Bis zu 15 Prozent der Lungenentzündungen, die außerhalb von einem Krankenhaus erworben werden, sind auf eine Infektion mit Chlamydia pneumoniae zurückzuführen.
Das Bakterium Chlamydia pneumoniae wird oft auch als Chlamydophila pneumoniae bezeichnet. Es ist eine der drei Chlamydien-Arten, die beim Menschen zu Erkrankungen führen können. Oft sind bei durch C. pneumoniae hervorgerufenen Entzündungen die oberen und unteren Atemwege betroffen. Viele Infektionen verlaufen mit milden Symptomen oder asymptomatisch, deshalb ist die genaue Inzidenz dieser Erkrankung unbekannt.
- Infektionen mit Chlamydia pneumoniae verlaufen oft mild oder sogar symptomlos.
- Schwerere Verläufe mit Lungenentzündungen betreffen i. d. R. ältere PatientInnen.
- Selten sind auch andere Organe betroffen.
- Eine Behandlung mit Antibiotika ist möglich, jedoch nur in wenigen Fällen notwendig.
Was ist Chlamydia pneumoniae?
Der Erreger Chlamydia pneumoniae gehört zur Familie der Chlamydiaceae, wie auch Chlamydia trachomatis und Chlamydia psittaci. C. pneumoniae kann Infektionen der Atemwege verursachen, wie etwa eine Lungenentzündung. Die Bakterien dringen in die Schleimhäute der Atemwege und des Rachens ein und schädigen diese. Manchmal führt eine Infektion mit C. pneumoniae zu chronischen, extrapulmonalen Erkrankungen.
Bei vielen Menschen treten nur leichte Symptome auf oder die Infektion verläuft komplett symptomlos. Dennoch bilden sich Antikörper gegen den Erreger. Diese Antikörper sind in der Altersgruppe der über 50-Jährigen bei mehr als 50 Prozent der Frauen und über 70 Prozent der Männer nachweisebar. Das bedeutet, diese Personen haben sich im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit C. pneumoniae infiziert.
Chlamydia pneumoniae – Symptome
Die Inkubationszeit von C. pneumoniae beträgt bis zu 4 Wochen. Symptome betreffen i. d. R. die oberen und/oder unteren Atemwege. In der Mehrzahl der Fälle verlaufen Infektionen mit C. pneumoniae mild oder sogar symptomlos.
- Schnupfen
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Erhöhte Temperatur oder leichtes Fieber
- Heiserkeit
- Halsschmerzen
- Husten (kann monatelang andauern)
- Kopfschmerzen
Chlamydia pneumoniae – Spätfolgen
Chlamydien können im ganzen Körper Entzündungen auslösen. Komplikationen, die oft im Zusammenhang mit einer C. pneumoniae Infektion beobachtet werden, sind:
Verschlimmerung von Asthma
Enzephalitis (Entzündung des Gehirns)
Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels)
Wird eine Infektion mit Chlamydia pneumoniae chronisch, so kann dies möglicherweise die Entstehung von Asthma begünstigen. Auch scheint es einen Zusammenhang zwischen Chlamydia pneumoniae und Gelenkschmerzen bzw. -entzündungen im Sinne einer Arthritis zu geben. Viele weitere Spätfolgen werden mit C. pneumoniae Infektionen in Verbindung gebracht. Dazu zählen Diabetes, Lungenkrebs, Atherosklerose und neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Multiple Sklerose oder Schizophrenie. Allerdings sind die Beweise dafür nicht eindeutig bzw. konnte der Zusammenhang in späteren Studien nicht belegt werden.
Chlamydia pneumoniae – Ansteckung
Die Erreger werden von Mensch zu Mensch übertragen. Bei Infizierten befinden sich die Erreger in den Atemwegen und können durch Husten oder Niesen in die Luft und von dort in die Atemwege weiterer Personen gelangen. Neben dieser Tröpfcheninfektion ist auch eine Übertragung von C. pneumoniae durch Schmierinfektion nicht auszuschließen. Dabei gelangen infektiöse Körperflüssigkeiten über Gegenstände von einer Person zur anderen. Ein Beispiel dafür sind Türklinken:
Eine erkrankte Person niest oder hustet in ihre Handfläche.
Danach berührt sie mit dieser Hand eine Türklinke.
Eine weitere Person bedient diese Türklinke.
Diese weitere Person fasst sich anschließend an Mund oder Nase.
Erreger dringen in die Schleimhäute ein und können eine Infektion auslösen.
Deshalb ist, nicht nur um Ansteckungen mit C. pneumoniae zu verhindern, das Einhalten der Niesetikette (in die Ellenbeuge) sowie eine gute Handhygiene wichtig. Viele Ansteckungen mit Bakterien und Viren können so vermieden werden.
Auch Personen, die bereits mit C. pneumoniae infiziert waren und Antikörper im Blut haben, können sich erneut mit dem Erreger infizieren. Diese sogenannten Reinfektionen sind bei älteren Personen häufig.
