Um nachvollziehen zu können, wie es überhaupt zu einer erektilen Dysfunktion kommen kann, muß man den natürlichen Mechanismus verstehen, der zu einer Erektion führt.

Diese wird dadurch ausgelöst, daß bei sexueller Erregung das Gehirn Nervensignale an das Erektionszentrum im unteren Rückenmark sendet. Dort werden diese durch ein Nervensystem verarbeitet und an den Penis weitergeleitet, um dessen Erektion hervorzurufen. Gleichzeitig lösen diese Nervensignale eine wichtige biomechanische Kettenreaktion aus, in deren Folge Botenstoffe ausgeschüttet werden, die ebenfalls an der Entstehung der Erektion beteiligt sind und auch einen Ansatz in der medikamentösen Behandlung erektiler Störungen darstellen.

Die sexuellen Erregungszustände basieren auf erotischen Sehnsüchten, Erwartungen oder Wunschvorstellungen, eine Erektion kann allerdings auch als direkte Antwort auf Berührungsreize im Bereich des Penis oder der Hoden ausgelöst werden.

Die Erektion des Penis kommt letztlich mechanisch zustande. Die Muskeln, die sich in den Wänden der kleinen Arterien Penis befinden, erschlaffen. Als Folge dessen füllt sich ein anatomisches Gebilde innerhalb des Penis, das man als Schwellkörper bezeichnet, prall mit Blut und richtet diesen auf. Im Schwellkörper sammelt sich nun bis zu 40 mal mehr Blut an, als er in erschlafftem Zustand des Penis aufweist, wobei er um etwa das Drei- bis Vierfache an Größe gewinnt.

Gleichzeitig mit der Anschwellung der Schwellkörper werden dessen Venen abgeschnürt. Dadurch wird der Abfluss des Blutes aus dem Schwellkörper verhindert und so die Erektion des Penis über den Zeitraum des Geschlechtsverkehrs aufrecht erhalten.

Ursprünglich ging man davon aus, dass erektile Dysfunktionen primär auf psychischen Problemen beruhen. Heute weiß man, daß vor allem organische Erkrankungen die Erektionsprobleme verursachen.

Während bei jüngeren Menschen zuweilen noch psychische Faktoren im Vordergrund stehen, basieren Erektionsprobleme mit steigendem Alter überwiegend auf organischen Störungen. Vor allem Veränderungen in den Blutgefäßen im Sinne einer Gefäßverkalkung spielen hier eine führende Rolle.

Gefäßerkrankungen sowie nervliche Leiden als Komplikation einer Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus Typ 2) und sonstige hormonelle Störungen können auch bereits bei noch relativ jungen Menschen zu Potenzstörungen führen. Das Krankheitsbild wird ferner bei Einnahme von Medikamenten – z.B. gegen Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Depressionen – beobachtet.

Der übermäßige Konsum von Mitteln wie Alkohol oder Zigaretten sowie von Drogen wie Marihuana, Kokain oder Opiate kann Potenzprobleme ebenfalls erklären. Auch eine Fettleibigkeit (Adipositas) bei sitzender Tätigkeit ohne Ausgleichssport begünstigt das Auftreten.

Letztlich können auch rein neurologische Erkrankungen eine erektile Dysfunktion auslösen, in dem für die Erektion wichtige Hirnareale, das Rückenmark oder periphere Nerven geschädigt werden.

Es ist besonders unter dem Aspekt der ganzheitlichen Gesundheit wichtig zu wissen, daß organisch bedingte erektile Störungen Vorboten eines Herz- / Kreislaufleidens sein können. Erektionsprobleme treten in der Regel etwa 4 bis 8 Jahre auf bevor sich Herz- / Kreislauferkrankungen bemerkbar machen. Deshalb sollten bei diesen Menschen unbedingt weiterführende Untersuchungen erfolgen, um rechtzeitig das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko zu erkennen.

Im Hinblick auf die Behandlung sollte auch beachtet werden, dass organisch bedingte Beeinträchtigungen der Erektionsfähigkeit psychische Probleme, im Sinne von Versagensängsten, begünstigen und so die Problematik verstärken können. Die Folge dessen ist, daß die durch Überlappung organischer und psychischer Probleme die Behandlung erektiler Funktionsstörungen komplizierter wird.

