Haarausfall bei Frauen kann viele verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen liegt eine genetische Veranlagung vor, welche durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Dazu zählen der Hormonhaushalt, Nährstoffdefizite und eine generell unausgewogene Lebensweise. Oft ist eine bewusstere Ernährung ausreichend, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Bei schweren Verläufen, plötzlichem Einsetzen oder Unsicherheit kann der Rat von DermatologInnen eingeholt werden.
1. Genetisch bedingter Haarausfall
Die Haardichte wird durch verschiedene genetische Faktoren beeinflusst. Eine wichtige vererbte Eigenschaft ist die Sensitivität der Haarwurzeln gegenüber männlichen Sexualhormonen (Androgenen). Bei Menschen mit einer genetischen Veranlagung für empfindliche Haarfollikel kann auch ein hormonelles Ungleichgewicht einen viel stärkeren Effekt auf das Haarwachstum haben.
2. Hormonelles Ungleichgewicht führt zu Haarausfall
Vereinfacht dargestellt haben weibliche Hormone (Östrogene) einen positiven Einfluss auf Haardichte und -wachstum, männliche Hormone (Androgene) dagegen einen negativen Einfluss.
Letzteres ruht daher, dass diese männlichen Hormone den Haarwuchszyklus verkürzen. Dieser Effekt tritt z. B. beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) auf, unter dem bis zu 12 Prozent der Frauen im geschlechtsfähigen Alter in Deutschland leiden. Auch die Einnahme oder das Absetzen der Antibabypille kann zu einem Ungleichgewicht des Hormonhaushalts und dadurch zu vorübergehendem Haarausfall führen.
3. Haarausfall durch Stress
Wenn mal wieder alles zum Haareraufen ist, empfiehlt es sich, trotzdem ruhig zu bleiben. Denn Stress hat viele negative Auswirkungen auf den Körper, dazu zählt auch Haarausfall:
Durch Stress wird der Wachstumszyklus der Haare verändert, sodass es mit einer Verzögerung von drei bis vier Monaten zu Haarausfall kommt.
Stress kann Kopfhautprobleme wie Schuppen verursachen und damit einen zusätzlichen negativen Einfluss auf das Haarwachstum haben.
Oft führt Stress zu schlechten Essgewohnheiten und Verdauungsproblemen, diese Faktoren können ebenfalls Haarausfall begünstigen.
Nach Behebung der Ursache, in diesem Fall Stress, kann sich das Haar wieder komplett erholen. Dies dauert zwischen sechs und zwölf Monaten.
4. Eisenmangel und Haarausfall
Eisenmangel ist die weltweit häufigste Form der Unterversorgung mit Nährstoffen. Er gilt als eine der häufigsten Ursachen für Haarausfall bei Frauen, auch wenn die Zusammenhänge noch nicht eindeutig geklärt sind. Fortgeschrittener Eisenmangel führt zu einer Anämie (Blutarmut), welche durch eine medikamentöse Gabe von Eisenpräparaten behandelt wird. In früheren Stadien kann man Eisenmangel mit einer ausgewogenen Ernährung entgegenwirken.
Lebensmittel mit einem hohen Eisengehalt sind:
Fleisch (v. a. in Innereien)
Vollkornprodukte (wie Weizenkleie, Quinoa)
Hülsenfrüchte (wie Linsen, Erbsen)
Gemüse (wie Spinat, Mohrrüben, Paprika)
Achtung: Spinat hat einen hohen Eisenanteil, enthält jedoch auch einen Stoff (Oxalsäure), welcher die Eisenaufnahme hemmt. In Kombination mit Milch oder Sahne kann diese Hemmung aufgehoben werden, sodass der Körper das Eisen besser aufnehmen kann.
Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente mit einem hohen Eisengehalt sollten nicht ohne den Rat von MedizinerInnen eingenommen werden, da es zu Eisenvergiftungen kommen kann.