Eine Studie aus dem Sommer 2022 beschäftigt sich mit der zusammenfassenden Auswertung vorangegangener Studien, um einen Zusammenhang zwischen Chlamydia pneumoniae und Corona zu prüfen. Die Ergebnisse sind nicht eindeutig, jedoch wird angegeben, dass eine Co-Infektion von C. pneumoniae und SARS-CoV-2 weder zu einer erhöhten Hospitalisierungsrate noch zu erhöhter Sterblichkeit der Betroffenen führte.
Chlamydia pneumoniae – Diagnose
Die gängigste Methode zum Nachweis der C. pneumoniae Erreger ist ein Nasen- oder Rachenabstrich mit anschließender PCR-Diagnostik im Labor. PCR steht für polymerase chain reaction, also Polymerase-Kettenreaktion. Dabei wird Erreger-DNA mit einer heutzutage einfach und kostengünstig durchzuführenden Methode nachgewiesen.
Zurückliegende Infektionen mit C. pneumoniae können durch immunologische Bluttests nachgewiesen werden. Diese Methoden beruhen auf der Detektion von Antikörpern. Da entsprechende Antikörper zu Beginn einer Infektion noch nicht im Blut nachweisbar sind, eignet sich diese Methode nicht zum Nachweis einer akuten Infektion.
Chlamydia pneumoniae – Behandlung
Die meisten C. pneumoniae Infektionen verlaufen mild und die PatientInnen erholen sich ohne den Einsatz von Medikamenten. Sieht der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin die Notwendigkeit einer medikamentösen Therapie, so können zur Behandlung von Chlamydia pneumoniae Antibiotika eingesetzt werden. Dabei ist Doxycyclin das Mittel der Wahl. Eine Therapie dauert i. d. R. 10 bis 21 Tage. Alternativ werden Makrolide (z. B. Erythromycin, Azithromycin) oder sogenannte neuere Chinolone angewendet.
Chlamydia pneumoniae – Vorbeugung
Es gibt keine Impfung gegen C. pneumoniae und auch keine andere Chlamydien-Impfung. Ansteckenden Erkrankungen der Atemwege kann in den allermeisten Fällen durch Kontaktbeschränkungen zu Betroffenen sowie dem Einhalten allgemeingültiger Hygieneregeln vorgebeugt werden. Zu den Hygieneregeln zählen:
Niesetikette (Husten und Niesen in die Ellenbeuge)
Benutzte Taschentücher umgehend entsorgen
Häufiges und gründliches Händewaschen (alternativ: Händedesinfektionsmittel)
Aktiv darauf achten, sich nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht zu fassen (v. a. Mund, Nase, Augen)
Bei Neugeborenen kann eine Infektion der Atemwege auch auf eine andere Chlamydien-Art zurückzuführen sein. Ist der Genitaltrakt der Gebärenden mit Chlamydia trachomatis infiziert, so können diese Erreger während der Geburt auf das Baby übertragen werden. Dadurch kann es zu u. a. zu Lungen-, Mittelohr- oder Bindehautentzündungen kommen.
Häufige Fragen zu Chlamydia pneumoniae
Infektionen mit Chlamydia pneumoniae verlaufen in den meisten Fällen mild oder sogar symptomlos. Ältere und immungeschwächte PatientInnen neigen bei diesen Infektionen zu Erkrankungen der Atemwege. Besonders hervorzuheben ist das Risiko einer Lungenentzündung.
Ansteckungen mit Chlamydia pneumoniae geschehen meist über Tröpfcheninfektionen. Beim Husten oder Niesen gelangen winzige Tröpfchen in die Luft und können auf diese Weise Erreger in die Atemwege anderer Personen einbringen.
Der Erreger Chlamydia pneumoniae kann, wie auch andere Bakterien oder Viren, über die Luft übertragen werden. Infizierte Personen husten oder niesen winzige Tröpfchen mit den Erregern aus und diese gelangen in die Atemwege weiterer Personen. Eine andere Chlamydien-Art namens Chlamydia trachomatis löst üblicherweise eine Chlamydien-Infektion der Harn- und Geschlechtsorgane aus. Ist eine schwangere Frau davon betroffen, so können die Erreger während des Geburtsvorganges in die Atemwege des Babys gelangen und dort eine Lungenentzündung verursachen. Eine weitere Chlamydien-Art, die beim Menschen zu Erkrankungen führt, ist Chlamydia psittaci. Die Übertragung erfolgt von Vögeln auf Menschen, oft über den eingeatmeten Staub von Vogelkot oder Federn.
Chlamydia pneumoniae befällt überwiegend die Atemwege. Eine Infektion verläuft meist mild oder symptomlos, selten kommt es zu Atemwegserkrankungen wie Bronchitis oder Lungenentzündung. Spricht man von Chlamydien als Geschlechtskrankheit, so geht es um den Erreger Chlamydia trachomatis. Dieser ist in Deutschland und auch weltweit einer der häufigsten Auslöser von sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Die überwiegende Anzahl von Infektionen mit Chlamydia pneumoniae verläuft mild oder symptomlos und klingt ohne medikamentöse Therapie von alleine ab. Wird aus medizinischer Sicht entschieden, dass eine Behandlung mit Antibiotika angezeigt ist, kommen meist Doxycyclin, Erythromycin oder Azithromycin zum Einsatz.
Quellen
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