Schild als Wegweiser zur nächsten Toilette.
  1. Wer kann Urin spenden?
  2. Wie läuft eine Urinspende ab?
  3. Wird eine Urinspende vergütet?
  4. Wo kann man Urin spenden?
  5. Häufige Fragen zu Urinspende
Schild als Wegweiser zur nächsten Toilette.

Einer der Stoffe, von dem die meisten Menschen nicht einmal wissen, dass sie ihn spenden können, ist Urin. Dabei ist Urin sehr wertvoll. Er enthält wichtige Nährstoffe, die Pflanzen benötigen, um zu wachsen: Stickstoff, Kalium und Phosphor. Durch Filterprozesse können diese Stoffe gewonnen und anschließend genutzt werden.

Gesunde Erwachsene scheiden täglich 0,7 bis 3 Liter Urin aus.

Wer Urin spendet, hilft also dabei, wertvolle Rohstoffe zu gewinnen, insbesondere Phosphor. Die Vorkommen dieses Rohstoffes werden immer knapper. Phosphor wird vor allem in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt und muss aus dem Ausland importiert werden, damit der Bedarf gedeckt ist. Durch die Gewinnung von Phosphor aus Urin wären viele Länder nicht mehr auf teure Importe aus dem Ausland angewiesen und könnten den Lebensmittelanbau mit selbst gewonnenen Rohstoffen bestreiten.

Urin kann nicht nur zur Gewinnung von Phosphor, sondern auch für die Herstellung von Medikamenten genutzt werden. Aus dem Urin schwangerer Frauen wird das Schwangerschaftshormon humanes Choriongonadotropin (hCG) gefiltert. In einigen Fällen können Injektionen dieses Hormons unfruchtbaren Frauen zu einer Schwangerschaft verhelfen. Diese Spendenart ist in Deutschland bisher nicht möglich, wird aber in anderen EU-Staaten wie den Niederlanden bereits praktiziert.

Wer kann Urin spenden?

Dies ist abhängig von der anschließenden Verwendung des Urins. Geht es dabei um die Phosphorgewinnung, so gibt es keinerlei Beschränkungen.

Dient die Urinspende der Gewinnung von bestimmten Hormonen, so können z. B. nur Frauen mit einem passenden Hormonspiegel spenden. Das Schwangerschaftshormon hCG kann aus dem Urin schwangerer Frauen gewonnen werden. Das Follikel-stimulierende Hormon FSH befindet sich in hohen Konzentrationen im Urin von postmenopausalen Frauen (nach den Wechseljahren). Beide Hormone können die Fruchtbarkeit von Frauen erhöhen und so helfen, den Kinderwunsch zu erfüllen.

Wie läuft eine Urinspende ab?

In den allermeisten Fällen sind Urinspenden sehr unproblematisch. Für das Projekt “P-Bank” in Weimar (Mai 2019 bis März 2020) konnten SpenderInnen einfach eine der vorgesehenen Toilettenkabinen nutzen und dort urinieren. Anschließend wurde der gewonnene Urin aufgearbeitet und der extrahierte Phosphor zur Düngung von Pflanzen genutzt.

Laut der Projektseite spendeten die BesucherInnen der P-Bank durchschnittlich etwa 300 ml Urin, welcher 200 mg Phosphor enthält und ausreicht, um vier Möhren heranwachsen zu lassen.

In den USA gibt es ebenfalls ein Projekt zur Gewinnung von Düngemittel aus Urinspenden. Dabei wird zu Hause in einem großen Behälter Urin gesammelt, welcher dann eigenständig zu einer Sammelstelle gebracht werden muss.

Weiterhin kann Urin für die Forschung gespendet werden. Dabei sind Menge und Voraussetzungen von dem jeweiligen Forschungsvorhaben abhängig.

Wird eine Urinspende vergütet?

Urinspenden werden in Deutschland nicht vergütet.

In den Vereinigten Staaten gibt es einen regelrechten (Schwarz-)Markt für Urinspenden für Drogentests. Diese Proben werden meist im Internet gekauft und anschließend genutzt, um einen Drogentest zu bestehen. Vier Unzen (113 Gramm oder etwas mehr als 0,1 Liter) Urin werden für 100 Dollar gehandelt. Ein sehr findiger Verkäufer bietet komplette Sets an, inklusive der Möglichkeit, den Urin vor der Abgabe unauffällig auf Körpertemperatur zu erwärmen.

Wo kann man Urin spenden?

In Deutschland konnte man von Mai 2019 bis März 2020 in Weimar für die sogenannte “P-Bank” Urin spenden. Das entsprechende mobile Toilettenhaus stand auf dem Campus der Bauhaus-Universität in Weimar. Es handelte sich dabei um ein zeitlich begrenztes Kooperationsprojekt der Bauhaus-Universität Weimar und der WERKHAUS GmbH und wurde gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Der Name P-Bank hat gleich zwei Bedeutungen: Auf Englisch wird der Buchstabe P genau wie das Wort “pee” (Urin) ausgesprochen. Außerdem steht in der Chemie das P für Phosphor, also jenes Element, das vorranging aus dem Urinspenden gewonnen wird.

Aktuell ist in Deutschland kein ähnliches Projekt bekannt.

Häufige Fragen zu Urinspende

In den USA werden in einigen Bundesstaaten Urinspenden für Drogentests über das Internet angeboten. Dabei kommt die Urinprobe von SpenderInnen, die keinerlei Drogen einnehmen und wird von Personen verwendet, die trotz Drogenkonsum einen Test bestehen möchten. Solche Tests werden in den Vereinigten Staaten z. B. durch Polizei oder Arbeitgeber angeordnet.

Der Nachweis von Drogen im Blut ist meist auf wenige Stunden begrenzt. Im Urin kann i. d. R. für einige Tage die entsprechende Substanz nachgewiesen werden. Mit Haarproben kann, je nach Länge, auch nach Monaten oder Jahren noch ein Drogenkonsum nachgewiesen werden. Einfache Teststreifen können bei Urinproben eingesetzt werden, um z. B. Cannabis (THC), Ecstasy (MDMA), Kokain, Amphetamine und/oder Opiate nachzuweisen.

Normalerweise ist Urin blassgelb bis bernsteinfarben. Diese Färbung entsteht durch ein Pigment namens Urochrom und den Verdünnungsgrad des Urins. Medikamente und bestimmte Lebensmittel können vorübergehend die Farbe des Urins verändern. Bei verfärbtem Urin ohne bekannte Ursache sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, da dies auf eine Krankheit hinweisen kann.

Quellen

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