In Deutschland trägt nahezu die gesamte Bevölkerung das Herpes-simplex-Virus 1 in sich. Durch Reaktivierung des Virus kann es zu Lippenherpes kommen.
Lippenherpes (Herpes labialis) wird durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) ausgelöst. Die Erstinfektion verläuft meist symptomlos, eine Reaktivierung des Virus verursacht die typischen Bläschen bei Lippenherpes. Mögliche Auslöser sind Stress oder ein geschwächtes Immunsystem.
- Die meisten Menschen infizieren sich bereits im Kindesalter mit dem Herpes-simplex-Virus 1.
- Lippenherpes tritt erst bei Reaktivierung des Virus auf.
- Mögliche Auslöser sind u. a. Stress, ein geschwächtes Immunsystem, fiebrige Infekte oder Sonnenbrand.
Was ist Lippenherpes?
Lippenherpes wird in den meisten Fällen durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) verursacht. Etwa 10 bis 20 Prozent der Erkrankungen gehen auf das Herpes-simplex-Virus 2 (HSV-2) zurück. Letzteres führt jedoch häufiger zu Genitalherpes.
Mit HSV-1 infizieren sich die meisten Menschen bereits im Kindesalter, über 90 Prozent der Bevölkerung tragen das Virus asymptomatisch im Körper. Eine Ansteckung mit HSV-1 kann auf vielen Wegen erfolgen, z. B.:
Speichel- oder enger Schleimhaut- bzw. Hautkontakt, z. B. beim Küssen
Schmierinfektion, z. B. über die Hände oder gemeinsam benutztes Besteck
Geschlechtsverkehr
Während der Geburt (Herpes neonatorum)
Lippenherpes in voller Ausprägung bedingt zunächst einer Erstinfektion mit dem Virus. Die Erstinfektion mit Herpes-simplex-Viren (HSV) verläuft oft komplett ohne Symptome, also latent. Nachdem das Virus beispielsweise über den Mund in den Körper gelangt ist, vermehrt es sich zunächst an am Eintrittsort, z. B. in den Epithelzellen der Schleimhaut. Anschließend wandert es entlang einer Nervenbahn zu Nervenknotenpunkten, wo sich das Virus einnistet, und viele Jahre überdauern kann. Beim Lippenherpes dauert diese Wanderung etwa 1 bis 2 Tage.
Solange die Viren nicht reaktiviert werden, zeigen sich keine Symptome und die Infektion verläuft latent.
- Geschwächtes Immunsystem (z. B. bei Chemotherapie oder HIV)
- Infekte mit Fieber
- Sonnenbrand
- Röntgenbestrahlung
- Menstruation
- Akute Gastritis
- Psychischer Stress
Nach Reaktivierung wandern Viren entlang der Axone der Nerven in die Körperperipherie. Dort lösen sie u. a. die Fieberbläschen an den Lippen aus. Meist dauert eine solche Sekundärinfektion etwa 7 bis 10 Tage an und verläuft mit harmlosen Bläschen, die anschließend ohne Narbenbildung abheilen.
In seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen, wie zu Erkrankungen der Augen, des Gehirns, der inneren Organe und des Magen-Darm-Trakts. Ein Beispiel hierfür ist die Herpes-Enzephalitis, eine Entzündung des Gehirns die unbehandelt lebensbedrohlich sein kann.
Eine Impfung gegen Lippenherpes gibt es bisher nicht.
Lippenherpes – Verlauf und Symptome
Lippenherpes ist die häufigste Manifestation eines Herpes-simplex-Rezidivs. Etwa 15 bis 30 Prozent der Bevölkerung leiden an den ggf. regelmäßig wiederkehrenden Bläschen an Haut und Schleimhäuten. Oft spüren Betroffene schon vor dem Erscheinen der Bläschen eine erhöhte Empfindlichkeit oder ein juckendes Gefühl an der betroffenen Stelle. Ist dies der Fall, kann sofort eine antivirale Lippenherpes-Creme aufgetragen werden, um den weiteren Verlauf zu verkürzen oder zu stoppen.
Wird der Verlauf von Lippenherpes nicht gestoppt, so treten im nächsten Schritt meist juckende, sehr kleine Knötchen auf, die sich bald zu prallen Bläschen entwickeln. Diese können auch sehr schnell ohne die oben genannte Vorwarnung entstehen. Im weiteren Verlauf können die Bläschen aufplatzen und gelblich verkrusten.
Der Inhalt der Bläschen ist hochansteckend! Man sollte die betroffene Stelle also nicht berühren und keinesfalls mit Herpesbläschen engen Kontakt zu anderen Personen ausüben, wie etwa Küssen.
