Etwa 10 Prozent aller Frauen leiden mindestens einmal jährlich an einer Blasenentzündung. Männer können zwar ebenfalls betroffen sein, erkranken aber deutlich seltener.
Die klassische Blasenentzündung (Zystitis) geht mit Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, häufigem Harndrang und Unterleibsschmerzen einher. Entzündungen der Harnblase (auch als Zystitiden bezeichnet) und Harnröhre sind vor allem vielen Frauen bekannt. Männer sind bedeutend seltener betroffen, was unter anderem daran liegt, dass ihre Harnröhre länger ist und ihr Harnröhrenausgang in größerer Entfernung zur Analregion liegt.
- Blasenentzündungen entstehen meist durch Bakterien, welche die Harnblase befallen.
- Aufgrund der anatomischen Nähe von Anal- und Genitalregion sind vor allem Frauen betroffen.
- Typische Symptome sind u. a. vermehrter Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen.
Was ist eine Blasenentzündung?
Bei der Blasenentzündung, auch Zystitis oder seltener Cystitis genannt, handelt es sich in der Regel um eine bakterielle Infektion der Harnblase und -röhre. Laut aktueller Studienlage ist bei fast 1 Prozent aller Arztbesuche in den USA und Europa eine Blasenentzündung der Grund.
Frauen sind häufiger als Männer betroffen, insbesondere wenn sie sexuell aktiv sind. Untersuchungen zufolge leidet fast jede Frau im Laufe zumindest einmal an einer unkomplizierten Blasenentzündung.
Bei einer Blasenentzündung handelt es sich, wie der Name schon sagt, um eine Entzündung der Harnblase. Genauer gesagt ist die Schleimhaut der Blasenwand betroffen. Zusammen mit der Harnröhre bildet die Harnblase den sogenannten unteren Harnweg. Deshalb kann die Zystitis auch als unterer Harnwegsinfekt bezeichnet werden.
Es gibt verschiedene Ausprägungen der Zystitis. Sie kann akut auftreten, chronisch oder wiederkehrend und Betroffene so immer wieder belasten. Außerdem kann man die komplizierte und die unkomplizierte Blasenentzündung unterscheiden.
Unkomplizierte Blasenentzündungen sind durch folgende Kriterien definiert, die alle erfüllt sein müssen:
Es gibt keine Vorerkrankung der Niere oder schlechte Nierenfunktion
Es liegt keine Schwangerschaft vor
Es gibt keine anatomischen Besonderheiten der Blase oder der Nieren
Weibliches Geschlecht
Demzufolge gelten Blasenentzündungen bei Männern, Schwangeren und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen immer als kompliziert und sollten ärztlich abgeklärt werden.
Blasenentzündung: Symptome und mögliche Folgen
- Ständiger Harndrang
- Harndrang bei kleinen Mengen Urin
- Brennen beim Wasserlassen (Dysurie)
- Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie)
- Schmerzen im Unterbauch
Die Symptome bei Blasenentzündung können von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Seltener erkennen Betroffene einen Harnwegsinfekt ebenfalls am Urin. In solchen Fällen kann sich die Entzündung in Form von Blut im Urin sowie trübem oder übelriechendem Harn zeigen.
Handelt es sich um eine komplizierte Blasenentzündung, können zusätzliche Symptome auftreten. Dazu zählen:
Bei Nieren- oder Prostataproblemen Rückenschmerzen oder Schmerzen im seitlichen Bauch
Bei Frauen ist verstärkter Ausfluss möglich
Mögliche Folgen einer Blasenentzündung
In den meisten Fällen verläuft eine Blasenentzündung ohne längerfristige Folgen. Da es jedoch Komplikationen geben kann, sollte die Infektion immer medizinisch abgeklärt werden, spätestens wenn nach einem Tag die Hausmittel keine Besserung bringen.
Zunächst erhöht das Risiko einer Blasenentzündung in der Vergangenheit statistisch das Risiko nochmal eine Blasenentzündung zu bekommen. In solchen Fällen spricht man von einer rezidivierenden Blasenentzündung. Eine weitere Folge kann das Schrumpfen der Blase sein, wodurch häufiger Wasser gelassen werden muss.
Schwangere Frauen sollten ganz besonders auf die typischen Symptome der Blasenentzündung achten. Eine unbehandelte Infektion kann Komplikationen wie ein geringes Gewicht des neugeborenen Babys, Frühgeburten und erhöhter Blutdruck während der Schwangerschaft auslösen.
Bei Männern kann es infolge einer unbehandelten Blasenentzündung zu einer Nebenhodenentzündung kommen. Die Keime wandern in diesem Fall nicht den Körper hinauf, sondern hinab über die Samenleiter in die Nebenhoden. Dort lösen sie Entzündungen und starke Schmerzen aus. Dadurch kann auch die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden, da die Samenzellen in den Nebenhoden reifen.
