Bei einer akuten unkomplizierten Blasenentzündung liegt die Spontanheilungsrate nach einer Woche bei 30 bis 50 Prozent. Das bedeutet, dass 3 bis 5 von 10 Betroffenen auch ohne Antibiotikagabe wieder symptomfrei sind.
Laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie wird eine Harnwegsinfektion als unkompliziert eingestuft, wenn im Harntrakt keine relevanten Anomalien, Nierenfunktionsstörungen und Begleiterkrankungen vorliegen, die eine Infektion oder gravierende Komplikationen begünstigen. In diesen Fällen kann versucht werden, auf Antibiotika zu verzichten. Bei Symptomen wie anhaltendem Fieber oder Blut im Urin sollte jedoch dringend ärztlicher Rat eingeholt werden.
- Eine Blasenentzündung wird fachsprachlich als Zystitis bezeichnet.
- Bei unkompliziertem Verlauf kann eine Therapie ohne Antibiotika in Betracht gezogen werden.
- Hausmittel gegen Blasenentzündung können auch im Rahmen einer Antibiotikatherapie unterstützend eingesetzt werden.
Was hilft schnell bei Blasenentzündung?
Bei einer Blasenentzündung können Hausmittel häufig ergänzend zu einer antibiotischen Behandlung helfen oder vorbeugend gegen erneute Infektionen angewendet werden. Dafür eignen sich vor allem natürliche Mittel die harntreibend, antibakteriell oder säuernd wirken. Bei mild verlaufenden Blasenentzündungen ist auch ein ausschließlich auf Hausmitteln basierender Therapieversuch möglich.
Wird bei der Behandlung einer Blasenentzündung auf Antibiotika verzichtet, so kann, laut Studien, der Einsatz von antientzündlichen Schmerzmitteln sinnvoll sein.
- Flüssigkeitszufuhr: viel trinken, mindestens 2 Liter täglich
- Wärme: Wärmflaschen oder Heizkissen auf dem Unterbauch sowie ein warmes Bad
- Apfelessig: einen Teelöffel Apfelessig in einem Glas Wasser verdünnt trinken
- Cranberrys: als Cranberry-Saft oder Schorle, sowie in Form von Pulver, Kapseln, Tabletten und Tees
- Kräutertees: z. B. aus Bärentraubenblättern, Birkenblättern oder Goldrutenkraut
- Senföle: wirken harntreibend und sind z. B. in Meerrettich, Kresse oder Radieschen enthalten
- Petersilie: frisch gepresst als Saft oder in Form von Tee
- Vitamin C: aus frischem Obst und Gemüse oder auch als Vitamin-C-Präparat
Blasenentzündung vorbeugen – Hausmittel
Mit zwei einfachen Tipps kann man Blasenentzündungen vorbeugen oder bereits bestehende Symptome lindern.
Viel trinken und in regelmäßigen Abständen die Blase entleeren. Wer unter einer Zystitis leidet, sollte mindestens 2 Liter Flüssigkeit am Tag trinken, um die Erreger aus den Harnwegen zu spülen und ihre Vermehrung zu verhindern. Gut geeignet sind dafür Wasser oder Kräutertees, z. B. aus Goldrutenkraut.
Den Körper und vor allem die betroffenen Stellen warmhalten. Eine Wärmflasche oder ein Heizkissen auf dem Unterbauch sowie ein warmes Wannenbad können zur Schmerzlinderung beitragen. Wärme fördert die Durchblutung und kann dadurch zu einer Aktivierung der körpereigenen Abwehr führen.
- Kaffee, Alkohol und Zitronensaft sollten vermieden werden.
- Auf Geschlechtsverkehr sollte für die Dauer der Blasenentzündung verzichtet werden.
- Das Tragen von enger und synthetischer Kleidung kann Infektionen begünstigen.
Die Klassiker: Cranberry und Apfelessig bei Blasenentzündung
Cranberrys enthalten viel Vitamin C und Eisen. Sie werden als traditionelles Heilmittel gegen Blasenentzündung eingesetzt. Die Analyse mehrerer klinischer Studien ergab, dass Cranberry vor allem bei jungen Frauen und Frauen mittleren Alters zur Vorbeugung wiederkehrender Harnwegsinfekte eingesetzt werden sollte. Allerdings wurden in anschließenden Placebo-Studien widersprüchliche Ergebnisse erzielt, sodass die deutsche Leitlinie zur Behandlung von Harnwegsinfekten aktuell den Einsatz von Cranberry nicht vorsieht.
