigkeit und Rückhalt im Beruf stärken das Kohärenzgefühl. Legen Sie auf gute und gesunde Arbeitsbedingungen Wert. Halten Sie sich vor Augen, dass Sie nicht allein sind. Ein liebesvolles soziales Umfeld und Unterstützung sind ebenso gesundheitliche Faktoren wie Sport oder Ruhephasen.

Ein Mann im grauen Kapuzenpullover steht vor einer Treppe.

Es kann enorm entlasten, Problematiken außerhalb des eigenen Wirkungsbereichs weniger Geltung zu geben. Legen Sie den Fokus auf die eigenen Stärken und kennen Sie Ihre Limitationen. Nehmen Sie sich Zeit, um sich mit Problembewältigung auseinanderzusetzen, um zu verstehen, um abzuwägen. Fragen Sie sich: Kann ich mir für eine bestehendes Problem Unterstützung holen?

Seinen Selbstwert zu kennen und zu stärken sowie Selbstbestimmung spielen für unsere Gesundheit eine nicht zu unterschätzende Rolle. Entdecken Sie Entwicklungsmöglichkeiten und schaffen Sie Raum neue Dinge zu lernen, Orientierung im Leben, Ziele oder erfüllende Vorhaben.

Was möchte ich erleben? Wer will ich sein? Wie möchte ich meine Zukunft gestalten?

Erkennen Sie die eigenen Bedürfnisse und Wünsche und kommunizieren Sie diese. Lernen Sie gesunde Grenzen zu setzen und die eigenen Kapazitäten zu erschließen. Das kann auch bedeuten, in Situationen der Überforderung “Nein” zu sagen.

Quellen

  • Dollinger B: Salutogenese. Macht über die eigene Gesundheit? In: Dollinger B, Raithel J. (Hrsg.), Aktivierende Sozialpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2006.

  • Faltermaier T: Salutogenese. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 2020. https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/salutogenese/ (zugegriffen 03. August 2022)

  • Goddemeier C: Aaron Antonovsky: Vater der Salutogenese. Deutsches Ärzteblatt 2019; 18: 366-67.

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