Mann sitzt mit besorgter Frau auf dem Sofa und Mann beruhigt sie
  1. Wie äußert sich eine Chlamydien-Infektion?
  2. Was tun bei einer Chlamydien-Infektion?
  3. Wie kann man einer Chlamydien-Infektion vorbeugen?
  4. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, durch Chlamydien unfruchtbar zu werden?
  5. Künstliche Befruchtung bei Unfruchtbarkeit durch Chlamydien?
  6. Häufige Fragen zu Unfruchtbarkeit durch Chlamydien
Mann sitzt mit besorgter Frau auf dem Sofa und Mann beruhigt sie

Etwa 100.000 Frauen in Deutschland sind durch Spätfolgen von Chlamydien-Infektionen ungewollt kinderlos.

Chlamydien sind Bakterien, welche beim ungeschützten Vaginal-, Oral- und Analverkehr übertragen werden können. Eine Chlamydien-Infektion entsteht, wenn Chlamydien an der Schleimhaut eine Entzündung verursachen. In seltenen Fällen kann die Chlamydien-Infektion zu einer Unfruchtbarkeit führen. Daher ist eine adäquate Therapie wichtig.

Auf einen Blick
  • Chlamydien-Infektion ist eine häufige sexuell übertragbare Erkrankung.
  • Die Infektion verläuft häufig symptomfrei.
  • Unentdeckt kann die Chlamydien-Infektion bei Frauen und Männern eine Unfruchtbarkeit begünstigen.
  • Sie kann mittels Antibiotika therapiert werden.
  • Mit Kondomen kann man sich gut vor einer Chlamydien-Infektion schützen.

Wie äußert sich eine Chlamydien-Infektion?

Bei Frauen können die Gebärmutter inkl. Gebärmutterhals, die Eileiter, die Harnröhre und die Vulva betroffen sein. Leichte Symptome wie z. B. Juckreiz, Ausfluss oder Zwischenblutungen können sich bemerkbar machen. Entzündungen an der Gebärmutter und an den Eileitern verlaufen oft symptomlos. Diese werden unter „entzündliche Beckenerkrankung“ zusammengefasst. Unentdeckt birgt die entzündliche Beckenerkrankung das Risiko einer Verklebung der Eileiter, welches wiederum eine Unfruchtbarkeit begünstigt.

Bei Männern können die Harnröhre, die Prostata, und die Nebenhoden betroffen sein. Die Harnröhren-Entzündung geht mit Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen einher. Entzündungen an der Prostata und an den Nebenhoden können schmerzhaft sein. Aktuelle Studien konnten Veränderungen in den Spermienwerten aufzeigen bei Männern mit durchgemachter Chlamydien-Infektion. Mit Spermienwerten können die Anzahl an Spermien und ihre Bewegungsfähigkeit gemeint sein. Dies ist allerdings nicht direkt mit einer Unfruchtbarkeit gleichzusetzen. Auch unbehandelte Nebenhodenentzündungen sind mit einer Unfruchtbarkeit assoziiert. Kausale Zusammenhänge zwischen Chlamydien-Infektionen und einer eventuell daraus resultierenden Unfruchtbarkeit bei Männern sind Gegenstand weiterer Forschungen.

Was tun bei einer Chlamydien-Infektion?

Bei einer Infektion mit Chlamydien gilt es zunächst, Ruhe zu bewahren. Die Infektion bemerkt zu haben ist schon ein guter erster Schritt. Nicht jede Infektion mit Chlamydien führt zwangsläufig zu einer Unfruchtbarkeit. Die akute Infektion sollte möglichst früh bei einem Arztbesuch thematisiert werden. Kosten für Chlamydien-Tests werden, bei Symptomen oder begründetem Verdacht auf eine Infektion, von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Wenn eine frühzeitige, adäquate Behandlung der Infektion erfolgt ist, ist in der Regel eine Unfruchtbarkeit unwahrscheinlich.

Wie kann man einer Chlamydien-Infektion vorbeugen?

Einer sexuelle Übertragung von Chlamydien kann durch Kondome vorgebeugt werden. Insbesondere bei häufigem Wechsel des Geschlechtspartners ist dies wichtig.

Bei schwangeren Frauen und Frauen unter 25 Jahren kann ein jährlicher Screening-Test auf Chlamydien mittels Urinprobe durchgeführt werden. Die Kosten werden von der gesetzlichen Versicherung übernommen.

Bei einem positiven Testergebnis soll bis zum Abklingen der Symptome und antibiotischen Behandlung kein Geschlechtsverkehr stattfinden. Wenn möglich sollen die Geschlechtspartner informiert werden, damit auch sie eine Behandlung durchführen.

Angesichts der hohen Inzidenz insbesondere bei sexuell aktiven jungen Menschen ist es wichtig, Aufklärungskampagnen und Screeningprogramme durchzuführen.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, durch Chlamydien unfruchtbar zu werden?

Unfruchtbarkeit ist bei Frauen mit Chlamydien-positivem Test sechsmal häufiger.