Sportliche Aktivitäten sind in der Lage, die Potenzfähigkeit zu steigern und so erektile Funktionsstörungen zu mildern oder sogar zu beheben. Da regelmäßige körperliche Belastung ein wichtiger Motor ist, die arteriellen Blutgefäße gesund zu halten.

Besonders Menschen mit Übergewicht, mit einer sitzenden Tätigkeit, Patienten mit Bluthochdruck, mit erhöhten Blutfettwerten und einer gestörten Zuckertoleranz im Rahmen einer Diabetes-Erkrankung profitieren von körperlicher Belastung.

Entsprechend der Vorerkrankung sollte diese moderat angegangen werden und unter Umständen unter ärztlicher Anleitung und Kontrolle stattfinden. Bei Männern, deren Erektionsprobleme auf Durchblutungsstörungen beruhen, hat sich ein regelmäßiges Ausdauertraining – z. B. Schwimmen, Joggen, Aerobic, forciertes Gehen, Training am Stepper, Fahren mit einem Liegerad oder Langlaufen – ebenso bewährt wie ein Zirkeltraining.

Um die Erfolgsaussichten zu steigern, sollten mindestens 4 Trainingseinheiten à 40 Minuten pro Wochen absolviert werden. Das erfordert eine gewisse Disziplin, zahlt sich aber aus.

Die Beckenbodenmuskulatur spielt für die Erektion, deren Aufrechterhaltung sowie den Samenerguß eine entscheidende Rolle. Daher bildet das gezielte Training dieser Muskulatur einen weiteren therapeutischen Ansatz bei der Behandlung der erektilen Dysfunktion.

Die Akzeptanz ist bei betroffenen Männern häufig noch relativ gering, da oft die Einstellung besteht, das Training der Beckenbodenmuskulatur würde nur Frauen nutzen.

Die entsprechenden Übungen sind nicht leicht zu erlernen. Sie erfordern Geduld und ein sensibles Körpergefühl und sollten deshalb erst unter Anleitung geübt werden.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß Sport und regelmäßige körperliche Belastung durchaus in der Lage, die Potenz zu steigern oder Erektionsprobleme sogar zu beseitigen. Eine Garantie auf eine Besserung besteht jedoch nicht.

Immer wieder werden Erektionsprobleme mit Sport in Zusammenhang gebracht. Am häufigsten kommt die Frage auf, ob sich langes Radfahren negativ auf das Erektionsvermögen auswirkt.

Trotz widersprüchlicher Aussagen scheint das tatsächlich der Fall zu sein. Der Druckkontakt zwischen dem Fahrradsattel und der empfindlichen Region zwischen Hoden und After, der Dammregion, kann bei langen Fahrstrecken ein Taubheitsgefühl sowie eine reduzierte Durchblutung des Penis verursachen. Eine lange Druckbelastung der Dammregion führt zu Mikroverletzungen der dort verlaufenden Nerven und Blutgefäße sowie zu einer reduzierten Blutversorgung des Penis, wodurch sich eine erektile Dysfunktion entwickeln kann.

Vor allem schmale Fahrradsättel begünstigen diese Problematik, während breitere Sättel davor schützen können. Wer sehr viel und sehr lange Rad fährt, kann durch entsprechende Messungen nach einem Abdruck der Dammregion, z. B. auf einer Wellpappe, die für ihn günstigste Breite des Sattels bestimmen lassen.

Taubheits- und Kribbelgefühle in der Dammregion sind ein Warnzeichen, spätestens dann empfiehlt es sich, vorbeugend auf einen breiteren und auch mit Gel gepolsterten Sattel zu wechseln. Ferner wird empfohlen, die Sattelspitze ganz leicht um etwa 3 Grad nach vorne zu neigen, den Sattel so einzustellen, daß ein Strecken der Beine während des Fahrens nicht möglich ist, auf langen Strecken eine Pause einzulegen und während des Fahrens ab und zu die Sitzposition zu wechseln.

Auch Lenker, die höher als der Sattel eingestellt sind, sind in der Lage, das Risiko einer erektilen Dysfunktion zu erhöhen, da das Körpergewicht mehr auf die Dammregion verlagert wird.