Nach 1 bis spätestens 2 Wochen sollten die Bläschen ausgeheilt sein. Bei rechtzeitiger Behandlung von Lippenherpes kann sich der Verlauf der Erkrankung verkürzen.
Diagnose von Lippenherpes
Um Lippenherpes zu diagnostizieren, reichen meist ein Arztgespräch sowie eine Blickdiagnose aus. Die Bläschen und ihre Lokalisation sind zumeist charakteristisch für den Lippenherpes.
Falls dennoch Unklarheiten bestehen sollten, können ÄrztInnen die Inhalte der Bläschen untersuchen lassen oder einen Abstrich von Haut oder Schleimhäuten machen. Dabei wird ein Wattestäbchen über die betroffenen Stellen oder die Innenseite der Wangen gerieben. Die Ergebnisse dieser Analyse sind meist innerhalb eines Tages verfügbar, manchmal schon nach wenigen Stunden. Besteht ein Verdacht auf Komplikationen, ist auch ein Bluttest sinnvoll.
Lippenherpes Behandlung
Lippenherpes kann nicht geheilt, aber therapiert werden. Eine Therapie der Erstinfektion konzentriert sich darauf, die akuten Beschwerden der PatientInnen zu lindern und die Ausbreitung der Bläschen zu verhindern. Die Herpes-simplex-Viren als Ursache der Erkrankung können nicht aus dem Körper entfernt werden, es geht in der Therapie lediglich darum, den Krankheitsverlauf zu verkürzen und die Beschwerden des Betroffenen abzumildern.
Lippenherpes wird meist mit dem Wirkstoff Aciclovir behandelt. Hierbei handelt es sich um ein Virostatikum, das den Vermehrungszyklus von Viren unterbricht. Bei leichten Ausprägungen reicht es aus, den Wirkstoff als Salbe oder Creme direkt auf die betroffene Stelle aufzutragen. Bei schwerwiegenderen Formen kann Aciclovir auch systemisch (also intravenös oder als Tablette) verabreicht werden.
Idealerweise wird die Behandlung bereits bei den ersten Anzeichen begonnen. So kann der Verlauf von Lippenherpes oft gestoppt oder vermindert werden. Wichtig für eine erfolgreiche Therapie mit Aciclovir-Cremes ist außerdem ein regelmäßiges und kontinuierliches Eincremen der betroffenen Stellen.
Lippenherpes Hausmittel
Gegen Lippenherpes gibt es viele naturheilkundliche Mittel, die durch pflanzliche Wirkstoffe desinfizierend wirken können, aber auch alte Hausmittel sind beliebt. Es gibt in den meisten Fällen keine wissenschaftlichen Beweise für die Wirksamkeit dieser Mittel. Wichtig ist es, bei der Anwendung keine neuen Erreger in die betroffenen Hautstellen einzubringen und bei einer Verschlimmerung der Symptome ärztlichen Rat einzuholen.
Diese Hausmittel können bei Lippenherpes helfen:
Honig
Knoblauch
Melissenöl
Salbei
Kamille
Auch ohne medikamentöse Behandlung heilen die Bläschen meist nach einiger Zeit ab und hinterlassen in der Regel keine Narben. Das Abklingen der Symptome von Lippenherpes sollte nicht länger als 2 Wochen dauern. Andernfalls ist ein Arztbesuch sinnvoll.
Lippenherpes vorbeugen
Um Ausbrüche von Lippenherpes zu vermeiden, braucht es ein funktionierendes Immunsystem. Das ist schwierig, wenn eine Grunderkrankung vorliegt, die das Immunsystem schwächt oder wenn das Immunsystem beispielsweise durch eine Chemotherapie beeinflusst wird.
So kann das Immunsystem unterstützt werden:
Saunabesuche
Wechselduschen
Ausreichender Schlaf
Ausdauersport
Vitaminreiche und ausgewogene Ernährung
Verzicht auf Alkohol und Zigaretten
Wer häufiger während stressiger oder emotional fordernder Phasen unter Lippenherpes leidet, sollte versuchen psychische Belastungen zu vermeiden bzw. diese mit professioneller Unterstützung zu bewältigen.
Quellen
Chi C-C: Herpes labialis. BMJ Clin Evid 2015; 2015: 1704.
Herpesvirus-Infektionen. AMBOSS. 2023. https://www.amboss.com/de/wissen/Herpesvirus-Infektione (zugegriffen 23. Februar 2023)
Sodeik B, Messerle M, Schulz TF: Herpesviren. In: Suerbaum S, et al. (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie Berlin, Heidelberg: Springer 2016; 553–72.