Frau mit innerer Unruhe nachdenklich auf Sofa.
  1. Was ist innere Unruhe?
  2. Begleitsymptome von innerer Unruhe
  3. Ursachen und häufige Erkrankungen
  4. Wann sollte eine ärztliche Abklärung stattfinden?
  5. Wie wird innere Unruhe diagnostiziert?
  6. Innerer Unruhe: Behandlung
Frau mit innerer Unruhe nachdenklich auf Sofa.

Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts sind ca. 9,8 Millionen Menschen in Deutschland von einer Angststörung betroffen.

Auf einen Blick
  • Innere Unruhe kann jeden Menschen betreffen.
  • Die Ursachen für innere Unruhe sind sehr vielfältig.
  • Innere Unruhe kann isoliert auftreten oder auf eine Erkrankung hinweisen.
  • Empfehlenswert ist eine ärztliche Abklärung, wenn innere Unruhe nach Beseitigung äußerer Ursachen weiter bestehen bleibt.

Was ist innere Unruhe?

Innere Unruhe kennt jeder und jede von uns. Die allgemeine Gelassenheit nimmt ab. Ein mulmiges Gefühl steigt auf. Sie ist nicht messbar. Sie tritt vor oder in Situationen mit viel Anspannung und Aufregung auf. In der Regel geht die innere Unruhe von allein wieder weg. Allerdings können sich auch andere Erkrankungen dahinter verstecken.

Begleitsymptome von innerer Unruhe

In der Regel tritt innere Unruhe selten allein auf. Sie wird oft begleitet von folgenden Symptomen:

Körperliche Symptome
Psychische Symptome

Im Prinzip kann innere Unruhe mit jedem körperlichen Symptom auftreten.

Ursachen und häufige Erkrankungen

Organische Ursachen

  • Genussmittel und Drogen wie Kaffee, Schwarztee oder Drogen wie Amphetamine, LSD, „Magic mushrooms“ und Cannabis können innere Unruhe auslösen. Auch ein abruptes Absetzen der genannten Genussmittel und Drogen nach regelmäßigem Konsum kann innere Unruhe auslösen.

  • Die Schilddrüsenüberfunktion tritt charakteristisch mit Herzrasen, Schweißausbrüchen und auch innerer Unruhe aus. Einer Überfunktion der Schilddrüse kann eine Schilddrüsenautonomie oder eine autoimmune Erkrankung der Schilddrüse wie z. B. der Morbus Basedow zugrunde liegen. Die Schilddrüsenüberfunktion kann in der ärztlichen Untersuchung und Blutuntersuchung festgestellt werden.

  • Herzrhythmusstörungen können ebenfalls innere Unruhe auslösen. Bei älteren Menschen kann eine Herzrhythmusstörung durch eine bereits vorhandene Herzerkrankung begünstigt werden. Bei jüngeren Menschen muss auch an eine angeborene Herzerkrankung gedacht werden.

  • Die Wechseljahre sind für typische Symptome wie Hitzewallungen, Gewichtszunahme und auch innere Unruhe bekannt. Diese entstehen durch eine hormonelle Umstellung bei Frauen in der 5. Lebensdekade.

  • Innere Unruhe kann eines der Warnzeichen bzw. Frühsymptome einer Migräneattacke sein. Sie tritt in der Regel mit einer gesteigerten Licht- und Geräuschempfindlichkeit auf. Auch Übelkeit und Erbrechen gehören zu den typischen Warnzeichen.

Psychische Ursachen

  • Insbesondere lebensverändernde Ereignisse und Situationen wie z. B. eine Abschlussprüfung, eine bevorstehende Geburt, ein Jobverlust oder ein Umzug können innere Unruhe verursachen. Bei diesen Ursachen kann häufig die Beseitigung des Auslösers die Symptome lindern oder verschwinden lassen. Nach der Prüfung kann dann aufgeatmet werden und die innere Unruhe ist weg.

  • Wenn die innere Unruhe anhält und keine äußeren Auslöser oder körperlichen Gründe gefunden werden, dann kann in Richtung psychischer Erkrankungen weiter gesucht werden. Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen, Depression und andere psychische Störungen werden oft von innerer Unruhe begleitet.

  • Angst zu empfinden gehört zu einem unserer Evolutionsvorteile. Wer Angst empfindet, kann auch Gefahren besser erkennen. Angststörungen können sich auf Situationen beziehen wie auf öffentlichen Plätzen mit vielen Menschen (Agoraphobie) auftreten. Auch Angst vor Tieren (z. B. Spinnen = Arachnophobie) erwies sich als ein evolutionärer Vorteil. Eine übermäßige Angst, die generalisiert ist, kann für Betroffene belastend sein. Sie stellt eine enorme Einschränkung des Alltags und der Lebensqualität ein.

  • Die ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) ist eine Erkrankung, welche häufiger bei Kindern diagnostiziert wird. Aber auch Erwachsene können davon betroffen sein. Sie macht sich bei Kindern durch fehlende Aufmerksamkeit und auffällig unruhiges Verhalten bemerkbar. Im Erwachsenenalter kann sie mit innerer Unruhe und Nervosität einhergehen. Eine Studie hat die Komorbidität (zeitgleiches Auftreten und gegenseitige Beeinflussung) von ADHS im Erwachsenenalter und der generalisierten Angststörung untersucht. Demnach zeigen Betroffene der einen Erkrankung auch Symptome der anderen.

