Fast jeder zweite Mensch erkrankt bis zum 85. Lebensjahr mindestens einmal an Gürtelrose.
Was ist eine Gürtelrose?
Die Gürtelrose (Herpes zoster, Zoster) ist eine Erkrankung, bei der ein gürtelförmiger Hautausschlag am Körper auftritt. Dieser ist durch Rötungen sowie Bläschen gekennzeichnet ist und kann starke Schmerzen verursachen.
Wer kann sich mit Gürtelrose anstecken?
Die Gürtelrose ist eine in Deutschland sehr verbreitete Krankheit. Jährlich erkranken schätzungsweise 400.000 Menschen an einer Gürtelrose. Zwischen dem 50. und 75. Lebensjahr steigt die Erkrankungshäufigkeit kontinuierlich an.
Insbesondere Menschen über 50 oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben eine erhöhte Erkrankungsgefahr. Das geschwächte Abwehrsystem oder auch Stress ermöglichen den im Körper befindlichen Viren sich erneut zu vermehren und nach außen zu wandern. Die Gürtelrose kann am ganzen Körper auftreten; auch das Gesicht und Organe wie die Augen oder das Gehirn können betroffen sein. Komplikationen wie bleibende Schmerzen an den betroffenen Stellen können durch eine schnelle Behandlung vermieden werden.
Ursachen der Gürtelrose
Auslöser der Gürtelrose sind reaktivierte Windpocken-Viren (Varizella-Zoster-Viren), die bis zu 70 Prozent aller Menschen im Alter von 60 bis 65 Jahre ruhend in sich tragen. Eine Reaktivierung findet statt, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Dies geschieht vermehrt mit steigendem Alter, da auch das Immunsystem altert.
Andere Ursachen für ein geschwächtes Immunsystem können Stress, Krebserkrankungen, HIV, starke UV-Strahlung und eine immunsuppressive Therapie sein. Auch in den ersten Wochen nach einer Operation oder bei Infektionskrankheiten ist der Ausbruch möglich, wenn das Immunsystem beschäftigt ist.
Infektion mit Varizella-Zoster-Viren
Die meisten Menschen tragen das Virus bereits seit ihrer Kindheit in sich, da sich dieses nach einer Windpockeninfektion in den Hirnnerven und den Nervenwurzeln des Rückenmarks (Spinal- und Hirnnervenganglien) einnistet. Herpes zoster entsteht durch die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus, welches im Kindheitsalter die bekannten Windpocken auslöst.
Jede Person, die eine Windpockenerkrankung durchgemacht hat, kann auch an Gürtelrose erkranken. Nachdem es als sogenannte Primärinfektion die Windpocken ausgelöst hat, persistiert das Virus lebenslang im Körper. Wenn das Immunsystem geschwächt ist, wird das Virus nicht mehr eingedämmt und reaktiviert sich.
Die Viren werden entweder durch eine Tröpfcheninfektion übertragen (zum Beispiel beim Atmen oder Husten) oder durch eine Schmierinfektion beim Kontakt mit dem Inhalt der Bläschen oder mit den Krusten.
Was kann Gürtelrose auslösen?
Ein Ausbruch von Gürtelrose erfolgt durch die Reaktivierung der Windpocken-Viren, meist ausgelöst durch Stress oder eine Immunschwäche. Aber auch Traumata, UV-Strahlung und Medikamente, die die Immunabwehr schwächen, können einen Ausbruch der Krankheit befördern. Sehr selten tritt Gürtelrose auch bei jungen, gesunden Menschen auf.
Besonders vorsichtig sollten diejenigen sein, deren Immunsystem bereits stark belastet ist, beispielsweise durch Rheuma, HIV oder aufgrund einer Chemotherapie. Windpocken-Viren können bei den Betroffenen einfacher reaktiviert werden und selbst eine leichte Infektion kann schwerwiegende Folgen haben.
