Warum stellt der Winter unsere Haut vor Herausforderungen?
Dr. med. Eric Lucas Petzold: Auf der einen Seite wird es kälter, was dazu führt, dass die Haut sich schlechter selbst schützen kann. Auf der anderen Seite steht die Problematik der Heizungsluft und eine niedrigere Luftfeuchtigkeit. Dadurch wird die Haut trockener. Menschen mit chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Akne stehen dadurch im Winter vor einer größeren Herausforderung. Außerdem problematisch ist die verringerte Sonnenstrahlung, mit welcher auch der Vitamin-D-Spiegel sinkt. Vitamin D ist wichtig für Haut, Haare und das Immunsystem. UV-Strahlung hat neben einigen negativen Effekten, wie Hautalterung oder Erbgutschädigung, auch eine entzündungshemmende Wirkung. Daher nutzt man in einigen Verfahren gezielt UV-A- und UV-B-Strahlung zur Behandlung chronischer Hauterkrankungen. Viele Betroffene sehen beispielsweise im Urlaub bei erhöhter Sonnenexposition und Salzwasser eine deutliche Verbesserung der Haut.
Wie verändert sich die Haut im Winter?
Dr. med. Eric Lucas Petzold: Die Haut hat einen Schutzmantel. Dieser besteht aus Bausteinen wie Lipiden und Ceramiden, die bei kälterer Temperatur instabiler werden. Bei kalter oder Heizungsluft kann die Haut zudem weniger Feuchtigkeit speichern und über die geschwächte Hautbarriere verliert sie auch mehr Wasser.
Was ist wichtig bei der Hautpflege im Winter?
Dr. med. Eric Lucas Petzold: Ich bin zwar ein Fan von “weniger ist mehr”, jedoch braucht man im Winter doch ein bisschen mehr, vor allem in der Feuchtigkeitspflege. Das bedeutet im Schritt vorher, dass man die Haut nicht zu intensiv reinigt. Eine intensive Reinigung bedeutet auch Entfettung. Bei unkomplizierter Haut empfehle ich einen ölbasierten Cleaner. Dieser reinigt gründlich, ohne den Hautschutzmantel zu stören. Wenn die Haut gereinigt ist, kann sie wieder Pflegestoffe aufnehmen. Hier ist es jedoch wichtig zu schauen, wie viel Pflege man wirklich braucht. Zu reichhaltige Pflege kann Unreinheiten fördern. Man muss entsprechend auf den eigenen Hauttypen achten. In einigen Fällen kann es auch hilfreich sein, die intensive Pflege nur auf bestimmten Hautbereichen anzuwenden, beispielsweise weniger auf der Nase und mehr auf Stirn, Wangen und Lippen. Am Morgen reicht es, die Haut mit lauwarmem Wasser abzuspülen.
Die Pflege hat hier verschiedene Verhältnisse zwischen Lipiden und Wasser. Eine leichtere Pflege mit höherem Wasseranteil wäre eine Lotion, eine reichhaltigere eine Creme. Es gibt aktuell auch den Trend über Nacht Vaseline auf dem Gesicht aufzutragen, was als eine Art Frischhaltefolie für die Haut agieren soll, sodass keine Feuchtigkeit verloren geht. Dies soll den transepidermalen Wasserverlust (TEWL) unterbinden. Ich selbst würde diese Methode nur für sehr trockene Hautbereiche, wie z. B. die Lippen, empfehlen. Man kann erst eine Feuchtigkeitspflege auftragen und im Anschluss Vaseline verwenden. Für das ganze Gesicht würde ich von dieser Methode jedoch abraten. Hier kann es zu Unreinheiten und Irritationen kommen.
Welche Tipps haben Sie für die Hautpflege im Winter?
Dr. med. Eric Lucas Petzold: Ich empfehle nach der Reinigung ein Ceramid-Serum aufzutragen. Ceramide sind Bausteine der Haut. Solche Seren können helfen, Hautschäden zu reparieren und die Hautbarriere zu stabilisieren. Es ist wichtig Pflege zu verwenden, welche die Reparatur der Haut unterstützt, statt ausschließlich Fett aufzutragen.
Ich empfehle fast allen PatientInnen, die Hautprobleme haben, Vitamin D zu sich zu nehmen. In den dunklen Monaten, also grob von Oktober bis Ostern, ist es für alle Menschen in unseren Breitengeraden sinnvoll, Vitamin D zu substituieren. Ob man eine tägliche oder eine wöchentliche Dosis einnimmt, ist Geschmackssache. Wer ganz genau sein will, sollte den Vitamin-D-Spiegel testen lassen.
Das Gute am Winter ist die geringe Sonneneinstrahlung. Sprich, wer Anti-Aging oder Hautbildverbesserung angehen möchte, sollte dies im Winter tun. Durch Wirkstoffe, die dabei verwendet werden, wie Retinole oder Salicylsäure, wird die Haut sonnenempfindlicher. Daher nutzt man diese besser in der Winterzeit, um Sonnenschäden und Zeichen der Hautalterung anzugehen.