Eine Frau mit Akne am Kinn.
  1. Symptome beim Absetzen der Pille
  2. Pille absetzen & Akne
  3. Akne nach Absetzen der Pille – Was tun?
  4. Häufige Fragen zu Post-Pill-Akne
Eine Frau mit Akne am Kinn.

Im Jahr 2010 verhütete noch fast jede zweite junge Frau bis zu einem Alter von 20 Jahren mit der Antibabypille, im Jahr 2019 war es nicht einmal mehr jede dritte. Nicht nur die Wahl des Verhütungsmittels in jungen Jahren ändert sich. Immer mehr Frauen entscheiden sich, das Präparat abzusetzen.

Grund dafür: Die Antibabypille hat tiefgreifenden Einfluss auf den Hormonhaushalt sowie eine Reihe an möglichen Nebenwirkungen, wie u.a. ein erhöhtes Risiko für Thrombose, Ödeme, Libidoverlust, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen. Mit dem Absetzen der Pille können einige Symptome auftreten, eines davon ist Akne. Die Antibabypille wird nicht selten als Therapie für Akne in der Pubertät verschrieben. Das Absetzen der Pille kann jedoch auch bei vorher nicht von Akne und unreiner Haut betroffenen Menschen solche verursachen. Fernarzt informiert, was es mit der Post-Pill-Akne auf sich hat und was man dagegen tun kann.

Symptome beim Absetzen der Pille

Nach Absetzen der Pille braucht es eine gewisse Zeit bis sich das Zyklusverhalten normalisiert. In dieser Zeit kann es zu einem unregelmäßigen Zyklus kommen: In den ersten Zyklen kommt es häufig zu Amenorrhoe, also dem Ausbleiben einer Regelblutung oder auch zu einer Oligomenorrhoe, einem verlängerten Menstruationszyklus.

Bei über der Hälfte der Frauen, die die Pille absetzen, ist jedoch bereits der erste Zyklus unauffällig. Die Regenerationsphase des Zyklus kann bis zu 9 Monate betragen. Auf dem Weg dahin können verschiedene Symptome auftreten, neben den Zyklusstörungen klagen viele Frauen über Akne, Haarausfall und Intensivierungen des Prämenstruellen Syndroms (PMS).

Pille absetzen & Akne

Viele Frauen leiden an Akne, wenn sie die Pille absetzen. Um den Zusammenhang zu verstehen, ist es wichtig zu erläutern, welchen Einfluss die Antibabypille auf den Körper und vor allem die Haut hat.

Kombinationspräparate, die Östrogene und Gestagene enthalten, werden neben der Indikation der Empfängnisverhütung häufig eingesetzt, um Akne entgegenzuwirken. Durch die externe Zufuhr von Hormonen wird die körpereigene Hormonproduktion gehemmt. Dem liegt eine negative Rückkopplung auf die Synthese des Luteinisierenden Hormons (LH) und des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) im Gehirn zu Grunde. Dadurch produzieren die Eierstöcke (Ovarien) weniger Androgene.

Androgene sowie Androgenrezeptoren spielen bei Hauterkrankungen wie Akne vulgaris eine entscheidende Rolle. Als Androgene werden die Sexualhormone bezeichnet, welche die Ausbildung sekundärer männlicher Geschlechtsmerkmale steuern. Auch Frauen haben Androgene in ihren Körpern, jedoch in niedrigeren Konzentrationen als Männer.

Akne ist eine entzündliche Erkrankung der Talgdrüsen und Haarfollikel. An der Hauterkrankung sind verschiedene Faktoren beteiligt, wie genetische Faktoren, hormonelle Faktoren (Anstieg der Androgene in der Pubertät oder Abfall der Östrogene in der Lutealphase des Menstruationszyklus), Verhornungsstörungen der Haut, bakterielle Besiedelung der Talgdrüsen und Medikamentennebenwirkungen. Die Wirkung von Androgenen in der Haut hängt zu großen Teilen von deren Bindung an Androgenrezeptoren ab. Die Talgdrüsen reagieren auf Dihydrotestosteron. Dies entsteht bei der Reduktion von Testosteron durch die 5-alpha-Reduktase.Die Androgene fördern die Talgdrüsenaktivität und Verhornungsstörungen. Durch vermehrte Verhornung wird eine bakterielle Fehlbesiedlung mit Entzündungen begünstigt.

Die Einnahme der Antibabypille hemmt die körpereigene Androgenproduktion, was zu einer verminderten Talgdrüsenaktivität und dem Rückgang der Erkrankung führt.

