Jährlich erkranken etwa 16 von 10.000 Frauen in Deutschland an einer akuten Pyelonephritis.
Fachsprachlich wird eine Nierenbeckenentzündung als Pyelonephritis bezeichnet. Der Begriff Pyelonephritis setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern pyelos (Becken) und nephros (Niere). Die Endung -itis zeigt an, dass es sich um eine entzündliche Erkrankung handelt.
- Nierenbeckenentzündungen werden durch bakterielle Infektionen ausgelöst.
- In der Regel sind sie eine Folge einer unbehandelten Blasenentzündung.
- Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Schwächegefühl, Übelkeit und Erbrechen, gemeinsam mit einseitigen Schmerzen in der Flanke und beim Wasserlassen können auf die Infektion hinweisen.
Was ist eine Nierenbeckenentzündung?
Bei einer Nierenbeckenentzündung handelt es sich um eine meist bakterielle Infektion des Nierenbeckens. In der Regel geht der Entzündung eine nicht behandelte Infektion der Harnwege, zum Beispiel eine Blasenentzündung, voraus.
Wird sie früh erkannt und behandelt, klingt die Entzündung i. d. R. schnell wieder ab. Unbehandelt kann sich eine chronische Nierenbeckenentzündung entwickeln. In schlimmen Fällen ist ein Nierenversagen möglich.
Was machen die Nieren?
Die Niere ist ein normalerweise paarig angelegtes Organ in unserem Körper, welches die Aufgabe hat, Giftstoffe und Ausscheidungsprodukte aus dem Blut zu filtern. Diese Stoffe werden in Form von Harn über die Harnleiter in die Harnblase geleitet und von dort aus über die Harnröhre abgegeben. Den Vorgang der Harnausscheidung nennt man in der Fachsprache Miktion.
Neben dieser Entgiftung des Körpers durch Filterung des Blutes und Ausscheiden von Harn hat die Niere viele weitere wichtige Funktionen. Unter anderem reguliert sie
den Wasser- und Elektrolythaushalt,
den Blutdruck und das Blutvolumen,
die Bildung roter Blutkörperchen (Erythropoese durch Erythropoietin),
den pH-Wert bzw. das Säure-Basen-Gleichgewicht und
Stoffwechselprozesse wie die Gluconeogenese.
Das Nierenbecken
Eine Niere besteht aus bis zu 12 pyramidenförmigen Einheiten, in denen der Harn produziert wird. Die Pyramidenspitzen zeigen zur Mitte hin und münden in sogenannte Kelche, die den Harn auffangen. Zusammen ergeben diese Kelche das Nierenbecken, welches der Ausgangspunkt für den Harnleiter ist.
Nierenbeckenentzündung: Symptome
Eine Nierenbeckenentzündung kann anfangs unbemerkt bleiben, denn betroffene Personen ordnen ihre Beschwerden häufig nicht der Niere zu, da vor allem Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost, Schwächegefühl, Übelkeit und Erbrechen auftreten.
Spezifischere Symptome können Schmerzen in den Flanken sowie beim Wasserlassen und ein zwanghafter Harndrang sein.
- Fieber, Schüttelfrost
- Schwächegefühl
- Übelkeit und Erbrechen, Unwohlsein
- Schmerzen in der Flanke (häufig einseitig)
- Harndrang, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen
Nicht selten verläuft eine Nierenbeckenentzündung ohne Fieber und andere Symptome wie Flankenschmerzen. Dies wird als atypische Pyelonephritis bezeichnet.
Nierenbeckenentzündung: Ursachen
Bei einer Nierenbeckenentzündung ist das Nierenbecken bakteriell entzündet. Fast immer geht der Nierenbeckenentzündung eine nicht behandelte Infektion der Harnwege, wie eine Blasenentzündung, voraus, die anschließend über die Harnwege nach oben wandert.
Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, da sie eine kürzere Harnröhre haben. Außerdem liegt diese näher an der Analregion, wodurch Keime aus dem Darm in die Blase gelangen können. Etwa 95 Prozent der Harnwegsinfektionen betreffen Frauen.
In ca. 70 Prozent der Fälle von Pyelonephritis handelt es sich bei dem Erreger der Nierenbeckenentzündung um Escherichia coli, aber auch Proteus mirabilis oder Klebsiellen können die Ursache sein.
