In Deutschland ist Prostatakrebs die häufigste Krebsart bei Männern. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 68.579 Neuerkrankungen diagnostiziert.
Krebs steht für eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen, die alle eines gemeinsam haben: entartete Gewebezellen. Das heißt, sie haben sich dem natürlichen Wachstumsprozess entzogen und wachsen unkontrolliert weiter. Im Fall von Prostatakrebs handelt es sich um Zellen der Vorsteherdrüse (Prostata).
- Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland.
- Da die frühen Stadien oft ohne Symptome verlaufen sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig.
- Abhängig vom Stadium der Erkrankung kommen zur Behandlung von Prostatakrebs eine reine Beobachtung, operative Entfernung, Bestrahlung oder Medikamente infrage.
Was ist Prostatakrebs?
Die kastaniengroße Vorsteherdrüse (Prostata) ist eine ausschließlich beim männlichen Geschlecht vorhandene Drüse. Sie umschließt den Anfangsteil der Harnröhre unterhalb der Blase. Anatomisch betrachtet ist sie vor dem Rektum (Mastdarm) gelegen, weshalb die Drüse im Rahmen einer Untersuchung durch den Darm gut tastbar ist.
Bei gutartigen Tumoren verdrängt das wachsende Gewebe nach und nach die Strukturen anderer Organe. Bei bösartigen Tumoren (Karzinomen) wächst das neue Gewebe als Wucherung in die anderen Organe ein und zerstört die entsprechenden Strukturen.
Im Fall von Prostatakrebs bedeutet das, dass die Zellen zum einen die bindegewebeartige Kapsel der Prostata zerstören können. Zum anderen kann sich das Karzinom im Becken ausbreiten. Bei unbehandeltem Fortschreiten der Erkrankung sind Metastasen, unter anderem Knochenmetastasen, bei Prostatakrebs nicht ausgeschlossen.
Wie häufig ist Prostatakrebs?
Prostatakrebs ist vor allem eine Erkrankung bei älteren Männern, da das Alter ein wesentlicher Risikofaktor bei der Entstehung von Prostatakrebs ist. Laut Robert Koch-Institut liegt das Durchschnittsalter für ein Neuauftreten von Prostatakrebs bei etwa 70 Jahren.
Unter den 35-jährigen Männern wird statistisch betrachtet nur 1 von 1.000 innerhalb der nächsten 10 Jahre an Prostatakrebs erkranken. Unter den 75-Jährigen ist das Risiko mit 60 von 1.000 Männern schon beachtlich.
Die relative 5-Jahres-Überlebensrate für Prostatakrebs liegt bei 89 Prozent. Das bedeutet, dass 89 von 100 Betroffenen die nächsten 5 Jahre überleben. Wichtig dafür ist eine frühe Diagnose. Etwa zwei Drittel der Tumore bei Prostatakrebs werden in Deutschland dank guter Vorsorgeuntersuchungen bereits in einem frühen Stadium diagnostiziert.
Symptome bei Prostatakrebs
Je größer der Tumor wird, desto schwerer wiegen die damit assoziierten Symptome. Prinzipiell ist der Tumor beim Abtasten des Mastdarms erfühlbar. Allerdings kann ein entsprechender Tumor erst im fortgeschrittenen Stadium bzw. ab einer bestimmten Größe ertastet werden.
Zu den häufigsten und wichtigsten Symptomen zählen Probleme beim Wasserlassen sowie ein deutlich vermehrter Harndrang. Außerdem treten zunehmend Probleme bei der Darmentleerung auf. Blut im Urin, in der Samenflüssigkeit und erhebliche Schmerzen bei der Ejakulation können weitere Symptome von Prostatakrebs sein. Außerdem sind allgemeine Prostataschmerzen nicht auszuschließen. Später können sich Erektionsstörungen einstellen.
Prostatakrebs Diagnose
Das Gefährliche an der Erkrankung ist, dass die ersten Symptome sehr spät auftreten. Ist der Tumor noch klein, werden in aller Regel keine Symptome ausgelöst. Daher ist es besonders wichtig, an speziellen Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen. Zu den diagnostischen Mitteln gehören
die digital-rektale Untersuchung,
der PSA-Wert im Blut und
die Sonographie-gesteuerte, transrektale Prostatastanzbiopsie, also die Entnahme einer Probe aus der Prostata.
Die Prognose des Prostatakarzinoms wird anhand des Gleason Score bestimmt, bei dem es sich um die Bewertung von zwei Stanzproben der Prostata handelt. Jede Probe wird mikroskopisch begutachtet und die Veränderung der Zellen mit einer Zahl zwischen 1 und 5 bewertet, die dann zusammengezählt werden. Der Maximalwert liegt bei 10. Je höher der Score, desto schlechter die Prognose.
Prostatakrebs Behandlung
Es gibt unterschiedliche Therapieansätze, um Prostatakrebs zu behandeln. Diese sind von der Schwere abhängig, und davon, ob es sich um einen gutartigen Tumor oder bösartigen Krebs handelt.
Zu einer besonders einfachen Methode zählt das einfache Beobachten der Prostata. In frühen Stadien, in denen es sich noch um eine benigne Prostatahyperplasie handelt, also eine gutartige Vergrößerung der Prostata, kann man das Wachstum mit bestimmten Medikamenten eindämmen und damit eine bösartige Veränderung vermeiden. In späteren Stadien besteht die Möglichkeit der Bestrahlung, der Chemotherapie oder der Hormontherapie bei Prostatakrebs.
