Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Übergewicht und Adipositas über den Body-Mass-Index (BMI). Der BMI berechnet sich aus dem Gewicht, welches durch die Größe im Quadrat geteilt wird.
Das ein oder andere Kilo mehr ist für die meisten Menschen gesundheitlich unbedenklich. Steigt das Gewicht einer Person jedoch im Verhältnis zu Größe und Alter sehr stark an, so spricht man von Übergewicht und in extremen Fällen von Adipositas (Fettleibigkeit).
Menschen mit Normalgewicht haben einen BMI zwischen 18,5 und 24,9. Ab einem Body-Mass-Index von 25 gilt die betroffene Person als übergewichtig, bei einem BMI von über 30 als fettleibig (adipös). Laut Studien stieg der Anteil der Männer und Frauen in Deutschland, die übergewichtig oder adipös sind, kontinuierlich zwischen 2005 und 2017 an. Im Jahr 2017 waren über 60 Prozent der Männer und über 43 Prozent der Frauen übergewichtig.
Um Übergewicht festzustellen, kann auch der Taillenumfang und das Taille-Hüft-Verhältnis zu Rate gezogen werden. Beim Taillenumfang gelten Männer ab einem Wert von über 94 Zentimetern als übergewichtig und ab 102 Zentimetern als adipös; bei Frauen gilt dies bereits ab 80 bzw. 88 Zentimetern. Das Taille-Hüft-Verhältnis wird berechnet, indem man den Bauchumfang durch den Hüftumfang teilt. Ist der Wert bei Männern größer als 0,9, so spricht man von Übergewicht. Bei Frauen gilt dies ab einem Wert von 0,8.
Ursachen von Übergewicht
Übergewicht kann durch eine Vielzahl von Faktoren hervorgerufen werden. Eine häufige Ursache stellt eine falsche Ernährung in Kombination mit Bewegungsmangel dar. Je nach Alter, Größe und Geschlecht verbraucht der Mensch eine bestimmte Menge an Energie, um seine Körperfunktionen aufrecht zu erhalten und sich zu bewegen. Führt er seinem Körper jedoch mehr Energie in Form von Essen und Getränken zu, als er verbraucht, so lagert sich diese überschüssige Energie in Form von Fett im Körper ein.
Auch die genetische Veranlagung beeinträchtigt das Gewicht: Der Energieverbrauch ist genetisch bedingt von Mensch zu Mensch unterschiedlich und auch das Hungergefühl kann durch die Gene möglicherweise bei manchen Menschen stärker vorhanden sein.
Zudem kann die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Antidepressiva und Kortison einen Anstieg des Gewichts hervorrufen. Des Weiteren gibt es eine Anzahl verschiedener Krankheiten, die zu Übergewicht oder sogar Adipositas führen können. Dazu zählen Essstörungen mit Essanfällen (Binge-Eating-Disorder), Depressionen, hormonelle Erkrankungen wie z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion oder das Cushing-Syndrom, bei dem erhöhter Cortisolspiegel im Blut vorliegt.
Auch Stress kann zu einem Gewichtsanstieg führen, wenn durch Zeitmangel Fast-Food auf dem Teller landet und Essen als Ersatzbefriedigung gesehen wird, mit der man sich nach anstrengenden Situationen belohnt.
Symptome und Folgen von Übergewicht
Starkes Übergewicht und Fettleibigkeit können verschiedene direkte und indirekte Folgen für die Betroffenen haben. Häufige unmittelbare Beschwerden sind Kurzatmigkeit, eine verminderte Ausdauerfähigkeit und starkes Schwitzen. Zudem stellt das höhere Gewicht eine stärkere Belastung für die Gelenke der Betroffenen dar, insbesondere im Bereich der Knie und der Hüften.
Zudem ist Übergewicht häufig der Auslöser vieler Folgeerkrankungen, die weitere Beschwerden mit sich bringen und mitunter lebensgefährlich sein können. Dazu zählen Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, koronare Herzerkrankung, Schlaganfall, Gicht, Krebserkrankungen, Schlafapnoe, Fettstoffwechselstörungen, Potenzstörungen, gynäkologische Probleme und Gallensteine. Auch orthopädische Erkrankungen (z. B. Arthrose, Rückenschmerzen) und psychischer Leiden (vermindertes Selbstwertgefühl, Depressionen) sind häufige Folgen von Übergewicht bzw. Adipositas.