Eine Erkrankung ohne eine vorherige Windpockenerkrankung ist nicht möglich. Auch nach Impfung gegen das Windpocken-Virus kann es nicht zu einer Infektion kommen. Wie genau die Viren im Körper überleben ist noch nicht abschließend erforscht. Man geht davon aus, dass sie entlang der Nerven von der Haut in Richtung Gehirn wandern und dort dauerhaft verbleiben. Bei der Reaktivierung der Viren, also dem Ausbruch des Herpes zoster, gelangen die Viren über sensible Nerven wieder in die Haut und verursachen dort die Bläschen und die Schmerzen.
Symptome der Gürtelrose
Die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus geht mit einem reduzierten Allgemeinzustand einher. Die Betroffenen fühlen sich schlapp, müde und haben eventuell sogar Fieber. Schmerzen , Missempfindungen, Juckreiz, Kribbeln oder Taubheitsgefühle treten meist bereits einige Tage vor den Hauterscheinungen auf und bleiben bestehen.
Am häufigsten zeigt sich Herpes zoster am Thorax, mit zunehmendem Alter vermehrt auch in der Kopfregion. Typisch für diese Symptome ist die Einseitigkeit am Körper und Beschränkung auf ein bestimmtes Areal. Die Betroffenen leiden unter starken Schmerzen im Bereich der Ausschläge.
Werden die Erscheinungen an der Haut nicht bemerkt, glauben die Betroffenen, sie würden unter einer beginnenden Grippe leiden. Nach ca. 3 bis 5 Tagen haben die Viren die Hautzellen erreicht und entwickeln nun den typischen Ausschlag:
Anfangs kleine rote Flecken und Papeln, die sich zu flüssigkeitsgefüllten Pusteln und Bläschen entwickeln
Zunahme der Hauterscheinungen über 24 bis 72 Stunden und strahlenförmige Ausbreitung
Nach 5 bis 7 Tagen Krustenbildung
Die Flüssigkeit innerhalb der Bläschen trägt den Windpockenerreger in sich und ist somit ansteckend. Daher ist Körperkontakt zu vermeiden. Die Ansteckungsgefahr endet, wenn die letzten Bläschen verkrustet sind.
Wie lange dauert eine Gürtelrose Erkrankung?
Das Prodromalstadium (frühe Krankheitsphase) vor Auftreten des Ausschlages dauert 1 bis 4 Tage, das akute Stadium mit schmerzhaftem Ausschlag 7 bis 10 Tage und die Heilungsphase 2 bis 4 Wochen.
Die ersten Anzeichen eines Ausbruchs ähneln den Symptomen einer Erkältung. Die Betroffenen fühlen sich abgeschlagen, bekommen eventuell leichtes Fieber und die entsprechenden Hautgebiete schmerzen und jucken mitunter.
Bereits ein paar Tage später bildet sich die typische Rötung mit Bläschen aus. Die Bläschen können in Gruppen oder auch in Form von Rosetten zusammenstehen und mit Blut gefüllt sein. Die betroffene Stelle schmerzt meist stark, was durch Berührung verstärkt wird. Es kann auch zu Missempfindungen kommen und in selten Fällen sogar zur Bewegungsunfähigkeit.
Nach einigen Tagen platzen die Bläschen auf und verkrusten. In manchen Fällen kommt es danach zu einer Verfärbung oder Entfärbung der betroffenen Hautstellen. Auch bleibende Narben können sich bilden. Es kann bis zu einem Monat dauern, bis die Symptome vollständig zurückgegangen sind.
Herpes zoster vs. Herpes simplex
Herpes zoster bzw. die auslösenden Varizella-Zoster-Viren gehören, wie auch die Herpes-simplex-Viren, zur Gruppe der humanen Herpesviren.
