Eine Frau sitzt im Dunkeln mit Schmerzen auf der Toilette.
  1. Was ist eine interstitielle Zystitis?
  2. Interstitieller Zystitis: Symptome
  3. Interstitielle Zystitis: Ursachen
  4. Interstitielle Zystitis: Diagnose
  5. Interstitielle Zystitis: Therapie
  6. Häufige Fragen zur interstitiellen Zystitis
Eine Frau sitzt im Dunkeln mit Schmerzen auf der Toilette.

ICD-10-Code: N30.1 Interstitielle Zystitis (chronisch)

Bei einer interstitiellen Zystitis kann der Harndrang so stark sein, dass es zu bis zu 60 Toilettengängen am Tag kommt.

Die Harnblase hat eine Kapazität von bis zu 1.000 ml. Die sogenannte funktionelle Kapazität, also die Menge, ab der Harndrang einsetzt, beträgt 300 bis 400 ml. Wasserlassen oder Entleerung der Harnblase wird fachsprachlich als Miktion bezeichnet. Eine normale Miktionsrate liegt bei etwa 8 Toilettengängen pro Tag. Bei einer interstitiellen Zystitis verursachen bereits kleinste Mengen Urin einen hohen Druck auf die Harnblasenwand, welcher mit starken Schmerzen und Harndrangeinhergeht.

Auf einen Blick
  • Die interstitielle Zystitis wird, im Gegensatz zur klassischen Blasenentzündung, nicht durch Bakterien verursacht.
  • Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Blasenspiegelung oder ein sogenanntes Miktionstagebuch (Dokumentation der Toilettengänge).
  • Bisher gibt es für interstitielle Zystitis keine Heilung, jedoch können die Symptome medikamentös gelindert werden.

Was ist eine interstitielle Zystitis?

Die interstitielle Zystitis ist ein seltenes, chronisches, noch weitgehend unerforschtes und schmerzhaftes Syndrom, das durch eine Entzündung der Harnblasenwand hervorgerufen wird.

Weitere Bezeichnungen für eine interstitielle Zystitis sind:

  • Interstitielle Cystitis oder Interstitial Cystitis (IC)

  • Chronisches Blasenschmerzsyndrom

  • Painful Bladder Syndrome (PBS)

Was unterscheidet die interstitielle Zystitis von einer Blasenentzündung?

Eine Blasenentzündung ist in den meisten Fällen die Folge einer bakteriellen Selbstinfektion, bei der Bakterien aus dem Darm in die Harnblase gelangen und dort eine Entzündung auslösen. In 80 Prozent der Fälle handelt es sich bei dem Erreger der Blasenentzündung um Escherichia coli.

Die interstitielle Zystitis ist hingegen abakteriell, wird also nicht durch Bakterien ausgelöst. Ebenso wie bei der bakteriellen Blasenentzündung sind deutlich mehr Frauen als Männer von einer interstitiellen Zystitis betroffen. Auch die Symptome sind ähnlich, jedoch bei der interstitiellen Zystitis meist stärker und länger anhaltend.

Interstitieller Zystitis: Symptome

Die Betroffenen klagen über scharfe, stechende Schmerzen im Bereich der Blase und der Harnröhre sowie im Genitalbereich. Diese Schmerzen, die mitunter in den gesamten Unterleib ausstrahlen, können sowohl beim Wasserlassen in Verbindung mit Krämpfen als auch im Ruhezustand auftreten.

Häufig kommt auch nächtlicher Harndrang hinzu. Diese Symptome können dazu führen, dass der Alltag der Betroffenen von Unterleibsschmerzen und dem Gang zur Toilette bestimmt wird. Die Lebensqualität von Betroffenen kann durch diese chronische Erkrankung erheblich beeinträchtigt sein.

Da es bisher noch keine kausale, also ursächliche Therapie gibt, erkranken Betroffene im Laufe der Zeit häufig zusätzlich an Depressionen oder sind aufgrund ihrer Erkrankung sozial isoliert.

Interstitielle Zystitis: Ursachen

Die Ursache der interstitiellen Zystitis ist noch nicht abschließend geklärt. Es gibt verschiedene Ansätze, die ursächlich für eine interstitielle Zystitis sein können. ExpertInnen untersuchen u. a. diese möglichen Ursachen für interstitielle Zystitis:

  • Vorhergehende Infektionen

  • Giftstoffe

  • Allergien bzw. allergische Störungen

  • Neurologische Störungen

  • Hormonelle Störungen

  • Autoimmunerkrankungen

  • Genetische Veranlagung

Die Schleimhaut der Harnblase scheint eine entscheidende Rolle in der Entstehung der interstitiellen Zystitis zu spielen. Sie besitzt normalerweise eine schützende Glykosaminoglykan-(GAG)-Schicht. Wenn diese defekt ist, können aggressive Stoffe aus dem Harn in direkten Kontakt mit der Blasenwand treten. Dort aktivieren sie Mastzellen, woraufhin Histamin und andere entzündungsfördernde Substanzen freigesetzt werden. Diese fördern den fibrotischen (bindegewebigen) Umbau der Harnblasenwand. Als Folge wird die Blase wird unelastischer, die Wand reißt ein und es kommt zu kleinen Einblutungen.