Behandlung von starkem Übergewicht
Stellt ein Arzt Übergewicht oder Adipositas bei der zu behandelnden Person über die Ermittlung des BMI, eine Messung des Taillenumfang und eine Schilderung der typischen Symptome und Verhaltensweisen fest, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten, die mitunter parallel eingesetzt werden. Entscheidend bei der Behandlung ist, wie stark das Übergewicht der betroffenen Person ist und unter welchen Folgeerkrankungen sie bereits leidet oder welche unmittelbar bevorstehen könnten.
Generell sollte bei der Behandlung von Übergewicht eine Umstellung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten erfolgen. Betroffene müssen ihre Kalorienzufuhr durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung senken und gleichzeitig mehr Bewegung in ihren Alltag einbauen, um Fettmasse ab- und Muskelmasse aufzubauen. Diese Schritte können auch in Kombination mit einer Verhaltenstherapie erfolgen.
Bei der Behandlung von Adipositas (BMI > 30) stellt eine ergänzende Therapie mit Medikamenten eine weitere Möglichkeit dar, das Gewicht zu reduzieren und so schwerwiegende gesundheitliche Folgen abzuwenden. Bei sehr starker Fettsucht kann eine medikamentöse Behandlung sogar notwendig sein. Die Einnahme von Medikamenten sollte dabei unter ärztlicher Rücksprache erfolgen. Zudem sollte beachtet werden, dass keines der Medikamente eine Ernährungsumstellung ersetzen kann und Medikamente zur Gewichtsreduktion nicht von der Krankenkasse übernommen werden.
Der Wirkstoff, der oftmals bei einer medikamentösen Behandlung zum Einsatz kommt, ist Orlistat. Dieser Stoff verringert die Aufnahme von Fetten im Darm. Orlistat verhindert, dass etwa ein Drittel der Fette im Essen verdaut werden, da es sich an Enzyme im Verdauungstrakt heftet und diese daran hindert, einen Teil der Fette aus der aufgenommenen Mahlzeit aufzuspalten. Das unverdaute Fett wird dann aus dem Körper ausgeschieden.
Isst die zu behandelnde Person zu fettreich, kann dies zu starken Blähungen und Fettstuhlgang führen, weshalb fettreiche Mahlzeiten häufig von alleine vermieden werden. Es gilt jedoch zu beachten, dass Orlistat nicht von Personen eingenommen werden darf, die Gallensteine oder eine verminderte Bauchspeicheldrüsenfunktion haben.
In sehr schweren Fällen (BMI > 40) kann der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin einen operativen Eingriff in Betracht ziehen. Dies ist häufig der Fall, wenn andere Therapiemaßnahmen nicht anschlagen oder die zu betroffene Person unter schwerwiegenden Begleitsymptomen leidet.
Tipps zur Prävention von Übergewicht
Aufklärung ist ein wichtiger Schritt, um Übergewicht vorzubeugen. Bereits von klein auf sollte jeder lernen, wie eine gesunde Ernährung aussieht: weniger energiedichte Lebensmittel, die voller Transfette und Zucker sind und keine zuckerreichen oder alkoholischen Getränke, dafür viel Obst und Gemüse. Zudem sollte man sein Essen langsam essen und abwarten, bis das Sättigungsgefühl eintritt.
Bewegung ist ein weiteres wichtiges Präventionsmittel. Generell senkt regelmäßige Bewegung nicht nur das Adipositas-Risiko – auch anderen Erkrankungen kann so vorgebeugt und das Immunsystem gestärkt werden. Geeignete Sportarten sind unter anderem Joggen, Walken, Schwimmen und Radfahren sowie Kraftsport. Darüber hinaus ist es sinnvoll, den Alltag insgesamt aktiver zu gestalten, d. h. die Treppe zu nehmen, eine Haltestelle früher auszusteigen, kleinere Besorgungen zu Fuß zu erledigen oder während des Telefonierens in der Wohnung auf- und abzulaufen.
Quellen
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