5. Ein Ungleichgewicht der Schilddrüsenfunktion kann zu Haarausfall führen
Die kleine Hormondrüse sitzt im Hals und hat viele Funktionen, u. a. bei der Stoffwechselregulation und Proteinproduktion. Die Schilddrüse kann sowohl zu viele als auch zu wenige Hormone produzieren, beides beeinträchtigt den Haarwuchs:
Hyperthyreose (Überfunktion der Schilddrüse): die Haare fallen diffus aus; z. B. bei Morbus Basedow
Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse): die Haare sind brüchig, trocken und fallen aus, Wimpern und Augenbrauen können auch betroffen sein; z. B. bei Hashimoto-Thyreoiditis
Ist die Hormonstörung beseitigt bzw. medikamentös eingestellt, kann sich das Haar regenerieren.
6. Haarausfall wird häufig durch Vitamin-Mangel verursacht
Wie bei allen Körperfunktionen ist auch beim Haarwuchs das richtige Zusammenspiel von essentiellen Nährstoffen eine Voraussetzung. Haarausfall kann der Ausdruck verschiedener Mangelerscheinungen sein und lässt sich in den meisten Fällen durch eine ausgewogene Ernährung kompensieren:
Karoline Kulke, Ärztin und medizinischer Beirat bei Fernarzt“Vitamin B12 ist fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten. Vegetarier können durch Milchprodukte und Eier meist ausreichend Vitamin B12 aufnehmen, bei vegan lebenden PatientInnen ist das schwieriger – hier sollten Nahrungsergänzungsmittel in Erwägung gezogen werden.”
Vitamin H (Biotin): essentiell für die Bildung von Keratin und damit wichtig für Haut, Haare und Nägel; u. a. enthalten in Fleisch, Eiern und Sojaprodukten
Vitamin B12 (Cobalamin): für die Bildung roter Blutkörperchen, Zellwachstum und Zellteilung; u. a. enthalten in rotem Fleisch, Fisch und Weichkäse
Vitamin A (Retinol): eine der vielen Funktionen ist die Stimulation der Talgproduktion auf der Kopfhaut; in tierischen Lebensmitteln (Milch, Eier), in Gemüse (Mohrrüben, Spinat) als inaktive Vorstufe β-Carotin enthalten
Vitamin D (Calciferol): auch als Sonnenvitamin bezeichnet, weil 90 Prozent des Bedarfs vom Körper hergestellt werden, jedoch nur in Verbindung mit Sonnenlicht; in geringen Mengen enthalten in Milchprodukten, fettigen Fischsorten und Eiern
Karoline Kulke, Ärztin und medizinischer Beirat bei Fernarzt“Die Aufnahme von Vitamin A geschieht nur in Verbindung mit Fett. In den Vitamin-A-Lieferanten mit tierischem Ursprung, wie Milch oder Eier, ist bereits Fett enthalten. Die in Mohrrüben oder Spinat enthaltenen Vorstufen von Vitamin A kann man z. B. in einem Salat mit Olivenöl kombinieren.”
7. Unter- und Übergewicht als Auslöser für Haarausfall
Starkes Untergewicht ist ein Zeichen dafür, dass der Körper nicht ausreichend Nahrung zugeführt bekommt oder er diese nicht korrekt verwerten kann. Die Folge ist ein Nährstoffdefizit. In diesem Zustand setzt der Selbsterhaltungstrieb des Körpers ein und überflüssiger Energieverbrauch wird unterbunden – dazu gehört auch das Haarwachstum. Etwa 6 bis 12 Wochen nach dem Mangelzustand kommt es zu starkem Haarverlust.
Auch Übergewicht kann mit Haarausfall einhergehen. Einerseits werden durch das Übergewicht der Stoffwechsel beeinträchtigt und Bluthochdruck begünstigt; beides kann einen negativen Effekt auf das Haarwachstum haben. Andererseits können ein mit Übergewicht assoziierter Lebensstil, andere Erkrankungen und damit einhergehende Medikamenteneinnahme Haarausfall hervorrufen oder begünstigen.