Prostatakrebs-Operation (Prostatektomie)
Bei der sogenannten Prostatektomie wird die komplette Vorsteherdrüse radikal im Zuge einer Operation entfernt. Zusätzlich zum erkrankten Organ erfolgt die Entfernung der dazugehörigen Anhangsgebilde, wie zum Beispiel der Samenblasen. Nach einer Prostatektomie können unterschiedlichen Komplikationen auftreten. Zu den häufigsten Folgen zählen die postoperative Impotenz und die postoperative Inkontinenz.
Bei der Ektomie gibt es verschiedene nervenschonende Operationstechniken, bei denen die Potenz zu 30 Prozent bei einseitigem Nervenerhalt erhalten bleibt. Bei beidseitigem Nervenerhalt ist ein Potenzerhalt zwischen 60 und 80 Prozent möglich. Ob eine nervenschonende Operationstechnik angewandt werden kann, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Entscheidend sind das Volumen des Tumors sowie die PSA-Werte und der "Gleason score", eine Beurteilungsskala des Prostatagewebes.
Auch die Inkontinenzraten lassen sich mithilfe des nervenschonenden Verfahrens deutlich reduzieren. Um die Kontinenz nach der Prostatektomie zu erhalten, muss der äußere oder auch willkürliche Schließmuskel erhalten bleiben. Sollte trotz aller Möglichkeiten eine Inkontinenz auftreten, die auch nach längerer Zeit bestehen bleibt, gibt es unterschiedliche Korrekturmöglichkeiten und Therapieverfahren, mittels derer eine Kontinenz wiederhergestellt werden kann.
Postoperative Komplikationen behandeln
Für Männer ist häufig vor allem die Frage nach der Erektionsfähigkeit in Folge einer Prostatektomie interessant. Ebenso die Frage nach einer möglichen Inkontinenz, die vor allem den sozialen Rückzug mit sich bringt. Generell gibt es eine breite Palette möglicher Behandlungsmethoden, mit denen diese Folgeschäden effektiv reduziert werden können.
So besteht die Möglichkeit sogenannter "bulking agents", bei welcher über Spezialnadeln verschiedene Substanzen in den Schließmuskelbereich rund um die Harnröhre gespritzt werden. Dadurch lässt sich der Schließmuskel besser "abdichten". Darüber hinaus gibt es Harnröhrenschlingen, bei welcher die Harnröhre im Dammbereich leicht angehoben wird. Ferner nutzt die Medizin das Pro-ACT-Verfahren oder auch einen künstlichen Schließmuskelapparat.
Sofern sich nach einer Prostatakrebs-OP eine Impotenz einstellt, können beispielsweise Vakuumpumpen helfen, deren Kosten unter Umständen von der Krankenkasse übernommen werden.
Prinzipiell empfiehlt sich nach der Entfernung der Prostata die Teilnahme an einer rehabilitativen Maßnahme (Reha). Hier werden sowohl Hilfestellungen bei Inkontinenz wie auch bei Impotenz gegeben. Unter anderem erfolgt ein spezielles Training im Rahmen einer Physiotherapie.
Prostatakrebs Vorsorge
Im Vergleich zu anderen Krebsarten ist es relativ schwierig, Prostatakrebs vorzubeugen. Dies liegt insbesondere daran, dass bisher kaum Risikofaktoren bekannt sind. Sicher ist nur, dass das steigende Alter der Betroffenen eine ebenso große Rolle spielt wie der Testosteronspiegel.
Darüber hinaus gibt es mittlerweile Hinweise auf genetische Veranlagungen. Auch scheinen chronische Prostataentzündungen sowie Infektionen mit sexuell übertragbaren Erkrankungen das Risiko für die Entstehung von Prostatakrebs zu erhöhen. Der Lebensstil eines Mannes wirkt sich hingegen nur sehr gering auf die Entstehung eines solchen Karzinoms aus.
Umso größer die Bedeutung der Vorsorgeuntersuchungen. Bei Männern ab 45 Jahren wird eine jährliche Abtastuntersuchung empfohlen und deren Kosten durch die Krankenkassen getragen. Weiterhin gibt es den sogenannten PSA-Test. Dabei wird die Menge eines bestimmten Eiweißes (Prostata-spezifisches Antigen, PSA) im Blut bestimmt. Der PSA-Test wird aktuell nicht durch die Krankenkassen getragen, da der Nutzen eines solchen Tests zum Screening der Bevölkerung bisher nicht zweifelsfrei geklärt ist. Bei Bedarf kann ein solcher Test als IGeL-Leistung, also auf eigene Kosten, durchgeführt werden. Die Kosten für den Test und die anschließende ärztliche Beratung betragen etwa 30 bis 60 Euro.
Quellen
Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU): S3-Leitlinie “Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms“. Langfassung. AWMF-Register Nr. 043-022OL. 2019.
Michel MS, Thüroff JW, Janetschek G, Wirth M: Die Urologie. 1. Aufl. Berlin Heidelberg: Springer 2016.
Mottet N, Bellmunt J, Briers E, et al.: Guidelines on Prostate Cancer. European Association of Urology (EAU). 2015.
Pressemitteilung - Neue Zahlen zu Krebs in Deutschland. Robert Koch-Institut (RKI). 2019. https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2019/16_2019.html (zugegriffen 21. März 2023)
Prostatakrebs (Prostatakarzinom). Zentrum für Krebsregisterkarten. 2022. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Prostatakrebs/prostatakrebs_node.html (zugegriffen 21. März 2023)