Nierenbeckenentzündung: Behandlung
Beim Verdacht einer Nierenbeckenentzündung sollte dringend ärztlicher Rat eingeholt werden, da diese unbehandelt zu schweren Komplikationen führen kann. Zur gezielten Behandlung ist eine Identifikation der Erreger wichtig. Zur Diagnose werden Blut- oder Urinproben entnommen und in einem Labor analysiert. Auch bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung können Teil der Untersuchung sein.
Bei schweren Symptomen werden Breitbandantibiotika eingesetzt, um die Zeit bis zur eindeutigen Diagnose therapeutisch zu überbrücken. Sind die Erreger bekannt, so werden spezifischere Antibiotika, z. B. aus den Gruppen der Cephalosporine oder Fluorchinolone, eingesetzt. Antibiotikatherapien sind bei Schwangeren und bei Personen mit Nierenschäden wie einer Niereninsuffizienz nicht uneingeschränkt einsetzbar.
Nierenbeckenentzündung: Hausmittel
Zur Behandlung einer Nierenbeckenentzündung können unterstützend einige Hausmittel eingesetzt werden. Jedoch handelt es sich um eine schwerwiegende Infektion, die unbedingt ärztlich abgeklärt und medikamentös therapiert werden muss. Diese Hausmittel können bei diversen Harnwegsinfekten Linderung verschaffen:
Viel Trinken, am besten Wasser oder Tees, damit die Nieren “durchgespült” werden (gilt nicht für PatientInnen mit eingeschränkter Nierenfunktion)
Wärme kann helfen, akute Schmerzen zu lindern, z. B. in Form einer Wärmflasche oder eines Körnerkissens
Giftstoffe wie Alkohol und Nikotin meiden
Viel Ruhe
Häufige Fragen zu Nierenbeckenentzündungen
Die Krankheitsdauer einer Nierenbeckenentzündung ist sehr variabel. Je nachdem wie weit die Entzündung fortgeschritten ist und ob es sich um einen komplizierten Verlauf handelt, kann eine Genesung mehrere Wochen andauern. Um Komplikationen zu verhindern ist es wichtig, sich an die Vorgaben der betreuenden ÄrztInnen zu halten.
Eine Nierenbeckenentzündung sollte mit rezeptpflichtigen Antibiotika behandelt werden, weshalb das Aufsuchen eines Arztes oder einer Ärztin notwendig ist. Ruhe und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Ausnahme bei eingeschränkter Nierenfunktion oder Herzinsuffizienz) sind wichtig.
Bei einer Nierenbeckenentzündung mit mildem Verlauf wird meist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone eingesetzt (wenn keine Kontraindikation wie etwa eine Schwangerschaft besteht). Handelt es sich um einen schweren Verlauf, so sind u. a. Cephalosporine der 3. Generation, wie Cefotaxim oder Ceftriaxon, die Mittel der Wahl.
Mit Antibiotika behandelt, erholen sich die meisten Menschen innerhalb einiger Tage von einer komplikationslosen Nierenbeckenentzündung. Bei komplizierten Infektionen mit schwerem Verlauf kann es mehrere Wochen dauern, bis die Nierenbeckenentzündung abgeklungen ist.
In den meisten Fällen geht einer Nierenbeckenentzündung eine Blasenentzündung voraus. Wird die Blasenentzündung nicht behandelt, kann die Infektion über den Harnleiter bis zu den Nieren aufsteigen. Meist ist das Darmbakterium E. coli der Auslöser.
In der Regel spüren Betroffene sehr schnell einen Rückgang der Beschwerden. Tritt innerhalb eines Tages nach Antibiotikaeinnahme keine Besserung oder gar eine Verschlechterung ein, so sollte eine erneute ärztliche Vorstellung erfolgen.
Bei einer Nierenbeckenentzündung können Schmerzen im Bereich der Flanken, also seitlich am unteren Rücken, auftreten. Dort befinden sich die Nieren. Bei gleichzeitigem Vorliegen einer Blasenentzündung können ebenfalls Schmerzen im Unterbauch auftreten.
Quellen
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU): S3-Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“. Langfassung. AWMF-Register Nr. 043-044. 2017.
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Niere. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/Niere/ (zugegriffen 09. Januar 2023)
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Pyelonephritis. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/Pyelonephritis (zugegriffen 09. Januar 2023)
Schünke M, Schulte E, Schumacher U, et al.: Prometheus Innere Organe. 4. Aufl. Stuttgart, Thieme. 2015. 292f.