8. Die Wechseljahre haben Einfluss auf die Haare
Von Haarausfall in den Wechseljahren ist etwa ein Drittel aller Frauen betroffen.
Hier spielen bereits genannte Faktoren wie Genetik und Hormone eine wichtige Rolle. Während der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel ab, was eine Imbalance zwischen weiblichen und männlichen Hormonen zur Folge hat. Wie stark die Haarwurzeln darauf reagieren, ist größtenteils erblich bedingt. Das Haar wird insgesamt dünner und oft schimmert an den Schläfen oder am Scheitel die Kopfhaut durch. Diese Art von Haarausfall ist nicht reversibel. Wird bei den ersten Anzeichen bereits eine Dermatologin oder ein Dermatologe konsultiert, so kann die genaue Ursache des Haarausfalls bestimmt und mit verschiedenen Methoden entgegengewirkt werden.
Häufig verschriebene Wirkstoffe zur lokalen Anwendung sind:
Alfatradiol
Minoxidil
Östrogene
9. Bei vielen Medikamenten tritt Haarausfall als Nebenwirkung auf
Bei vielen gängigen Medikamenten zählt Haarausfall zu den bekannten Nebenwirkungen. Hier eine Übersicht der Medikamente, die am häufigsten mit Haarausfall in Verbindung gebracht werden:
Beta-Blocker: werden gegen Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen verschrieben, enthaltene Wirkstoffe wie Metoprolol und Propanolol können Haarausfall verursachen
Ibuprofen: das rezeptfreie Schmerzmittel kann bei häufiger Einnahme zu Haarausfall führen
Blutverdünner: Vitamin-K-Antagonisten und Heparin können die Haarwurzeln beschädigen und Haarausfall verursachen
Akne-Mittel: Retinoide als Wirkstoff haben großen Einfluss auf die gesamte Körperbehaarung
Antidepressiva: enthaltene Stoffe wie Imipramin, Doxepin oder Fluoxetin können ein Absterben der Haarwurzeln verursachen
Zytostatika: werden bei einer Chemotherapie eingesetzt und gehen oft mit Haarausfall einher
10. Durch falsches Styling können Haarwurzeln nachhaltig geschädigt werden
Dass übermäßiges Styling und der Einsatz von zu viel Hitze zu Haarbruch führen, ist weitläufig bekannt. Weniger bekannt ist, dass zu eng gebundene Frisuren eine sogenannte Traktions-Alopezie auslösen können. Das bedeutet: durch dauerhaften Zug an den Haaren kann es zu Haarausfall kommen. Lockere Frisuren oder offene Haare sind für die Haarwurzeln weniger schädlich.
Quellen
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Piacquadio DJ, Rad FS, Spellman MC, Hollenbach KA: Obesity and female androgenic alopecia: A cause and an effect? Journal of the American Academy of Dermatology 1994; 30:1028–30.
Vogt J: Wenn Medikamente starken Haarausfall auslösen. Kurkliniken.de. 2019. https://www.kurkliniken.de/blog/wenn-medikamente-starken-haarausfall-ausloesen.html (zugegriffen 21. Juli 2022)
Schöfl C, Schill T, Geisthövel F, Brabant G: Polyzystisches Ovarialsyndrom und Insulinresistenz. Dtsch Arztebl 2004; 101: A-346 / B-294 / C-287
Haarausfall durch Vitaminmangel: Infos & Hilfe. Haarausfall.de. Galderma Laboratorium GmbH. https://www.haarausfall.de/haarausfall/haarausfall-ursachen/haarausfall-vitaminmangel (zugegriffen 21. Juli 2022)
Haarausfall und Wechseljahre – Infos & Tipps. haarausfall.de. Galderma Laboratorium GmbH. https://www.haarausfall.de/haarausfall/haarausfall-frauen/haarausfall-wechseljahre (zugegriffen 21. Juli 2022)