In welchem Bereich der Gynäkologie haben Sie besondere Expertise?
Dipl.-Med. Isa Haschke: Meine Expertise liegt im ambulanten Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe. Dazu gehören Verhütung, Kinderwunsch, Schwangerschaftsberatung, Erkrankungen – angefangen von Pilzerkrankungen über Endometriose bis hin zu Krebs – oder die Betreuung in den Wechseljahren. Ich beschäftige mich viel mit der Endokrinologie (Hormonkunde) und habe auf diesem Gebiet umfassende praktische Erfahrungen.
Nach meiner Facharztausbildung und Arbeit an einem großen Versorgungskrankenhaus war ich über 30 Jahre niedergelassene Ärztin. Damit habe ich langjährige Erfahrung im Umgang mit Patientinnen und weiß, wie ich über medizinische Sachverhalte sprechen kann.
Wo sehen Sie die Chancen der Telemedizin?
Dipl.-Med. Isa Haschke: Ich denke es ist sehr wichtig für eine erfolgreiche Behandlung, dass Betroffene die Krankheit von den Ursachen bis zur Behandlung bestmöglich verstehen. Im Alltag einer Sprechstunde hat man dafür oft zu wenig Zeit. Ich sehe hier eine große Chance für das telemedizinische Format – eigentlich für alle Beratungen, die sonst vor Ort geschehen müssten.
Bei plötzlichen Beschwerden kann man Hinweise geben, ob und wie rasch nächste Schritte eingeleitet werden müssten. Man kann Patientinnen beruhigen, wenn ihr Anliegen noch Zeit hat bis zum Gynäkologie-Termin vor Ort. Nehmen wir mal das Beispiel Juckreiz im Intimbereich. Hier könnte man ein Medikament gegen Scheidenpilz empfehlen. Damit macht man erstmal keinen Schaden. Wenn dies keine Wirkung zeigt, wird es kein Pilz sein. Aber hier besteht keine kritische Situation, man muss nicht sofort einen Nottermin, vielleicht sogar in der Notaufnahme am Wochenende, in Anspruch nehmen. Es ist in diesem Bereich insofern hilfreich eine Online-Sprechstunde zu nutzen, um eine Einschätzung zu geben, wie dringlich das Anliegen ist. Ich denke so kann man die Kolleginnen und Kollegen vor Ort entlasten. Für vieles ist eine körperliche Untersuchung unabdingbar, aber man kann auch vieles aus der Anamnese, der berichteten Krankengeschichte, ableiten.
Die Gynäkologie braucht viel mehr sprechende Medizin. Wir müssen über den Körper aufklären und können so Ängste nehmen. So entsteht Verständnis für den eigenen Körper und es wird eine Anleitung zur Selbsthilfe gegeben.
Für wen ist die Online-Sprechstunde in der Gynäkologie interessant?
Dipl.-Med. Isa Haschke: Ich bin selbst gespannt, welche Patientinnen das Angebot nutzen werden. Ob es eher schwangere Frauen sind, die Unsicherheiten haben, Patientinnen in den Wechseljahren oder mit komplizierteren Diagnosen, die eine zweite Meinung einholen wollen. Letztens hatte ich eine Patientin, der vom Endokrinologen ein PCO-Syndrom diagnostiziert wurde. Sie war sehr verunsichert und ich konnte sie durch ein längeres erklärendes Gespräch beruhigen.
Ich sehe hier bei Fernarzt eine gute Plattform dafür, solche Krankheitsbilder aus Expertensicht zu erklären und verständlich an die Betroffenen zu vermitteln. Es kursieren viele Informationen im Netz, auch unseriöse Inhalte, die einen erst einmal verunsichern können. Gute wissenschaftliche Erklärungen sind schwer zu finden oder nicht verständlich. Im Fachgespräch kann man die Patientinnen ganz individuell aufklären und Klarheit schaffen.