Außerdem kann sich die Infektion ausbreiten und auch auf die oberen Harnwege übergreifen. Der sogenannte aufsteigende Harnwegsinfekt kann in weiterer Folge eine Nierenbeckenentzündung auslösen. Mediziner nennen eine solche Infektion der Nieren Pyelonephritis.
Gelangen Erreger vom Nierengewebe dann bis ins Blut, sind Blutvergiftungen möglich. Diese können im schlimmsten Fall tödlich enden.
Blasenentzündungen: Ursachen und Arten
Blasenentzündungen werden zumeist durch Bakterien verursacht. Es kann allerdings auch eine Infektion mit Viren, Parasiten oder Pilzen vorliegen. Unter den Bakterien ist mit großem Abstand das Darmbakterium Escherichia coli der häufigste Erreger. Nur in seltenen Fällen sind Medikamente oder externe Ursachen der Grund. Bei Kindern sind Viren als Erreger der Blasenentzündung häufiger.
Ursachen einer Blasenentzündung
Bakterien
Viren
Pilze
Parasiten
Medikamente
Anatomische Besonderheiten
Blasenentzündung durch Bakterien
In der Regel werden Harnwegsinfektionen durch Bakterien verursacht. Bei ca. 85 Prozent der Fälle ist das Bakterium Escherichia coli, auch E. coli genannt, für die Infektion verantwortlich. E. coli kommt natürlicherweise im Darm jedes Menschen vor und gelangt meist durch eine Schmierinfektion vom After in die Harnröhre. Bei Erwachsenen, besonders bei Frauen, geschieht dies meistens beim Geschlechtsverkehr.
Dass vorrangig Frauen und Mädchen an Infektionen leiden, liegt vor allem daran, dass die Öffnung der Harnröhre im Geschlechtsteil näher am After lokalisiert ist als beim Mann. Dadurch ist das Risiko höher, dass die im Darm befindlichen Bakterien in die Harnwege gelangen. Zudem ist die Harnröhre bei Männern ca. 5-mal länger als bei Frauen. Durch den verkürzten Weg gelangen die Bakterien bei Frauen schneller zur Blase.
Weitere Risikofaktoren für Blasenentzündungen
Auch eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre begünstigen eine Zystitis. Der veränderte Hormonhaushalt erweitert die Harnleiter und bietet den Erregern so mehr Raum. Weitere begünstigende Faktoren sind ein geschwächtes Immunsystem, beispielsweise durch eine Vorerkrankung mit HIV oder eine Chemotherapie, genauso wie Stress und psychische Belastung.
Auch Blasenkatheter oder andere Formen der Manipulation an der Harnröhre können eine Harnwegsinfektion begünstigen. Durch den bis in die Blase eingeführten Fremdkörper wird den Bakterien der Weg erleichtert. Daher muss bei solchen Eingriffen besonders auf die Hygiene geachtet werden.
Diaphragmen als Verhütungsmethode und Spermizidcremes gehören ebenfalls zu den begünstigenden Faktoren für Blasenentzündungen.
Andere Formen der Blasenentzündung
Selten werden Blasenentzündungen durch Pilzinfektionen ausgelöst. Dabei handelt es sich meist um den Hefepilz Candida albicans. Er tritt insbesondere unter Einfluss bestimmter Medikamente auf oder wenn das Immunsystem geschwächt ist.
Zusätzlich gibt es seltene Formen der Blasenentzündungen, bei denen die Ursache unklar ist und bleibt. Sie werden nicht durch einen Erreger verursacht und haben meistens einen chronischen Verlauf, sie treten also immer wieder auf und sind schwer zu behandeln. Charakteristisch ist hierbei, dass die Symptome wie Bauchschmerz und ständiger Harndrang langanhaltend sind. Die Behandlung dieser atypischen chronischen Blasenentzündungen ist für ÄrztInnen und PatientInnen oft langwierig und kompliziert.
Diagnose und Behandlung einer Zystitis
Mit der richtigen Behandlung lässt sich eine Blasenentzündung in der Regel schnell heilen. Da die Infektion unterschiedliche Auslöser haben kann, sollte die zugrundeliegende Ursache diagnostiziert werden, um die richtige Behandlung zu ermöglichen. Auch wenn das Risiko gering ist, kann eine Infektion schwerwiegende Folgen haben. Daher sollte eine Blasenentzündung nicht unbehandelt bleiben.