Jedoch gilt: Selbst wenn keine Wirkung eintritt, ist die Einnahme von Cranberry in üblichen Dosen unbedenklich. So können beispielsweise zwei Gläser Cranberry-Schorle täglich getrunken werden. Bei Präparaten mit Cranberry-Extrakt sind die Einnahmehinweise zu beachten.
Apfelessig wirkt antibakteriell und zählt zu den ältesten Hausmitteln bei Blasenentzündungen. Die Säure des Essigs kann Bakterien und Keime unschädlich machen. Bei einer akuten Blasenentzündung kann dreimal am Tag eine Mischung aus einem Esslöffel Apfelessig und lauwarmem Wasser getrunken werden. Dies soll auch Krankheitsrückfällen vorbeugen können.
Wirken Kräutertees gegen Harnwegsinfekte?
Kräutertees zählen zu den häufigsten Hausmitteln bei Blasenentzündungen. Besonders Tees aus getrockneten Bärentraubenblätter, die es in der Apotheke, Drogerie oder im Teeladen zu kaufen gibt, haben sich als hilfreiches Hausmittel erwiesen. Dazu einfach eine Handvoll Blätter in Wasser aufkochen, dann den Tee abseihen und am Tag zwei bis drei Tassen davon trinken.
Darüber hinaus gibt es weitere hilfreiche Kräuter. Beispielsweise haben Birkenblätter einen harntreibenden Effekt. Die Wirkung des Birkenblättertees verstärkt sich, wenn er mit Goldrutenkraut gemischt wird. Beide Pflanzen sind Bestandteile von sogenannten Blasen- und Nierentees, die in Apotheken und Drogerien erhältlich sind. Verantwortlich für den harntreibenden Effekt dieser Kräuter sind die sogenannten Flavonoide. Weitere Heilkräuter, die die Harnausscheidung erhöhen, sind Hauhechel und Orthosiphonblätter.
Der positive Beitrag von Heilpflanzen zur Behandlung einer Blasenentzündung konnte in vielen Studien wissenschaftlich bestätigt werden.
Können Radieschen und Petersilie Blasenentzündungen vorbeugen?
Radieschen, Meerrettich und Kresse enthalten Senföle. Diese wirken harntreibend und tragen so dazu bei, dass Bakterien aus der Blase gespült werden. Klinische Studien haben gezeigt, dass Senfölglykoside in der Lage sind, die Bakterienanzahl in den Harnwegen zu reduzieren.
Das Gewürzkraut Petersilie ist reich an verschiedenen Vitaminen sowie Kalium und kann bei akuten Harnwegsinfekten eingesetzt werden. Am besten entfaltet sich die Wirkung bei frisch gepresstem Saft. Diesen kann man zu Hause mit einem Entsafter herstellen. Eine andere Möglichkeit ist es, Petersilie in Wasser aufzukochen und dies als Sud bzw. Tee zu konsumieren.
Bei Blasenentzündung pH-Wert des Urins verändern?
Während einer Blasenentzündung steigt der pH-Wert des Urins, er wird basischer. Auch eine sehr gemüselastige Ernährungsweise kann den pH-Wert des Urins erhöhen. Die meisten Bakterien vermehren sich am besten in leicht (z. B. E.coli) bis stark basischem Urin (z. B. Proteus-Bakterien). Demnach steigert basischer Urin das Risiko einer Infektion in den Harnwegen. Daher raten manche ÄrztInnen dazu, den Urin während einer Blasenentzündung saurer zu machen, also den pH-Wert gezielt zu senken.
Um den pH-Wert des Urins zu senken, können Methionin- oder Vitamin-C-Präparate genutzt werden. Doch auch zu saurer Urin kann Probleme verursachen und zum Beispiel zur Bildung von Harnsteinen führen.
Während der Behandlung mit Bärentraubenblättern wird ein leicht basischer Urin empfohlen.
Im Internet kursieren viele fragwürdige Tipps. Dazu zählt auch die Empfehlung, bei Blasenentzündung als Hausmittel Natron bzw. Backpulver einzusetzen. Allerdings ist Natron stark basisch, verursacht also einen Anstieg des pH-Wertes. Zusätzlich kann die Aufnahme stark basischer Substanzen das saure Milieu im Magen schädigen uns so weitere Symptome wie Magenschmerzen oder Durchfall zur Folge haben.