Wenn das Medikament abgesetzt wird, kann Akne auftreten. Das ist einerseits dann der Fall, wenn die Hauterkrankung bereits vor der Einnahme des Pillenpräparats bestand, beispielsweise wenn Frauen die Antibabypille in sehr jungen Jahren verschrieben bekommen haben. Hier ist oft die Hauptindikation die Behandlung der Akne und nicht die Empfängnisverhütung(Kontrazeption). In diesen Fällen stellt die Post-Pill-Akne eine Akne vulgaris dar, die durch die Einnahme der Antibabypille unterbunden wurde. Die Akne kann jedoch auch neu auftreten, hierbei spricht man von “Adult onset”-Akne. In beiden Fällen werden die Symptome durch die Einnahme der Pille unterdrückt. Wird das Medikament abgesetzt, treten Beschwerden auf.

Die Hautunreinheiten können jedoch auch während der Regulierung des Hormonhaushaltes auftreten. In diesem Fall kann es sich um ein temporäres Phänomen handeln, welches mit Normalisierung des Zyklus wieder abklingt.

Akne nach Absetzen der Pille – Was tun?

Wenn Post-Pill-Akne auftritt, da die Antibabypille eine bestehende Akne-Erkrankung unterbunden hat, sollte ein Dermatologe oder eine Dermatologin aufgesucht werden. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, dass auch nachdem sich das Zyklusverhalten normalisiert hat, weiterhin Akne auftritt. Diese bedarf einer entsprechenden Behandlung.

Treten Pickel und Unreinheiten auf, ist es wichtig die Haut regelmäßig zu reinigen und zu pflegen. Für die Reinigung empfehlen sich pH-hautneutrale, also leicht saure (pH-Wert 5 bis 5,5) Seifen. Mögliche Wirkstoffe der medikamentösen Aknetherapie zur Anwendung auf der Haut sind Salicylsäure, Azelainsäure, Benzylperoxid, Retinoide und Antibiotika. Die Auswahl und Kombination der Wirkstoffe sollten individuell und nach ärztlicher Rücksprache erfolgen. In schweren Fällen können Antibiotika und Retinoide auch systemisch angewendet werden.

Zudem besteht ein Zusammenhang zwischen Akne und der Ernährung. Der Verzehr von Milchprodukten kann das Krankheitsbild verschlechtern. Um die Haut in der Umgewöhnungsphase oder während der Behandlung zu unterstützen, sollten Milchprodukte gemieden werden. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und erholsamer Schlaf tragen zu einem gesunden Hautbild bei. Außerdem gilt: Hände aus dem Gesicht! Wer die betroffenen Stellen nicht in Ruhe lassen kann, muss mit Entzündungen und längerer Abheildauer rechnen. Schonen Sie sich und Ihre Haut. Denn Stress kann die Post-Pill-Akne verschlimmern. Auch auf den Konsum von Alkohol und Nikotin sollte möglichst verzichtet werden.

Häufige Fragen zu Post-Pill-Akne

Insofern die Akne mit der Normalisierung des Zyklusverhaltens zusammenhängt, zeigt sich hier nach spätestens 9 Monaten häufig Besserung. Bestand die Hauterkrankung bereits vor der Einnahme der Antibabypille kann eine Aknebehandlung notwendig sein.

Wer an Akne nach dem Absetzen der Pille leidet, kann folgendes tun:

  • Dermatologen oder Dermatologin aufsuchen
  • Haut regelmäßig reinigen und pflegen
  • Verzicht auf Milchprodukte, Alkohol und Nikotin
  • Stress reduzieren
  • Ausgewogene Ernährung
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • Erholsamer Schlaf

Dies ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Einige haben bereits im ersten Zyklus nach dem Absetzen der Pille keinerlei Beschwerden. Für einige kann sich die Umstellung des Hormonhaushalts deutlich langwieriger gestalten. Spätestens nach 9 Monaten sollten sich der Zyklus und die Symptome, die mit dem Absetzen der Pille auftreten können, normalisieren.

Der Körper ist nach dem Absetzen der Pille in einer Umgewöhnungsphase, die Kraft und Nerven rauben kann. Daher sollte man in dieser Zeit besonders darauf achten, Ruhephasen einzuhalten, sich ausgewogen zu ernähren, ausreichend zu trinken und zu schlafen sowie Stress zu vermeiden.

Quellen

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  • Junge Frauen entscheiden sich immer seltener für die Pille. AOK Rheinland/Hamburg. 2020. https://www.aok.de/pk/cl/fileadmin/user_upload/AOK-Rheinland-Hamburg/07-Presse/Dokumente/Pressemitteilungen/44_PM_Pille.pdf

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  • Wiegratz I, Thaler CJ: Hormonale Kontrazeption – was, wann, für wen? DtschArztebl Int 2011; 108: 495–506.

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