Frauen erkranken zehnmal häufiger an einer Hashimoto-Thyreoiditis als Männer.
Die Schilddrüse ist ein wichtiges Organ, welches für die Produktion und Speicherung von Schilddrüsenhormonen zuständig ist. Bei Erkrankungen der Schilddrüse kann es zu einer Überproduktion oder Unterproduktion der Schilddrüsenhormone kommen, die behandelt werden müssen.
- Schilddrüsenhormone sind wichtig für viele Prozesse im Körper.
- Frauen sind häufiger als Männer von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen.
- Symptome und Therapie hängen von der Art der Schilddrüsenerkrankung ab.
Die Anatomie der Schilddrüse
Die Schilddrüse besteht aus zwei Schilddrüsenlappen, die durch einen schmalen “Steg” (den Isthmus) verbunden sind. Ihr Volumen ist ca. 10 bis 25 Milliliter groß. Die Größe hängt vom Geschlecht und Körpergewicht eines jeden Menschen ab. Männer haben meist eine etwas größere Schilddrüse als Frauen.
Wo liegt die Schilddrüse?
Die Schilddrüse befindet sich am Hals unterhalb des Kehlkopfes auf der ventralen (bauchwärtigen) Seite der Luftröhre. Unter normalen Umständen ist die Schilddrüse nicht tastbar. Ist sie jedoch vergrößert oder verhärtet, kann dies als “Kropf” oder Ausbeulung am Hals getastet werden.
Funktionen der Schilddrüse
Die Schilddrüse produziert die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) und gibt diese in den Blutkreislauf ab. Ein Teil wird auch innerhalb der Schilddrüse gespeichert. T3 und T4 werden im Allgemeinen als “Schilddrüsenhormone” bezeichnet. Produziert der Körper zu wenig oder zu viel T3 und T4, so können Schilddrüsenprobleme auftreten.
Des Weiteren wird Calcitonin in der Schilddrüse produziert und ebenfalls ins Blut abgegeben. Die Produktion und Abgabe dieser Hormone ins Blut werden auch unter dem Begriff “endokrine” Funktion zusammengefasst. Weitere Organe mit endokriner Funktion sind z. B. die Bauchspeicheldrüse (Pankreas), die Eierstöcke (Ovarien), der Hoden (Testes) und die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse).
Schilddrüsenhormone
Die Wirkung der Schilddrüsenhormone beeinflusst viele Organe und Organsysteme. Sie sind unabdingbar für viele Stoffwechselprozesse und das Körperwachstum.
So regulieren die Schilddrüsenhormone T3 und T4 das allgemeine Aktivitätslevel des Körpers. Wenn der Schilddrüsenhormonspiegel im Blut zu niedrig ist, können Symptome wie Müdigkeit und Antriebsmangel auftreten. Des Weiteren regulieren sie das Kälte- und Wärmeempfinden und das Herz-Kreislauf-System. Sie können auch Einfluss auf das Körpergewicht nehmen. Bei Frauen sind Auswirkungen auf die Menstruation ebenfalls möglich.
T3 ist die aktive Form des Hormons. In dieser Form wird das Hormon im Blut zu den Organen transportiert und kann seine Wirkung dort entfalten. Gespeichert wird das Schilddrüsenhormons als T4, da T4 eine Halbwertszeit von 7 Tagen hat. Nach dieser Zeit ist die Hälfte des Hormons im Blut abgebaut.
Calcitonin ist mitzuständig für die Regulierung des Calciumhaushalts im menschlichen Körper. Liegt eine erhöhte Konzentration von Calcium im Blut vor, so wird Calcitonin ausgeschüttet.
Symptome bei Schilddrüsenerkrankungen
Beim Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung können verschiedene Symptome auftreten. Unterschieden werden Symptome einer Unterfunktion und einer Überfunktion der Schilddrüse.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Schilddrüse: häufige Erkrankungen
Hashimoto-Thyreoiditis
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Erkrankung an der Schilddrüse, welche eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht. Unterfunktion der Schilddrüse bedeutet eine verringerte Produktion an Schilddrüsenhormonen. Eine autoimmune Entzündung der Schilddrüse wird nach aktueller Studienlage als Ursache angenommen. Die Krankheitsentstehung der Hashimoto-Thyreoiditis ist Gegenstand weiterer Forschungen. Es gibt Autoantikörper (Antikörper gegen körpereigene Strukturen), welche bei der Diagnostik der Hashimoto-Thyreoiditis gemessen werden können. Insbesondere bei Frauen im mittleren Alter ist die Prävalenz hoch.
Morbus Basedow
Der Morbus Basedow ist eine Erkrankung der Schilddrüse, bei er es zu einer vergrößerten Schilddrüse (Struma) kommen kann. Damit geht auch eine Schilddrüsenüberfunktion einher. Weitere typische Symptome sind Herzrasen (Tachykardie) und ein nach außen vorgewölbter Augapfel (Exophthalmus). Im Blut können teilweise Autoantikörper gemessen werden. Auch der Morbus Basedow kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Bei Vorliegen des Morbus Basedows in der Familie ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit erhöht. Daher gehen Wissenschaftler von einer genetischen Veranlagung aus.