Dadurch, dass die freigesetzten Substanzen Mastzellen aktivieren, entsteht ein chronischer Entzündungsprozess. Psychischer Stress kann diesen weiter begünstigen.

Interstitielle Zystitis: Diagnose

Die Auslöser einer interstitiellen Zystitis sind bisher nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Eine Diagnose wird im Ausschlussverfahren gestellt. Das bedeutet, dass andere mögliche Erkrankungen schrittweise ausgeschlossen werden. Deshalb kann die Diagnose einer interstitiellen Zystitis sowohl für Betroffene als auch für Behandelnde ein langer Weg sein.

Schrittweise Untersuchungen zur Diagnose einer interstitiellen Zystitis:

  • Anamnesegespräch

  • Körperliche Untersuchung

  • Urinanalyse

  • Miktionstagebuch

  • Ultraschalluntersuchung

  • Ggf. Blasenspiegelung

In einem Miktionstagebuch dokumentieren PatientInnen ihre Toilettengänge über einen gewissen Zeitraum hinweg. Für die endgültige Diagnose kann eine Zystoskopie (Blasenspiegelung) erforderlich sein. Bei diesem Verfahren werden die charakteristischen Schleimhautblutungen einer interstitiellen Zystitis erkennbar.

Interstitielle Zystitis: Therapie

Da es sich, anders als bei den meisten Blasenentzündungen, nicht um eine bakterielle Infektion handelt, sind bei der Therapie einer interstitiellen Zystitis Antibiotika nicht zielführend.

Während bei einer einfachen Blasenentzündung schon Hausmittel Abhilfe schaffen können, wird gegen die interstitielle Zystitis in der Regel medikamentös vorgegangen. Da es bisher keine kausale Therapie gibt, versuchen ÄrztInnen, die Symptome unter anderem mit Analgetika, Antidepressiva, Antiallergika oder Immunsuppressiva zu lindern.

Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte intravesikale Therapie. Hierbei werden Wirkstoffe (z. B. Pentosanpolysulfat, Heparin, Dimethylsulfoxid, Clorpactin) direkt in die Blase injiziert, sodass diese zu 100 Prozent am Wirkungsort ankommen. Bei oral eingenommenen Medikamenten erreichen bei diesem Krankheitsbild nur etwa 5 bis 10 Prozent ihren Wirkungsort. Außerdem treten durch die direkte Injektion weniger Nebenwirkungen im restlichen Körper auf.

Verspüren PatientInnen weiterhin einen starken Leidensdruck, so können auch invasive Behandlungsmethoden in Betracht gezogen werden. Dazu zählen z. B. die sogenannte Hydrodistension (Dehnung der Blase mit Kochsalzlösung) oder auch das Einsetzen eines Blasenschrittmachers. Der Blasenschrittmacher hilft durch Elektrostimulation dabei, die Harnblase kontrolliert zu entleeren.

Insgesamt ist bei einer interstitiellen Zystitis die Behandlung nicht bei jedem Patienten und jeder Patientin gleich. Viele Verfahren können zur Linderung der Symptome beitragen, eine echte Heilung gibt es bisher nicht.

Interstitielle Zystitis: Ernährung

Von PatientInnen mit interstitieller Zystitis gibt es Erfahrungsberichte, welche beschreiben, dass bestimmte Nahrungsmittel ihre Symptome verschlimmern. Dazu zählen:

  • Zitrusfrüchte

  • Schokolade

  • Kaliumhaltige Lebensmittel (z. B. Banane, Tomate, Milch, Kartoffeln)

  • Scharfe Lebensmittel

  • Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke

  • Alkoholische Getränke

  • Bestimmte kohlensäurehaltige Getränke

Häufige Fragen zur interstitiellen Zystitis

Viele PatientInnen mit interstitieller Zystitis berichten davon, dass bestimmte Nahrungsmittel ihre Symptome verschlechtern. Dazu zählen Zitrusfrüchte, Schokolade, Banane, Tomate, Milch, Kartoffeln und scharfe Lebensmittel. Außerdem werden oft Getränke mit Koffein, Alkohol oder Kohlensäure genannt.

Einige Lebensstiländerungen wie der Verzicht auf bestimmte Speisen und Getränke sowie eine Reduktion von Stress im Alltag können die Symptome einer interstitiellen Zystitis bessern. Weiterhin gibt es viele therapeutische Ansätze, wie etwa Medikamenteneinnahme und verschiedene invasive Verfahren – jedoch hat keine dieser Methoden eine 100-prozentige Erfolgsquote.

Die Diagnose einer interstitiellen Zystitis geschieht im Ausschlussverfahren. Die schrittweisen Untersuchungen bestehen normalerweise aus Anamnese, körperlicher Untersuchung, Urinanalyse, Miktionstagebuch, Ultraschalluntersuchung und gegebenenfalls einer Blasenspiegelung.

Quellen

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