Diagnose der Infektionsursache
Eine Beschreibung der Symptome und die Vorgeschichte sind im ersten Schritt wichtig für eine Diagnose. Meistens liegt eine Kombination aus andauerndem Harndrang, häufigen Toilettengängen mit brennendem und schmerzhaftem Wasserlassen sowie Unterbauchschmerz vor.
Bei Vorerkrankungen der Niere, Besonderheiten der Anatomie oder anderen chronischen Erkrankungen, kann es sich um eine komplizierte Blasenentzündung handeln. Diese bedarf einer ausführlicheren ärztlicher Betreuung.
Weiterhin besteht die Diagnostik aus dem Abklopfen der Nieren von außen, was den sogenannten Nierenklopfschmerz auslösen kann.
Außerdem spielt die Untersuchung des Urins eine entscheidende Rolle. Mit Urin-Stix können in einer Urinprobe Hinweise auf eine Infektion gefunden werden. Dabei werden Papierstäbchen in einen Becher mit Urin getunkt und die Farbveränderung zeigt an, ob beispielsweise Immunzellen oder Blut im Urin sind.
Mit einer Urinkultur lassen sich die Erreger im Labor genau identifizieren, wenn es nötig ist. Bei Verdacht auf eine komplizierte Harnblasenentzündung sollte auch eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden, um einen Harnstau auszuschließen.
Behandlung einer Blasenentzündung
Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung ist eine Therapie ohne Medikamente zunächst grundsätzlich möglich. Besonders wichtig ist dabei die Erhöhung der Trinkmenge. Es sollte also viel Wasser getrunken werden, mehr als an einem normalen Tag. Das Wasser führt dann wiederum zu häufigeren Toilettengängen und der Erreger wird quasi „herausgespült“. Auch viel zuckerfreier Tee kann eine gute Ergänzung darstellen. In manchen Apotheken gibt es spezielle Tees, die harntreibend, entzündungshemmend und krampflösend wirken sollen. Kaffee, Fruchtsäfte oder Softdrinks sollten nicht zur Erhöhung der Trinkmenge getrunken werden.
Um eine bakterielle Blasenentzündung zu behandeln, werden in der Regel Antibiotika verschrieben.
Häufige Fragen zu Blasenentzündungen
Eine unkomplizierte Blasenentzündung kann zunächst mit Hausmitteln behandelt werden. Tritt innerhalb von 24 Stunden keine Besserung ein oder verschlimmern sich die Symptome sogar, so sollte dringend ärztlicher Rat eingeholt werden. In der Regel werden Blasenentzündungen dann mit Antibiotika behandelt.
Unabhängig davon, ob zusätzlich Antibiotika zur Behandlung einer Blasenentzündung eingesetzt werden, ist viel trinken sehr wichtig, um die Entzündung zu therapieren. Eine erhöhte Trinkmenge hilft dabei, die in der Harnblase angesiedelten Erreger der Blasenentzündung auszuspülen.
Bei unkomplizierten Blasenentzündungen werden i. d. R. die Antibiotika Fosfomycin oder Nitrofurantoin eingesetzt. Bei komplizierten Blasenentzündungen werden zunächst Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone oder Cephalosporine eingesetzt. Parallel kann mithilfe einer Urinkultur festgestellt werden, um welche Erreger es sich handelt. Diese werden dann gezielt mit dem passenden Antibiotikum behandelt.
Auch wenn Geschlechtsverkehr nicht direkt als Übertragungsweg für Blasenentzündungen gilt, sollte während einer Blasenentzündung und so lange die Symptome andauern auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden.
Starke Schmerzen beim Wasserlassen oder im Unterbauch im Rahmen einer Blasenentzündung können vorübergehend mit Schmerzmitteln behandelt werden. Geeignet sind bei Blasenentzündung z. B. Ibuprofen oder Paracetamol. Dabei müssen immer die Hinweise aus dem Beipackzettel beachtet werden.
Beim Geschlechtsverkehr können sowohl zwischen den Geschlechtsorganen als auch aus der Afterregion Keime übertragen werden. Frauen haben eine sehr kurze Harnröhre und der Analbereich liegt nahe an der Harnöffnung. Somit können Darmbakterien vergleichsweise einfach in die Harnblase gelangen, wo sie sich vermehren und eine Entzündung verursachen können. Wasserlassen direkt nach dem Geschlechtsverkehr kann einer Blasenentzündung vorbeugen.
Eine unkomplizierte Blasenentzündung kann zunächst ohne Medikamente behandelt werden. Dazu zählt v. a. eine Erhöhung der Trinkmenge; Wasser und ungesüßte Tees eignen sich am besten. Tritt nach einem Tag keine Besserung der Symptome ein oder kommt es sogar zu einer Verschlechterung, sollte ein Arzt bzw. eine Ärztin konsultiert werden.
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