Jodmangelstruma
Für die Produktion der Schilddrüsenhormone braucht der Körper Jod. Liegt ein Mangel an Jod vor, so kann die Schilddrüse größer werden. Wird der Jodmangel nicht behoben, kann sich ein “Kropf” (Struma) entwickeln. Dieser ist als Vergrößerung des Halses sichtbar und tastbar. In Gebieten mit Jodmangel ist die Jodmangelstruma häufig anzutreffen. Jodiertes Salz wirkt effektiv gegen Jodmangel und somit auch gegen die Jodmangelstruma.
Schilddrüsentumor
Schilddrüsentumore kommen bei Frauen häufiger als bei Männern vor. Die Ursachen sind zum einen auf die genetische Veranlagung, zum anderen auf die Exposition mit radioaktiver Strahlung zurückzuführen. Einen Anstieg der Erkrankungshäufigkeit (Prävalenz) konnte in Japan nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki sowie in Europa nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl beobachtet werden. Die Symptome eines Schilddrüsentumors treten erst in späteren Stadien auf, sodass Untersuchungen zur Früherkennung (z. B. Sonographie) sehr wichtig sind.
Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen
Eine Erkrankung an der Schilddrüse muss gründlich untersucht werden. Hierzu wird zunächst eine Anamnese (Erfragung der Krankengeschichte) durchgeführt. Eine körperliche Untersuchung mit Tasten und Abhören von Geräuschen an der Schilddrüse gehört ebenfalls dazu. Weitere Untersuchungen sind:
Blutuntersuchung: wichtige Blutwerte sind TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon), T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin)
Messung von Autoantikörper im Blut
Ultraschall (Sonographie)
Szintigrafie (Messung der Aktivität der Zellen mit radioaktiv markierten Stoffen)
Schilddrüsenerkrankung: Therapiemöglichkeiten
Das Grundprinzip der Therapie von Schilddrüsenerkrankungen ist die Wiederherstellung eines normalen Hormonspiegels der Schilddrüsenhormone. Während bei einer Schilddrüsenunterfunktion eine Substitution der Schilddrüsenhormone durch tägliche Gabe von Thyroxin in Form von Tabletten notwendig ist, muss bei einer Schilddrüsenüberfunktion die Produktion der Schilddrüsenhormone reduziert werden. Dies kann durch verschiedene Therapiewege erreicht werden:
Medikamentöse Therapie
Thyreostatika sind Medikamente, welche die Produktion der Schilddrüsenhormone hemmen.
Propanolol hemmt die Umwandlung von T4 zu T3 und kann dadurch auch die Konzentration der aktiven Form T3 reduzieren. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, bevor Sie Medikamente selbst einnehmen.
Operative Therapie
Die operative Entfernung der Schilddrüse führt dazu, dass Schilddrüsenhormone nicht mehr vom Körper selbst produziert werden können. Eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsentabletten ist notwendig.
Radiojodtherapie
Radioaktives Jod wird als Tablette oder Flüssigkeit eingenommen. Dieses wird langsam in die Zellen der Schilddrüse aufgenommen und bewirkt über mehrere Monate den Zerfall der Schilddrüsenzellen.
Schilddrüsentumore können in der sonographischen Untersuchung (Ultraschall) erkannt werden. Es gibt mehrere Arten von Schilddrüsentumoren, die anhand einer Gewebeuntersuchung unterschieden werden können. Die Therapie hängt von der Art des Tumorgewebes und dem Stadium der Erkrankung ab. Eine gute Zusammenarbeit zwischen ÄrztInnen und PatientInnen ist bei einer Tumorerkrankung im Hinblick auf einer erfolgreichen Therapie unabdingbar.
Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen
Einer Hypothyreose kann durch eine ausreichende Zufuhr an Jod vorgebeugt werden. Jodiertes Salz, Algen, Meeresfrüchte und Salzwasserfische enthalten hohe Jodmengen. Regelmäßige Kontrollen bei einem Arzt oder einer Ärztin sind sinnvoll, damit eventuell die Dosis der Medikamente angepasst werden kann.
Häufige Fragen zur Schilddrüse
Die Schilddrüse produziert die Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin), welche sehr wichtig für die Funktion verschiedener Organe sind. Sie hat u. a. Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System und verschiedene Stoffwechselprozesse im Körper. Außerdem produziert die Schilddrüse Calcitonin, welches bei der Regulation des Calciumhaushalts beteiligt ist.
Die Symptome einer Schilddrüsenerkrankung sind sehr variabel. Nicht immer ist eine Vergrößerung der Schilddrüse festzustellen. Die Schilddrüsenunterfunktion präsentiert sich typischerweise mit Antriebslosigkeit und schneller Müdigkeit. Die Schilddrüsenüberfunktion wiederum mit Herzrasen und vermehrtem Schwitzen. Eine ärztliche Abklärung ist im Hinblick auf eine Ursachenfindung und eine langfristige Therapie sinnvoll.
Die vollständige Entfernung der Schilddrüse führt zu einem unvermeidbaren Ersatz der Schilddrüsenhormone. Dies beinhaltet die tägliche Einnahme von Thyroxin. Die Schilddrüse ist somit nicht lebenswichtig, aber die Schilddrüsenhormone sind lebenswichtig.
Die Schilddrüse kann vollständig operativ entfernt werden. Ein Leben ohne Schilddrüse ist möglich, allerdings müssen Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten als Ersatz täglich eingenommen werden.
Quellen
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