Im Rahmen einer retrospektiven Studie in den Niederlanden konnte die Wahrscheinlichkeit für Unfruchtbarkeit bei Frauen mit Chlamydien-positivem Test im Vergleich zu Frauen mit Chlamydien-negativem Test errechnet werden. Diese beträgt 0,2 pro 1000 Personenjahre für Chlamydien-negative Tests und 1,3 pro 1000 Personenjahre für Chlamydien-positive Tests. Diese Statistik ist für unsere Vorstellungskraft sehr abstrakt. Im Grunde genommen ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Unfruchtbarkeit zu leiden, generell gering. Eine erhöhte Erkrankungsrate (Prävalenz) konnte bei Frauen mit einem positiven Chlamydien-Test auf das Sechsfache im Vergleich zu Frauen mit negativem Chlamydien-Test beobachtet werden. Dennoch ist diese mit 1,3 pro 1000 Personenjahre gering.

Trotz der niedrigen Zahlen besteht die Wahrscheinlichkeit einer Unfruchtbarkeit. Daher ist eine wachsame Haltung sowie adäquate Diagnose bei Verdacht auf einer Chlamydien-Infektion wichtig.

Frau und Mann sind bei Ärztin und lassen sich beraten

Künstliche Befruchtung bei Unfruchtbarkeit durch Chlamydien?

Eine künstliche Befruchtung ist für alle Betroffenen keine leicht zu treffende Entscheidung. Sie ist prinzipiell in Erwägung zu ziehen, wenn Kinderwunsch besteht und eine Unfruchtbarkeit bei einem oder beiden Partnern vorliegt. Allerdings sollte vor dieser Entscheidung eine ausreichende Beratung stattfinden. Andere Ursachen einer Unfruchtbarkeit sollten in diesem Rahmen ausgeschlossen werden.

Häufige Fragen zu Unfruchtbarkeit durch Chlamydien

Die Eileiter sind röhrenförmige Strukturen, welche nach dem Eisprung die Eizellen zwecks Befruchtung und Einnistung in Richtung Gebärmutter transportieren. Eine Entzündung im Bereich der inneren Geschlechtsorgane (entzündliche Beckenerkrankung) kann dazu führen, dass die Eileiter-Wände zusammenwachsen (verkleben). Dadurch ist das Lumen (der Hohlraum innerhalb der Eileiter) für die Eizellen nicht komplett durchgängig. Dieser Zustand wird nicht direkt durch die Betroffenen bemerkt.

Mittels einer Bauchspiegelung kann eine Farbspülung der Eileiter durchgeführt und deren Durchgängigkeit überprüft werden.

Die Einschätzung der Zeit von der Infektion bis zum Verkleben der Eileiter ist schwierig, da die Infektion oft symptomarm bis symptomlos verläuft. In der Regel gilt, je schneller eine medikamentöse Behandlung erfolgt, desto unwahrscheinlicher führt die Chlamydien-Infektion zum Verkleben der Eileiter.

Eine Chlamydien-Infektion führt nicht zwangsläufig sofort zu Unfruchtbarkeit. Wird sie rechtzeitig erkannt und adäquat therapiert, ist eine Unfruchtbarkeit als Folge sehr unwahrscheinlich. Das Hauptrisiko unfruchtbar zu werden besteht darin, eine Chlamydien-Infektion nicht zu bemerken, da diese häufig symptomfrei verläuft. Hier hilft vor allem geschützter Sexualverkehr und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei GynäkologInnen.

Unfruchtbarkeit liegt vor, wenn innerhalb eines Jahres trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ohne Verhütungsmaßnahmen keine Schwangerschaft zustande kommt. Ohne nähergehende Untersuchung kann kein Unterschied zwischen der Unfruchtbarkeit durch einer Chlamydien-Infektion und anderen Ursachen von Unfruchtbarkeit festgestellt werden.

Der Zeitpunkt einer stummen (symptomlosen) Chlamydien-Infektion lässt sich im Nachhinein nicht mehr genau bestimmen. Eine Einschätzung der Dauer von der Infektion bis zum Vorliegen einer Unfruchtbarkeit ist oft nicht möglich.

Eine chronische Chlamydien-Infektion ist möglich. Sie ist am ehesten symptomlos und kann zu Komplikationen führen, wie z. B. Perihepatitis (Entzündung der Leberkapsel) mit Verwachsungen der Leberkapsel in der Bauchhöhle. Diese wird auch Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom genannt. Auch Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit oder Verwachsungen der inneren Geschlechtsorgane im Beckenbereich können auftreten.

Eine nachgewiesene, aktive Chlamydien-Infektion sollte stets medikamentös behandelt werden. Dies ist z. B. der Fall, wenn der Abstrich und PCR-Test der Genitalschleimhaut positiv ist für Chlamydien-DNA.

Die im Bluttest nachgewiesenen spezifischen Antikörper gegen Chlamydien können auf eine bereits durchlaufene Infektion hindeuten. Die Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung hängt hierbei von den Beschwerden der Patienten und Patientinnen ab.

Quellen

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