Herpes simplex beschreibt Erkrankungen, die durch das Herpes-simplex-Virus 1 (HSV-1) und Herpes-simplex-Virus 2 (HSV-2) hervorgerufen werden. Sie lösen unter anderem den bekannten Lippenherpes aus. Bei Herpes zoster und Herpes simplex handelt es sich also um verschiedene Krankheitsbilder, die durch verschiedene humane Herpesviren ausgelöst werden.
Es liegt eine fast 100 prozentige Durchseuchung der Bevölkerung mit HSV-1 vor. HSV-1 und HSV-2 besitzen, wie alle humanen Herpesviren, die Fähigkeit, lebenslang im menschlichen Körper zu persistieren und bei passageren Immunschwächen zu reaktivieren. So ist er meistens asymptomatisch, und taucht hin und wieder als Herpesbläschen am Mund auf. Da sie meist im Zusammenhang mit der Grippe auftreten, werden sie auch als Fieberbläschen bezeichnet, was im Grunde genommen nicht korrekt ist. Fachlich wird hierbei von einer latenten Infektion gesprochen, die zuweilen ausbricht und sich mit dem Symptombild der Bläschen zeigt.
Folgen und Komplikationen von Gürtelrose
Post-Zoster-Neuralgie
In manchen Fällen kann eine Infektion mit Gürtelrose auch zu Komplikationen führen. Insbesondere bei älteren Menschen können die starken Nervenschmerzen, die mit der Erkrankung einhergehen, selbst nach dem Abheilen der Hautrötung für Wochen, Monate oder Jahre anhalten. Diese Schmerzen werden in der Fachsprache Post-Zoster-Neuralgie genannt. Etwa 10 bis 15 Prozent aller PatientInnen sind davon betroffen.
Gürtelrose im Auge
Weitere Komplikationen sind der Befall eines Auges oder eines Ohrs. Wenn das Auge befallen ist, beim sogenannten Zoster ophthalmicus, kann es zu einer dauerhaften Erblindung kommen. Dieser beginnt mit starken Schmerzen und Bläschen auf der Nase.
Gürtelrose im Ohr
Bei dem fachsprachlichen Zoster oticus, also einem betroffenen Ohr, kann es zu dauerhafter Schwerhörigkeit und Gesichtslähmung kommen. Beide Komplikationen sind jedoch sehr selten und sind durch eine adäquate Behandlung vermeidbar.
Behandlung einer Gürtelrose
Bei einem Ausbruch von Gürtelrose ist eine rechtzeitige Behandlung wichtig, um die Verbreitung der Viren möglichst einzudämmen, bleibenden Nervenschmerzen oder andere Komplikationen vorzubeugen und die Schmerzen und den Ausschlag zu lindern.
Die Therapie sollte innerhalb von 72 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome eingeleitet werden. Leider sind die Symptome anfangs noch sehr unspezifisch, weshalb eine Behandlung häufig verhältnismäßig spät eingeleitet wird.
Gürtelrose kann mit antiviralen Medikamenten behandelt werden
Zur Behandlung der Gürtelrose werden antivirale Medikamente eingesetzt, die die Virusvermehrung hemmen. Sie wirken indem die Viren falsche Bausteine erhalten und sich mit diesen nicht weiter vermehren können. Klassischerweise werden Medikamente mit den Wirkstoffen Aciclovir und Valaciclovir verwendet.
Ein früher Therapiebeginn mit antiviralen Medikamenten kann den Krankheitsverlauf verkürzen und das Risiko für Komplikationen reduzieren. Bei Betroffenen über 50 oder starker Ausprägungen einer Gürtelrose besteht immer eine Indikation für einen schnellen Behandlungsbeginn mit antiviralen Medikamenten.
Wie bei allen Medikamenten kann es zu Nebenwirkungen kommen. Dazu zählen unter anderem:
Eine Vorerkrankung der Nieren oder eine bekannte Schwäche der Nieren sollte vor der Auswahl der Medikamente immer angesprochen werden. Die antiviralen Medikamente können bei sehr schweren Erkrankungen auch direkt über eine Vene gegeben werden. Dazu ist in der Regel ein Krankenhausaufenthalt nötig.