Blasenentzündung: Hausmittel oder zum Arzt?
Hausmittel sind eine geeignete Methode, um Blasenentzündungen vorzubeugen oder ihre Heilung zu unterstützen. Gängige Hausmittel wie Blasen- und Nierentees, Säfte aus frischen Cranberrys oder eine Wärmflasche können unkomplizierte Blasenentzündungen erfolgreich bekämpfen. Besonders wichtig ist es, viel Flüssigkeit zu sich zunehmen (2 bis 4 Liter pro Tag), um die Bakterien aus den Harnwegen zu spülen. Wenn die Beschwerden trotz Hausmittel nach einem Tag nicht nachlassen oder sogar an Intensität zunehmen, sollten eine ärztliche Behandlung eingeleitet werden.
Blasenentzündung mit Antibiotika behandeln
Um eine anhaltende und/oder schwer verlaufende Blasenentzündung effektiv zu bekämpfen, sollten Antibiotika zur Anwendung kommen. Nur diese sind in der Lage, die Bakterien in angemessenem Umfang einzudämmen. Auch bei chronischen Blasenentzündungen sollten Hausmittel nur als Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung eingesetzt werden. Eine nicht ausreichend behandelte Blasenentzündung kann sich auf die Nieren ausweiten und zu schweren Schäden führen.
Bei Blasenentzündungen mit Blut im Urin sind Hausmittel allein nicht ausreichend. Betroffene sollten daher Rat von einem Arzt oder einer Ärztin einholen und entsprechend der Empfehlung eine Therapie beginnen.
Häufige Fragen zu Blasenentzündung und Hausmittel
Bei Harnwegsinfekten hilft es, ausreichend zu trinken, sich warmzuhalten und auszuruhen. Beliebte Hausmittel sind unter anderem Apfelessig, Cranberry-Saft und Kräutertees. Die Tees enthalten beispielsweise Bärentraubenblättern, Birkenblättern oder Goldrutenkraut.
Es gibt einige Hausmittel und Tipps, die bei Blasenentzündungen helfen oder vorbeugen können. Dazu zählen unter anderem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, vorzugsweise mit harntreibenden Kräutertees. Zusätzlich kann Wärme, z. B. in Form einer Wärmflasche auf dem Unterbauch, die Symptome einer Blasenentzündung lindern.
Cranberrys werden als traditionelles Hausmittel gegen Blasenentzündungen eingesetzt. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass die regelmäßige Einnahme von Cranberry, z. B. als Saft oder Pulver, vor allem bei Frauen jungen oder mittleren Alters einer Infektion der Harnwege vorbeugen kann. Nachfolgende Studien konnten diese Wirkung allerdings nicht bestätigen. Jedoch haben Cranberrys, in üblichen Dosen konsumiert, auch keinen negativen Effekt auf die Gesundheit.
Bei Blasenentzündungen ist Apfelessig ein beliebtes Hausmittel. Die enthaltene Säure verringert den pH-Wert des Urins. Bakterien wie etwa E. coli fühlen sich in diesem Milieu nicht wohl. Zur Bekämpfung oder Vorbeugung einer Blasenentzündung kann 3-mal täglich ein Esslöffel Apfelessig, verdünnt in einem Glas lauwarmem Wasser, getrunken werden.
In Apotheken und Drogeriemärkten werden Blasen- und Nierentees angeboten. Diese enthalten diverse pflanzliche Inhaltsstoffe, welche harntreibend wirken sollen. Zu den wirksamen Bestandteilen gehören getrocknete Bärentraubenblätter, Birkenblätter und Goldrutenkraut. Auch Hauhechel und Orthosiphonblätter sind Heilkräuter mit harntreibender Wirkung.
Quellen
“Gesundheitstees“ in der Kritik. DAZ.online. 2012. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2012/daz-42-2012/gesundheitstees-in-der-kritik (zugegriffen 09. Januar 2023)
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU): S3-Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“. Langfassung. AWMF-Register Nr. 043-044. 2017.
Kulchavenya E: Acute uncomplicated cystitis: is antibiotic unavoidable? Ther Adv Urol 2018; 10: 257–62.
Micali S, Isgro G, Bianchi G, et al.: Cranberry and recurrent cystitis: more than marketing? Crit Rev Food Sci Nutr 2014; 54: 1063–75.
Schilcher H, Kammerer S, Wegener T: Leitfaden Phytotherapie. 4. Aufl. München: Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH 2010.