  • Überforderung und Stress im Alltag und im Berufsleben über einen längeren Zeitraum können zu Burn-Out führen. Es handelt sich hierbei nicht um eine konkrete Erkrankung, sondern um einen temporären Zustand.

Oft können zeitgleich verschiedene Ursachen für innere Unruhe gefunden werden. Dies ist nicht verwunderlich, denn unser körperliches und seelisches Wohlbefinden hängt von vielen Faktoren ab.

Wann sollte eine ärztliche Abklärung stattfinden?

Innere Unruhe ist zunächst einmal nicht akut gefährlich. Sie ist keine Krankheit, sondern eine Befindlichkeit und kann auch von alleine weggehen. Über einen längeren Zeitraum kann innere Unruhe körperlich und psychisch dennoch sehr belastend sein.

Wenn der Auslöser für innere Unruhe (Situation, Genussmittel, Drogen) beseitigt und diese weiterhin anhält, sollte zunächst einen Hausarzt oder eine Hausärztin konsultiert werden. Bei Begleitsymptomen einer Depression wie Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit oder negativen Zukunftsgedanken kann eine Psychiaterin oder ein Psychologe weiterhelfen.

Wie wird innere Unruhe diagnostiziert?

Die Anamnese ist essenziell für eine anfängliche Einordnung der Ursache und des Schweregrades. Die körperliche Untersuchung ergänzt die Ersteinschätzung und gibt dem Arzt oder der Ärztin wegweisende Hinweise für den weiteren Verlauf. Abhängig von dem Verdacht, wird die Hausärztin oder der Hausarzt weitere Diagnostik anordnen wie z. B. eine Blutuntersuchung bei Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion. Vermutet der Arzt oder die Ärztin eine psychische Ursache, kann zunächst ein längeres Gespräch in der Hausarztpraxis geplant werden. Eine Überweisung zu einem Psychiater oder einer Psychologin kann dann ausgestellt werden.

Innerer Unruhe: Behandlung

Die Behandlung einer körperlichen Erkrankung hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Die Behandlung kann durch den Hausarzt oder die Hausärztin erfolgen. Bei speziellen Erkrankungen kann eine Überweisung zu einem Facharzt oder Fachärztin des betreffenden Fachbereichs erfolgen. Die Überweisung stellt in der Regel die Ärztin oder der Arzt in der Praxis für Allgemeinmedizin. Patienten und Patientinnen mit Herzerkrankungen sind bei einem Kardiologen oder einer Kardiologin in guten Händen. Die Schilddrüsenüberfunktion kann durch einen Endokrinologen oder einer Endokrinologin betreut werden.

Allgemeine Maßnahmen gegen innere Unruhe

  • Yoga

  • Meditation

  • Entspannungsübungen

  • Spaziergang an der frischen Luft und in der Natur

  • Sport (z. B. Schwimmen, Joggen, Fahrradfahren)

  • Grundlegende Grundbedürfnisse wie erholsamer Schlaf, gesunde Ernährung und Körperhygiene

Hausmittel gegen innere Unruhe

  • Ingwer- oder Kräutertee
  • Lavendelöl
  • Wenig aufregende Tätigkeiten wie Puzzeln oder Stricken
  • Instrumentalmusik

Psychotherapie

Psychotherapie in Form der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) wurde bereits durch mehrere Studien als effektive Therapieform für die generalisierte Angststörung nachgewiesen. Auch bei Phobien und Depression kann die KVT eine positive Wirkung zeigen. Das Ziel der KVT ist zunächst, den Betroffenen durch eine beobachtende Rolle ihre Angst und Emotionen zu zeigen. In nachfolgenden Schritten kann die Angst oder die negative Emotion durch die aktive Beobachtung bewusst gemacht werden. Ist dies erreicht, können Betroffene erlernen, die Situation neu und objektiv zu bewerten. Die Kosten für die Psychotherapie werden meist durch die gesetzliche Krankenkasse getragen.

Akupunktur und Akupressur

Akupunktur und Akupressur sind traditionelle chinesische Verfahren zur Behandlung von Schmerzen bei orthopädischen Beschwerden. In den letzten Jahren konnten Metaanalysen eine positive Wirkung auf Angststörungen zeigen.

Quellen

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  • Angststörungen. AMBOSS. 2021. https://www.amboss.com/de/wissen/angststorungen (zugegriffen 28. September 2021)

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  • Jacobi F, Höfler M, Siegert J, et al.: Twelve‐month prevalence, comorbidity and correlates of mental disorders in Germany: the Mental Health Module of the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1‐MH). Int J Methods Psychiatr Res 2014; 23: 304–19.

  • Reimherr FW, Marchant BK, Gift TE, et al.: ADHD and Anxiety: Clinical Significance and Treatment Implications. Curr Psychiatry Rep 2017; 19: 109.

  • Saeed SA, Cunningham K, Bloch RM: Depression and Anxiety Disorders: Benefits of Exercise, Yoga, and Meditation. AFP 2019; 99: 620–7.

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