Zusätzlich zur antiviralen Therapie werden schmerzlindernde Medikamente empfohlen. Je nach stärke der Schmerzen können frei in der Apotheke erhältliche Medikamente, wie Ibuprofen oder Paracetamol, eingesetzt werden oder auch die stärkeren Opioide, die ärztlich verschrieben werden müssen. Medikamente oder Cremes, die den Juckreiz verringern, können ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung sein.
Die Therapie sollte folgende Ziele verfolgen:
Schnelle Verbesserung des Hautausschlags
Linderung der Schmerzen
Verringerung Ansteckungsgefahr
Verhinderung von Komplikationen
Tipps zur Prävention
Besonders vor einer Infektion mit den Varizella-Zoster-Viren ist eine Impfung sinnvoll, um Windpocken und damit einer späteren Gürtelrose vorzubeugen.
Windpockenimpfung
Um einer Zoster Erkrankung vorzubeugen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), Kinder und Jugendliche gegen Windpocken zu impfen. Dasselbe gilt für schwangere Frauen, für nicht-geimpfte Frauen mit Kinderwunsch, für PatientInnen ohne Impfung, die vor einer Organtransplantation oder einer immunsuppressiven Therapie stehen sowie für PatientInnen mit Neurodermitis. Die Windpockenimpfung kann auch im Alter schützen.
Gürtelrose Impfung
Neuerdings gibt es auch eine Impfung gegen Gürtelrose für Menschen ab 60 Jahren. Trotz der Impfung kann es in manchen Fällen zu einem Ausbruch der Krankheit kommen. Jedoch zeigen Studien, dass die Krankheit bei PatientInnen mit einer Windpockenimpfung in der Regel insgesamt harmloser verläuft als bei Erkrankten, die nicht geimpft wurden. Darüber hinaus kann die Impfung einen schwerwiegenden Krankheitsverlauf und eine darauffolgende Post-Zoster-Neuralgie verhindern.
Übertragungsrisiko minimieren
Um andere Personen nicht anzustecken, sollten Betroffene vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Der Ausschlag sollte abgedeckt werden bei Kontakt zu anderen Personen und man sollte sich nicht an den entzündeten Stellen kratzen. Sobald die Bläschen aufplatzen, kann die enthaltene ansteckende Flüssigkeit an die Hände der Betroffenen gelangen und so einfach auf andere übertragen werden. Gemeinschaftlich genutzte Gegenstände sollten nach Gebrauch durch eine erkrankte Person desinfiziert, gewaschen oder entsorgt werden. Besonders der Kontakt zu Neugeborenen, Schwangeren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollte möglichst ganz vermieden werden.
Immunsystem stärken
Zusätzlich zu anderen Maßnahmen können insbesondere ältere Menschen einer Gürtelrosen-Erkrankung vorbeugen, indem sie ihr Immunsystem stärken. Eine optimale Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen ist dabei essenziell. Auch Stress kann den Ausbruch der Krankheit befördern, da er das Immunsystem des Körpers schwächt. Hier helfen Entspannungsmethoden und Maßnahmen zur Stressbewältigung wie Meditation, autogenes Training, Tai Chi oder Yoga. Zudem sollten man darauf achten ausreichend Schlaf zu bekommen.
Häufige Fragen zu Gürtelrose
Es existieren Impfungen sowohl gegen Windpocken, die Primärinfektion mit Varizella-Zoster-Viren, als auch gegen Herpes zoster, die Reaktivierung des Virus. Die Impfung gegen Windpocken wird gegen Ende des ersten Lebensjahres (11 bis 14 Monate und 15 bis 23 Monate) und die Impfung gegen Herpes Zoster ab dem 60. Lebensjahr empfohlen. Eine Erkrankung ist trotz der Impfungen möglich, aber das Risiko ist vermindert.
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